Falsche Strategie bei Medical Strategy

Seit Jahresende heißt der vierte Fondsmanager des Oppenheim Pharma/wHealth Origin Capital Management. Welche Gründe zu diesem Wechsel geführt haben, wer hinter dem neuen Manager aus San Francisco steht und wie es mit dem gesamten Sektor weitergeht, erläutert Joel Mesznik, Präsident von Mesco Ltd. im folgenden Interview. Dabei muss er sich aber auch für die Underperformance der letzten 12 Monate und die extrem hohe Cash-Quote rechtfertigen… Funds |

Underperformance: Das hat sehr wehgetan 

e-fundresearch: In den letzten 12 Monaten hat der Pharma/wHealth knapp 42% verloren, der MSCI Healthcare dagegen nur 34% (Benchmark des Fonds: 50% Nasdaq Biotech, 50% MSCI Healthcare, Anm.). Was ist da schiefgelaufen? 

Joel R. Mesznik: Die Performance der letzten 12 Monaten war enttäuschend, keine Frage. Zurückzuführen ist das vor allem darauf, dass wir uns im ersten Halbjahr 2002 aus den Small-Caps im Biotech-Bereich und den Mid-Caps im Pharma-Sektor nicht schnell genug zurückziehen konnten. Normalerweise wählen unsere Manager nur solche Titel aus, die über genügend Liquidität verfügen. Die Regel lautet: Eine Position muss in maximal einem halben Handelstag vollständig aufgelöst werden können. Aufgrund der ungewöhnlich niedrigen Liquidität während dieses Zeitraumes betrug diese Spanne aber manchmal sogar 5-10 Handelstage. Das hat sehr wehgetan! Weiters hat Wellington Management im zweiten Halbjahr 2002 die ausgezeichneten Gewinne des ersten Halbjahres aus dem Bereich Healthcare-Dienstleistungen (Krankenhaus Verwalter, etc.) leider wieder abgegeben müssen.

Sieht man sich aber unsere langfristige Performance an, müssen wir uns sicher nicht verstecken: Seit Auflage des Pharma/wHealth im Jahre 1993 haben wir einen durchschnittlichen jährlichen Ertrag von 13% erwirtschaften können. Der S&P 500 liegt im gleichen Zeitraum etwa 800 Basispunkte hinter uns. Weiters sind wir von den Aussichten des gesamten Sektors überzeugt: Langfristig arbeiten für uns nicht nur die besten Manager sondern auch demografische Entwicklungen.   

Falsche Strategie bei Medical Strategy 

e-fundresearch: Bleiben wir bei Ihren Managern. Ein Submanager, Medical Strategy in München, welcher zuletzt knapp 10% des Fondsvolumens gehalten hat, wurde per Jahresende ausgetauscht. Neu hinzugekommen ist dafür Origin Capital Management aus San Francisco. Was waren die genauen Gründe hinter diesem Wechsel? Hat Medical Strategy einfach nicht mehr überzeugt?

Joel R. Mesznik: Medical Strategy ist noch immer ein sehr gutes Unternehmen. Wir hatten aber ursprünglich gehofft, dass sie mehr in europäische Small- und Mid-Caps investieren würden. Medical Strategy war aber anderer Meinung und hat einen größeren Teil in den USA investiert. OrbiMed, ein weiterer Submanager, hatte zuletzt schon einen größeren Anteil in Europa als Medical Strategy.

Damit konnten wir uns nicht mehr abfinden, da wir Europa für zu wichtig erachten. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass man amerikanische Firmen einfach vor Ort analysieren sollte. Dazugekommen ist natürlich die Performance des letzten Jahres, welche sehr „schwierig“ war. Noch einmal also: Medical Strategy ist ein wunderbares Unternehmen. In unsere langfristige Strategie hat deren Ausrichtung aber einfach nicht mehr gepasst.

Hohe Cash-Quote: Managerwechsel schuld

e-fundresearch: Wie erklärt sich Ihre hohe Cash-Quote von knapp 12% in den letzten Monaten? Gibt es da etwa Zusammenhänge mit dem Managerwechsel?

