Mit 1,67 % Ertrag im letzten Jahr lag der ATX Prime, der Index für Qualitätsunternehmen an der Wiener Börse, sogar im Plus. In der Periode zwischen 1990 und 1999 lag der Leitindex der Wiener Börse gegenüber dem deutschen Aktienindex DAX noch deutlich zurück. Die Wiener Börse blieb jedoch ab Mitte 2000 von stärkeren Kursverlusten verschont. Investoren bevorzugten wieder solide Substanzwerte. Anfang 2000 lagen die Bewertungen österreichischer Aktien ungefähr auf der Hälfte des EU Durchschnitts. Diese Bewertungsdifferenz wurde bis heute wieder aufgeholt, vor allem auch aufgrund des Kursrückgangs an den europäischen Märkten.
Wiener Börse heute: modern und reformiert
Die Wiener Börse präsentiert sich heute als moderne Handelsplattform, die durch eine Reihe von Finanzmarkt- und Börsereformen seit 1998 eine Neupositionierung schaffte: Schaffung der Finanzmarktaufsicht, Übernahmerecht, internationale Konzernrechnungslegungen, Aufhebung der Börsenumsatzsteuer, Aktienrückkaufprogramme und Aktienoptionsprogramme für Mitarbeiter und Manager, Reform der Eigentümerstruktur der Börse, XETRA Handelssystems, Spezialist System, Prime Market Segment und Corporate Governance Code sind wichtige Stichworte.
Neue Trends: Osteuropa und Zukunftsvorsorge
Potenzial für den österreichischen Aktienmarkt verspricht die wirtschaftliche Integration Österreichs mit Osteuropa sowie die Entwicklung der Zukunftsvorsorgeprodukte. Österreichische Unternehmen, die direkt und indirekt von neuen Chancen in den östlichen Nachbarstaaten profitieren sollten, repräsentieren insgesamt rund 80 % der aktuellen Marktkapitalisierung des ATX Prime, dem Qualitätssegment des österreichischen Marktes, das derzeit 36 Aktien mit einer Marktkapitalisierung von EUR 30 Mrd. umfaßt.
Die gesamte Marktkapitalisierung der Börse beträgt aktuell EUR 34 Mrd. Der tägliche Börsenumsatz liegt bei EUR 60 Mio. in der Doppelzählung, d. h. je EUR 30 Mio. Käufe und Verkäufe. Schätzungen für Investitionen in Zukunftsvorsorgeprodukte belaufen sich zwischen EUR 300 und EUR 500 Mio. pro Jahr. Bei einer voraussichtlichen Aktienquote von 40 % würde dies bei 220 Handelstagen und Doppelzählung eine Erhöhung des Handelsvolumens von knapp 3 % bedeuten.
Österreich Aktienfonds im Fondsduell
Drei Gründe waren für die Auswahl von Österreich Aktienfonds für das aktuelle Fondsduell ausschlaggebend: erstens die gute Entwicklung der Wiener Börse in den letzten Jahren, zweitens die wirtschaftliche Verflechtung österreichischer Unternehmen in Osteuropa und drittens die wichtige Rolle der Fondsmanager für das Management der Zukunftsvorsorgeprodukte. Zwei der besten Österreich-Aktienfonds der letzten 5 Jahre wurden genauer unter die Lupe genommen. Der Capital Invest Austria Stock und der ESPA STOCK VIENNA.
Erfolgreich im Langfrist Test
Friedrich Erhart, Capital Invest, hatte seine Karriere als Fondsmanager bereits 1990 begonnen und war seit den Anfängen mit dem Management des heutigen Capital Invest Austria Stock betraut. Seit Anfang 1992 ist er für die Verwaltung des Fonds hauptverantwortlich.
