„Die Märkte sind an wichtigen Widerstandsmarken angekommen und die Sentiments-Faktoren deuten ein überkauftes Bild an“, so der Experte.
Langfristige Risikofaktoren
„Seit 2008 haben die Märkte die im Zuge der Finanzkrise erlebten Verluste wieder aufgeholt. Die große Frage ist, ob der Aufholprozess nur ein Strohfeuer war, denn nach wie vor sehen wir viele längerfristige Risikofaktoren“, so Keitel. So wären mit Hinblick auf den Häuser- und Arbeitsmarkt sowie das Konsumentenverhalten etwa Zweifel an der Nachhaltigkeit des erlebten Wachstums nicht unangebracht.
Ungleichgewichte nehmen zu
Ein langfristiges Problem wären die steigende Zahl an Ungleichgewichten – etwa was Staatsverschuldung und Liquiditätsblase betrifft. „Dazu kommt die durch Regulation und Krise eingeschränkte Kreditvergabe. Der Kreditkreislauf ist noch nicht richtig in Schwung gekommen“, meint Keitel. Weiters sei es möglich, dass die Aktienkultur infolge der Krisen der letzten Jahre dauerhaft beschädigt wurde.
2012: Unsicherheiten beeinflussen Investoren
Für Keitel steht fest, dass die Unsicherheiten das Investmentverhalten auch 2012 begleiten werden. Dazu zähle unter anderem das mögliche Ausweiten der europäischen Schuldenkrise auf andere Peripheriestaaten, eine „harte Landung“ der Schwellenländer sowie die Frage, ob die politischen Unruhen im Nahen Osten eine neuerliche Ölkrise auslösen können.
Positive Überraschungen möglich
„Die Lage in der Peripherie schaut zwar alles andere als gut aus, stellt aber für die Märkte kein Problem dar“, so der Global Chief Investment Officer der Credit Suisse. Er will sogar ein „positives Überraschungspotenzial“ ausmachen. So könnte die Kontraktion in Ländern wie Irland, Spanien und Italien nicht ganz so stark ausfallen wie befürchtet oder etwa die Einkaufsmanagerindizes andeuten.
Zwei Risiken nicht eingepreist
Was den Aktienbereich betrifft, sieht Keitel zwei Risiken, die von den Märkten noch nicht eingepreist sind: Eine globale Rezession und eine Systemkrise. Für die Assetklasse würden neben der Tatsache, dass das Gros der Anleger noch an der Seitenlinie wartet unter anderem auch die stabilen Unternehmensgewinne und die niedrige Inflation sprechen. Nachsatz: „Am Ende des Jahres wird ein sattes Plus bleiben.“
Aktienquote: Neutral
Die Aktienquote ist derzeit bei der Credit Suisse neutral. „Wir warten bis auf weiteres zu und schauen was in den nächsten Wochen passiert“, so Keitel, der als Grund für diese Einstellung den „zu starken Aufschwung seit dem Jahreswechsel“ anführt. Was die regionale Positionierung betrifft, sind Großbritannien und die Emerging Markets – konkret, die asiatischen – übergewichtet.
Im Fokus riskantere Anleihen
Im Anleihenbereich will man Stärkebewegungen dazu nutzen um die Gewichtungen und Laufzeiten in den traditionellen Segmenten zu reduzieren, so Keitel. Der Fokus liegt auf Unternehmens-, Hochzins- und Schwellenländeranleihen – sinnvoll wären „visible Beimischungen“. „Vor allem Hochzinsanleihen sind auf den derzeitigen Niveaus attraktiv“, erklärt Keitel.
Rohstoffe: Kein Trendbruch
Rohstoffe sind für Keitel auf längere Sicht interessant. „Die Assetklasse ist zwar durch die Makroschwäche angeschlagen, von einem Trendbruch kann allerdings keine Rede sein“, so Keitel, der von „nachgelagerten Kaufgelegenheiten“ spricht. Was Gold betrifft, bleibe der Trend durch fundamentale Treiber intakt. Auf der Währungsseite halte die USD-Erholung an, der Schweizer Franken sei wiederum „robust aber überbewertet“.