Das Comeback der Fondsindustrie nach der Finanzkrise scheint vorerst vorüber zu sein. Konkret hat sich das Umfeld – der Euroschuldenkrise sei dank – für die Branche im zweiten Halbjahr 2011 drastisch verschlechtert. „Europaweit überwiegen deutliche Volumenseinbußen“, so Bauer. Weiterhin boome das Geschäft hingegen in England, Irland und Skandinavien.
Märkte extrem volatil
„Die Kapitalmärkte befinden sich in Geiselhaft der Politik. Die Situation ist so schlimm wie zuletzt in den 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts“, sieht Bauer einen Hauptgrund für die „extrem volatile Situation an den Märkten“. Europaweit habe die Fondsindustrie in den ersten zehn Monaten des Jahres ein Minus von knapp 40 Milliarden Euro (2,6 Prozent, Anm.) auf 5,4 Billionen Euro verzeichnet.
Kommt Überregulierung?
„Man hat den Eindruck, dass jetzt versucht wird, die in der Vergangenheit mangelnde Regulierung durch Überregulierung auszugleichen“, so der RCM-CEO weiter. Er spricht sogar von einem „regulatorischen Tsunami“. Seit der letzten Krise hätten sich die Unternehmen und auch der private Sektor entschuldet. Nachsatz: „Jetzt liegt es am Staat dasselbe zu tun.“
Rückflüsse von 4,7 Prozent
Bei RCM beliefen sich die Rückflüsse bis Ende Oktober auf 4,7 Prozent, für Bauer ein „vergleichsweise überschaubares Ausmaß“. „Wir haben offensichtlich unsere Hausaufgaben gemacht, obwohl wir hauptsächlich in Aktien investiert sind“, sagt der Experte. In den kommenden Jahren rechnet Bauer mit einer Seitwärtsbewegung – sowohl was Absatz und Volumen betrifft.
Vertrauen zurückgewinnen
Am heimischen Fondsmarkt ist RCM mit einem Marktanteil von 20,4 Prozent weiterhin die Nummer eins. Zum Vergleich: Die Erste Sparinvest (ESPA) kommt auf knapp 18, Pioneer Investments auf 12,8 Prozent. „Ganz besonders wichtig ist es jetzt das Vertrauen der Kunden – unter anderem über diverse Tools und Veranstaltungen – zurückzugewinnen“, so Bauer.
Gefragt: Unternehmensanleihen
Laut Bauer soll die führende Position bei Großanlegern weiter ausgebaut werden. Angesichts der Staatsanleihen-Situation will der RCM-CEO in dem Segment einen verstärkten Trend hin zu Unternehmensanleihen ausmachen. Als eine „wichtige Weichenstellung“ bezeichnet Bauer die Neustrukturierung des institutionellen und internationalen Vertriebs.
Zuflüsse aus Italien
Im kommenden Geschäftsjahr will man sich auf die Kernmärkte konzentrieren und unter anderem die Schweiz stärker bearbeiten. „Zuflüsse werden zurzeit vor allem aus Italien verzeichnet“, so Bauer. Künftig soll auch die Kooperation mit der Raiffeisen Bank International (RBI) intensiviert und dadurch die Präsenz in Großbritannien, im mittleren Osten sowie in Südostasien verstärkt werden.