RZB: Moderater Aufschwung für 2003 erwartet

RZB sieht trotz Irak-Konflikt moderaten Aufschwung. Irak-Krieg wird keinen Ölpreis-Schock auslösen. Europa wartet auf Wachstumsimpulse aus USA, abgekoppelte, positive Entwicklung in Zentral- und Osteuropa. Von Entwicklung im Irak vorerst getrübte Aktienmärkte nehmen Sieg der Alliierten vorweg. Unternehmensanleihen mit höherer Rendite als Staatsanleihen. Funds |

Nicht ganz so düster wie die allgemeine Stimmung ist derzeit das wirtschaftliche Umfeld. So steigen die Gewinne der Unternehmen in den USA seit dem ersten Quartal 2002 ständig, im dritten Quartal schon zweistellig. Die durchschnittliche Wachstumsrate in den USA ist mit 3,1 Prozent für die ersten neun Monate 2002 alles andere als rezessionsverdächtig und die Vorlaufindikatoren haben sich zuletzt erfreulich nach oben entwickelt. Trotzdem wird dies auf den Aktienmärkten nicht schlagend, denn ein Thema bestimmt die ersten Monate des neuen Jahres, der mögliche und immer konkreter werdende Irak-Krieg.

Kein Ölpreisschock durch Irak-Krieg

Die Auswirkungen sieht Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG, teilweise schon vorweggenommen. Der Ölpreis schießt Richtung USD 35,- je Barrel hoch. Die Unternehmen und Konsumenten halten sich kurzfristig mit Ausgaben zurück. Doch mit Verlauf der Auseinandersetzungen sollte der Ölpreis Richtung USD 20,- einbrechen und sich bei rund USD 23,- im zweiten Quartal stabilisieren. Aufgrund der Kurzfristigkeit rechnet Brezinschek daher nicht mit nennenswerten Wachstumseinbußen. Im Gegenteil: "Deutlich tiefere Ölpreise sind ein stärkerer Stimulus als teure iskalprogramme, die sich in Europa - Stichwort Stabilitätspakt - sowieso niemand leisten kann", betont Brezinschek.

Wachstumsimpulse aus USA sowie Zentral- und Osteuropa

Das BIP-Wachstum in den USA sollte sich daher mit 2 ¼ Prozent im Jahresdurchschnitt 2003 bei steigender Tendenz bis Jahresende - die RZB-Analyse erwartet 2,8 Prozent im vierten Quartal - weit weg von Rezessionsüberlegungen etablieren. Bescheidener sieht dies für Europa aus, das mit 1,2 Prozent im Jahresschnitt 2003 auf eine Konjunkturbelebung im

zweiten Halbjahr hofft. Hauptverantwortlich ist die Wachstumsschwäche des kranken Riesen Deutschland, die nur geringe Gesundungsfortschritte erwarten lässt. Weit besser entwickelt sich dagegen Zentral- und Osteuropa, wo die realen BIP-Wachstumsschätzungen fast überall - Ausnahme Polen - über 3 Prozent liegen. Dieses vom restlichen Europa abgekoppelte Wachstum sollte durch die beim EU-Gipfel in Kopenhagen festgelegte EU-Erweiterung nachhaltig gesichert sein.

Keine weiteren Zinssenkungen, starker Euro

Es ist daher mit keiner Änderung der expansiven Geldpolitik sowohl diesseits wie jenseits des Atlantiks bis in den Herbst 2003 zu rechnen. Bei deutlichem Wachstumsknick und Inflationsrückgang hätte die Europäische Zentralbank (EZB) noch ein Fenster für Zinsmaßnahmen offen. Die RZB-Analysten meinen allerdings, dass es zu keinen Zinssenkungen mehr kommt. Mit verbesserten Wachstumsaussichten dürfte die amerikanische Federal Reserve ab Herbst ihre Leitzinsen leicht nach oben anpassen. Die EZB könnte dann vor dem Jahreswechsel mit 25 Basispunkten folgen.

Dementsprechend dürfte auch 2003 im Zeichen des Euro stehen. Die vergleichsweise hohen Geldmarktzinsen als Hort für Krisenzeiten und die Verschlechterung der amerikanischen Leistungsbilanz sprechen für ein Ansteigen in den ersten Monaten zwischen 1,08 und 1,10 US-Dollar pro Euro. Mit einer Entspannung der Lage auf den Finanzmärkten bis Sommerbeginn könnte dann wieder eine Dollarerholung auf 1,03 (im Juni) einsetzen, bevor der Euro seine Stärke bis Herbst (die Zielmarke für September liegt bei 1,07) wieder gewinnt.

