Pistor, der neben Michael Fischer von der Anlageberatung Medical Strategy die Chancen von Biotech-Aktien analysiert, ist sich sicher: Bei einer einsetzenden Erholung der Branche werden die kleinen und mittleren Unternehmen deutlich höhere Kurssteigerungen aufweisen als die Dickschiffe.
Optimistische Szenarios stellen sich nicht ein
Doch bislang will sich das von Pistor prognostizierte Szenario nicht einstellen. Sogar dann nicht, wenn es gute Nachrichten gibt. Beispiel Napro Biotherapeutics. Das Unternehmen hat Paclitaxel entwickelt, ein Generikum für das Krebsmittel Taxol von Bristol-Myers Squibb. Taxol ist ein Blockbuster-Produkt, muss sich den Markt aber nun mit dem Nachahmerprodukt teilen, das auf Grund des Preisvorteils erhebliche Umsatzchancen verspricht. Die Anleger nahmen davon aber kaum Notiz.
Börse missachtet die Erfolge bei der Zulassung von Medikamenten
Beispiel Orphan Medical.:Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA erteilte die Zulassung für Xyrem, einem von Orphan entwickelten Wirkstoff gegen Narkolepsie, einer besonderen Form der Schlafkrankheit. Für die nächsten sieben Jahre gibt es damit kein anderes Medikament für diese Indikation. Auch das honoriert die Börse nicht.
Pistor: Der Markt wird zu einer rationalen Bewertung zurückkehren
Besonders krass ist das Missverhältnis von Erfolg und schwacher Performance bei Enzon. Im Mai hatte die Firma ein Gewinnplus von 265 Prozent gemeldet. Trotzdem verliert die Aktie kontinuierlich. Gründe für das Tief bei Biotech-Titeln aus Sicht von Pistor: "Die bei Imclone aufgedeckten Bilanzfälschungen und Insidergeschäfte haben der Branche schwer geschadet." Der Markt werde aber wieder zu einer rationalen Bewertung zurückkehren. Allein die Kostenexplosion im Gesundheitswesen könne die Nachfrage nach Medikamenten von Biotech-Unternehmen deutlich steigern. "Sie wirken vielfach gezielter, die Heilung setzt schneller ein", so Pistor.
Fazit: Langfristig weist der Fonds Potenzial auf. Aktuell straft die Börse die Branche aber übermäßig ab. Anlegern ist daher der Einstieg über einen Sparplan zu empfehlen.
(Quelle: EURO am Sonntag)