Economics Forum: Wettbewerb in den €-Ländern

Wie wird sich die Wettbewerbsstärke oder –schwäche der EU-Länder in den nächsten drei Jahren entwickeln und welche Indikatoren messen dies am besten? Wie könnte die Wettbewerbsfähigkeit der südlichen Euroländer gesteigert werden, um die Schuldenkrise besser bewältigen zu können? Funds | 07.02.2012 04:45 Uhr
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Mag. Gerold Permoser, CFA, Macquarie Investment Management (03.02.2012): "Zentral für die weitere Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Eurozone ist die Frage, ob die wettbewerbsschwächeren Länder es schaffen, ihre Produktivität, d.h. das Verhältnis von Output zu Input, zu steigern.

Im Falle der relativen Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Eurozone gilt es zwei weitere Aspekte zu beachten. Zum einen müssten die wettbewerbsschwächeren Länder nicht nur ihre Produktivität steigern, sondern sich auch relativ zu den Wettbewerbsstärkeren verbessern. So müsste z.B. Italien nicht nur die Produktivität steigern, sondern dies auch schneller tun als z.B. Deutschland. Zum anderen müsste aber auch die Beziehung zu Ländern außerhalb der Eurozone in Betracht gezogen werden. Würde etwa Italien gegenüber Deutschland an Boden verlieren, aber gegen alle Länder außerhalb der Eurozone an Wettbewerbsfähigkeit zulegen, würde das ebenfalls zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in Italien führen, gleichzeitig würden die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in der Eurozone sogar noch größer werden, als sie es ohnehin schon sind.

Was können die Länder nun machen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern?
Geht man von der Definition von Produktivität aus, gibt es zwei Ansatzpunkte, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen: zum einen kann am Output, zum anderen am Input angesetzt werden. Die Produktivität zu steigern ist aber keine kurzfristige Angelegenheit, sondern in der Regel ein politisch und sozial mühsamer, langwieriger und fragiler Prozess, der sich über viele Jahre hinzieht. Ein Paradebeispiel dafür ist etwa der aktuelle Musterschüler Deutschland. Reizwörter wie Agenda 2010 und Hartz IV stehen symbolisch für diesen Prozess, der die dafür verantwortliche Regierung Schröder/Fischer letztendlich das Amt gekostet hat.

Geht man wieder zur Produktivität zurück, ist schnell klar, dass zumindest kurzfristig keine Steigerung der Produktivität durch eine Erhöhung des Outputs wahrscheinlich ist, da die Welt derzeit unter fehlender effektiver Nachfrage leidet. Eine Tatsache, die sich in Zeiten einer weltweiten Verschuldungs- und Immobilienkrise kaum so schnell ändern wird.

Bleibt letztendlich nur der Weg über die Inputkosten. Hier kann man an den Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit oder der die beiden verbindenden Technologie ansetzen. Als Folge der aktuellen Krise haben sich die relativen Kapitalkosten zwischen den Ländern der Eurozone deutlich verschoben. Ausgelöst durch eine Vertrauenskrise haben sich die Kosten für die wettbewerbsschwächeren Länder zum Teil deutlich erhöht und die wettbewerbsstärkeren gesenkt. Dieses Phänomen ist allerdings erst in jüngster Vergangenheit virulent geworden und kann daher nicht für die Fehlentwicklungen der letzten 10 Jahre verantwortlich gemacht werden. Dazu kommt, dass die Kapitalkosten weitgehend vom Kapitalmarkt bestimmt werden und sich – allen Versuchen der EZB zum Trotz – wahrscheinlich erst dauerhaft entspannen werden, wenn sich die Wettbewerbsproblematik gelöst hat.

Mit einem Abbau der Wettbewerbsunterschiede durch verbesserte Produktionstechnologien oder mehr Know How in den wettbewerbsschwächeren Ländern ist wohl ebenfalls nicht zu rechnen. Dazu fehlt die Investitionsbereitschaft (=Vertrauen), der zur Finanzierung nötige Zugang zum Kapitalmarkt, sowie die Anreize für externe Investoren. Dazu kommt, dass Produktivitätsgewinne aus Investitionen in Aus- und Weiterbildung bzw. in das Schul- und Universitätssystem generell die Paradebeispiele für Langfristinvestitionen sind.

