Kein Zweifel: Von dem Ölpreisverfall der letzten Jahre konnte die indische Volkswirtschaft als einer der weltweit größten Öl-Importeure massiv profitieren. Nachdem aber selbst der Ölpreis nun scheinbar einen Boden gefunden hat und um zu erörtern, welche weiteren Entwicklungen Indien aus Anlegersicht derzeit beschäftigen, suchte die e-fundresearch.com Redaktion kürzlich ein Gespräch mit dem „waschechten“ Indien-Experten Avinash Vazirani, Fondsmanager des Jupiter India Select SICAV. Vazirani verfügt über 22 Jahre an Investmenterfahrung und ist seit 2007 bei Jupiter Asset Management tätig – aktuell verwaltet er rund 750 Millionen US-Dollar an indischen Aktienportfolios.
Korruption wurde auf ein Minimum reduziert
Eine wichtige Entwicklung, die laut Vazirani vom „Rest der Welt“ vielfach übersehen wurde, ist der Fortschritt, den die Regierung Modi in Sachen Korruptionsbekämpfung erzielen konnte:“Insbesondere auf den Top-Levels wurden hier signifikante Ergebnisse erzielt“, erklärt der Fondsmanager im Gespräch mit e-fundresearch.com. Aber auch im Bereich von staatlichen Förderungen habe Korruption und Missbrauch drastisch reduziert werden können, beispielsweise im Bereich von Butangasförderungen (Anmerkung der Redaktion: werden in Form von Butangas-Flaschen in der Mehrzahl indischer Haushalte zum Kochen verwendet). Noch bis vor kurzen habe es hier knapp 40-50 Millionen indische Haushalte gegeben, die diese Förderungen unberechtigt über „Fake Accounts“ in Anspruch genommen haben und in weiterer Folge auf einem Schwarzmarkt verkauft haben. „Ein Beispiel für die Effizienzsteigerung, die durch Modi bislang erzielt werden konnte“, sagt Avinash Vazirani.
Landesweites Mehrwertsteuer-System könnte Indien weiteren Schub verleihen
Ein weiteres Thema, dem international gesehen bislang nur mäßige Beachtung geschenkt wurde, sei die für den ersten April 2017 angesetzte Vereinheitlichung des indischen Mehrwertsteuer-System („Goods and Services Tax“ oder „GST“). „Durch die geplante „Goods and Services Tax“ werden sämtliche regionale sowie regierungsspezifische Steuersysteme erstmals zu einer landesweit einheitlichen Steuerregelung vereinheitlicht“, erklärt der Jupiter-
Fondsmanager im e-fundresearch.com Interview. Dadurch werde erstmals ein effizienter pan-indischer Binnenmarkt ermöglicht – ein Aspekt, der sich laut Vazirani auch positiv auf das indische Wirtschaftswachstum auswirken wird.
Sozialversicherungssystem als Konsumturbo
Aus Anlegersicht besonders spannend sei vor allem auch die zunehmende Verbreitung des indischen Sozialversicherungssystem: „Dank staatlicher Absicherung wird es vielen Indern erstmals möglich sein, finanzielle Ressourcen – die ansonsten für medizinische Ernstfälle zur Seite gelegt wurden – anderweitig einzusetzen“, sagt Vazirani.
Modi als Schlüsselrisiko?
Neben dem globalen Wirtschaftswachstum sowie geopolitischen Entwicklungen, denen Indien trotz positiver Makrofaktoren freilich ebenfalls ausgesetzt wäre, ist es vor allem Narendra Modi, der Indiens weitere Entwicklung – zumindest noch in den nächsten Jahren - maßgeblich beeinflussen wird. In gewisser Weise stellt Modi also eine Art „Key-Man-Risk“ dar. Laut Vazirani ist es essentiell, dass Modi 2019 ein weiteres Mal als Premierminister bestätigt wird, um sicherzustellen, dass positive Reformen weiter implementiert werden und Indiens Fortschritte in weiterer Folge selbst ohne Modi-Regierung eines Tages nicht mehr rückgängig gemacht werden könnten.
Vazirani setzt auf GARP-Ansatz
Im Rahmen des von Vazirani in leitender Rolle verwalteten Jupiter India Select SICAV (LU0365089902) setzt der Fondsmanager auf ein aktives GARP („Growth at reasonable Price“)-Portfolio: Im Vergleich zum MSCI India liegt das Active-Share des Fonds per 31.08.2016 bei 82%. Abschließender Chart demonstriert die Performanceentwicklung des Fonds seit dessen Auflage im Mai 2008 – sowohl Peer-Group-Durchschnitt (Lipper Global Equity India) als auch MSCI India konnten seither signifikant übertroffen werden: