Raiffeisen-Dachfonds Wachstum vs. VB Wachstum

Zum ersten Mal überhaupt seit deren Auflegung 1998 verloren Dachfonds 2002 netto an Volumen. Dafür verantwortlich zeichneten vor allem aktienlastige Dachfonds. e-fundresearch hat sich aus diesem Grund zwei dieser Produkte zum Duell gebeten: den Raiffeisen-Dachfonds Wachstum und den Volksbank Quartett Wachstum. Funds | 02.02.2003 22:19 Uhr
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Die Fondsmanager

Der Raiffeisen-Dachfonds Wachstum wurde am 22.6.1998 aufgelegt und wird seit April 2000 von Eva Polly verwaltet, die Adalbert Glania ablöste. Davor war Frau Polly 9 Jahre lang bei der RLB Steiermark in der Wertpapierberatung tätig und verwaltet heute neben diesem Fonds unter anderem  den Raiffeisen-Dachfonds Sicherheit und Ertrag. Das gesamte von Raiffeisen Capital Management verwaltete Dachfondsvolumen lag per 31.12.2002 bei 3,4 Mrd. €.

Der am 3.8.1998 aufgelegte Volksbank Quartett Wachstum wird seit Dezember 2000 von Gerfried Krifka verwaltet. Davor zeichnete dafür Folker Wintersberger verantwortlich. Herr Krifka war 6 Jahre bei der ERSTE Bank AG als Finanzanalyst (Schwerpunkt: Aktien Österreich und Übersee), dann als Analyst für Anleihen und Volkswirtschaft bzw. im Vermögensmanagement tätig, bevor er 1998 als Anleihenfondsmanager zur Volksbanken KAG kam, welche aktuell 0,9 Mrd. € an Dachfonds verwaltet.

Der Investmentprozess:Volksbank hat mehr Spielraum

Den Investmentprozess des Volksbank Quartett Wachstum beschreibt Gerfried Krifka selbst als: „aktiv, all cap und blend“. Für die Fondsanalyse hat sich das Team rund um Herrn Krifka in monatelanger Arbeit selbstständig eine Datenbank aufgebaut. Dabei war es dem Fondsmanagement vor allem wichtig, eine von S&P, Micropal & Co. unabhängige Unterteilung der Fonds nach Stilen, Regionen und Branchen zu treffen. Das in dieser Datenbank verwaltete Fondsuniversum beinhaltet grundsätzlich alle in Österreich nach §36 zum Vertrieb zugelassenen Fonds, ausgenommen sind dabei aber gemischte Fonds.
 
Gerfried Krifka beschreibt den Asset Allocation Prozess wie folgt: „Anhand von vier verschiedenen Modellen: Aktien vs. Anleihen, Regionen, Small vs. Big Cap und Value vs. Growth, wobei jeder in unserem Team für ein Modell verantwortlich ist, wählen wir in regelmäßigen Sitzungen, welche mindestens zweimal im Monat stattfinden, die besten Assetklassen aus“. Danach kommt die hauseigene Datenbank zum Einsatz, wobei der Fondsmanager hier besonderen Wert auf Performance und Risiko im Vergleich zur jeweiligen Benchmark legt. Darüber hinaus sollte der Fonds grundsätzlich über einen Track Record von 3 Jahren verfügen. Diejenigen Fonds, die dann in die nähere Auswahl kommen, werden noch anhand einer Style-Box auf ihre Plausibilität geprüft. „Verhält sich ein aktiv gemanagter Fonds wie der Index, so decken wir das spätestens in diesem Schritt auf und er kommt für uns dann nicht mehr in Frage“, so Krifka. Den letzten Schritt der Fondsanalyse bildet dann der qualitative Teil: „Die Qualität der Fondsgesellschaft, des Fondamanagers bzw. welche Infos wir von der Fondsgesellschaft erhalten ist uns hier sehr wichtig“, so Krifka weiter. Und: „Mehr als 50 Prozent unserer Zeit widmen wir aber der Analyse von quantitativen Daten.“ Auf eine Analyse der Einzeltitel eines Subfonds verzichtet er aber bewusst, da die Style-Box für ihn ein aussagekräftigeres Instrument ist. Der Anlagehorizont für die dann ausgewählten Fonds beträgt 1 Woche bis 5 Jahre: „Wenn sich entsprechende Möglichkeiten an den Märkten ergeben, traden wir schon auch einmal in kleinerem Umfang.“

