Investoren empfiehlt er im derzeitigen Umfeld auf Aktien sowie Unternehmens- und Schwellenländeranleihen zu setzen. Staatsanleihen – vor allem jene aus den „Safe-Haven-Ländern“ – wären nicht attraktiv.
Problem: Schulden und Demographie
Poole sieht vor allem zwei Faktoren, die das Wirtschaftswachstum in der entwickelten Welt in den kommenden Jahren einschränken werden. Neben der hohen Verschuldung sei das vor allem die alternde Bevölkerung – ein Problem, das im Übrigen auch Schwellenländer wie China betreffe. „Das wird nicht nur das Wachstum über den Arbeitsmarkt bremsen, sondern sich auch negativ auf die Finanzlage auswirken“, sagt er.
Nicht überall Rezession
„Die Erwartungen müssen sich einem Mix aus niedrigerem Wachstum und höherer Arbeitslosigkeit anpassen“, so Poole weiter. Allerdings bedeute das nicht, dass es in allen entwickelten Ländern zu einer Rezession komme. „Auf der anderen Seite bedeutet das, dass der Inflationsdruck in der entwickelten Welt höchstwahrscheinlich niedrig bleibt“, so der Experte. Sehr wohl ein Risiko sei dagegen Deflation.
Weiterhin lockere Geldpolitik
Poole geht davon aus, dass die Geldpolitik weiter locker bleiben wird. „Sehen wir keine Fortschritte, kann es sein, dass die US-Fed wieder Liquidität bereitstellt – ebenso wie die Bank of Japan, die Bank of England sowie die Europäische Zentralbank“, sagt er. Nach wie vor sei die Welt mit Liquidität geflutet, allerdings werde die meiste bei den Zentralbanken geparkt oder in „risiko-freien“ Assets.
Keine schnelle Lösung
Eine Tatsache ist für den HSBC-Experten, dass es längere Zeit dauern wird, um die Krise in der Eurozone zu lösen. Er verweist auf die Emerging Markets, die rund 20 Jahre brauchten, um ihre Schuldenproblematik zu lösen. Von einem Auseinanderbrechen der Eurozone gehe er dagegen nicht aus. „Es macht Sinn, dass stärkere Länder die schwächeren über Schuldenreduktion und Fiskaltransfers subventionieren.“
Herausforderung Spanien
Die Herausforderung der Stunde ist für Poole ohne Frage Spanien. „Die spanische Regierung sollte in der Lage sein sich bis zum Jahresende zu refinanzieren. Zusätzliche Liquiditätsmaßnahmen können allerdings in den nächsten Monaten notwendig werden“, sagt er. Damit die Krise abebbe sei es notwendig, dass Spanien und Italien zu nachhaltigen Konditionen Zugang zu den Märkten haben.
USA: Fiskalpolitische Lähmung
Poole rechnet vor den US-Wahlen mit einer „fiskalpolitische Lähmung“ in der größten Volkswirtschaft der Welt. „Sie kann auch über die Wahlen hinaus bestehen“, sagt er. Allerdings sei die Lage nicht ganz so schlimm, wie das die Bären einschätzen. Nichtsdestotrotz könne es 2012 und 2013 zu weiteren Downgradings kommen. „Das ist ein nicht unwesentliches Risiko.“
Aktien attraktiv
Was empfehlen die HSBC-Experten Investoren im derzeitigen Umfeld? „Aktuell haben wir es mit einem Umfeld zu tun, in dem es sehr schwer ist Renditen zu erzielen. Als attraktiv schätzen wir vor allem die Aktienmärkte ein“, so Poole. Interessant wären die Aktien global aufgestellter Unternehmen mit Exposure zu den Emerging Markets – sprich, zu Konsum- und Infrastrukturausgaben.
Staatsanleihen teuer
Staatsanleihen findet Poole dagegen weniger attraktiv – vor allem „Safe-Haven-Titel“ wären teuer. Wenn schon Fixed Income, dann empfiehlt er Anlegern auf „Spread-Produkte“ wie Unternehmens- und Schwellenländeranleihen zu setzen. Im Währungsbereich sollten – unterbewerteten – Schwellenländerwährungen der Vorzug gegeben werden.