Im Segment der Fonds für amerikanische Aktien werden dem Anleger mittlerweile die unterschiedlichsten Produkte angeboten. FondsConsult vergleicht in diesem Fonds-duell zwei außergewöhnliche Strategien: Der Parvest USA Quant C, der sich – no-men est omen – im Selektionsprozess auf ein quantitatives System stützt und der Vontobel US Value Equity B, der nach einer konsequent wertorientierten Strategie gemanagt wird.
Beide Fonds im folgenden Fondsduell sind für Anleger geeignet, die über einen mittleren bis längeren Anlage-horizont verfügen und sich der Risiken am Aktienmarkt und – aufgrund der Anlage in amerikanische Aktien - auch des Fremdwährungsrisikos bewusst sind.
Das Fondsmanagement
Für das Fondsmanagement des Parvest USA Quant ist seit 1995 Hubert Goyé ver-antwortlich, der bei BNP Paribas in Paris als Leiter des quantitativen Aktienmana-gements fungiert. Das Fondsvolumen beträgt per Ende Dezember 2001 etwa 1 Mrd. USD.
Der US Value Equity Fonds des Schweizer Investmenthauses Vontobel wird direkt vor Ort in New York City verwaltet. Seit der Auflegung des Fonds im November 1991 ist Edwin („Ed“) Walczak für die Leitung des Fonds zuständig und steht somit für Kontinuität und Expertise im Management. Das Fondsvolumen des US Value Equity Fonds beläuft sich auf etwa 270 Mio. USD.
Der Investmentprozess
Zwei etablierte Fonds, zwei völlig unterschiedliche Investmentansätze, ein gemein-sames Ziel: Den Vergleichsindex Standard & Poor´s 500 Composite (S&P 500) und damit den breiten amerikanischen Aktienmarkt outzuperformen.
Hubert Goyé vertraut dabei auf einen strukturierten, hauptsächlich quantitativ ausge-richteten Bottom-up Ansatz. Auf diese Weise soll ein objektiver und nachvollziehba-rer Prozess implementiert werden, der menschliche Emotionen möglichst aus-schließt. Der Fonds ist tendenziell in Wachstumswerten übergewichtet.
Das Computersystem von BNP Paribas ordnet zunächst die Aktien des Anlageuni-versums (im wesentlichen die Aktien des S&P 500) nach ihrer Attraktivität. Anschlie-ßend wird mit Hilfe quantitativer Indikatoren, die überwiegend Growth- aber auch Va-lue-Kriterien einschließen, eine Kauf- und eine Verkaufsliste generiert. Die Vorschlä-ge des Systems werden von einem Ausschuss nochmals kontrolliert und erst dann umgesetzt. Somit bleibt letztlich die Entscheidung in den Händen des Fondsmana-gers.
Einen anderen Ansatz verfolgt Ed Walczak mit dem Vontobel US Value Equity Fund. Bei ihm steht eine aufwändige Fundamentalanalyse im Vordergrund, die sich an den Kriterien von Warren Buffett, dem Altmeister der wertorientierten Anlagephilo-sophie, orientiert: Eine starke Marke, ein dominierender Marktanteil, hohe Eintritts-barrieren für Konkurrenten, ein fähiges Management, eine gesunde Bilanzstruktur und nachhaltig steigende Erträge gehören zu den wesentlichen Faktoren. Auf den Punkt gebracht meint Warren Buffett: „Kaufe nur, was du kennst und verstehst.“
Neben den genannten qualitativen Kriterien überprüft Ed Walczak insbesondere die Bewertung der in Frage kommenden Unternehmen. Mit Hilfe der so genannten DCF-Methode (discounted cash flow) werden künftige Erträge eines Unternehmens kon-servativ geschätzt und auf den heutigen Zeitpunkt abgezinst, um dadurch einen fai-ren Wert für die Aktie zu ermitteln. Sofern der so ermittelte „Fair Value“ deutlich über dem gegenwärtigen Kurs der Aktie liegt, stellt die Aktie prinzipiell eine Kaufgelegen-heit dar. Im Idealfall wird die Aktie nach Erreichen des fairen Wertes wieder verkauft.
Das Portfolio
Ein Blick in das Portfolio reflektiert die unterschiedlichen Investmentprozesse:
Durch seinen quantitativen Ansatz versucht der Parvest USA Quant die Stimmung des Marktes rechtzeitig zu erkennen und sich taktisch entsprechend zu positionieren. Umschichtungen im Portfolio werden daher regelmäßig vorgenommen, wobei jedoch das Portfolio stets fünfzig Aktien enthält, die mit jeweils 2% gewichtet werden. Zu-meist handelt es sich dabei um die großkapitalisierten Werte (Large Caps)
Derzeit ist der Technologie-, Konsumgüter- und der Gesundheitsbereich gegenüber der Benchmark leicht übergewichtet. Untergewichtungen bestehen insbesondere bei den Investitionsgütern und den Rohstoffen. Aktien aus dem Telekommunikationssek-tor sind per Ende Dezember nicht im Portfolio zu finden.