Seine Erfolgsbilanz als Fondsmanager der Capital Invest, der Kapitalanlagegesellschaft der Bank Austria Creditanstalt Gruppe, läßt sich sehen. Seit 13 Jahren liegt der Fonds über dem ATX Prime Index bzw. den Vorläufern dieses wichtigen Börsenbarometer. Bei der Berechnung des Index werden keine Dividenden berücksichtigt. Per Ende Mai 2003 erzielte der Fonds über die letzten 3 Jahre einen Gesamtertrag von 8,62 % p. a. – trotz schwieriger Marktverhältnisse. Das Risiko über diese Periode lag bei moderaten 13,6 % Standardabweichung als Maß für die Schwankungsbreite über 3 Jahre. Über 1 Jahr wurde ein Ertrag von 4,98 % erwirtschaftet und in den ersten 5 Monaten dieses Jahres liegt der Fonds mit 17,44 % im Plus und
Auf die Frage, ob man sich nach 13 Jahren als Fondsmanager österreichischer Aktien immer noch für die Aufgabe motivieren kann, antwortet Friedrich Erhart mit Überzeugung: „Der Markt ist ständig in Bewegung. Unternehmen werden übernommen, privatisiert oder bekommen ein neues Management. Wenn man seit mehr als 13 Jahren gegenüber dem Index sehr gut abschneidet ist das Motivation genug für ein weiterhin erfolgreiches Arbeiten.“ Die Outperformance des Index über 13 Jahre hinweg ist ein eindeutiges Votum für aktives Fondsmanagement.
Manfred Zourek ist als Fondsmanager der ERSTE-SPARINVEST seit dem Jahr 2000 für das Management des ESPA STOCK VIENNA verantwortlich. Dieser Fonds wurde bereits am 23. Juni 1986 aufgelegt und ist damit der am längsten bestehende Österreich-Aktienfonds. Per Ende Mai 2003 liegt Zourek mit 2,80 % p. a. über die letzten 3 Jahren und -2,91 % über 1 Jahr zwar deutlich hinter dem Konkurrenten der Capital Invest, in diesem Jahr konnte Zourek jedoch mit 22,64 % in 5 Monaten einen beachtlichen Vorsprung herausarbeiten und liegt an der Spitze des internationalen Rankings österreichischer Aktienfonds. Die Standardabweichung bzw. Schwankungsbreite des Fonds über 3 Jahre betrug 17 %.
Erfahrung auf dem Heimatmarkt
Beide Fondsmanager investieren bereits seit Jahren erfolgreich auf dem österreichischen Markt. Friedrich Erhart: „Die langjährige Erfahrung und die detaillierte Kenntnis der einzelnen Unternehmen ist ein entscheidender Vorteil.“ Dieser Punkt zählt bei Anlegern.
Manfred Zourek: „Mit dem gleichen Argument positionieren sich amerikanische Fondsmanager für das Management von US Aktien. Wir sind die Spezialisten für Österreich und profitieren vor allem auch von der wirtschaftlichen Integration mit Osteuropa. Wir haben hier einen Wettbewerbsvorteil und bieten noch zusätzlich die Sicherheit eines westlichen Marktes.“
Aktienauswahl entscheidet auch in Österreich
Sowohl Friedrich Erhart als auch Manfred Zourek orientieren sich grundsätzlich am ATX Prime als Benchmark. Aktives Management steht jedoch im Vordergrund. Dabei müssen die Fondsmanager auch berücksichtigen, dass einige große Unternehmen im Index höher gewichtet sind, als dies aufgrund der Veranlagungsgrenzen des Investmentfondsgesetzes zulässig ist. Beispielsweise können maximal 10 % in eine einzelne Aktie investiert werden. Die Fondsmanager können jedoch durch den Einsatz von derivativen Instrumenten (Kauf einer Call Option, Verkauf einer Put Option) die Indexgewichtung beispielsweise von ERSTE Bank (18 %) und Telekom Austria (16,8 %) genau nachbilden.
Österreich Aktienfondsmangement als Herausforderung
Das aktive Management eines österreichischen Aktienfonds ist eine Herausforderung. Gemeinsam mit den im Ausland notierten österreichischen Unternehmen stehen den Fondsmanagern rund 120 Aktien zur Auswahl. Aufgrund der teilweise zu geringen Liquidität kommen jedoch nur etwa 60 in die engere Auswahl. Beide Fondsmanager definieren ihr Investmentuniversum in dieser Größenordnung.
Die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Aktien während eines Jahres kann über Sieg und Niederlage im Wettbewerb der Fondsmanager entscheiden. Das richtige Timing der Aktienkäufe und –verkäufe kann die Jahresperformance deutlich steigern oder ein Jahresergebnis verhageln.
Zourek: „Die Entwicklung der Austria Tabak Aktie und auch der Brau-Titel waren ein gutes Beispiel für das Potenzial das von aktiven Managern in Österreich genutzt werden kann. Wir halten rund 40 Titel im Portfolio.“ Auch das Portfolio der Capital Invest enthält rund 40 Aktien.