Irak-Wogen trüben zunächst das Bild für Aktienmärkte

"Die Wahrscheinlichkeit für weitere Rückschläge an den Aktienmärkten im Verlauf der kommenden Wochen muss als hoch eingestuft werden", sagt Helge Rechberger, Leiter der RZB-Aktienmarktanalyse. Vielfach würden sogar die Tiefstände der Monate September und Oktober des vergangenen Jahres noch einmal getestet werden. Verantwortlich dafür zeichnet die immer

wahrscheinlicher werdende Militäraktion im Irak. Diese würde in der Anfangsphase den Ölpreis noch weiter nach oben treiben, das Konsumentenvertrauen negativ beeinträchtigen und in einigen Branchen global tätige Unternehmen vor Absatzprobleme stellen.

Die Finanzmärkte werden mit ihrer Reaktion nicht auf das Ende des sich abzeichnenden Krieges warten. Schon lange davor - wenn nicht sogar in unmittelbarer zeitlicher Umgebung des Beginnes der Aktion - werden die Aktienmärkte dazu übergehen, einen Sieg der Alliierten  vorwegzunehmen. Nach anfänglichen Kursverlusten zu Beginn des ersten Quartals - noch ausgelöst von steigenden Unsicherheiten im Vorfeld des Krieges - kann im weiteren Verlauf mit steigenden Aktienkursen gerechnet werden. Während Dow Jones Industrials und S&P 500 es im Rahmen dessen schaffen sollten, in den Bereich ihrer aktuellen Indexstände zurückzukehren (daher eine Halten-Empfehlung auf Quartalssicht), erwarten die RZB-Analysten für den Nasdaq Composite Index auf Quartalssicht eine negative Kursentwicklung.

An der vorsichtigen Bewertungseinschätzung für die europäischen Aktienmärkte hat sich in den letzten Monaten - trotz der nunmehr tieferen Kursniveaus - nichts geändert. Der Grund dafür liegt in den starken Gewinnrevisionen während des vierten Quartals. Beispielsweise wurden die Schätzungen für die Gewinne des Jahres 2003 im DAX-Index alleine im November um knapp neun Prozent zurückgenommen. Trotz dieser heftigen Gewinnrevision rechnen die europäischen Bottom-up-Analysten noch immer mit teils überzogenen Gewinnwachstumsraten der Aktienmärkte (Ausnahme UK und Niederlande). Besonders hoch ist die Gewinnsteigerungserwartung für den SMI (77,7 Prozent), den DAX (64,9 Prozent), sowie den DJ Euro Stoxx 50 (40,5 Prozent).

Für den gesamten Jahresverlauf ist die RZB-Analyse verhalten positiv eingestellt. Diese Einschätzung hängt vor allem an ihrem US-Konjunkturszenario, das zwar zunächst noch unterdurchschnittliche Wachstumsraten beinhaltet, aber insbesondere im zweiten Halbjahr ein sich beschleunigendes Wachstum bei den privaten Investitionen unterstellt. Gemeinsam mit weiteren Produktivitätsfortschritten (Umstrukturierungen, Kosteneinsparungen etc.) dürften heuer Gewinnwachstumsraten im niedrigen zweistelligen Bereich erreichbar sein. In diesem Ausmaß dürfte sich auch das Kurspotenzial bewegen.

Branchenfavoriten Telekom und Energie

Die Branchenempfehlungen der RZB für das erste Quartal 2003 präsentieren sich im Vergleich zur defensiven Ausrichtung im vierten Quartal 2002 wenig verändert. Für den Telekomsektor wird eine Fortsetzung des im Oktober 2002 begonnenen Aufwärtstrends erwartet. Optimistisch stimmen vor allem die Erfolge bei der Aufbringung finanzieller Mittel (Kapitalerhöhungen, Teilbereichsverkäufe etc.), um British Telecom und KPN zu retten sowie die geplante Hilfestellung des französischen Staates für France Telecom. Nicht zuletzt deshalb erscheinen nun auch die Credit-Ratings gefestigt. Der starke Wettbewerb und die hohen Handy-Subventionen stellen zwar immer noch ein Problem im Mobilfunksektor dar. Dennoch wird aufgrund schnellstmöglicher Umsetzung von Restrukturierungsplänen eine Verbesserung der Fundamentaldaten erwartet.

