Der Computer ist emotionslos und fehlerfrei
"Computerberechnungen ermöglichen emotionslose Investmententscheidungen. Fondsmanager dagegen können Vorlieben und Abneigungen für bestimmte Wertpapiere entwickeln", sagt Ulrich Althoff, Geschäftsführer der Vermögensmanagement-Gesellschaft Grohmann & Weinrauter. "Dies führt zu Fehlern, die Rendite kosten können."
Vorreiter ist die Investmentgesellschaft Rosenberg aus Kalifornien
Vorreiter im Minimieren des Risikofaktors Mensch ist die kalifornische Investmentgesellschaft Rosenberg, eine Tochter des AXA-Konzerns. Seit 1985 schon werden hier bei der Titelselektion Rechner zu Rate gezogen.
Sie durchforsten unentwegt die Kennziffern von 17500 Unternehmen. Dabei wird jede Firma nach 200 verschiedenen Bilanzpositionen bewertet. "Diese Datenmengen könnte kein Fondsmanager allein untersuchen", sagt AXA-Sprecher Peter Schmalbauch.
Ganz ohne Manpower kommt allerdings auch AXA Rosenberg nicht aus
Am Ende spucken die Computer dann mit Hilfe komplexer Rechenmodelle eine Liste von Aktien aus, die auf Grund ihrer aktuellen Bewertung und ihrer Zukunftsaussichten gekauft oder verkauft werden sollen.
Ganz ohne Manpower kommt allerdings auch AXA Rosenberg nicht aus. Der Auswahlprozess wird von über 100 Mitarbeitern ständig auf Fehler überprüft.
Das Konzept aus Mensch und Maschine geht auf
Bisher ist das Konzept Mensch und Maschine aufgegangen: Die 15 verschiedenen Rosenberg-Alpha-Fonds gehören auch im laufenden Jahr in beinahe allen Kategorien zu den Besten ihrer Klasse.
Besonders stark ist die Gesellschaft im Nebenwertebereich, da hier auf Grund der großen Zahl kleiner und mittelgroßer Firmen besonders viele Datensätze zu analysieren sind.
Auch Frank Lingohr lässt seine Computer weltweit suchen
Der Kollege mit der Festplatte wird aber keineswegs nur im Ausland geschätzt. Auch Frank Lingohr, der als Berater für den Lingohr Systematic Invest BB tätig ist, lässt seine Computer in einem riesigen Datenpool von 12000 Firmen weltweit suchen.
Für ihn fungiert die computergestützte Auswahl auch als emotionale Kontrolle, die seinen systematischen Investmentansatz erst möglich macht.
"In Frankreich ist die Dividende wichtig, in Japan der Kurs/Buchwert"
"Unser Rechenmodell arbeitet mit verschiedenen Auswahlkriterien, wobei je nach Land andere Variablen zum Tragen kommen", sagt Lingohr. So sind für französische Aktien etwa die Höhe der Dividendenrendite, für japanische dagegen der Kurs/Buchwert mitentscheidend.
EURO-Note 1 für den Lingohr Systematic Invest BB
Auf Grundlage der aufgestellten Kriterien wird ein Ranking der besten Unternehmen für jedes Land erstellt. Daraus wählt Lingohr dann selbst die passenden Aktien aus, wobei in seinem Fonds alle Länder und Werte gleich gewichtet werden. In den vergangenen Jahren klappte dies immerhin so gut, dass sich der Fonds mit Euro-Note1 schmücken kann.
Tobias Klein arbeitet ebenfalls mit einem computergestützte Modell
Die computergestützte Auswahl findet auch beim Europa-Aktienfonds ULM Anwendung. Dieser war in den vergangenen drei Jahren der Drittbeste seiner Kategorie und konnte den Vergleichsindex um 25 Prozent schlagen.
"Unser Computermodell hat das Ziel, Aktien herauszusuchen, die in naher Zukunft eine günstige Bewertung und gute Wachstumsaussichten haben", erklärt Manager Tobias Klein.
Trotz Computer setzt Tobias Klein noch Handarbeit
Von rund 600 in Frage kommenden Titeln wählt der Computer die besten 150 aus. Dann allerdings beginnt die Handarbeit für den Fondsmanager, der die Aktien noch nach fundamentalen Kriterien wie der Qualität des Geschäftsmodells und der Bilanzstruktur abklopfen muss.
Bei Warburg Invest errechnet der Computer die Investionsquote
Einen etwas anderen Weg geht das Portfolio-Team von Grohmann & Weinrauter, das für Warburg Invest verschiedene absicherungsorientierte Fonds betreut. "Im Rahmen unseres mehrstufigen, systematischen Ansatzes wird vom Computer errechnet, in welchem Maße wir investiert sind", erklärt Ulrich Althoff, Geschäftsführer der Gesellschaft.