Eine Analyse aus dem Jahr 2002 zeigt wie unterschiedlich die Performancedaten bei Einzeltiteln innerhalb eines Jahres sein können: BBAG +66,3 %, Mayr Melnhof +32,6 % gegenüber VA Tech -37,2 % und BWT -60,6 % bzw. voest alpine -27,9 %.
Liquidität als wichtiger Faktor
Nicht zu vernachlässigen ist der Faktor Liquidität an der Wiener Börse. Fonds können aufgrund Ihres Fondsvolumens nicht von kurzfristigen Entwicklungen profitieren. Vor allem Friedrich Erhart muß bei mehr als EUR 130 Mio. Fondsvolumen genau abschätzen, zu welchem Durchschnittskurs eine Aktienposition aufgebaut werden kann und – noch wichtiger an der Wiener Börse – ob dieses Investment dann auch wieder über die Börse verkauft werden kann. Manfred Zourek ist mit EUR 38 Mio. Fondsvolumen hier durchaus flexibler. Bei anhaltend guter Performance wird jedoch auch das Volumen dieses Fonds weiter wachsen.
Strategie und Ausblick
Manfred Zourek: „Wir bevorzugen Unternehmen, die gute Cash Flows erwirtschaften und deren Verschuldungsgrad nicht zu hoch ist. Solide geführte Unternehmen, die auch von der wirtschaftlichen Integration Osteuropas profitieren sind attraktive Aktien für unseren Fonds.“
Friedrich Erhart: „Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) in Wien sind derzeit mit rund 13 historisch gesehen günstig. Relativ zu anderen europäischen Börsen haben österreichische Aktien keinen bedeutenden Bewertungsvorteil mehr. Vor 3 Jahren lagen die KGVs an der Wiener Börse noch rund 50 % unter dem europäischen Durchschnitt. Auch in Zukunft ist stock picking unsere Strategie. Mein Investmentansatz zielt darauf ab, Unternehmen zu finden, die aufgrund ihres Ertragspotenzials unterbewertet sind bzw. mit einem hohen Bewertungsabschlag zu ihrem inneren Wert gehandelt werden. Ich kaufe Aktien, deren Potenzial der Markt noch nicht erkannt hat und entwickle meine eigene Investmentstory. Dabei spielen auch charttechnische Analysen eine große Rolle für das Timing der Investmententscheidung.“
Marathonsieger: Capital Invest - Sprintsieger: ERSTE-SPARINVEST
Sowohl Friedrich Erhart als auch Manfred Zourek können sich auf einen gut etablierten Investmentprozess für österreichische Aktien stützen, der bereits seit Jahren verfolgt wird. Hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Ressourcen für sind sowohl ERSTE-SPARINVEST als auch Capital Invest bestens ausgestattet. Beide Manager verfügen über genügend Erfahrung am heimischen Aktienmarkt und haben das Zeug dazu, auch in Zukunft gute Erträge zu erwirtschaften.
Der ESPA Fonds ist aufgrund des geringeren Volumens noch flexibler und konnte dadurch in den letzten Monaten sehr gute Ergebnisse erzielen. Das Timing des Fondsmanagers ist derzeit gut und der Fonds liegt in diesem Jahr vor der Konkurrenz. Die Sprintwertung 2003 geht somit an ERSTE-SPARINVEST. Interessant wird, ob es gelingt, die gute Performance der letzten Monate zu halten bzw. diese noch auszubauen.
Über die Marathondistanzen konnte Friedrich Erhart, Capital Invest, seine Qualitäten als Fondsmanager eindrucksvoll unter Beweis stellen. Die höheren Renditen wurden sogar noch mit geringerem Risiko erwirtschaftet. Die Sharpe Ratio des Fonds wurde von Capital Invest mit 0,21 angegeben, gegenüber -0,18 für den ESPA Fonds. Das höhere Fondsvolumen könnte in Zukunft die Flexibilität des Fondsmanagers bei Umschichtungen des Portfolios einschränken.
Anleger, die an den Aufbau ihrer privaten Pensionsvorsorge denken, können auch über die Zukunftsvorsorgeprodukte der Capital Invest und ERSTE-SPARINVEST vom der Erfahrung der beiden Fondsmanager profitieren, die dabei für das Management der Aktienkomponenten verantwortlich sind.