Prumerica & Sal. Oppenheim: Eine win-win Situation
e-fundresearch: Herr Leisten, können Sie uns als Geschäftsführer von Oppenheim Capital Management bitte die Gründe hinter der strategischen Allianz zwischen Prumerica und Sal. Oppenheim erläutern?
Ferdinand Leisten: Prudential und sein europäischer Arm Prumerica haben einen Vertriebspartner für Fondsprodukte in Deutschland und Österreich gesucht. Oppenheim widerrum wollte sich auf das Kerngeschäft, also das Management von europäischen Aktien, Anleihen und Immobilien, konzentrieren. In dieser Situation machte es viel Sinn sich zu einer strategischen Allianz zu entscheiden. Prudential nützt nun unseren Vertriebsapparat in Deutschland und Österreich, während wir die Research-Kapaziät von Prudential in den USA nützen. Deswegen haben wir uns dann zum Beispiel gemeinsam zur Gründung von Oppenheim Prudential Fund Trust, einer Fondsvertriebsgesellschaft in Deutschland entschieden.
Zwei Namen, eine Firma: Prudential & Prumerica
e-fundresearch: Herr Thames, könnten Sie als Portfoliomanager bei Prudential Fixed Income uns bitte ihre Firma näher vorstellen?
Miguel Thames: Prudential Financial, seit Dezember 2001 börsennotiert, teilt sich in drei Geschäftsbereiche auf: US-Versicherungen, Internationale Versicherungen und Financial Management, wo ich dazugehöre. Derzeit verwalten wir etwa 550 Mrd. USD an Kundengeldern und gehören damit zu den größten Playern am Markt. In Europa vertreibt Prudential seine Fonds unter dem Namen Prumerica. Das verhindert, dass diese mit Prudential UK verwechselt werden.
"Potential für US-Anleihen besteht sehr wohl"
e-fundresearch: Sie forcieren derzeit US Fixed Income. Warum sollte ein europäischer Anleger amerikanische Anleihen kaufen, wo doch dort das Zinssenkungspotential noch geringer ist als in Europa?
Miguel Thames: Generell ist der amerikanische Markt einfach sehr attraktiv. Erstens bietet er gute Diversifikationsmöglichkeiten zum Euro. Im Währungsbereich sind mit der Einführung des Euro viele Diversifikationsstrategien weggefallen. Hier bietet sich der US-Dollar einfach als liquide Alternative an. Überhaupt ist die nächste Richtung der Zinssenkung, sowohl in den USA als auch in Europa, noch gar nicht ersichtlich. Wenn sich die amerikanische Wirtschaft aber erholt, wird dadurch auch die Kreditqualität vieler US-Firmen verbessert. Dies widerrum würde zu einer weiteren Verengung der Spreads im Corporate Bond Bereich führen. Potential für US-Anleihen besteht also sehr wohl.
e-fundresearch: Wie geht es mit der US-Konjunktur ihrer Ansicht nach weiter und wie werden die Anleihenmärkte darauf reagieren?
Seitwärtstrend bei US-Anleihen erwartet
Miguel Thames: Die US-Wirtschaft wird sich in der zweiten Hälfte dieses Jahres leicht erholen. Wann es aber mit den fundamentalen Daten wieder klar nach oben geht, kann ich nicht sagen. Trotzdem glauben wir, dass die Anleihenmärkte in den nächsten Wochen keinen klaren Trend ausbilden werden. Ich erwarte eher einen Seitwärtskanal, in welchem man dann durch taktische Entscheidungen Performance erzielen kann. Wenn sich die US-Wirtschaft dann gegen Ende des Jahres wieder erholt, sollte das Corporate Bonds enorm helfen. Staatsanleihen würde ich dann eher meiden.
Kurzfristiges Rückschlagspotential bei Emerging Bonds
e-fundresearch: Die Spreads bei Emerging Market und Higy Yield Bonds sind in letzter Zeit enorm zurückgegangen. Gibt es hier überhaupt noch Potential?
Miguel Thames: Über Emerging Market Bonds ist in letzter Zeit sehr viel geschrieben werden - meistens ein guter Zeitpunkt um auszusteigen. In den letzten Jahren war die Performance auch sehr, sehr gut. Wenn sich die Fundamentaldaten dieser Länder aber weiterhin erholen, haben diese Märkte immer noch Potential. Kurzfristig könnten sich die Spreads aber natürlich schon ausweiten.
Party bei High Yield Bonds nicht vorüber, aber ...
Bei High Yields ist das Umfeld ähnlich. Sehr viele Anleger haben zuletzt einfach Alternativen zu den niedrigen Renditen bei Staatsanleihen gesucht und sind dabei in diese Assetklasse eingestiegen. Für weiterhin gute Erträge wird es aber wohl Verbesserungen bei den Fundamentaldaten benötigen. Eine Erholung der US-Wirtschaft wäre dazu notwendig. Die Party ist zwar noch nicht vorüber, aber wir warten derzeit auf bessere Unternehmensdaten.
e-fundresearch: Wenn der Aufschwung der US-Konjunktur dann kommt, wo sehen Sie mehr Potential: Bei High Yield Bonds oder Aktien?
Miguel Thames: Generell sollte man ein diversifiziertes Portfolio haben und beides kaufen. Mehr Ertragspotential haben sicherlich Aktien, das aber auch bei einem höheren Risiko. US-Hgh Yields brachten einem Investor historisch zwar nur zwei Drittel der Performance des US-Aktienmarktes, das aber mit nur 50 Prozent des Risikos. Die risikoadjustierte Rendite von High Yield Bonds ist also höher als die von Aktien.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!