Was heißt Harz IV auf Italienisch?
Bleibt letztendlich der Produktionsfaktor Arbeit. Genau dieser Faktor bzw. seine Kosten und die Flexibilität seines Einsatzes stehen auch im Mittelpunkt der aktuellen Reformagenden der italienischen und spanischen Regierung. Geringere Kosten (weniger Sozialleistungen, Pensionsreform, eine Senkung der Lohnnebenkosten, längere Arbeitszeiten, etc.) und höhere Flexibilität (beim Abbau von Mitarbeitern, beim Zugang zu bestimmten Berufen, etc.) werden in den nächsten Jahren unvermeidlich und zur Lebensrealität vieler Europäer werden. Wenn man dem deutschen Muster vertraut, wird das ein Prozess sein, der viele Jahre dauert, gesellschaftlich zutiefst kontroversiell ist und seinem Schöpfer ein Zauberlehrlingsschicksal eintragen kann, selbst wenn er am Ende in einer höheren Wettbewerbsfähigkeit und niedrigeren Arbeitslosenraten resultiert.

Welche Indikatoren zeigen, ob die südlichen Länder ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können?
Entsprechend der oben beschriebenen Analyse liegt es nahe, ein Set von Indikatoren zur Beurteilung der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit zu verwenden. Als aussagekräftige Proxy für die Kapitalkosten kann die Entwicklung der 10jährigen Staatsanleihen, der Risikoaufschläge von Banken und Unternehmen, sowie die relative Performance von Aktienindizes herangezogen werden. Technologischen Wandel wird man etwa an der Entwicklung der Investitionen bzw. der relativen Performance relevanter Aktien(indizes) ableiten können. Was die Entwicklung des Produktionsfaktors Arbeit betrifft, werden Lohnabschlüsse, das Zustandekommen von Reformen im Bereich Arbeitsmarkt und Pensionen, die Entwicklung der Beschäftigungskennzahlen oder von Preisindizes Auskunft über Erfolg oder Misserfolg der Bemühungen, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, geben.

Daneben gibt es noch eine Reihe von Indikatoren, die weniger als Vorlaufindikatoren, sondern als Bestätigung der Entwicklung herangezogen werden können. Hier bieten sich etwa die vom EU-Parlament im September 2011 im Rahmen des Economic Governance-Verfahrens zur Identifikation wirtschaftlicher Fehlentwicklungen in der Eurozone genannten, und im sogenannten Scoreboard zusammengefassten, Faktoren an:
- Leistungsbilanz
- Nettoauslandsvermögen
- Exportmarktanteile
- nominale Lohnstückkosten
- reale effektive Wechselkurse
- Entwicklung der Arbeitslosigkeit
- Verschuldung des Privatsektors
- Kreditversorgung des Privatsektors
- Immobilienpreise
- Staatsverschuldung

Zum Erfolg verdammt
Nach dem Wegfall der Währungen in Europa scheint der Arbeitsmarkt derzeit das wichtigste wirtschaftliche Überlaufventil innerhalb der Eurozone zu sein. Deutschland hatte im Dezember 2011 mit einer Arbeitslosenquote von 6,7% den niedrigsten, Spanien mit 22,8% den höchsten Wert seit Einführung des Euros zu Buche stehen. Arbeitslosenzahlen in dieser Größenordnung sind nicht nachhaltig verkraftbar. Da der Euro too big to fail ist, und damit der „schnelle“ Ausgleich durch entsprechende Währungsbewegungen wegfällt, bleibt nur der schwere Weg über Strukturreformen. Vor diesem Hintergrund sieht Macquarie Investment Management Austria Kapitalanlage AG erfolgreiche Strukturreformen (immer noch) als das wahrscheinlichste Szenario für die nächsten Jahre an. Vor diesem Hintergrund werden die wettbewerbsschwächeren Staaten innerhalb der Eurozone relativ und die Eurozone insgesamt an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen. Sollte diese Prognose falsch sein, wird man keine drei Jahre brauchen, um es zu wissen."

Dieter Guffens, Senior Economist KBC Asset Management Brüssel (06.02.2012): "In den letzten Jahren wurde es stets deutlicher, dass es zwischen den EWU-Mitgliedsstaaten große und wachsende volkswirtschaftliche Ungleichgewichte gibt. Die wichtigsten Symptome hierfür ist erstens die hohe und wachsende Staatsverschuldung, in erster Linie in den südlichen Staaten der EWU (der Fall Irland hat eine andere Ursache). Zweitens haben diese Volkswirtschaften groβe Defizite in der Handelsbilanz. Diese Defizite werden oft interpretiert als Zeichen einer mangelnden Wettbewerbsfähigkeit. Während die langfristige Lösung des ersten Problems auf der Hand liegt, nämlich eine verantwortlichere Haushaltpolitik, ist die Lösung für das zweite Problem komplizierter.

