AriDeka, das Flaggschiff der Deka, wurde am 5. Februar 1962 aufgelegt. Mit einer Million Kunden und 5,2 Milliarden Euro Fondsvolumen ist der europäische Standardwertefonds der größte deutsche Aktienfonds und nimmt Rang fünf unter allen deutschen Wertpapierfonds ein. In den letzten 20 Jahren legte der Fonds der Sparkassen-Gruppe im Durchschnitt pro Jahr 9,1 Prozent zu.
e-fundresearch: Herr Pfingsten, wie fühlt man sich in so schwierigen Börsenzeiten als Manager eines Fonds, in dem über eine Million Anleger investiert sind?
Pfingsten: Ich bin mir natürlich der Verantwortung bewusst, dass wir das Geld von sehr vielen Anlegern verwalten. Von daher sind solch volatile Zeiten nicht einfach für uns, aber mit dem Team-Ansatz der Deka versuchen wir unser Bestes.
e-fundresearch: Wie sieht der Teamorientierte Investmentansatz aus?
Pfingsten: Unser Investmentansatz ist durch eine starke Spezialisierung auf allen Ebenen charakterisiert. Die Entscheidungsebenen sind Investitionsgrad, Sektorallokation und Einzelwertauswahl. Bei all diesen Kriterien verfügt die Deka über Spezialisten. Auf deren Empfehlungen greife ich als Fondsmanager zurück. Die Auswahl basiert auf drei Säulen: Wachstum, Bewertung und Momentum. Diese Aspekte werden gründlich analysiert und dann vom Fondsmanager in eine unter Risiko-/Ertragsgesichtspunkten optimale Portfoliostruktur umgesetzt.
2000 und 2001 problematisch
e-fundresearch: Warum hat sich das Deka-Flaggschiff AriDeka in letzter Zeit relativ schlecht entwickelt? Und was wollen Sie gegebenenfalls ändern?
Pfingsten: Mit der Entwicklung sind wir natürlich auch nicht zufrieden. Wir haben aber darauf reagiert. Und wir arbeiten uns mit dem Fonds schon etwa seit einem Jahr wieder nach oben. Die problematischen Jahre waren sicherlich 2000 und 2001. Inzwischen sind die Fortschritte unseres neuen Investmentansatzes allerdings sichtbar geworden. Dieser greift sehr stark auf die Spezialisierung in den einzelnen Bereichen zurück. Dadurch haben wir uns von der unteren in die obere Hälfte der großen Europa-Fonds vorarbeiten können.
e-fundresearch: Welche Gründe waren im Einzelnen für die Entwicklung des Fonds verantwortlich?
Pfingsten: Letztendlich haben wir zu lange auf Wachstumsaktien gesetzt. In den Jahren 1998 und 1999 hat der Fonds davon natürlich auch stark profitiert. Der Wechsel aus dem Tele-Medien-Bereich zurück in "Old Economy"-Werte ist einfach zu spät durchgeführt worden
e-fundresearch: Welche Sektoren sind für Sie derzeit attraktiv?
Pfingsten: Wir bevorzugen derzeit ausgewählte zyklische Sektoren. Anfang des Jahres hatten wir durchweg die Zykliker übergewichtet. Aber nachdem die Frühindikatoren nach unten gedreht haben, hat sich das gewandelt. Augenblicklich setzen wir vor allem auf den Baubereich und Ölwerte.
Absicherung mit Öl
e-fundresearch: Warum das?
Pfingsten: Der Ölpreis ist auf Jahressicht weiter gestiegen, daher steigen die Gewinne der Unternehmen immer noch an. So kommt von dieser Seite nach wie vor Unterstützung. Auch die Gefahr eines Golfkriegs hält den Ölpreis stabil. Daher sehen wie den Ölbereich als Absicherung gegen die Entwicklung des Gesamtmarkts, falls es tatsächlich zu einem Krieg kommt. Unter den Ölwerten bevorzugen wir BP und Total Fina, die stark von steigenden Ölpreisen und vom Lagerabbau in den USA profitieren. Zuletzt haben wir auch im Telekomsektor zugekauft. Zum Beispiel sehen wir bei Vodafone eine kontinuierliche Steigerung der Umsätze pro Benutzer. Und auch die Bewertung dieser Aktie ist günstig.
e-fundresearch: Wie sehen Sie derzeit die konjunkturelle Lage in Euroland?
Pfingsten: Die Lage hat sich verschlechtert. Wir gehen zwar nach wie vor davon aus, dass es in diesem Jahr ein leichtes Wachstum gibt und wir nicht in eine Rezession abgleiten. Aber der Aufschwung hat keine Dynamik. Wir werden leichte Verbesserungen im Investitionsbereich sehen. Dieser Baustein war im vergangenen Jahr zusammengebrochen. Das Wachstum dürfte sich in Euroland daher auf etwa zwei Prozent belaufen. Ähnliches erwarte ich für die USA. Daher wird keine Nachfragedynamik über den Export in die europäischen Volkswirtschaften kommen.
e-fundresearch: Welche Auswirkungen hat das auf die Unternehmen?
Pfingsten: Das ist natürlich auch für die Gewinnsituation der Unternehmen problematisch. Dennoch werden die Gewinne vieler Unternehmen steigen, da sie die Kosten massiv gesenkt haben. Das wird aber nicht zu einer neuen Investitionsdynamik führen. Steigende Gewinne durch Wachstum sind daher nicht zu erwarten.
Seitwärtsbewegung statt Aufschwung
e-fundresearch: Was erwarten Sie in nächster Zeit von den Börsen?
Pfingsten: Momentan sehen wir zwar eine Rally an den Märkten, die sicherlich auch noch einen Weile anhalten kann, da massiv geparkte Liquidität vorhanden ist. Daher dürfte der Aufschwung noch eine Weile andauern. Wir glauben aber nicht, dass sich die Marktsituation bis ins nächste Jahr hinein nachhaltig verbessert. Wir gehen davon aus, dass wir in einer Seitwärtsbewegung gefangen bleiben.
e-fundresearch: Welche Gründe hat das?
Pfingsten: Die Gewinnproblematik bei den Unternehmen wird andauern. Wenn die Kosten erst einmal runtergefahren sind, ist es schwierig, die Gewinne ohne Wachstum zu steigern.