Der Weisenhorn Amerika Fonds hat dieses Jahr per Ende August 46 Prozent Performance erzielt. Dabei wird dieser Fonds, der von Morningstar als der beste Nordamerika-Nebenwerte-Fonds im deutschsprachigen Raum eingestuft wird, in Wien verwaltet. Johann Weisenhorn, der Fondsmanager, weiß aber auch wie sich Misserfolge sich anfühlen: Rund 70 Prozent hat sein Fonds zwischen Auflage im September 2000 und Oktober 2002 verloren. Aus den Fehlern habe er aber gelernt.
e-fundresearch: Herr Weisenhorn, wie stellt sich der Investmentansatz des Weisenhorn Amerika dar und welche Rolle spielt dabei das Branchenrotationsmodell?
Johann Weisenhorn: Innerhalb des amerikanischen Aktienmarktes gibt es viele Branchen, welche sich untereinander komplett unterschiedlich verhalten. Wir versuchen durch zyklische, also immer wiederkehrende, Verhaltensmuster diejenigen Branchen zu identifizieren welche im jeweiligen Konjunkturzyklus am meisten Potential bieten.
„Kostolany´s Weitblick hat mich sehr geprägt“
e-fundresearch: Bei ihrem Modell spielt ja auch das Anleger- bzw. Analystenverhalten eine wichtige Rolle. Sie waren zwischen 1975 und 1983 bei André Kostolany beschäftigt. Welche für das Anlegerverhalten relevanten Punkte haben sie damals am Meisten geprägt?
Johann Weisenhorn: Kostolany hat sich der Euphorie an den Märkten immer konsequent widersetzt und dagegengehalten. Dafür hat er sich mehr auf andere Dinge konzentriert, die vom Markt links liegen gelassen wurden. Sein Weitblick hat mich sicherlich sehr geprägt und das versuche ich auch mit dem Weisenhorn Amerika und im Speziellen mit dem Branchenrotationsmodell umzusetzen.
Ein amerikanischer Aktienfonds aus Wien
e-fundresearch: Der Weisenhorn Amerika ist laut Morningstar ein amerikanischer Nebenwertefonds. Verwaltet wird er aber hier in Wien. Macht das Sinn?
Johann Weisenhorn: Natürlich kann man von Wien aus nicht amerikanische Unternehmen besuchen. Man ist einfach weit weg, dafür agiert man aber auch mit einer etwas größeren emotionalen Distanz, was sehr oft sogar von Vorteil ist. Unser Research beziehen wir von Analysten vor Ort und Denkfabriken, um den Weitblick nicht zu verlieren.
Ich selbst war sehr lange in den USA, vor allem während meiner Zeit bei Merrill Lynch, und bin durch die amerikanische Denkschule geprägt. Warum der Fonds von Wien aus verwaltet wird hat aber vor allem persönliche Gründe: Meine letzte berufliche Station war in Wien und deswegen haben wir die Firma auch hier gegründet.
50 Prozent Performance durch 75 Prozent TMT
e-fundresearch: Der Fonds hat seit Jahresanfang fast 50 Prozent gemacht. Der Anteil von TMT-Aktien beträgt etwa 75 Prozent. Ist das der einzige Grund für die starke Performance?
Johann Weisenhorn: In den Ausverkäufen des letzten Sommer und Herbstes sind genau diese Bereiche stark gefallen. Innerhalb des Branchenrotationsmodells ist uns diese Unterbewertung aufgefallen und wir haben uns, obwohl es uns einigen Mut abverlangt hat, an unser Modell gehalten.
TMT: Keine generelle Überbewertung
e-fundresearch: Wie geht es denn dann laut ihrem Branchenrotationsmodell mit TMT-Werten weiter? Steigen die Investitionen in diesem Bereich bald an? Was raten Sie dem Anleger in diesem Bereich?
Johann Weisenhorn: In einigen Untersektoren sehen wir bereits ansteigende Umsätze und im Hard- und Softwarebereich steigen die Investitionen eindeutig wieder an. Die Aktienkurse haben das schon vorweggenommen aber von einer generellen Überbewertung kann man noch nicht sprechen. Die Chancen auf diesem Bereich leben also noch aber viele andere Branchen werden verstärkt auch interessanter.
e-fundresearch: Welche wären das denn?
Johann Weisenhorn: Im Bereich der Ausrüstung optischer Netzwerke besteht enormes Potential weil die Regierung an die meist kleinen Firmen viele Aufträge vergeben. Nortel ist hier ein interessanter Wert. Die Generika-Firmen und alternative Energien darf man auch nicht vergessen, weil die Zyklen erst am Beginn des Aufschwunges stehen.
USA: Fast alle Ampeln auf Grün
e-fundresearch: Welche Aussichten haben amerikanische Aktien ihrer Ansicht nach? War der jüngste Anstieg eventuell nur eine Bullenfalle?
Johann Weisenhorn: In Amerika haben wir gutes, robustes Wachstum, Probleme hat noch der Arbeitsmarkt. Das ist aber normal, da dies ein nachlaufender Indikator ist. Die Gewinne im S&P 500 werden bei etwa 58-60 USD liegen, das ist All-time-high. Der S&P 500 ist dennoch weit vom All-time-high entfernt. Ich glaube weiters, dass der amerikanische Markt nicht überspekuliert ist und wir sehen das etwa bei den institutionellen Anlegern: Es sind noch relativ wenige institutionelle Anleger investiert. Insgesamt erwarte ich also keinen Absturz in Amerika obwohl ich froh wäre wenn der Markt zehn Prozent korrigieren würde. Unsere Cash-Quote liegt momentan bei 25 Prozent und dieses Geld wartet auf günstige Einstiegsmöglichkeiten.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!
Über die Person:
Johann Weisenhorn begann seine Karriere schon früh, als er 1975 bei der Börsenlegende André Kostolany arbeitete. Durch acht Jahre Arbeit mit dem Großmeister der Spekulation geprägt, wechselte er 1983 zu Merrill Lynch wo er 16 Jahre in verschiedenen Positionen bis hin zum Vorstand der Merrill Lynch Bank Österreich tätig war. 1999 gründete er in Wien die Vermögensverwaltung Weisenhorn & Partner, für die er zusammen mit seiner Schwester Elisabeth die Geschäftsführung wahrnimmt.
Ein aktuelles Factsheet des Weisenhorn Amerika Fonds finden Sie hier.