Vor allem das Investment Grade-Segment, das bereits seit Jahresbeginn beachtliche Mittelzuflüsse gesehen hat, könnte von der Entwicklung profitieren. „Um ansehnliche Renditen zu lukrieren, muss man heute etwas mehr Risiko eingehen“, so Ertz.
„Game Changer“ Liquiditätsschwemme
Als einen „Game Changer“ am Kapitalmarkt bezeichnet Ertz die Liquiditätsschwemme der EZB durch die beiden Dreijahrestender. „Während die erste Tranche im Dezember das Ziel hatte die Fälligkeiten der Banken abzudecken, wird die im Februar erfolgte Tranche in Anlageprodukte fließen – zum Teil auch in den Corporate Sektor“, so der Union Investment Experte.
Zeit gekauft
„Trotz der verbesserten Liquiditätssituation, sind die Probleme, die im Herbst die Märkte beschäftigten, noch nicht gelöst. Es wurde nur viel Zeit gekauft“, so Ertz weiter.
Zu den aktuellen „negativen Einflüssen“ zählt er unter anderem die Wahlen in Frankreich oder Spaniens Defizitprobleme. „Ende des zweiten bzw. Anfang des dritten Quartals erwarten wir zudem Gegenwind an den Märkten“, so Ertz.
Geringe Emissionstätigkeit
Positiv stimmt den Experten die fundamental gute Kreditqualität der Unternehmen. „Nach der letzten Krise haben sie ihre Schulden reduziert und Cash aufgebaut. Die letzte Krise vor Augen bzw. aus Vorsorgegründen wird das auch eine Zeit lang so weiter gehen“, sagt er. Ein Zeichen dafür, dass die Unternehmen gut kapitalisiert sind – auf der technischen Seite – sei die geringe Emissionstätigkeit.
Rendite im Fokus
Ertz sieht derzeit die Entwicklung, dass institutionelle Anleger etwas mehr Fokus auf Rendite legen. Mit laufenden Renditen von +3 bis +3,5 Prozent liege auch das Corporate Bond Investment Grade-Segment in ihren Blickpunkt, das in den letzten Wochen viele Mittelzuflüsse gesehen habe. „Tatsache ist, dass man heute etwas mehr Risiko eingehen muss um ansehnliche Renditen lukrieren zu können“, so Ertz.
Original oder Kopie?
Für ein verstärktes Engagement institutioneller Anleger in Staatsanleihen spricht laut Ertz die Tatsache, dass Staatsanleihen nicht mehr als risikofrei angesehen werden können, sondern mehr wie Unternehmensanleihen geworden sind. „Investoren müssen sich die Frage stellen, ob sie in das Original oder die Kopie investieren möchten“, stellt er in den Raum.
Keine Einbahnstrasse
„Trotz der guten Performance seit Jahresbeginn, muss man festhalten, dass das keinesfalls als Einbahnstrasse gesehen werden darf“, versucht Ertz die Erwartungen für das Gesamtjahr zu beruhigen. Er geht davon aus, dass der April noch gut laufen wird. „Dann erwarten wir einen Rückschlag“, sagt er. Bis zum Jahresende könnten die Spreads um 30 Basispunkte enger sein.
Vorsicht bei Banken
Gut gefallen Ertz derzeit Versicherungen, die auch gegenüber Banken übergewichtet sind. Bei Banken sei es notwendig sehr stark zu differenzieren – vor allem im nachrangigen Bereich. „Vorsichtig sind wir auch bei Versorgern. Auf Automobiltiteln sind wir neutral eingestellt. Den Telekomsektor haben wir übergewichtet“, so Ertz. Generell sei man hauptsächlich in Industriebereich und zu 95 Prozent im Investment Grade-Segment investiert.
Fokus: Euro-Emissionen
„Was das Anlageuniversum betrifft, sind wir Euro-fokussiert, sprich, auf Euro-Emissionen auf der ganzen Welt – das können auch australische Anleihen sein. In den allerschlechtesten Rating-Kategorien sind wir nicht investiert, im High Yield-Bereich – der insgesamt für 5 Prozent der Anlagen verantwortlich zeichnet – eher im BB- und B-Segment“, sagt Ertz.
Ausschließlich Investment Grade
Der „Flagschifffonds“ UniInstitutional Premium Coporate Bonds (DE0005326599) darf nicht ins High Yield Segment investieren. Wie Ertz bestätigt, liegt das durchschnittliche Rating bei A. Seit Jahresbeginn hat der Fonds ein Plus von 4,1 Prozent vorzuweisen, auf Dreijahressicht sind es 29,77 Prozent. Seit seiner Auflegung am 15. August 2003 bracht er Anlegern eine kummulierte Performance von +51,47 Prozent. (Daten per 23.03.2012)
Aggressiveres Flaggschiff
Etwas aggressiver angelegt ist ein weiterer Flaggschifffonds aus dem Hause Union Investment. Der UniInstitutional Global Corporate Bonds (DE0006352719) darf bis zu 10 Prozent in High Yield-Titel investieren. Das durchschnittliche Rating liegt bei BBB+. Während der Fonds seit Jahresbeginn mit einer Performance von +3,34 Prozent knapp hinter dem UniInstitutional Premium Corporate Bonds liegt, hat er auf Dreijahressicht (+39,53 Prozent) und seit der Auflegung im November 2001 (+66,66 Prozent) die Nase vorn. (Daten per 23.03.2012)