Notenbank-Abkommen für Aufschwung verantwortlich
e-fundresearch: Gold war als Krisenwährung seit Beginn 2001 sehr gefragt. Jetzt scheint sich die Weltkonjunktur aber wieder zu erholen. Hat Gold dann noch Potential?
Alfred Grusch: Entgegen weitläufiger Meinungen bin ich nicht der Ansicht, dass die Funktion des Goldes als Krisenwährung für den Aufschwung vorwiegend verantwortlich zeichnet. Vielmehr hat das Notenbank-Abkommen im Oktober 1999 den Goldmarkt etwas kalkulierbarer gemacht. Dadurch wurden auch die Minengesellschaften mutiger und entwickelten sich durch das Schließen von Hedging-Positionen zu einem wesentlichen Nachfragefaktor.
Überdies führten die kontinuierlichen Zinssenkungen bei relativ stabilen Inflationsraten zu einem deutlichen Rückgang des Realzinsniveaus, wodurch die Assetklasse Gold als Investmentalternative attraktiver wurde.
Letztendlich würde bei einer markanten Erholung der Weltkonjunktur auch die physische Nachfrage nach Gold steigen, was ich bei einer zu erwartenden Stagnation der Minenproduktion und einer wahrscheinlichen Verlängerung des Notenbank-Abkommens im nächsten Jahr sogar positiv beurteilen würde.
Goldpreisschätzung wäre unseriös
Ich rechne daher, unterstützt durch den Sonderfaktor China, mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends, wobei ich meinem Prinzip treu bleiben möchte, nicht mit Hausnummern in Bezug auf Goldpreisschätzungen um mich zu werfen.
Welche Goldaktien erscheinen 2004 aussichtsreich?
e-fundresearch: Welche Regionen und Einzeltitel erscheinen Ihnen 2004 am Interessantesten?
Alfred Grusch: Der Favoritenkreis des nächsten Jahres setzt sich weiterhin vorwiegend aus mittelgroßen Gesellschaften wie Goldcorp, Eldorado Gold, Bema Gold, Kinross Gold oder Cambior Inc. Zusammen. Aus regionaler Sicht würde ich zusätzlich Gesellschaften mit hohem Wachstumspotential in Lateinamerika wie Buenaventura, und im osteuropäischen/asiatischen Raum etwa Gabriel Resources, High River Gold, Ivanhoe Mines oder Peter Hambro beimischen.
e-fundresearch: Wovon sollte man 2004 die Finger lassen?
Alfred Grusch: Die Indexschwergewichte werden Probleme haben, ihre Goldproduktion durch eine Steigerung der Reserven im Rahmen neuer Goldfunde zu kompensieren wodurch deren Akquisitionstätigkeit sehr aktiv bleiben wird. Eine Untergewichtung in diesem Segment würde ich deshalb empfehlen.