Der Markt erzwingt Restrukturierungsprozeß
Die negative Entwicklung an den Kapitalmärkten in den letzten Jahren hatte dramatische Auswirkungen auf die Profitabilität der Asset Management Industrie. Einerseits der Rückgang der Märkte selbst und die damit verbundene Reduktion der verwalteten Vermögen. Nachdem bekanntlich die Erträge der Asset Management Unternehmen in Prozent vom verwalteten Vermögen berechnet werden, hatte dies bei Kursrückgängen bei Aktien von 30-50 % und mehr dramatische Auswirkungen auf die Ertragssituation der Vermögensverwalter.
Trend zu konservativen Produkten - Einbruch der Erträge
Ein zweiter Effekt ist großer Bedeutung. Durch die schlechte Kursentwicklung an den Märkten tendieren Anleger derzeit zu risikoärmeren Fondsprodukten. Auch wenn keine großen Mittelabflüsse aus Aktienfonds beobachtet wurden, so ist jedoch bei neu veranlagten Vermögen ein eindeutiger Trend zu Anleihen, garantierten Produkten und Geldmarktfonds zu beobachten.
Diese Fondsprodukte sind jedoch im Vergleich zu Aktienfonds weitaus weniger profitabel. Zusätzlich zum Performanceproblem entsteht damit ein enormes Ertragsproblem.
Keith Jones, CEO von Morley Fund Management, einem der größten institutionellen Asset Manager in UK, erwartet nachhaltige Veränderungen für die Industrie. "Unternehmen müssen in der Lage sein, ihre fixen Kosten in flexible Kosten umzuwandeln.
Outsourcing von Teilbereichen kann dabei helfen." Im Rahmen seiner Präsentation auf der europäischen Fachkonferenz "eurofunds 2003" zeichnete er vor allem für die nächsten Jahre ein Bild der notwendigen Veränderungen in der Industrie.
48 % Rückgang bei Profitabilität - steigende Zahl unprofitabler Asset Manager
Die Daten einer vielzitierten McKinsey Studie aus dem Jahr 2002 zeigen einen Rückgang in der Profitabilität europäischer Asset Manager von 2000 bis 2001 um 48 %. Der Anteil der unprofitablen Asset Manager lag im Jahr 2001 bei 20 %, wird für das Jahr 2002 auf 36 % geschätzt und kann im Jahr 2004 nach Einschätzung der McKinsey Analysten auf 43 % steigen.
Der Aktienmarkt wird die Branche nicht retten
Vor allem bezüglich der Marktentwicklung ist Jones skeptisch: "Der Aktienmarkt wird die Industrie nicht retten. Das prognostizierte Wachstum der nächsten Jahre wird keine Rückkehr zu den Marktniveaus der Jahre 1998 - 2000 führen."
Globale Money Manager und spezialisierte Asset Manager
Analysten gehen davon aus, daß in Zukunft nur mehr eine kleine Gruppe von 5-10 globalen Money Managern eine umfassende Produktpalette anbieten werden. Die Marken dieser Money Manager werden so bekannt sein wie die Marken der großen Automobilhersteller.
Nachdem die Eintrittsbarrieren für spezialsierte Asset Manager gering sind, wird es zu einem weiteren Wachstum in diesem Segment geben. Sogenannte Boutique-Manager werden versuchen, sich in ihrem Spezialgebiet durchzusetzen.
Unsicher ist die Situation der großen Gruppe jener Unternehmen, die zu keiner dieser beiden Gruppen gehört. Keith Jones dazu: "Diese Gruppe von Unternehmen muß sich entscheiden. Entweder wachsen um mit den globalen Playern konkurrieren zu können, sich auf Spezialsegmente konzentrieren, strategische Partnerschaften eingehen oder Fusionen mit anderen Gesellschaften anstreben."
Private Equity Kapital: Interesse an Asset Managern
Nach Aussagen von Branchenvertretern wurden in den vergangenen Monaten verstärkt Asset Management Unternehmen von Private Equity Fonds kontaktiert. Private Equity Kapital könnte in den nächsten Jahren eine entscheidende Rolle bei der Restrukturierung der Industrie spielen. Im derzeitigen Marktumfeld sind jedoch noch nicht viele Banken und Versicherungen bereit, ihre Asset Management Einheiten aufzugeben bzw. liegen die Preisvorstellungen der Käufer und Verkäufer noch weit auseinander.
Sollte sich der Markt jedoch noch weiter verschlechtern, kommen Banken in Versicherungen in eine schwierige Situation. Einerseits zählt das Geschäftsfeld Asset Management sehr oft noch zu den profitablen Segmenten und würde im Falle einer Veräußerung frisches Kapital bringen. Andererseits ist der Verkauf des Tafelsilbers eine riskante Strategie.
Konsolidierung in Österreich, Deutschland und der Schweiz
In Deutschland und der Schweiz können die von Keith Jones prognostizierten Entwicklungen durchaus zu Veränderungen der Asset Management Landschaft führen. In diesen beiden Märkten sind Zusammenschlüsse sowie der Verkauf von Kapitalanlagegesellschaften aus strategischen Gründen vorstellbar.
Die Fortsetzung des Konsolidierungsprozesses im Bank- und auch Versicherungsbereich wird zu entsprechenden Transaktionen führen. In Österreich gelten ähnliche Rahmenbedingungen, wobei im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz mit weniger Transaktionen zu rechnen ist. Die 22 österreichischen Kapitalanlagegesellschaften sind ausschließlich im Eigentum von großen Filialbank-Gruppen, Privatbanken, Regionalbanken und Versicherungen. Es gibt keine unabhängigen Kapitalanlagegesellschaften und Veränderungen sind in Österreich nur im Zusammenhang mit Bankfusionen, beispielweise der Zusammenschluß von BAWAG und P.S.K., zu erwarten.