Eurozone in Geiselhaft der Schuldenkrise

• Eurokrise beherrscht weiter Wirtschaft und Finanzmärkte
• Stabile Daten aus den USA, Abkühlung bei den Emerging Markets
• Aktien als Spielball der Politik, Anleihenrenditen bleiben vorerst niedrig
Funds | 03.01.2012 12:29 Uhr
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Auch 2012 dürfte die Eurokrise das wirtschaftspolitische Hauptthema bleiben. Eine nachhaltige Lösung der (Euro-)Staatsschuldenkrise ist kurzfristig noch nicht in Sicht, die kleinen Fortschritte sollten jedoch ausreichen, eine Katastrophe zu verhindern. Anhaltende Unsicherheit und harte Sparbemühungen bremsen aber die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum, weshalb wir eine leichte Rezession erwarten. Kurzfristig könnte nur ein höheres globales Wirtschaftswachstum die Situation verbessern, da die anderen Belastungsfaktoren wie die Konsolidierung der Staatshaushalte und die restriktive Kreditvergabe der Banken länger anhalten dürften. Durch das schwache wirtschaftliche Wachstum wird allerdings auch die Inflationsentwicklung im Euroraum (zumindest kurzfristig) eingedämmt. Eine weiterhin expansive Geldpolitik erscheint damit gesichert. 2012 steht für die EU-Politik im Zeichen des Wiederaufbaus von Vertrauen. Beim wenig wahrscheinlichen Negativszenario eines ungeordneten Zahlungsausfalls eines Mitgliedsstaats oder eines Auseinanderbrechen des Euro wäre hingegen eine globale Rezession unvermeidbar.

USA mit moderatem Wachstum

 

Die Wirtschaftsdaten in den USA haben sich stabilisiert und deuten auf ein Wachstum von rund 2% im Jahr 2012 hin. Die Auswirkungen der (europäischen) Schuldenkrise und der globale Unsicherheitsschock erscheinen bisher gering, allerdings wird die weitere Entwicklung auch von der Arbeitsmarktsituation abhängen.
 
Euroland unter Beobachtung

Die großen Ratingagenturen verfolgen die Entwicklung in der Eurozone sehr kritisch. Die Herabstufung einiger Euroländer trägt nicht dazu bei, das Gefühl zu vermitteln, dass die Schuldenkrise rasch behoben werden kann. Ob die ersten Schritte in Richtung einer Fiskal- bzw. Transferunion zu einer Beruhigung beitragen können, ist noch ungewiss.
 
Gegenwind für Emerging Markets

In den Emerging Markets ist die globale Abkühlung spürbar. Aufgrund der engen Verflechtungen mit der Eurozone sind die Auswirkungen speziell in Zentral-, Ost- und Südosteuropa spürbar. Auch in Asien bleiben die großen Belastungsfaktoren nicht ohne Spuren, da auch die Konjunktur in China merklich an Schwung verliert. Trotz allem bleiben die Schwellenländer als Gesamtes aber die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft.
 
Belastungsfaktoren trüben auch 2012 die Aussichten für Aktien

In „normalen“ Zeiten orientiert sich ein Aktienmarkt-Ausblick an Wirtschaftswachstum und der gegenwärtigen Phase des Konjunkturzyklus. In der aktuellen Sondersituation werden Aktien zum Spielball der Politik, da die politischen Lösungsansätze für die Schuldenkrise das Marktgeschehen dominieren. Während in den USA die Anleihekäufe der FED stabilisierend wirken, verschärfen strengere Eigenmittelvorschriften in Euroland die Situation zusätzlich, sodass eine Rezession kaum mehr abwendbar scheint. Sowohl von der Konjunktur als auch von der Politik gehen Risiken für den Aktienmarkt aus – Vorsicht erscheint vorerst weiterhin angebracht. Bei einem „normalen“ Verlauf der Frühindikatoren könnte im 1. HJ 2012 eine Bodenbildung erfolgen, mit einer Entspannung wäre dann frühestens im 2. HJ 2012 zu rechnen.