Das Investmentuniversum des Raiffeisen-Dachfonds Wachstum setzt sich ebenfalls aus allen in Österreich nach §36 zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds zusammen. Drittfonds müssen aber eine Mindestgröße von 20 Mio. € aufweisen. Maximal dürfen dagegen nicht mehr als 10 Prozent des Volumens eines Fremdfonds in allen Portfolios von Raiffeisen Capital Management insgesamt gehalten werden.
Die Asset Allocation wird bei Raiffeisen ebenfalls in regelmäßigen Meetings festgelegt und anschließend in Modellportfolios dargestellt, welche als Ausgangsbasis für die Umsetzung in den jeweiligen Fonds dienen. „Nach dem globalen Modellportfolio muss ich mich dann auch richten“, so Fondsmanagerin Eva Polly. „Aber um gering oder gar nicht gewichteten Assetklassen entsprechende Bedeutung geben zu können, dürfen Maximalabweichungen im Ausmaß von vier Prozent immer eingegangen werden“, erläutert sie ihren Spielraum.
Die Analyse sämtlicher Fonds erfolgt dann in einer eigenen Abteilung „Fondsanalyse und Advisory“. Im quantitativen Research, welches ebenfalls anhand eines eigenentwickelten EDV-Programms erfolgt, werden die Fonds anhand ihrer historischen Wert- und Risikoentwicklung beurteilt. Danach erfolgt der qualitative Teil der Analyse. „Hier ist es unser Ziel die Investmentphilosophie, den Investmentprozess bzw. das Risikomanagement des Fonds kennen zu lernen“, so Karin Kunrath, verantwortliche Abteilungsleiterin. Monatlich finden deshalb etwa 20-30 persönliche Gespräche mit Fondsmanagern statt.
„Die daraus entstehende Masterliste stellt dann die Basis für die Feinselektion der Sub-Fonds dar, welche am Besten in meine jeweiligen Portfolios passen“, so Eva Polly. Die Kooperation mit der Abteilung Fondsanalyse beschreibt Frau Polly als sehr stark: „Habe ich eigene Ideen bezüglich Fremdfonds, bringe ich diese sehr wohl ein und versuche in Zusammenarbeit mit der Abteilung Fondsanalyse die Masterliste laufend zu verbessern“.  

Portfoliobetrachtung:Höhere Subfonds-Konzentration und weniger Fremdfonds bei Raiffeisen

Der Volksbank Quartett Wachstum war per 31.12.2002 zu 46 Prozent in amerikanischen, 17 Prozent europäischen, 12 Prozent asiatischen Aktien und zu 25 Prozent in Anleihen (18 Prozent Euro, 2 Prozent US-Dollar und 5 Prozent restliche Währungen) investiert.
Der Raiffeisen-Dachfonds Wachstum setzt sich aus 29 Prozent Aktien Global, 19 Prozent Aktien Nordamerika, 10 Prozent Aktien Europa, 8 Prozent Aktien Osteuropa und 5 Prozent Aktien Pazifik zusammen. 24 Prozent sind dann noch Anleihen Euro, was 5 Prozent sonstige Positionen übrig lässt. Laut Fondsmanagement wird die Konzentration auf Euro-Anleihen aus entwickelten Ländern bei Raiffeisen wie schon in der Vergangenheit weiter beibehalten.
Vergleicht man nun die beiden Portfolios im Detail, so bemerkt man die viel höhere Subfonds-Konzentration bei Raiffeisen: Machen die Top-3 Fonds dort beachtliche 68 Prozent des Fondsvolumens aus, so liegt dieser Wert beim Volksbank-Fonds bei nur 34 Prozent.  
Ein weiterer Unterschied in der Portfoliostruktur der beiden Fonds ergibt sich aus der Ländergewichtung: Gerfried Krifka gewichtet amerikanische Aktien derzeit über, was zu einem absoluten Anteil von 46 Prozent Nordamerika-Aktienfonds führt. Raiffeisen findet die USA dagegen aktuell für zu teuer und hält nur 36 Prozent (Aktien Nordamerika inklusive Aktien Global mit Nordamerika-Schwerpunkt).

