BLOG - Vier Tipps für ETF-Regulierer

Wann ist ein Fonds zu komplex? Diese Frage müssen sich derzeit alle stellen, die mit der Regulierung von börsengehandelten Indexfonds (ETFs) zu tun haben. Die Gretchenfrage lautet dabei: Funds | 22.12.2011 15:10 Uhr
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Ist der abgebildete Index zu komplex oder sind es die Instrumente, die zur Abbildung des Indexes eingesetzt werden? Vielleicht ist es aber auch erst eine Mischung aus beidem.

Eine zu große Komplexität bedeutet, dass der ETF von Investoren nicht richtig verstanden wird. So führt zum Beispiel die bei vielen Produkten auf täglicher Basis durchgeführte Rücksetzung der Wertentwicklung der geshorteten (also auf fallende Kurse setzenden) oder gehebelten Indizes dazu, dass deren Wertentwicklung für viele Investoren nicht mehr selbsterklärend ist. Auch der Einsatz von Derivaten zur Nachbildung der Indizes kann die Komplexität eines Fonds deutlich erhöhen. In diesem Fall werden im Trägerportfolio bei vielen Fonds artfremde Wertpapiere genutzt, die bei einer Fondsanalyse zur Verwirrung der Anleger führen. Allerdings ist diese Technik im Rahmen von Swap-Geschäften völlig normal. Auch die zur Absicherung dieser Positionen genutzten Wertpapiere (Collateral) erhöhen oftmals die Komplexität der Produkte, da hier mitunter auch exotische Wertpapiere genutzt werden.

Aus meiner Sicht sollte eine mögliche neue Regulierung genau hier ansetzen. Zum einen sollten in den Trägerportfolios nur artgleiche Papiere, also zum Beispiel Aktien in Aktienfonds, verwendet werden. Zum anderen sollten zur Absicherung der Derivate nur bestimmte Wertpapiere, wie zum Beispiel erstklassige Anleihen oder Aktien von hochkapitalisierten Unternehmen (Blue Chips) aus den führenden Industrienationen,  zugelassen werden. 

Ein weiterer Punkt, der die Komplexität reduzieren würde, wäre eine zentrale Clearingstelle für die Abwicklung und Besicherung von Derivaten. Durch eine solche Instanz wäre es den Investoren klar, wo die zur Absicherung genutzten Papiere liegen und wie die Zugriffsrechte im Falle eines Falles geregelt sind.

Im Bezug auf die Produkteigenschaften bei short oder leveraged (also gehebelten) Indizes lässt sich durch eine Regulierung meiner Ansicht nach keine Verringerung der Komplexität erreichen. Deshalb muss bei diesen Produkten die tatsächliche Eignung als ein von allen Investoren nutzbares Anlageinstrument überdacht werden.

Durch diese relativ einfachen Maßnahmen könnte sowohl die Transparenz aller Arten von Fonds erhöht und gleichzeitig deren Komplexität reduziert werden. An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass die in der Kritik stehenden Techniken und Instrumente nicht nur von ETFs, sondern im gleichen Umfang auch von anderen Investmentfonds genutzt werden. Deshalb würde eine zu weit gehende Regulierung die gesamte Investmentindustrie in ihren Möglichkeiten beschränken. Dies kann und darf nicht das Ziel der Regulierer sein.

 


Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

 


Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):

Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 war er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Herbst 2010 ist Herr Glow Head of Lipper EMEA Research und damit Leiter der Fondsanalyse Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.

 


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