Einer der meistbenutzten Maßstäbe der sogenannten Wettbewerbsfähigkeit ist der reale Wechselkurs, das heiβt der nominale Wechselkurs korrigiert für die relative Preisentwicklung. Tatsächlich zeigen diese Indikatoren eine signifikante reale Aufwertung der "Währung" der südlichen EWU-Staaten zum Beispiel im Vergleich zu Deutschland. Dies stützt die These, dass die südliche EWU-Staaten im letzten Jahrzehnt kontinuierlich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben, was zu Ungleichgewichten in der Handelsbilanz zwischen den EWU-Staaten geführt hat (als Ganzes hat die EWU eine in etwa ausgeglichene Handelsbilanz mit dem Rest der Weltwirtschaft).

Obwohl diese Analyse sicher einen wahren Kern enthält, muss man vorsichtig sein mit diesem Konzept um wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen zu ziehen. Der wichtigste Aspekt ist, dass individuelle Firmen mit einander konkurrieren, Volkswirtschaften als Ganzes jedoch nicht. Eine Wirtschaft kann noch so unproduktiv sein in allen Sektoren, sie wird immer ihren sogenannten „komparativen Vorteil“ haben in bestimmten Sektoren und deshalb vollwertig am internationalen Handel teilnehmen können. Der Begriff der Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft wird darum besser definiert als die Fähigkeit, ein nachhaltiges Gleichgewicht zu erreichen, vor Allem eine Vollbeschäftigung der Produktionsfaktoren. Indikatoren wie Arbeitslosigkeit und Kapazitätsauslastung sind hierbei eher hilfreich.

Diese Wettbewerbsfähigkeit kann erhöht werden durch die Verringerung der Starre auf dem Arbeitsmarkt und durch eine Steuer- und Bildungspolitik, die die Schaffung von Arbeitsplätzen im sogenannten Niedriglohnsektor stimuliert. Diese Faktoren sind besonders wichtig in den Defizitstaaten der EWU, sind aber auch relevant in den Überschussländern. Die belgische Wirtschaft, zum Beispiel, hat einen Handelsbilanzüberschuss, kann aber nach unserer Definition beschwerlich als sehr wettbewerbsfähig bezeichnet werden. Die aktuellen belgischen Wirtschafsstrukturen sind derzeit nicht in der Lage, um das Problem der Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen."

Tim Stevenson, Fondsmanager, Henderson Global Investors (06.02.2012): "As this sovereign crisis has developed the differences between Europe’s northern states and their southern counterparts have become ever more apparent. The most recent IMF forecasts show a decline in Eurozone GDP of -0.5% in 2012, with it felt most in the southern states (Italy -2.2% and Spain -1.7%). To aid the recovery of these ailing states two things need to happen. First, a firewall needs to be created so that the creditworthiness of sovereigns is less of a concern. This can be achieved through better financial discipline (taxing those who should be taxed and operating governments more efficiently) and the commitment of Northern Europe, the ECB and IMF to grant the time it takes to deploy such discipline. Second, and more importantly, growth needs to be achieved. Determining if these two factors are mutually exclusive is at the centre of the debate. Politicians have placed greater importance on the former over the last year but now seem to be slowly shifting toward growth policies (see recently agreed policies to ‘enhance cross-border labour mobility’). The success of these policies will ultimately show in the form of PMIs, youth unemployment and critically GDP growth."

Renten-Experten von Raiffeisen Capital Management (06.02.2012): "Die in den südlichen Eurozone-Ländern derzeit umgesetzten Konsolidierungsprogramme zielen neben einer Verbesserung der Staatsfinanzen auch auf eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit dieser Volkswirtschaften ab. Der Fokus liegt dabei auf der Flexibilisierung der zumeist rigiden Arbeitsmarktstrukturen, der Liberalisierung geschlossener Berufszweige, der Reform des Justizsystems und der Senkung der Lohnkosten (=interne Abwertung). Auf Sicht drei Jahre sollten die angestoßenen Strukturreformen erste Erfolge zeigen. Um abzuschätzen, ob die gesetzten Maßnahmen tatsächlich positive Wirkung zeigen, kann die Entwicklung der Lohnstückkosten und der Leistungsbilanzsalden herangezogen werden. Sind hier deutlich sinkende Lohnstückkosten und Leistungsbilanzdefizite zu beobachten, sind die südlichen Eurozone-Länder auf dem richtigen Weg, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern."

