Osteuropa lockt mit 30 Prozent Rendite

Charlemagne Capital hat sich auf Osteuropa-Investments spezialisiert. Stefan Böttcher, Fondsmanager des Magna Europa Fund, erklärt im folgenden Interview, wie er in dieser Region anlegt und warum er Russland gegenüber Zentraleuropa bevorzugt. Funds |

Charlemagne Capital ist eine Fondsgesellschaft, die sich auf Osteuropa-Investments spezialisiert hat. Die Briten haben rund 450 Millionen Euro unter Verwaltung, die via Spezialfonds in Russland und auf dem Balkan investiert sind. Daneben bieten sie auch einen Publikumsfonds an: Den von Stefan Böttcher und Andrew Wiles gemanagten Magna Europa Fund. Stefan Böttcher ist einer der Osteuropa-Pioniere in der Fondsbranche. Seit 12 Jahren ist er in den osteuropäischen Märkten aktiv. Er initiierte bei Flemings mit dem Fleming Eastern European Fund 1994 den ersten offenen Osteuropafonds. Daneben betreute er auch den Fleming Russia Securities Fund. Seit Oktober 2001 ist Böttcher bei Charlemagne als Direktor des Portfolio Managements tätig. Im Gespräch mit e-fundresearch erklärt Stefan Böttcher, wie er in Osteuropa investiert.

e-fundresearch: Herr Böttcher, wie gehen Sie bei der Aktienauswahl vor?

Böttcher: Ich beginne mit einer Liquiditätsanalyse um sicherzustellen, dass man in die Titel auch tatsächlich investieren kann. Wichtig ist natürlich auch die Bewertung der Unternehmen. Sie müssen Wachstum bei attraktiver Bewertung aufweisen. Wir verbringen sehr viel Zeit mit Unternehmensbesuchen. Wenn wir in ein Unternehmen investiert haben, wird es in jedem Quartal einmal von uns besucht.

Wir setzen nur auf die besten Aktien Osteuropas

e-fundresearch: Wie viele Aktien haben Sie in der Regel im Fondsportfolio?

Böttcher: Typischerweise haben wir ein konzentriertes Portfolio mit 20 bis 25 Aktien. Damit setzen wir nur auf die besten Aktien Osteuropas.

Gute Diversifikation ist alles

e-fundresearch: Ist die Beschränkung auf so wenige Werte nicht relativ risikoreich?

Böttcher: Das Risikoprofil in unserem Fonds ist trotzdem niedriger als bei anderen Osteuropa-Fonds. Das entscheidende ist eine gute Diversifikation. Die bekommt man auch mit mindestens 20 Werten hin. Wichtig ist zudem, dass man die Korrelation der einzelnen Titel zueinander beachtet.

e-fundresearch: Wo liegt der Unterschied Ihres Fonds im Vergleich zu den Mitbewerbern?

Böttcher: Es gibt sicherlich einige Unterschiede. Der Hauptunterschied liegt darin, dass wir unsere Erfahrungen aus dem institutionellen Bereich in den Publikumsfonds einfließen lassen. Das betrifft vor allem die Disziplin im Investmentprozess und das Risikomanagement, was wir mit den Vorzügen des flexiblen Spezialitätenpickens verbinden. Damit bieten wir die Vorzüge sowohl eines Blue Chip-Managers als auch des Nebenwerte-Spezialisten.

Russland ist der aussichtsreichste Markt

e-fundresearch: Sie sind zu über 40 Prozent in Russland investiert. Warum so hoch?

Böttcher: Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Situation Russlands sehr interessant. Einerseits wegen der hohen Ölpreise und andererseits wegen des eingeleiteten Reformprozesses der russischen Regierung. Diese beiden Punkte plus die niedrige Bewertung der dortigen Aktien ergibt ein erhebliches Potenzial in Russland.

e-fundresearch: Wie sehen Sie die Situation in Zentraleuropa in Anbetracht der anstehenden EU-Osterweiterung?

Böttcher: Zentraleuropa ist zwar strukturell sehr interessant, aber die Volkswirtschaften sind stark abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung Westeuropas. Durch das geringe Wachstum in Deutschland oder Österreich können die Länder keine großen Sprünge machen.

e-fundresearch: Gibt es in Russland neben den Rohstoffwerten noch andere interessante Bereiche?

Böttcher: Die russische Börse ist sehr rohstofflastig. Öl- und Gaswerte machen über 70 Prozent der Marktkapitalisierung aus. Das bedeutet natürlich, dass die russische Wirtschaft unter Druck kommen würde, wenn es zu stark fallenden Rohstoffpreisen kommen sollte. Ich gehe aber davon aus, dass die Ölfirmen bis zu einem Preis von 15 Dollar pro Barrel einen ordentlichen Cash-Flow generieren können. Allerdings würden wir bei einem Ölpreis von unter 20 Dollar Positionen bei Ölunternehmen abbauen. Dann würden wir uns eher Firmen der EU-Beitritts-Kandidaten zuwenden.

In nächster Zeit sind zweistellige Renditen pro Jahr möglich

e-fundresearch: Welche Entwicklung der osteuropäischen Märkte erwarten Sie in den nächsten Jahren? Welche Renditen können Anleger erwarten?

Böttcher: Das ist natürlich eine schwierige Frage. Wenn man sich rein auf die Bewertungen und das Wachstum der Unternehmen konzentriert, dann ist das Potenzial sowohl in Russland als auch in Zentraleuropa vorhanden. In Russland beträgt die Bewertungsdiskrepanz zu den etablierten Märkten etwa 60 Prozent. Diese sollte sich in nächster Zeit auf 20 bis 30 Prozent reduzieren. Unter Berücksichtigung des Gewinnwachstums ergibt das für die nächsten drei bis fünf Jahre eine durchschnittliche jährliche Rendite von 20 bis 30 Prozent. Allerdings unter der Voraussetzung, dass die Ölpreise stabil bleiben.

e-fundresearch: Welche Performance erwarten Sie für die EU-Beitrittskandidaten?

Böttcher: Für Zentraleuropa sieht es weniger gut aus. Hier erwarte ich Renditen, die etwa bei 15 bis 20 Prozent liegen. Das liegt nicht so sehr am Wirtschaftswachstum, sondern vielmehr am Bewertungsabschlag. Mittelfristig, bei höherem Wachstum, vielleicht auch mehr. Aber beim derzeitigen eher moderaten Wachstum dürften es vielleicht eher nur 15 Prozent sein.

Osteuropa-Fonds sollten in keinem Portfolio fehlen

e-fundresearch: Wie stark sollten Anleger Ihrer Meinung nach Osteuropa im Portfolio berücksichtigen?

Böttcher: Wie hoch der Anteil ist, muss der Anleger auf Grund seiner Risikoneigung natürlich selbst entscheiden. In einer vernünftigen Portfoliostruktur haben Osteuropa-Fonds sicherlich ihren Platz. Wobei es in einem normal strukturierten Portfolio nicht mehr als zehn Prozent sein sollten. Bei weniger risikofreudigen Anlegern typischerweise sogar eher nur fünf Prozent.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

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