Die Ergebnisse auf einen Punkt gebracht: Das Wissen hat sich leider wieder verschlechtert. AXA Investment Managers hat gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut TNS Infratest 1.000 Personen zu ihren Kenntnissen über Investmentfonds befragt. Dieses Jahr wurde erstmals auch neben den Standardfragen auf zeitkritische und aktuelle Themen Bezug genommen.
Der österreichische Fondsbesitzer
17 Prozent der Österreicher halten Fonds, was auch den Zahlen des Vorjahres entspricht. Der typische Fondsanleger lässt sich in folgende Gruppen einteilen: der Anteil der Jüngeren (18-39 Jahre) (42 Prozent), der Männer (56 Prozent) und der Besserverdiener (€ 3.001 +) (22 Prozent) hat deutlich zugenommen. Weniger vertreten sind in diesem Jahr diejenigen, die mittleres Einkommen (€ 1.501-3.000) haben (46 Prozent), und die Laien (27 Prozent).
Selbsteinschätzung zum Finanzwissen
Die Frage "Wir würden Sie selbst Ihr Wissen in Bezug auf finanzielle Angelegenheiten einstufen?" wurde gestellt. 53 Prozent fühlen sich als Experten, d.h. sie glauben von sich selbst, dass sie gut oder sehr gut Bescheid wissen. Entgegengesetzt glauben 46 Prozent der Österreicher, dass sie weniger gut oder gar nicht Bescheid wissen. Wichtig ist hier zu betonen, dass es dabei um die subjektive Selbsteinschätzung geht.
Eigener Wissensindex
AXA Investment Managers hat einen eigenen Wissensindex erstellt bei dem Punkte zwischen 0-100 vergeben werden. Die Berechnung des Index erfolgt durch eine bestimmte Fragestellung, die über die letzten Jahre stabil gehalten wurde. Die Zusatzfragen zu aktuellen Themen gehen nicht in diesen Index mit ein. Es ergeben sich damit vier Subgruppen: Der Unwissende hat einen Index von 0-30, der Anfänger zwischen 31-50, der Fortgeschrittene zwischen 51-70 und der Profi zwischen 71-100.
Das Wissensniveau des Österreichers ist mit 45 von 100 Indexpunkten unter dem Niveau des Vorjahres. Nur die Besserverdiener und die Fondsbesitzer erreichen ein Niveau von über 50 Punkten und damit den Status "fortgeschritten". Den niedrigsten Wissensstand mit gerade einmal 38 Punkten erreichen die 60+ Jährigen, dicht gefolgt von den selbsternannten Laien mit 40 Punkten.
Die Anzahl jener, die sich überhaupt nicht auskennen, erreicht in diesem Jahr seinen Höhepunkt mit 27 Prozent. "Das steht sicherlich im Zusammenhang damit, dass bei vielen Fragen als Antwort "Weiß nicht" angegeben wurde", erklärt Karin Kleinemas, die für Nordeuropa zuständige Marketing Chefin bei AXA Investment Managers. Entsprechend zählen die meisten der Österreicher zum Anteil der Anfänger. Auch die Summe der Fortgeschrittenen und der Profis ist gegenüber dem Vorjahr um 7 Punkte zurückgegangen.
Es zeigt sich, dass sich die Österreich ganz klar mehr Bildung über Finanzwissen wünschen. Der Großteil glaubt, dass Finanzbildung in die Lehrpläne der Schulen gehört. "Wie man sieht, klafft hier Wunsch und Wirklichkeit doch weit auseinander", kommentiert die Expertin. 17 Prozent nutzen die Schule als Informationsquelle zu Finanzwissen und rund 52 Prozent wünschen sich die Schule als Quelle. Einen verstärkter Informationsbedarf gibt es zum Thema Finanzen über Seminare, Ausbildungsstätten, dem Internet und auch über Bücher. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Anzahl der genutzten Medien und Quellen im Durchschnitt gestiegen sind. "Das lässt sich daraus erklären, dass immer mehr neue Medien eine Rolle spielen. Die Informationsflut wird auch immer größer" so Kleinemas.
Wissensfragen
Es wurde festgestellt, dass der Anteil an "Weiß nicht" oder "keine Angaben" Antworten gestiegen ist. Jeder Dritte konnte mit keiner der gestellten Wissensfragen etwas anfangen. Ebenso ist der Anteil der falschen Antworten weiterhin auf einem hohen Niveau.
Die Frage "Ein Rentenfonds investiert in festverzinsliche Wertpapiere" konnten nur 40 Prozent der Befragten richtig beantworten. Die Frage "Das Vermögen des Investmentfonds bleibt bei einer Insolvenz des Fondsanbieters geschützt" haben sogar 41 Prozent falsch und 36 Prozent mit "weiß nicht" beantwortet.
Nachhaltigkeit
Das Thema Umwelt, Soziales und Nachhaltigkeit gewinnt für die Österreicher an Bedeutung. Sie wollen auch nachhaltig investieren, wissen aber nicht wie. Der Großteil der Befragten, nämlich 61 Prozent, kennt den Begriff Nachhaltigkeit, doch glauben 30 Prozent, dass nachhaltige Investments gleichzeitig weniger Renditen bedeuten. Für knapp die Hälfte der Österreich spielt Nachhaltigkeit bei der Anlageentscheidung eine wichtige Rolle, jedoch knapp ein Drittel kennt keine geeigneten Produkte.
