Invesco Neue Märkte vs. UBS (Lux) EF-New Markets

Trotz anhaltender Konjunkturschwäche sowie der Nachwirkungen der Terroranschläge in den USA konnte der Neue Markt im 4. Quartal 2001 einen bemerkenswerten Aufschwung verzeichnen. Von seinem Tiefstand am 28.09.2001 hat der Nemax 50-Index bis Ende Februar um knapp 27% zugelegt, der Nemax All Share um ca. 19%. Funds | 04.04.2002 19:02 Uhr
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Fonds, die in dieses Segment des deutschen Marktes investieren, standen bereits in der Boomphase 1998 bis Anfang 2000 im Focus der Anleger und konnten enorme Zuflüsse verzeichnen. Das Segment muss sich jedoch nach wie vor von den "Pleiten, Pech und Pannen" der vergangenen 20 Monate erholen und sieht sich einer neuen Herausforderung gegenüber: wieder das Vertrauen der Marktteilnehmer zu gewin-nen. Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen trugen zum einen bereits die Deut-sche Börse mit ihren verschärften Regelungen sowie auch der Gesetzgeber mit dem Entwurf des 4. Finanzmarktförderungsgesetzes bei. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass der Neue Markt - im Gegensatz zu den Prophezeiungen vieler Marktteilnehmer- nicht "tot" ist. Sowohl institutionelle als auch private Investoren sind an den Neuen Markt zurückgekehrt und es herrscht wieder verhaltener Optimismus. Dass jedoch auch hier nicht ein Fonds wie der andere ist, zeigen die Wertentwicklungen sehr deutlich. FondsConsult nahm zwei Vertreter dieses Anlagesegmentes genauer unter die Lupe.

Die Fonds im Fondsduell

Der Invesco Neue Märkte wurde seit seiner Auflegung im Dezember 1998 bis Juli 2000 zusammen von Karl Fickel und Michael Fraikin als Co-Manager betreut. Er war einer der ersten Fonds überhaupt, die sich mit diesem Segment beschäftigten und Karl Fickel erhielt 1999 die Auszeichnung zum Fondsmanager des Jahres der Zeit-schrift „Finanzen“. Seit dem Ausscheiden von Fickel (jetzt Partner bei Lupus Alpha Asset Management) betreut Herr Fraikin den Fonds alleinverantwortlich. Dieser hatte per 28.02.2002 ein Volumen von 113,25 Mio. Euro.

Der rund 177 Mio. Euro schwere und im März 2000 zugelassene UBS (Lux) EF-New Markets wird seit der Auflegung gemeinsam von Peter Ott und Peter-Christian Con-zatti betreut.
Beide Fonds investieren ausschließlich in junge, wachstumsstarke und innovative Unternehmen der neuen Märkte Europas, wobei der Schwerpunkt auf die Werte des Neuen Marktes in Deutschland gelegt wird.

Gleiche Ansätze bei der Titelauswahl

Die Methodik bei der Titelselektion ist bei beiden Fonds sehr ähnlich.
Sowohl Michael Fraikin als auch die Manager des UBS-Fonds verwenden einen 100%-igen Bottom-Up Ansatz. „Die fundamentale Einzelwertauswahl steht bei uns im Mittelpunkt“, erläutert Fraikin. Die wichtigsten Kriterien für beide Teams sind  die Qualität des Managements und die Marktstellung des Unternehmens, wobei hier die Punkte Kompetenz, Dynamik, Innovationsfähigkeit der Unternehmensführung und die Flexibilität, das Produktportfolio oder die Kundenabhängigkeit des Unternehmens selbst die entscheidende Rolle spielen. „In der Boomphase wurden die Geschäfts-modelle nicht so intensiv geprüft wie heute, auch wir haben teilweise daneben gele-gen“, unterstreicht Peter Ott die Bedeutung dieser Auswahlkriterien. Natürlich fließen auch die eigentliche Bewertung der Aktie des Unternehmens und die allgemeine Marktstimmung in die Analyse mit ein. Hier sind Größen wie das PEG-Ratio (Pri-ce/Earnings to Growth) und die Liquidität von Bedeutung.

Differierende Anlagephilosophien

Abweichend sind jedoch die Anlagephilosophien der Manager, was sich bereits in der Benchmarkwahl erahnen lässt.