Joel R. Mesznik: Ja. Wir haben Medical Strategy das Mandat schon per Jahresende entzogen, es aber erst mit 1.4. an Origin Capital übergeben. Dieses Unternehmen hält nun 8% der ursprünglich 10% von Medical Strategy. Weiters erachten wir eine zusätzliche Liquidität von 2% des Fondsvolumens als notwendige Manövriergröße für die Fondsmanager. Deshalb auch die hohe Cash-Quote in den letzten 3 Monaten: 10% von Medical Strategy und 2% „normale“ Liquidität. Per Ende April wird diese aber wieder bei knapp 4% liegen. Die Märkte haben uns aber glücklicherweise für diese Entscheidung belohnt.   

Origin Capital und George Soros

e-fundresearch: Wer steht hinter Origin Capital und was waren die exakten Gründe für die Wahl dieses Fondsmanagers? Gab es noch andere potentielle Kandidaten?

Joel R. Mesznik: Wir verfolgen laufend eine Peer-Group aus 12 verschiedenen Fondsmanagern. Mit diesen stehen wir in ständigem Kontakt und führen in regelmäßigen Abständen eine Due-Diligence-Prüfung durch. Aufgrund der geringen Größe des Sektors, gibt es insgesamt nur knapp 20-25 Manager in diesem Bereich.

Origin Capital Management aus San Francisco ist mit einem verwalteten Fondsvolumen von US-Dollar 350 Mio. eine relativ kleine Firma. Wir wollten generell mehr Investments im Bereich der Start-ups bzw. in Firmen, welche noch am Beginn stehen, und die Bay Area bzw. Kalifornien bot sich da perfekt an. Bevor Walter Burlock die Firma 2001 gegründet hat, zeichnete er für den Healthcare-Bereich des Quantum Fund von George Soros verantwortlich. Hedge Fund Manager und institutionelle Kunden bilden den Schwerpunkt des Portfolios von Origin, Walter Burlock selbst hat USD 20 Mio. in seinen eigenen Fonds investiert. Der Investmentansatz zeichnet sich durch eine Kombination aus Mediziner und Analysten aus.

Pharmasektor als Value-Play?

e-fundresearch: Der kurz- und mittelfristige Ausblick für Pharmawerte ist sehr düster: In den nächsten Jahren laufen viele Patente aus, der Markt für Generika ist stark fragementiert und hohe Lagerbestände drücken auf die Margen. Wie geht es vor diesem Hintergrund mit dem gesamten Sektor weiter?

Joel R. Mesznik: Viele große Pharmafirmen haben genau diese Probleme. Das Ganze ist eine strategische Frage: Wollen diese Firmen bei schrumpfenden Marktanteilen weiterhin im Hochpreissegment tätig sein oder im Niedrigpreissegment mit Herstellern von Generika konkurrieren? Ein Pharmaunternehmen hat aber generell zwei Funktionen: Forschung & Entwicklung bzw. Marketing & Sales von Medikamenten. Dabei gibt es auch zwei strategische Optionen: Macht man alles selbst oder kauft man Produkte von vielen kleinen Biotech-Firmen zu? Letzteres versucht etwa gerade Roche oder Novartis. Es gibt am Markt nämlich sehr viele kleine Biotech-Firmen, welche nur ein Medikament haben - dieses dafür in Phase 3.

Das gesamte Umfeld stellt derzeit also sicherlich eine Herausforderung dar. Trotzdem ist der Sektor historisch schneller gewachsen als das BIP, das aber bei höheren KGV´s als der S&P 500. Derzeit sehen wir aber gegenüber diesen Relationen eine Unterbewertung. Wir denken zwar nicht, dass der gesamte Sektor bald wieder höher bewertet sein wird als der S&P 500, einzelne Aktien aber schon. Die richtige Titelauswahl spielt also eine enorm wichtige Rolle.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

 

Zur Person: Als Präsident von Mesco Ltd, eines internationalen Finanzberaterungs-Unternehmens, welches er 1990 selbst gegründet hat, ist Joel R. Mesznik für die Selektion, Auswahl und laufende Überwachung der Sub-Fondsmanager des Oppenheim Pharma/wHealth zuständig. Seine Schulausbildung absolvierte er an der Oxford High School for Boys. Er hält weiters einen B.S. (Civil Engineering) der New Yorker City University und einen MBA (International Finance) der Columbia University – Graduate School of Business. Seine berufliche Karriere begann Mr. Mesznik bei der Citibank N.A. Danach war er bei zwei Investmentbanken an der New Yorker Wall Stret als Managing Director tätig.

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