Der Vontobel Value Equity Fund weist ein sehr konzentriertes und relativ beständi-ges Portfolio auf. Typischerweise besteht es nur aus 25 bis 30 Werten, die dem Mid und Large Cap-Segment zugeordnet werden können.
Schon seit längerem beherrschen amerikanische Finanzwerte mit einer Gewichtung von etwa 70 % die Branchenallokation. Nach den Terroranschlägen in den USA büß-ten diese Werte gegen den Branchentrend kaum ein, da es sich im wesentlichen um regional ausgerichtete Versicherungen handelt. Größter Wert bleibt weiterhin Berks-hire Hathaway Inc., das Beteiligungsunternehmen von Ed Walczak’s großem Vorbild: Warren Buffett.
Starke Abweichungen zur Benchmark des Fonds, dem S&P 500, sieht Ed Walczak nicht als großes Risiko an. Er versucht, durch seinen fundierten Auswahlprozess ein Portfolio zu konstruieren, das ein deutlich geringeres absolutes Risiko aufweist als der Vergleichsindex.
Die Performance
Signifikante Unterschiede zeigen sich bei der Analyse der langfristigen Wertentwick-lung (5 Jahre) der Fonds. Insbesondere der Stilbruch von Growth in Value nach dem Platzen der TMT-Bubble wird offensichtlich.
Im 5-Jahres-Zeitraum konnte der Parvest USA Quant den S&P 500 um 15 % out-performen. Hervorzuheben ist dabei die hervorragende Performance im Jahre 1997 (erster Platz unter den in Österreich zugelassenen Fonds) und in letzter Zeit das starke zweite Quartal 2001, als er die Benchmark um 6 % schlagen konnte.
Welch große Abweichungen zum breiten Markt der Vontobel US Value Equity Fund eingeht, zeigt der Vergleich zum S&P 500. Das Jahr 1999 beendete er auf dem letz-ten Platz (46.) der in Österreich registrierten Fonds, da der Fonds nicht im TMT-Bereich engagiert war und die Finanzwerte eine sehr schlechte Performance erziel-ten. Ed Walczak bleib jedoch seinem Ansatz treu und konnte im Jahr 2000 zur Auf-holjagd ansetzen. Mit einem Plus von 47 % landete er auf dem ersten und ein Jahr später immerhin noch auf dem vierten Platz. Auf 5-Jahressicht ist eine Outperfor-mance von knapp 35 % zu verzeichnen.
Der Ausblick
Nach Ansicht von BNP Paribas muss auch im Jahr 2002 mit einer volatilen Börse gerechnet werden, da die Unsicherheit über die gesamtwirtschaftliche Lage weiter anhalten wird. Dennoch sollte letztlich eine leichte Konjunkturerholung zumindest zeitweise für ein freundlicheres Börsenumfeld sorgen, wovon insbesondere zyklische Aktien profitieren sollten.
Aufgrund der großen Unsicherheitsfaktoren misst Ed Walczak makroökonomischen Analysen keine zu große Bedeutung bei. Er konzentriert sich vielmehr auf die Aus-wahl der lukrativen Unternehmen. Zur Zeit schätzt er, dass ein gleichgewichtetes Portfolio der Werte seines Fonds etwa 20 % unterbewertet sei. Da er davon ausgeht, dass in den nächsten Jahren nur mit einstelligen Kursgewinnen am Aktienmarkt zu rechnen ist, sollte sich der Fonds im Vergleich zum Markt gut entwickeln.
Das Fazit
Zwei völlig unterschiedliche Konzepte haben es auf lange Sicht geschafft, den brei-ten Markt zu schlagen. Beide Fonds zeichnet ein konsistenter Investmentansatz und ein erfahrenes Management aus.
Für Anleger, die sich auf defensive US-Aktien konzentrieren und weniger den kon-junkturellen Schwankungen ausgesetzt sein wollen, ist der Vontobel US Value Equi-ty als Langfristinvestment zu empfehlen. Hervorzuheben ist außerdem die moderate Verwaltungsvergütung von nur 0,75 % p.a.
Für Investoren, die an der Entwicklung des breiteren US-Marktes teilnehmen wollen, dabei auch das Investment in Wachstumswerte und eine höhere Volatilität nicht scheuen, ist der Parvest USA Quant besser geeignet.