Für Anleger sieht der Experte attraktive Renditechancen in Unternehmensanleihen und Gold.
Der gebürtige Grieche Anastassios Frangulidis sieht in der Euro-Krise viel mehr als eine reine Schuldenkrise der einzelnen Staaten: "Sie ist Ausdruck der im letzten Jahrzehnt entstandenen makroökonomischen Ungleichgewichte innerhalb der europäischen Währungsunion." Die Euro-Krise ist seiner Meinung nach zu einer Bankenkrise geworden. Die Banken sind vorsichtiger geworden, suchen nach Kapital und versuchen ihre Bilanzen zu verbessern. Als Folge werden Kredite nicht mehr so leicht verteilt. "Wir gehen davon aus, dass die Euro-Zone im Jahr 2012 eine Rezession erleben wird. Aber, dank einer Verbesserung der Konjunkturlage in den USA und später auch in Asien wird es auch die Eurozone schaffen in der zweiten Hälfte dieses Jahres aus der Rezession wieder herauszukommen", erkärt der Ökonom.
Südeuropäische Länder: Arbeitskosten reduzieren
Während viele südeuropäische Länder seit dem Euro-Start im Jahr 1999 klar an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hätten, seien die Löhne beispielsweise in Deutschland deutlich weniger stark angestiegen als die Arbeitsproduktivität. "Genau das macht die deutschen Unternehmen so erfolgreich", erklärt Frangulidis. "Eine Reduktion der Arbeitskosten ist in Griechenland, Portugal, Italien und Spanien kurzfristig auch die einzige Möglichkeit, die hohen Leistungsbilanzdefizite umgehend abzubauen." Wenn dies nicht gelingen sollte, so werden wir in den nächsten fünf Jahren keinen Euro als Länderwährung mehr haben, prognostiziert der Experte.
Um die Lohnstückkosten zu reduzieren ist es seiner Meinung nach wichtig die Strukturen innerhalb der betroffenen Staaten zu verändern: bessere Schulen, Universitäten, Ausbildungsplätze etc. müssen geschaffen werden, was aber natürlich nicht von einem Tag auf den anderen passieren kann. Die Bürokratien müssen vereinfacht werden und die Korruption bekämpft. "Es braucht aber vor allem den politischen Willen", betont Frangulidis.
Stabilisierung in den USA
Während Europa auf eine Phase der Rezession zusteuere, sieht der Ökonom in den USA erste Anzeichen einer Stabilisierung der Konjunktur. "Die Zukunftsmusik spielt aber in den Schwellenländern wie China, Brasilien oder Indonesien", so Frangulidis. "Mehr als die Hälfte des globalen BIP-Wachstums kommt bereits von den Schwellenländern. Und ihr Beitrag nimmt stetig zu."
Was bedeutet das für Anleger?
Christian Nemeth, Leiter Asset Management und Chief Investment Officer (CIO) der Zürcher Kantonalbank Österreich, rät zu einer "opportunistisch-chancenorientierten" Ausrichtung des Anlageportfolios: "Chancen an den Kapitalmärkten zu nutzen, ohne dabei das Risiko aus den Augen zu verlieren, wird für den mittelfristigen Anlageerfolg entscheidend sein." Momentan seien noch relativ geringe Diversifikationsmöglichkeiten vorhanden. "Diese konsequent auszunutzen ist im derzeitigen volatilen Umfeld sowohl am Aktien- als auch am Rentenmarkt besonders wichtig", so Nemeth.
Gold als attraktive Chance
Anastassios Frangulidis sieht auch in Gold weiterhin attraktive Chancen, da das Edelmetall von der sehr expansiven Geldpolitik und den Risiken im Zusammenhang mit den Staatsfinanzen vieler westlichen Staaten profitiere. Gute Möglichkeiten bieten auch Aktien "Die sehe ich im Moment eher unterbewertet, die Gewinne gut aufgestellter Unternehmen sind in den letzten Jahren stärker gestiegen als die Aktienpreise", so der Experte.