Anton Brender, Chief Economist, Dexia Asset Management (06.02.2012): "Competitiveness has many components and only a few can change rapidly. Actually the only quick fix to weak price-competitiveness is currency devaluation. Unfortunately euro countries cannot control this variable and have a fixed exchange rate against many of their important trade partners. So improvements in price-competitiveness have to be achieved mainly through relative unit-labor costs changes. In a low growth environment, this can be very painful: it implies either firing people to increase productivity or decreasing their pay! And even if it is achieved it may not be sufficient to compensate for the non-price competitiveness deficiencies of some countries. Again, this dimension of competitiveness can change only very slowly, two-three years being a minimum. The conclusion is simple: to improve their export perspectives Greece and Portugal would have to undergo a dramatic adjustment of their unit labor costs … or take advantage of a strong rebound of domestic demand in their main trading partners. Given the geographical structure of their trade, the latter is unfortunately not very likely!"

Dr. Dirk Schmitt, CFA, Investment Analyst, Flossbach von Storch AG (06.02.2012): "Durch die Europäische Union geht ein tiefer Riss. Der Euro, der die europäische Integration nach dem Willen der Politik eigentlich „krönen“ sollte, erweist sich zunehmend als Spaltpilz. Weder in ökonomischer noch in politischer Hinsicht kann von einem Konvergenzprozess die Rede sein. Der Versuch, wirtschaftlich und kulturell heterogene Länder in das enge Korsett einer Währungsunion zu quetschen, wird die wirtschaftlichen Gräben in Europa weiter vertiefen.

Die Wettbewerbsfähigkeit der verschiedenen Länder lässt sich an ihren Leistungsbilanzsalden ablesen. Während Nordländer wie Deutschland, Finnland oder die Niederlande satte Leistungsbilanzüberschüsse aufweisen, importieren vor allem die Länder im Süden Europas chronisch mehr Güter und Dienstleistungen als sie exportieren. Das süße Gift der bereits im Vorfeld der Euro-Einführung sinkenden Zinsen hat dort einen regelrechten Konsum- und Immobilienrausch entfacht. Infolgedessen sind die Lohnstückkosten drastisch gestiegen, was die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der „Club Med“-Staaten heute stark beeinträchtigt.

Nach dem Rückzug der privaten Kapitalgeber werden die Leistungsbilanzdefizite nun durch absurde Rettungskonstrukte a lá EFSF/ESM sowie durch die EZB (Target2) alimentiert. Dass der Anreiz der Empfängerländer, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit durch drastische Strukturreformen zu verbessern, durch den finanziellen Beistand der Geberländer sicherlich nicht gefördert wird, liegt auf der Hand. Hinzu kommt, dass die auferlegten Austeritätsprogramme von den betroffenen Interessengruppen als illegitimes Spardiktat empfunden werden. Es ist daher geradezu illusorisch, dass die eigentlich notwendige reale Abwertung gelingen kann. Durch einen Euro-Austritt der wettbewerbsschwachen Südländer könnten diese unausweichlichen Anpassungslasten durch eine Abwertung des Wechselkurses erträglicher gestaltet und die Konkurrenzfähigkeit verbessert werden. Das Ausscheiden von Defizitländern würde zugleich für eine stärkere Homogenität der im Euro verbleibenden Volkswirtschaften sorgen. Eine Währungsunion, die nach dem Prinzip „Die einen haften und die anderen geben das Geld aus“ funktioniert, pervertiert dagegen das Solidaritätsprinzip und ist zum Scheitern verurteilt."

Dr. Thomas Liebi, CFA, Chief Economist, Swisscanto Asset Management (06.02.2012): "Die erheblichen Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Mitglieder, welche bereits bei der Gründung der Eurozone bestanden, haben sich seither weiter vergrössert. Erst aufgrund des anhaltenden massiven Drucks der Finanzmärkte wurden in Südeuropa nun erste Reformschritte an die Hand genommen.  Es ist allerdings noch ein langer Weg, bis die Reformen Wirkung zeigen. Lohnstückkosten, Arbeitsmarktflexibilität, Behördeneffizienz und Bildungsindikatoren liegen in den angeschlagenen Staaten teilweise deutlich unter dem EU-Durchschnitt. So verlassen beispielsweise junge Menschen in Portugal die Schule im Durchschnitt bis zu vier Jahre früher als ihre Altersgenossen in anderen europäischen Ländern. Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit  in Südeuropa ist eine Frage von Jahren. Kurzfristig ist aber bereits einiges gewonnen, wenn die Bürokratie abgebaut wird, alte Pfründe geschützter Berufsgruppen abgeschafft werden und der rigide Kündigungsschutz in zahlreichen Ländern gelockert wird."