Ein hoher Ölpreis bedeutet nicht notwendigerweise nachhaltige Kursgewinne bei den Unternehmen des Energiesektors. Besonders dann, wenn der Ölpreis nicht aufgrund der Angebot/Nachfrage-Relation hoch ist, sondern wegen der sogenannten "Kriegsprämie".

Dennoch reagieren  Ölaktien in einer ersten Reaktion meist mit Kursanstiegen auf steigende Ölpreise, was für das erste Quartal zumindest tendenziell positiv für den Sektor Energie stimmen sollte. Im weiteren Jahresverlauf erwartet die RZB einerseits einen rückläufigen Ölpreis in Richtung USD 23,-, andererseits aber auch eine Verbesserung der Raffineriemargen. Ferner profitiert der Energiesektor von überdurchschnittlichen Gewinnsteigerungsraten ab dem vierten Quartal 2002.

Insbesondere einige europäische Ölkonzerne sind außerdem recht attraktiv bewertet. Negative Kursentwicklungen sieht die RZB-Analyse im ersten Quartal in den Sektoren Informationstechnologie (hohe Bewertungen) und Finanz (Problemkredite, Aktienmarktschwäche) sowie in der Automobilbranche (dramatische Abschwächung der Nachfrage).

Rentenmärkte: Renditeanstieg in Sicht

Da die Rentenmärkte auch zu Jahresbeginn ein Spiegelbild der Aktienmarktentwicklung abgeben werden, sind im ersten Quartal weiterhin niedrige Renditen im Staatsanleihensegment zu erwarten. Die 10jährigen US-Treasuries werden unter der 4-Prozent-Marke, die österreichischen Bundesanleihen etwas über der 4-Prozent-Marke notieren. Mit der Erholung der Aktienbörsen ist aber ein Renditeanstieg im Jahresverlauf zu erwarten, der sich mit besseren Konjunkturdaten auch im zweiten Halbjahr fortsetzen sollte. Zu Jahresende sieht Brezinschek die Renditen der 10jährigen Staatsanleihen (USA und Europa) jeweils bei knapp 5 Prozent.

Auf diesen Annahmen beruhend weist die RZB Asset Allocation zu Jahresbeginn eine Untergewichtung in Aktien (45 Prozent) und noch eine dementsprechende Übergewichtung bei Anleihen (55 Prozent) für ein normalerweise gleichgewichtetes Portfolio mittlerer Risikokategorie auf. Das Vorsichtsmotiv sollte zu Jahresbeginn die Kapitalerhaltung in den Vordergrund stellen. Doch noch im Laufe des ersten Quartals sollte der Aktienanteil aufgestockt werden, sofern die Krisenerscheinungen kalkulierbarer werden.

Wesentlicher Kernpunkt ist auch die deutliche Übergewichtung des Euro, insbesondere im Rentenbereich. 2003 wird aufgrund der prognostizierten Renditeanstiege kein leichtes Rentenjahr, doch Unternehmensanleihen sollten hier einen lohnenden Ausweg bieten.

Rückläufiges Bonitätsrisiko und allmählich günstigere Konjunkturaussichten dürften für abnehmende Renditeaufschläge zu Staatsanleihen sorgen. Dies sollte den dort zu beobachtenden Renditeanstieg weitgehend kompensieren. Branchenmäßig favorisieren die RZB-Analysten Telekom, Industrie und Konsumgüterhersteller, während Versorger, Pharma und Grundstoffe unterdurchschnittliches Potenzial aufweisen dürften.

In einem Zentral- und Osteuropaportfolio wird dagegen schon in den ersten Monaten 2003 ein vorteilhafteres Aktienumfeld aufgrund besserer Wachstumsaussichten gesehen. Brezinschek würde Aktien gegenüber Renten leicht übergewichten. Die stärkste Entwicklung nimmt er in Tschechien und Polen an. Auf der Anleihenseite empfiehlt er eine Übergewichtung von Ungarn und Polen.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Michael Palzer (+43-1/71707-1504, [email protected]) www.rzb.at, oder www.rzbgroup.com

Weitere Informationen, insbesondere umfangreiches Datenmaterial und erläuternde Grafiken bietet die aktuelle Quartalspublikation Strategie West . Sie ist auf der RZB-Webpage unter http://www.rzb.at/strategiewest abrufbar.

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