Michael Fraikin setzt eher auf die zweite und dritte Reihe der am Neuen Markt notier-ten Werte und hält auch bei einer entgegengesetzten Marktmeinung an diesen Wer-ten fest, wenn er von Ihnen überzeugt ist. „Ich gehe davon aus, dass der Nemax All Share den Nemax 50 auf lange Sicht schlagen wird und lasse mich nicht von kurzfris-tigen Trends beirren.“, begründet Fraikin seinen Stil. Auch aktives Trading kommt für ihn nicht in Frage. Der Invesco Neue Märkte misst sich folglich eher am Nemax All Share.

Anders Peter Ott: „Wir konzentrieren uns auf die Standardwerte des Neuen Marktes, da wir davon ausgehen, dass sich auf Sicht von 2-3 Jahren der Nemax 50 besser entwickeln wird als der All Share Index“. Das Management versucht des weiteren, eine sinnvolle Mischung aus dem Ausnutzen von Tradingchancen und eine entspre-chende Überzeugung von einem Unternehmen zu erreichen. „T-Online bot sich dafür in den letzten Wochen förmlich an“, berichtet Ott. Die Wahl des Nemax 50 als Ver-gleichsindex ist die logische Konsequenz.

Wissen ist Macht... das Research

In der Quelle der Informationen gibt es einen weiteren Unterschied. Michael Fraikin kann auf das Know-how von hauseigenen Analysten zugreifen, die auf die verschie-denen Branchen innerhalb des Marktes spezialisiert sind und entsprechende Ran-kinglisten erstellen. Externes Research wird eher sekundär - als Vergleichsbasis -  genutzt.

Bei der UBS ist in diesem Fall eine Ausnahme zur sonstigen Praxis zu verzeichnen. Peter Ott und sein Partner nutzen für ihre Analyse fast ausschließlich die Analyseer-gebnisse von Dritten, so dass das Verhältnis etwa 80/20 beträgt.

Eines haben die Manager der Fonds jedoch gemeinsam, sie legen sehr großen Wert auf den persönlichen Kontakt mit den Unternehmen, um Informationen aus erster Hand zu erhalten. Regelmäßige Besuche und Gespräche sind deshalb an der Ta-gesordnung. „Wir halten uns dabei direkt an die verantwortlichen Personen wie den CFO, Gespräche mit Vertriebsleuten erscheint nicht zweckmäßig, da diese nicht in das eigentliche Kerngeschäft eingebunden sind“, erläutert Ott.

Risikokontrolle

Die Verkaufsdisziplin gestaltet sich sehr ähnlich. „Eine Steuerung des Portfoliorisikos über die klassischen Modelle wie BARRA ist bei diesen volatilen Werten und Märkten schwer möglich“, erläutert Tilo Marotz von FondsConsult. Neben den gesetzlichen Restriktionen gibt es für beide Manager keine festgelegten Limits. So rücken hier wiederum mehr die qualitativen Aspekte in den Vordergrund. Der „Newsflow“ ist hier die entscheidenden Komponente. Veröffentlicht ein Unternehmen eine Gewinnwar-nung, so wird die Relevanz dieser Meldung genauestens geprüft. „Ich frage mich dann, ob ich den Wert unter den gegebenen Umständen kaufen würde und entschei-de dann über eventuelle Konsequenzen“, so Peter Ott. „Es sind immer Einzelfallent-scheidungen“, pflichtet ihm M. Fraikin bei. Wechsel im Management, Änderung der Geschäftspolitik oder nichtnachvollziehbare Aktienverkäufe der Eigentümer sind wei-tere Indizien, die zu einer Neueinschätzung des Wertes führen können. Jedoch wird trotzdem in beiden Fonds der Tracking Error auf einer täglichen Basis überwacht, auch wenn keine Vorgabe diesbezüglich besteht. 

Unterschiedliche Marktmeinungen bestimmen die Portfolioallokation

Die unterschiedlichen Anlagephilosophien werden in den Portfolioallokationen deut-lich. Der UBS Fonds hält in seinen Top Ten per 28.12.2001 sechs der zehn höchst-gewichteten Titel des Nemax 50. Insgesamt sind ca. 40% des Fondsvermögens in diesen Titeln investiert. Die größten Branchen sind aktuell Technologie, Biotech und Internet. Übergewichtet ist Ott in FJA, Thiel und Eurofins, untergewichtet in Comdi-rect, SAP Systems und T-Online. Aufgrund der nach Ansicht der Manager mangeln-den Liquidität an anderen europäischen Wachstumsmärkten ist der UBS Fonds der-zeit fast vollständig am Neuen Markt in Frankfurt engagiert.