Gerhard Winzer, Chefvolkswirt ERSTE-SPARINVEST (07.02.2012): "Im Prinzip gibt es nur zwei Möglichkeiten, die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes wie z.B. von Frankreich, Italien oder Spanien zu erhöhen: 1) Abschwächung der Währung gegenüber den Handelspartnern: Innerhalb der Eurozone ist das nicht möglich. Gegenüber den Ländern außerhalb der EWU wird langfristig wahrscheinlich nur gegenüber den Emerging Markets eine Abschwächung stattfinden. Gegenüber den Währungen der Industriestaaten außerhalb der EWU besteht tatsächlich die Gefahr eines "Abwertungswettlaufs". 2) Damit bleiben nur niedrigere Lohnstückkosten übrig. Daraus ergeben sich zum einen Lohnzurückhaltung (Lohnkürzungen sind schwer durchzusetzen) und zum anderen eine Erhöhung des Outputs (realen Bruttoinlandsprodukts) pro Beschäftigten (=Strukturreformen). Eine gemeinsame Wirtschafts- und Fiskalpolitik innerhalb der Eurozone würde diesen schmerzhaften Prozess erleichtern, findet aber nicht statt. Damit ist klar, dass auf kurze Sicht die notwendigen Reformen die wirtschaftliche Aktivität über den Druck auf Löhne und Beschäftigung dämpfen. Unmittelbar erhöht die Senkung der Lohnstückkosten die Glaubwürdigkeit des betroffenen Landes für die potenziellen Kapitalgeber (Institutionelle Investoren, andere Staaten, EZB, IWF,...). Damit kann gewährleistet werden, dass eine Liquiditätskrise nicht in eine Solvenzkrise mündet."

Stuart Thomson, Chief Economist, Ignis Asset Management (07.02.2012): “The competitiveness of the peripheral European economies will undoubtedly improve over the next few years. However, the most likely means of improvement will be recession and internal deflation through rising unemployment and declining real wages. Such internal devaluation within a monetary union is slow and painful with clear negative social and political consequences. There are some alternatives - the quick fix would be for these countries to leave the single currency. We expect Greece to exit during 2012 and Portugal to leave in 2013, but the cure will be as painful as the illness. Longer term improvements in competitiveness can only be provided by structural reform, but the fruits of this reform will take several years to be apparent. This transition period should be helped by faster growth amongst the core economies, but there is little evidence that these core economies, particularly Germany, are prepared to sacrifice their current account surpluses to help their neighbours. Europe needs a growth pact not an austerity pact. While some fiscal easing is likely next year in Germany, this is likely to be too little, too late.”

Raj Shant, manager of the BNY Mellon Continental European Equity fund (06.02.2012): "The eurozone has sharply diverging competitiveness within the region. The export-oriented and highly competitive countries of northern Europe are embedded in one of the world’s weakest currencies, with predictably positive results for exports and profits.

The best measures of the lack of competitiveness in southern Europe (or the periphery of the eurozone) is the accumulated trade deficits of these countries over the last few years, which is visible in the Eurosystem accounts (that is the system of the National Central Banks and the ECB). The clearest measure of how they became so uncompetitive is the unit labour costs (ULC) in each country. This shows that costs per unit of output in the Southern Eurozone countries have far outstripped productivity growth for many years.

Devaluation is the quickest-fix short term measure to improve competitiveness. If that is not an option, per hour wage cuts are hard but quick to implement. German unions agreed to work longer hours for the same pay around the turn of the century to boost industrial competitiveness. Structural improvements come through liberalisation of professions and industries, legal reforms and improving education. These kinds of measures can take over three years to make an impact on competitiveness. That is the kind of time frame a fundamental resolution of the debt crisis will require."

 

Economics Forum: Investment Strategen und Ökonomen antworten
Auf monatlicher Basis stellt e-fundresearch.com eine aktuelle Frage mit Bezug zu volkswirtschaftlichen Zusammenhängen und Entwicklungen auf den Kapitalmärkten an eine Gruppe renommierter Ökonomen und Kapitalmarktstrategen. Die Antworten werden im ECONOMICS Channel dargestellt (seit Mai 2011).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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