Ein typischer Ansatz wenn es um Growth geht ist das Gewinnwachstum der Unternehmen zu verfolgen, kurzfristige Aussagen darüber zu treffen wie sich Gewinne entwickeln werden und schließlich zu investieren. Der Allianz Global Investors Experte Thorsten Winkelmann unterscheidet sich aber von dieser Herangehensweise und konzentriert sich auf die Stärken von Unternehmen auf langfristige Art und Weise. Unter Beobachtung des strukturellen Wachstums von europäischen Unternehmen setzte er auf 3-4 jährige Investmentempfehlungen und setzt diese in seinem Fonds um.
Wachstum in zwei Komponenten unterteilbar
Grundsätzlich könne man Wachstum in zwei Komponenten teilen: Bei der zyklischen Komponente wird das Auf und Ab in der Wirtschaft und dessen Einfluss auf Unternehmen beobachtet. Es geht darum zu erkennen wann sich ein Wirtschaftszyklus nach oben bewegen wird, wann ein Peak erreicht ist und wann ein Abfallen zu erwarten ist. „Es geht hier um das richtige Timing, was ich als sehr, sehr schwer erachte“, erklärt der AGI Experte und Fondsmanager.
Konzentration auf strukturelle Strategie
„Bei der Konzentration auf die strukturelle Komponente werden Unternehmen identifiziert unabhängig davon in welcher wirtschaftlichen Situation wir uns aktuell befinden. Wachstum wird in Gewinn und Cash Flows erwirtschaftet“, erklärt Winkelmann. Zum einen können Unternehmen von sekulären Wirtschaftstreibern profitieren (beispielsweise also Demographie, Trends im Gesundheitswesen, Outsouring etc.). Häufig brillieren Unternehmen auch aufgrund ihrer Technologieführerschaft in Produkten und Dienstleistungen, die sie anbieten. Oder Unternehmen wachsen strukturell aufgrund der Einzigartigkeit des Geschäftsmodells.
„Am Ende des Tages zählt eine Komponente, nämlich die Qualität des Unternehmens. Das Management muss fähig sein langfristige Möglichkeiten auszuschöpfen und Unternehmen müssen in der Lage sein eventuelle Kostensteigerungen gut zu verarbeiten. Profitabilität muss durch schwere Zeiten lenken können“, bringt es der Experte auf den Punkt.
Europäische Unternehmen mit globaler Tätigkeit im Vorteil
Viele Unternehmen, die in Europa sitzen, würden ebenfalls global agieren. Winkelmann sieht hier einen Trend „weg vom Heimatmarkt und hin zum globalen Markt“. Dies könne sich durchaus positiv auf die Entwicklung eines Aktienpreises niederschlagen. Als Beispiel global agierender Unternehmen führt er etwa DSV in Schweden oder auch Kühne & Nagel an.
Allianz RCM Europe Equity Growth - AT - EUR
Seit Mai 2003 arbeitet Allianz Global Investors mit der strukturellen Strategie und kann damit gute Ergebnisse vorweisen. Der Fonds Allianz RCM Europe Equity Growth - AT - EUR (ISIN: LU0256839274) konnte seit Auflegung am 31.10.2006 bis 30.04.2012 eine Performance von +42,07 Prozent p.a. gegenüber der Benchmark S&P Europe LargeMidCap Growth TR USD mit -2,27 Prozent p.a. erwirtschaften.
Im Beobachtungszeitraum seit Jahresbeginn 2012 bis 04.05.2012 konnte der Fonds bereits +11,14 Prozent p.a. und die Benchmark +4,96 Prozent p.a. generieren.
Zu den Top 10 Holdings der Europe Equity Growth Strategie zählen etwa Aktien der Unternehmen SAP AG, Carlsberg AS, British American Tobacco oder auch bekannte Namen wie Danone, Prudential, Linde AG und Novo-Nordisk AS.
Positiver Ausblick für Europa
Winkelmann sieht eine Verbesserung der globalen Konjunkturlage. Die Aktienmärkte würden von der zusätzlichen Zentralbank Liquidität profitieren und die Unternehmen überzeugen mit soliden Bilanzen und hohen Dividendenrenditen. Trotzdem bleiben aufgrund der europäischen Schuldenkrise die Risiken für die Finanzmarktstabilität und die konjunkturelle Ansteckungsgefahr weiter bestehen und dürfen nicht außer Acht gelassen werden.
Banken weiter unter Druck
Oliver Flade, Leiter der Sektor-Analyse für europäische Finanzwerte bei Allianz Global Investors, verweist ebenfalls auf den enormen Druck unter dem sich die Banken in diesen Tagen nach wie vor befinden. Gerade die Regulatoren mit ihren hohen Kapital- und Liquiditätsanforderungen bereiten vielen Sorgenfalten. „Die Aktionäre wollen höchstmögliche Renditen erzielen, die Politiker haben ein Auge darauf, dass die Banken profitabel und stabil bleiben und relativ neu ist, dass die Gesellschaft von Banken und Management eine Kultur des ethischen Verhaltens verlangen“, fasst Flade die aktuelle Situation zusammen.
Zukunft noch unsicher
Für Flade ist noch nicht klar welche Möglichkeit die beste wäre um die Abhängigkeit der Banken von der EZB zu reduzieren. Seiner Meinung nach „gibt es keine Lösung und LTRO wird wieder kommen“, so der Experte. Aktuell wäre es aber noch zu früh um eine Richtung für Banken, Volkswirtschaften und Unternehmen aus der Krise abzusehen.