Durch den Fremdfondsvertrieb in den deutschen Geschäftsbanken werden sich die Marktanteile der Fondsgesellschaften in Deutschland zum Teil deutlich verschieben. In- und ausländische Fondsgesellschaften erwarten, dass alle deutschen Banken ihren Kunden kurz- bis mittelfristig konzernfremde Fonds aktiv anbieten werden.
Kunden fordern gute Produkte und objektive Beratung
Hauptgrund dafür sei die veränderte Erwartungshaltung der Anleger. „Die Kunden fordern aktiv gute Produkte ein“, sagt Axel Schwarzer, Geschäftsführer der DWS. Henning Busch, Head of Investment Management Germany bei Morgan Stanley, ergänzt: „Die privaten Anleger möchten diversifizieren und legen Wert auf objektive Beratung. Eine professionelle Allokation ist gefragt.“ Die amerikanischen Fondsgesellschaften verweisen zudem auf die Entwicklung in den USA in den vergangenen zehn Jahren. So sagt Achim Küssner, Geschäftsführer Deutschland bei Merrill Lynch Investment Managers: „In den USA gibt es keine Bank mehr, die nicht aktiv Fremdfonds anbietet.
Chancen für ausländische Investmentgesellschaften…
Vor allem die ausländischen Investmentgesellschaften sehen Chancen im offenen Fondsvertrieb der Banken. Matthias Glas, Head of Central Europe bei Threadneedle Investments, erläutert: „Durch die Aufnahme unserer Produktpalette in aktive Vertriebsanstrengungen unserer Bankenpartner erwarten wir ein zusätzliches Umsatzwachstum von bis zu 35 Prozent unseres Planumsatzes in 2004.“ Klaus-Jürgen Baum, Geschäftsführer Deutschland und Österreich bei Fidelity Investments, sieht ebenfalls großes Potenzial: „Der offene Fondsvertrieb der Banken schafft Raum für neues Wachstum, denn nur zehn Prozent der Bankkunden haben derzeit Fremdfonds im Depot.“
… ohne Filialnetz
Als dominierende Vertriebskanäle – rund 75 Prozent der Investmentfonds werden in Deutschland über Banken verkauft – liegen die Banken ohnehin im Fokus der Vertriebs- und Marketinganstrengungen aller Fondsgesellschaften. Die Investment-gesellschaften begrüßen, dass sie über die Banken Zugang zu bisher unerschlossenen Kundensegmenten erhalten. Tim Blackwell, CEO von UBS Global Asset Management Deutschland, sagt: “Der Fremdfondsvertrieb eröffnet gerade ausländischen Anbietern ohne eigenes Filialnetz in Deutschland die Möglichkeiten eines flächendeckenden Fondsvertriebs.“
Verschiebung der Marktanteile durch Marktöffnung
Entsprechend hoch sind die Erwartungen der Fondsgesellschaften an die Entwicklung ihrer Marktanteile. Eine Verschiebung zugunsten der ausländischen Gesellschaften ist zu erwarten. Credit Suisse Asset Management will bis 2006 seinen Marktanteil von zwei auf fünf Prozent steigern. Threadneedle und Merrill Lynch planen, sich im selben Zeitraum unter den Top Drei der ausländischen Gesellschaften zu etablieren. Dabei will Merrill Lynch einige der kleineren deutschen Investmentgesellschaften überholen.
Dominanz der inländischen Fonds nicht gefährdet
Deutschland-Geschäftsführer Küssner räumt jedoch ein: „Die Dominanz der deutschen Kapitalanlagegesellschaften wird langfristig Bestand haben.“ DWS fürchtet die in- und ausländische Konkurrenz nicht. „Wir sind in Deutschland Marktführer und wollen es auch bleiben. Unseren gegenwärtigen Marktanteil von 25 Prozent wollen wir halten“, sagt Geschäftsführer Schwarzer.