Trotz einer erfreulich stabilen Entwicklung am direkten Immobilienmarkt ist der Ausblick für Immobilienaktien schwierig, da mögliche exogene Störfaktoren nicht seriös eingeschätzt werden können. Aus Sicht der Bank ist die hohe Korrelation zu den sonstigen Aktien fundamental nicht mehr gerechtfertigt und der daraus resultierende Discount macht Immobilienaktien attraktiv. In einem globalen Portfolio sollte man Asien favorisieren, die USA neutral gewichten und in Europa vorsichtig agieren.
 
Bei Staatsanleihen hält die Schuldenkrise Core-Renditen niedrig

Aufgrund der drohenden Rezession in Europa und der ungelösten Schuldenkrise dürften die Renditen 10-jähriger deutscher Staatsanleihen auf unter 1,5% fallen. Mit einer Trendwende im deutschen Anleihenmarkt ist voraussichtlich erst im Laufe des 2. Quartals zu rechnen, da die weiter steigende relative Attraktivität anderer Asset-Klassen zu Gewinnmitnahmen in deutschen Benchmarkanleihen führen sollte. Euro-Peripherieanleihen, Emerging-Markets-Anleihen aber auch die Aktienmärkte sollten zu diesem Zeitpunkt wieder vermehrt Investoren anlocken können.
 
Unternehmensanleihen: Hohe Bonität präferiert

Bei Unternehmensanleihen ist im 1. Quartal von einer anhaltend hohen Risikoaversion auszugehen. Mit dem Aufbau von zyklischen Unternehmen sollte man daher noch abwarten. Davon betroffen sind auch Bankanleihen. Die positive Entwicklung von Emerging-Markets-Anleihen wird sich 2012 fortsetzen. Da von einer härteren Rezession in Europa auch die Emerging Markets betroffen wären, ist ein Schwerpunkt abseits der osteuropäischen Länder mit engen Handelsverflechtungen zu Westeuropa empfehlenswert.
 
Rohstoffmärkte zwischen Risikoaversion und Inflationsangst

Das Jahr 2011 war geprägt von extremer Volatilität an den Rohstoffmärkten. Beispielsweise hatten Fukushima, der Arabische Frühling, der Bürgerkrieg in Libyen und die Eskalation der Euro-Krise massiven Einfluss auf die Preisentwicklung des Rohöls. Eine Eskalation der politischen Spannungen mit dem Iran könnte 2012 zu einer neuerlichen Explosion des Ölpreises führen. Da die Weltwirtschaft 2012 unterdurchschnittlich wachsen dürfte, ist ansonsten bei Rohstoffen wie etwa Industriemetallen mit seitwärts gehenden oder leicht rückläufigen Kursen zu rechnen. Bei Edelmetallen, die traditionell als Inflationsschutz gelten, könnten die deflationären Effekte der Entschuldungsbemühungen bei Konsumenten und Staaten belasten. Angesichts der unsicheren Zeiten wird sich der Goldpreis aber auch in einem leicht deflationären Umfeld stabil halten können. Allerdings ist Gold gegenüber anderen Rohstoffen und Aktien bereits überteuert.
 
ASSET ALLOCATION FÜR DAS 1. QUARTAL 2012

Asset Allocation

  • Euroschuldenkrise harrt einer Lösung, defensive Portfolioausrichtung weiterhin empfohlen
  • Breite Diversifikation angesichts hoher Prognoseunsicherheit besonders wichtig
  • Liquiditätsreserven erforderlich, um auftauchende Chancen nutzen zu können

Aktien

  • Schwelende Staatsschuldenkrise und Frühindikatoren sprechen für Vorsicht bei Aktien
  • Sparprogramme, drohende Kreditklemme und zu ambitionierte Gewinnerwartungen trüben das Bild zusätzlich
  • Emerging Markets und USA, sowie defensive Branchen bevorzugt

Anleihen

  • Rezession in Europa und Schuldenkrise halten Renditen der besten Schuldner niedrig
  • Anleihen von Top-Unternehmen empfohlen, zyklische Emittenten und Banken vorerst meiden
  • Emerging-Markets-Anleihen attraktiv, bei Osteuropa allerdings selektive Auswahl notwendig

Währungen

  • Zögerliches Handeln europäischer Politiker birgt Abwärtsrisiken für den Euro
  • Anhaltende Unsicherheit spricht dagegen für einen weiterhin starken Yen

 


 

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