Befragt man die Fondsmanager der besten Japan-Aktienfonds so bildet sich ein Grundtenor heraus: Corporate Japan scheint durch erfolgreich durchgeführte Restrukturierungen wieder auf dem Weg der Besserung. Als Hauptrisiko nennen die meisten Fondsmanager einen weiterhin starken Yen, der auf den Export drückt. Die positive Stimmung dämpft das aber nicht, lediglich im Ausmaß der stattfindenden Erholung sind sich die Anlage-Experten nicht sicher.
Deflation, ein Problem der Vergangenheit
Auf Sicht der letzten fünf Jahre hat der Ofijapon die Nase klar vorn. Der von Comgest in Paris verwaltet Fonds verwendet einen klassischen Stock-Picking-Ansatz. „Wir kaufen nur führende Firmen mit verständlichen Geschäftsmodellen in Märkten mit hohen Eintrittsbarrieren“, erklärt Fondsmanager Vincent Strauss seinen Anlagestil. Für die nächsten Jahre gibt er sich sehr optimistisch: „Deflation ist ein Problem der Vergangenheit. In Japan findet derzeit ein struktureller Wandel hin zum Besseren statt“. Und auch auf kurze Sicht verspricht der Markt noch genügend Potential, da viele ausländische Anleger die erste Rally im Juni nicht mitgemacht hätten, so Strauss.
Eventuelle Terroranschläge auf Tokio
Etwas gedämpfter ist die Stimmung bei Fukuo Shigeta von Nippon Finance Management Kaisha in Tokio. „Wir erwarten den japanischen Aktienmarkt nach den Rückschlägen im November wieder etwas stärker und auf dem Weg zurück zum langfristigen Aufwärtstrend“, so der Fondsmanager des Nippon Portfolio Fonds von Gutmann. Risiken seien aber einerseits eine mögliche Aufwertung des Yen, der sich negativ auf die Exporte auswirken könnte, und eventuelle Terroranschläge auf Tokio, so Shigeta.
"Wahrscheinlichkeit einer weiteren Rally sehr hoch"
Noch positiver gibt sich Peter Kirkman vom JF Japan Equity Fund: „Es gibt kaum Regionen, die sowohl top-down, als auch bottom-up attraktiv erscheinen und günstig bewertet sind“. Die jüngste Korrektur sieht er gelassen: „Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Rally ist sehr hoch und ich denke, dass die Abwärtsbewegung nahezu vorüber ist“, so Kirkman. Gründe dafür sieht er in der sich weiterhin verbessernden makroökonomischen Lage, der zunehmenden Digitalisierung und in China. „Japan ist einer der größten Profiteure von China´s Boom“, erläutert der Fondsmanager.
Japanische Aktien sind attraktiv bewertet
Für Lilian Haag, Fondsmanagerin des DWS Japan, müssen dagegen erst drei Faktoren hinzukommen, damit die begonnene Trendumkehr auch in einer nachhaltigen Erholung mündet. „Die Dynamik des Preisverfalles hat sich zwar schon deutlich verringert, das Deflationsgespenst ist allerdings noch nicht ganz verschwunden“, so Haag. Das Wichtigste sei aber die Bewältigung der Bankenkrise: „Mit der erfolgreichen Rekapitalisierung der Resona-Bank ist ein guter Anfang bereits erfolgt“, gibt sich die in Frankfurt stationierte Fondsmanagerin optimistisch. Von der Bewertungsseite sieht sie trotz der Kursanstiege keine Risiken: „Japanische Aktien sind attraktiv bewertet. Ein Blick auf die sich verbessernden Fundamentaldaten lässt Raum für weitere Kursanstiege“
Risiko eines weiter steigenden Yen
Auch Jeremy Hall vom Henderson HF Japanese Equity Fund ist für japanische Aktien bullish: „Nach dem letzten export-getriebenen Aufschwung mit starker China-Lastigkeit scheint sich die japanische Inlandsnachfrage jetzt wieder zu erholen“. Die Bewertungen bei Aktien seien weiterhin günstig und die erfolgreich durchgeführten Unternehmensrestrukturierungen sollten schon bei geringem Umsatzwachstum zu starken Gewinnsteigerungen führen. Risiken gebe es aber auch: „Ein stärkerer Yen könnte die wirtschaftliche Erholung hinauszögern“, warnt Hall.
Jüngste Kursverluste durch Internet-Aktien
Für Lesley Lathe vom GAM Star Tokyo, hat die letzte Gewinnsaison vor allem eines gezeigt: „Die Vor-Steuer Gewinne sind bei einem durchschnittlichem Umsatzwachstum von 1,8 Prozent um 18 Prozent angestiegen. Das beweist was erfolgreiche Restrukturierungen bewirken können“, so die Fondsmanagerin. Da die Bewertungen japanischer Aktien durchaus günstig erscheinen, blickt auch sie positiv in die Zukunft. „Die jüngsten Kursverluste sind vor allem durch einzelne Anleger ausgelöst worden, die Internet-Aktien verkauft haben“, erklärt sie den Kursverlauf im November.
Deutliches Signal für verbesserte Wirtschaft
Yoko Tilley, bis 1.1.2004 noch Fondsmanagerin des Fidelity Japan Fund, glaubt schließlich auch an eine nachhaltige Erholung der japanischen Wirtschaft. Die Bankenkrise sei großteils überstanden: „Die Defizite in diesem Bereich konnten inzwischen soweit abgebaut werden, dass man ab dem kommenden Geschäftsjahr bereits Profite erwartet, die höher ausfallen als die durch faule Kredite verursachten Verluste. Zum ersten Mal seit zehn Jahren wären somit Gewinne zu erwarten - dies ist ein sehr deutliches Signal für ein verbessertes Wirtschaftsumfeld.“ Die Bewertung japanischer Aktien sei im Vergleich mit anderen inzwischen auf ein sehr attraktives Niveau heruntergekommen. „Auch sind die Kreuzbeteiligungen in Japan von 50 auf inzwischen 23 Prozent zurückgegangen“, führt Tilley ein weiteres positives Faktum an.