Ertragsschätzung von Aktienfonds
Auf die Frage wie sich die Österreicher die Wertentwicklung von Aktienfonds in Europa bei einer Anlage von € 1.000 über 20 Jahre beurteilen, gaben die Österreicher im Schnitt € 18.352 an. Der tatsächliche Wert liegt bei € 26.533. "Dies ist sicherlich damit begründet, dass die aktuellen Kursschwankungen und die Lage aktuell an den Märkten dazu beiträgt, dass der langfristige Effekt bei der Ertragsschätzung gar nicht berücksichtigt wird," erklärt Karin Kleinemas. Man kann generell sagen, dass seit 2007 der Ertrag unterschätzt wurde. 2010 jedoch sticht durch eine am meisten realistische Einschätzung hervor.
Einstellung zu Investmentfonds
Eine der Fragen zur Einstellung lautete: "Für die Geldanlage in Fonds braucht man vertiefte wirtschaftliche Kenntnisse". Ganze 66 Prozent der Österreicher stimmten der Aussage zu - 2007 waren es lediglich 49 Prozent. Auch Fondsbesitzer, also gerade jene Personen von denen man denken sollte, dass sie sich besonders gut auskennen, stimmten auch zunehmend der Frage zu. 2007 waren es 44 Prozent und heute sind es bereits 59 Prozent der Fondsbesitzer die glauben, dass man wirtschaftliche Kenntnisse für die Geldanlage in Fonds benötigt.
Bedeutung von Finanzberatung in der Bevölkerung
Die Beratung hat bei der Mehrheit der Bevölkerung einen hohen Stellwert. In 2007 waren es nur 64 Prozent, die Beratung als wichtig empfanden, und heute sind es bereits 83 Prozent. Bei den Fondsbesitzern sind es sogar ganze 96 Prozent die Beratung bei der Geldanlage in Fonds als wichtig ansehen.
Die Befragung ergab ebenfalls, dass das Vertrauen in namhafte Anbieter von Fonds weiterhin auf einem hohen Niveau ist. Bekannte Anbieter sind gefragt.
Fonds als Altersvorsorge
"Die Geldanlage in Fonds eignet sich gut für die Altersvorsorge": Hier gibt es eine leichte Verbesserung zum Vorjahr. 2010 hielten 47 Prozent der Österreicher Fonds für Altersvorsorge-tauglich und 2011 bereits 49 Prozent, also knapp die Hälfte der Bevölkerung. Bei Ausbruch der Krise 2009 lag der Wert noch bei 43 Prozent und bei den Nicht-Fondsbesitzern lag er bei nur 40 Prozent.
Ebenso stieg der Anteil jener, die lieber eigenständig sparen auf 19 Prozent gegenüber 13 Prozent im Vorjahr. Kleinemas sieht hier den Grund dafür, dass die Personen denken, mit dieser Strategie flexibler reagieren zu können.
Verschiede Fondsarten wurden abgefragt: Die meisten kennen Aktienfonds, Renten- und Immobilien-Fonds. Alles andere verstehen die meisten nicht oder haben es noch nicht gehört. "Der stete Tropfen höhlt den Stein", bringt es Karin Kleinemas auf den Punkt. Darin begründet sie auch die Herausforderung dieser Studie.
Auf die Frage "Die Altersvorsorge mit Fonds eignet sich nur für Besserverdiener" stimmten die Generation 60+ und die Geringverdiener (< 1.500 €) am meisten dieser Aussage zu (jeweils mit 47 bzw. 48 Prozent). Zu hinterfragen wäre hier die Relevanz der Ergebnisse, da Geringverdiener kein Geld zur Verfügung haben um sich Gedanken über die Altersvorsorge zu machen und die 60+ Jährigen mit diesem Thema eigentlich schon durch sind.
Ländervergleich
Die vorliegende Studie wurde in den drei Ländern Österreich, Deutschland und der Schweiz durchgeführt. Stellt man nun das tatsächliche Wissensniveau der drei Personengruppen gegenüber, so zeigt, sich, dass dieses relativ konstant geblieben ist über die letzten Jahre. Das Wissen hat sich nicht tendenziell bewegt. Die Österreicher haben den niedrigsten Indexwert und liegen bei 45, die Schweiz bei 46 und Deutschland bei 48 Indexpunkten.
27 Prozent haben dieses Jahr den Indexbereich zwischen 0-30 erreicht - dies ist wohl auf die vielen "keine Antwort" zurückzuführen und die Unsicherheit. Deutschland hat hier 14 Prozent und die Schweiz 18 Prozent.
Selbsteinschätzung der Bevölkerung
Die vergleichende Betrachtung der Besserinformierten (mit Wissenstest abgefragt) und der Experten (Selbsteinschätzung) zeigt, dass die Österreicher aktuell am stärksten dazu neigen ihre Finanzkenntnisse zu überschätzen.
Was kann man tun?
Bei diesen Ergebnissen stellt sich natürlich die Frage was man dagegen tun könnte. AXA Investment Managers stellt die Studie seinen Beratern, Kunden und auch Verbänden zur Information zur Verfügung. Damit soll gewährleistet werden, dass vor allem die Berater bereits in ihren Schulungen besser auf die Fragen und Nöte der Kunden eingehen können.