Die Positionen des Invesco Neue Märkte sind derzeit eher gemischt. Michael Fraikin hält größere Positionen in Medion und Qiagen sowie in Teleplan. Unter den Top Ten sind aber auch Werte wie Mediglobe oder Grenke Leasing vertreten. Die Top Ten haben aktuell einen Anteil von ca. 37% am Fondsvermögen. Im Gegensatz zum New Markets ist der Invesco Fonds neben Deutschland  (derzeit ca. 2/3), auch in den Nie-derlanden, USA, Schweiz, Großbritannien, Österreich und Frankreich investiert.

Eine Gemeinsamkeit ist auffällig, beide Manager sind in den Direktbanken stark un-tergewichtet, was die negative Meinung zu dieser Branche untermauert.

Für den Anleger stellt sich nun die Frage, ob sich diese unterschiedlichen Philoso-phien in der Performance der beiden Fonds im Vergleich zur Benchmark und zuein-ander auswirken. Diese Frage kann eindeutig mit ja beantwortet werden, wie der fol-gende Chart zeigt. 

Den betrachteten Zeitraum kann man in zwei Phasen unterteilen, in denen die unter-schiedlichen Philosophien der Manager scheinbar ihre Berechtigung finden.

Von Anfang April 2000 bis Ende März 2001 fielen die Verluste bei dem Nemax All Share mit -74,76% gegenüber dem Nemax 50, der -79,39% verlor, etwas geringer aus . In diesem Zeitraum gelang es beiden Fonds sich relativ besser als die durch die Indizes repräsentierten Märkte zu entwickeln, die sich generell betrachtet in einer Abschwungphase befanden. Der Invesco Fonds konnte eine Performance von -63,61% verzeichnen und damit sowohl den UBS New Markets (-67,42%) als auch die Indizes klar schlagen.

Von April 2001 bis zum Ende des Jahres  kehrte sich dieses Bild vollständig um. So gelang es den „Blue Chips“ des Neuen Marktes (-24,75%) den Gesamtmarkt (-35,33) klar zu schlagen. Noch gravierender ist der Vergleich zwischen den Fonds, so verlor der Invesco Neue Märkte fast doppelt soviel an Wert (-46,81%) wie der UBS New Markets (-23,69%).

Die Markteinschätzung entscheidet

Wie wichtig eine Strategie für die Wertentwicklung eines Fonds ist, wurde in den vo-rausgehenden Ausführungen eingehend dargestellt. Die Historie hat unterschiedliche Trendphasen mit den entsprechenden Ergebnissen für die Fonds hervorgebracht. Nun ist es am Investor zu entscheiden, wo er sich positionieren will, denn eine ein-deutige Aussage zu Gunsten des einen oder anderen Fonds kann u.E. aufgrund der unterschiedlichen Fokussierung nicht getroffen werden.

In zwei Dingen sind sich die Manager jedoch einig, zum einen werden sie ihre Stra-tegie konsequent weiterverfolgen und zum anderen zeigen sie sich überzeugt, dass die Marktbereinigung noch einige Zeit andauern wird. Welche Unternehmen dann davon primär profitieren werden, ist jedoch offen. Momentan fokussieren sich die Marktteilnehmer auf die großen Player, die allerdings genau aus dieser Entwicklung heraus, bereits wieder ambitionierte Bewertungsniveaus erreicht haben und nun die hohen Erwartungen der Investoren erfüllen bzw. übertreffen müssen. Sollte der Anle-ger daran glauben und auf eine Fortsetzung dieses Trends setzen, ist der UBS-Fonds die erste Wahl. Auf der anderen Seite beweisen auch kleinere Unternehmen, dass sie profitabel arbeiten können, so dass auf dieser Seite des Marktes durchaus Potential entstehen könnte. Dann könnte der Invesco Fonds die bessere Alternative sein.

Diese Fonds eigenen sich aufgrund der sehr hohen Volatilitäten an den Investitions-märkten nur für risikofreudige und langfristig orientierte Anleger.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

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