Die Idee der Gründung eines Österreich-Fonds mit ÖIAG Beteiligungen und weiteren österreichischen Unternehmen ist nicht neu. Unter anderem wurde dies auch vom Regierungsbeauftragten für den Kapitalmarkt und ex-OMV Generaldirektor, Richard Schenz, und auch von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl gefordert.
Einbringung der ÖIAG Beteiligungen in Österreich Fonds
Trotz eines dynamischen Privatisierungsprozesses in den vergangenen Jahren verfügt die ÖIAG derzeit noch über bedeutende Industriebeteiligungen.
Die börsennotierten Beteiligungen umfassen:
Austrian Airlines (39,70 %) - Böhler Uddeholm AG (25 %) - OMV (35 %)
Telekom Austria AG (47,20 %) - Voest Alpine (34,70 %) - VA Tech (24 %)
Weiters hält die ÖIAG aktuell auch nicht an der Börse notierte Unternehmen im Portfolio:
Bergbauholding AG (100 %) - Österreichische Post AG (100 %)
Postbus AG (100 %) - APK Pensionskasse (27,28 %)
IMIB Immobilien und Industriebeteiligungen AG (100 %)
Die APK Pensionskasse AG war seinerzeit als Pensionskasse der ehemaligen verstaatlichten Industrie gegründet worden.
In den letzten Wochen wurde mehrmals über einen möglichen Teilverkauf der Österreichischen Post AG an die Deutsche Post berichtet. Auch die Übernahme der Postbus AG durch die ÖBB gilt als fix.
Nach erfolgter Bündelung der ÖIAG Beteiligungen in einem Österreich-Fonds stellt sich die Frage nach der Rechtsform des Fonds bzw. einer neuen Beteiligungsgesellschaft sowie vor allem die wichtige Frage nach dem Fondsmanagement bzw. der Beteiligungsverwaltung.
Fondsmanager des Österreich-Fonds?
Derzeit übernimmt die ÖIAG als Beteiligungsverwalter die Rolle des Fondsmanagers. Unklar war bisher, welche Institution oder Kapitalanlagegesellschaft künftig die Rolle des Fondsmanagers eines solchen Österreich-Fonds übernehmen könnte.
Wer sollte investieren?
Wenig Fortschritte konnten die Verhandler bis dato auch hinsichtlich der künftigen Investoren eines Österreich-Fonds mit ÖIAG-Beteiligungen erzielen. Nur wenige der Großbanken zeigten Interesse an einem Investment in einem ex-ÖIAG Österreich-Fonds. Dies ist auch verständlich, da Beteiligungen an den börsennotierten Unternehmen auch täglich über die Börse erworben werden können.
Finanzminister muß noch warten
Geplant war lt. Bericht des ORF die Übertragung der ÖIAG Beteiligungen in einen Österreich-Fonds und die Weiterplatzierung dieses Fonds bei inländischen Investoren. Damit würden die Unternehmen, wie von politischer Seite oft gefordert, vor feindlichen Übernahmen aus dem Ausland geschützt. Zusätzlich könnte der Finanzminister dringend benötigte Mittel dem laufenden Budget zuführen bzw. alte Schulden tilgen.
Nach dem Scheitern des Post-Verkaufs wird somit auch die Platzierung der/des Österreich-Fonds voerst auf die lange Bank geschoben.
Zukunftsvorsorge-Produkte investieren in Österreich
Fest steht, daß ab 1. 1. 2003 die neuen mit großzügigen staatlichen Prämien geförderten Zukunftsvorsorge-Produkte aufgelegt werden und diese Mittel überwiegend in österreichische Aktien investiert werden. Die derzeit geplante Quote von 60 % wird immer wieder als zu hoch angesehen. Banken fordern einen Anteil von 40 - 50 %.
Warum die Manager der neuen Zukunftsvorsorge-Fonds unbedingt in einen ex-ÖIAG Österreich Fonds investieren sollten ist nicht nachvollziehbar. Die neuen Zukunftsvorsorge-Fonds werden als Publikumsfonds aufgelegt, die nur einen minimalen Anteil von 5 % in andere Fonds investieren können. Wird der Österreich-Fonds als Aktiengesellschaft an der Börse gehandelt besteht das Risiko der Abweichung des Börsenkurses vom Netto-Inventarwert des Beteiligungsportfolios. Der Zukunftsvorsorge-Fondsmanager kann durch eine direkte Beteiligung an den einzelnen Unternehmen weitaus flexibler agieren und vor allem je nach Einschätzung auch die Gewichtung der einzelnen Beteiligungen anpassen.
Letztendlich ist die Hauptaufgabe des Fondsmanagers die Erzielung möglichst hoher Renditen für die Zukunftsvorsorge-Fonds. Dieses Ziel steht eindeutig im Vordergrund und nicht das Stopfen von Budgetlöchern des Finanzministers bzw. das Abtragen von alten Schuldenbergen mit dem Vermögen der neuen Zukunftsvorsorge-Fonds.
ÖIAG: Ertragskraft der Unternehmen steigern
Wie der Vorstand der ÖIAG, Dr. Peter Michaelis, festgestellte, muß die ÖIAG nach dem Scheitern der Österreich-Fonds Pläne die Unternehmen weiterhin bei der Steigerung der Ertragskraft möglichst optimal unterstützen.
Damit werden die Aktien sowohl für inländische als auch ausländische Anleger und Fondsmanager attraktiv und es ergeben sich dadurch Wertsteigerungen bzw. Möglichkeiten zum Abbau der Beteiligungen über die Börse oder durch Privatplatzierungen bei institutionellen Investoren.