Beispiel Warburg-Euro-Stoxx-50-Trend-Fonds: Lag die Investitionsquote dieses Fonds für europäische Standardwerte vor knapp 14 Tagen noch bei null, hat sie das Modell bereits wieder auf 100 Prozent erhöht.
"Über die Jahre haben wir uns daran gewöhnt, dass unser Konzept über den Investitionsgrad alleine entscheidet", erläutert Althoff. "Damit sind wir sowohl von persönlichen Emotionen, als auch von den meist fehlerhaften, unzuverlässigen Zinsprognosen unabhängig geworden."
Enge Anbindung an den Index kostet Rendite
Allerdings ist die Auswahl der Titel bei den Warburgs Trendfonds sehr eng an den jeweiligen Index geknüpft. Als Folge davon können sich die Fonds nur zum Teil von der Negativ-Entwicklung der Börsen abkoppeln.
So musste auch der DAX-Trend-Fonds, das Aushängeschild der Investmentberater und einer der Besten seiner Klasse, im vergangenen Jahr Federn lassen, obwohl er den Index klar geschlagen hat.
PEH Empire und Nordinvest Nordevolution bauen auf künstliche Intelligenz
Einen weitergehenden Ansatz, um künstliche Intelligenz zu nutzen, verfolgen der PEH Empire und der Nordinvest-Fonds Nordevolution. Beide Fonds nutzen komplexe Rechenmodelle, nach deren Prognosen weltweit in Aktien und Anleihen investiert wird.
Das Computersystem wird dabei mit einer Vielzahl von Daten aus zahlreichen Ländern gefüttert. Daraus sollen die Systeme den optimalen Mix aus Anleihen, Aktien und Cash errechnen. Dabei bauen die Fondsmanager auf Software, die aus historischen Vorgängen lernen kann.
Ein bisschen Emotion schadet nicht
Kollege Computer hat aber sowohl beim Nordevolution als auch beim PEH Empire trotz seiner unbestreitbaren Vorteile letztlich doch nicht das alleinige Sagen. Denn die endgültige Entscheidung über die Auswahl der einzelnen Titel behalten sich die Fondsmanager vor. Ein bisschen Emotion schadet an der Börse also offenbar doch nicht.
Computergestützte Fonds im Überblick
Fonds: WKN
1. AXA Rosenberg Global Small Cap Alpha: 692188
2. AXA Rosenberg US Equity Alpha 692189:
3. AXA Rosenberg Pan European Small Cap: 691337
4. AXA Rosenberg Japan Small Cap Alpha: 692194
5. DIT Thesaurus: 847501
6. Lingohr Systematic Invest: 977479
7. Europa Aktienfonds ULM: 979583
8. Nordinvest Nordevolution: 701276
9. Parvest USA Quandt: 972565
10. PEH Empire Fonds: 988006
11. Universal WM Aktien Global: 979075
12. Warburg Daxtrend: 976544
13. Warburg Euro-Stoxx-50-Trend: 978477
14. Warburg Asiak: 848885
15. Warburg Ordo Rentenfonds: 976528
Fonds: Wertentwicklung 1 Jahr
1. AXA Rosenberg Global Small Cap Alpha: -24,5 %
2. AXA RosenbergUS Equity Alpha: -34,9 %
3. AXA Rosenberg Pan European Small Cap: -25,3 %
4. AXA Rosenberg Japan Small Cap Alpha: -9,5 %
5. DIT Thesaurus : -49,8 %
6. Lingohr Systematic Invest: -33,7 %
7. Europa Aktienfonds ULM: -19,7 %
8. Nordinvest Nordevolution: –*
9. Parvest USA Quandt: -37,1 %
10. PEH Empire Fonds: -14,2 %
11. Universal WM Aktien Global: -8,0 %
12. Warburg Daxtrend: -33,3 %
13. Warburg Euro-Stoxx-50-Trend: -31,9 %
14. Warburg Asiak: -34,9 %
15. Warburg Ordo Rentenfonds: 8,7 %
*Fonds erst im Oktober 2002 aufgelegt
Fonds: Wertentwicklung seit 1.1.03
1. AXA Rosenberg Global Small Cap Alpha: -5,3 %
2. AXA Rosenberg US Equity Alpha: -7,4 %
3. AXA Rosenberg Pan European Small Cap: -7,1 %
4. AXA Rosenberg Japan Small Cap Alpha: 5,3 %
5. DIT Thesaurus: -8,9 %
6. Lingohr Systematic Invest: -7,3 %
7. Europa Aktienfonds ULM: -3,1 %
8. Nordinvest Nordevolution: -10,0 %
9. Parvest USA Quandt: 0,7 %
10. PEH Empire Fonds: -6,5 %
11. Universal WM Aktien Global: -1,5 %
12. Warburg Daxtrend: -6,1 %
13. Warburg Euro-Stoxx-50-Trend: -3,1 %
14. Warburg Asiak : -8,7 %
15. Warburg Ordo Rentenfonds: 0,7 %
Quelle: EURO am Sonntag, Quelle Daten: Datastream