Den größten Unterschied stellt aber die Fremdfondsquote dar: Während der Quartett-Wachstum 47 Prozent des Fondsvolumens in Fremdfonds investiert (Zielgröße laut Fondsmanagement sogar 60 Prozent),  beträgt diese Zahl bei Raiffeisen nur 6 Prozent (maximale Quote: 20 Prozent des Aktienanteils). Dieser Wert lag aber per 31.5.2002 noch bei 16 Prozent.

Rendite/Risikovergleich:Raiffeisen (auf 3-Jahres-Sicht) vorn

Betrachtet man sich die absolute Performance der beiden Produkte per 31.12.2002 in den letzten 3 Jahren, so hat der Raiffeisen Fonds mit -10,39 Prozent p.a. gegenüber dem Volksbank-Produkt mit -14,15 Prozent die Nase vorn. Und auch im letzten Jahr verlor der Raiffeisen-Fonds mit -21,47 Prozent gegenüber -26 Prozent beim Volksbank Quartett weniger.
Bei der Volatilität liegen beide Fonds in den letzten 3 Jahren dagegen mit 18,72 Prozent bei Raiffeisen und 18,71 Prozent bei der Volksbank gleich auf. Im letzten Jahr weist Raiffeisen aber mit 18,24 vs. 14,4 Prozent beim Volksbank-Fonds eine höhere Standardabweichung auf.

Ausblick:Volksbank optimistischer

Für Gerfried Krifka ist die aktuelle Bewertung an den Aktienmärkten längst überfällig für einen Rebound. „Der Irak-Konflikt hält uns derzeit zwar noch von einer Erhöhung der Aktienquote auf 80 Prozent ab, in den USA und in Asien sind war aber etwa schon übergewichtet“, so der Fondsmanager. Als Hauptproblem sieht er bei seinem hohen USA Anteil den schwachen US-Dollar, den er momentan noch nicht abgesichert hat. „Wir denken aber zur Zeit sehr intensiv darüber nach“, so Krifka weiter.
Bei Raiffeisen geht man im kommenden Jahr von einer Fortsetzung der mäßigen Konjunkturerholung bei weiter unterdurchschnittlichem Wachstum aus. „Aktien sind aus diesem Grund nur teilweise attraktiv bewertet, weshalb diese untergewichtet sind “, so Fondsmanagerin Eva Polly. US-Aktien bleiben aus Bewertungsgründen weiter untergewichtet, Randmärkte wie Osteuropa oder Asien sollten aber vom aktuellen Marktumfeld profitieren können. Branchenseitig zählen Pharma und Finanz zu den Favoriten der Fondsmanagerin.
Fazit

Beide Fonds im Fondsduell unterscheiden sich hinsichtlich des Investmentprozesses nur marginal. Bei der Portfoliobetrachtung fällt einem der hohe US-Aktienanteil des Volksbank-Fonds auf. Den größten Unterschied stellt aber sicherlich die Fremdfondsquote dar: Während der Volksbank-Fonds 47 Prozent des Fondsvolumens in Fremdfonds (Zielgröße sogar 60 Prozent) investiert, beträgt diese Zahl bei Raiffeisen aktuell nur 6 Prozent (maximale Quote: 20 Prozent des Aktienanteils). Im Anleihensegment sind derzeit etwa ausschließlich Raiffeisen-Fonds enthalten. Weiters gewichtet Raiffeisen seit Jahresanfang Non-Euro Anleihen aus entwickelten Ländern nicht mehr, während der Volksbank-Fonds auch globale Anleihenfonds im Portfolio hält. Die maximale Aktienquote liegt bei Raiffeisen bei 90 Prozent, also 10 höher als beim Quartett-Fonds. In den letzten 3 Jahren konnte der Raiffeisen-Fonds bei gleich hoher Volatilität den Volksbank-Fonds mit -10,39 Prozent gegenüber -14,15 Prozent p.a.outperformen.

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