Im prime market, dem Top Segment der Wiener Börse, bleiben institutionelle Anleger wie Fondsgesellschaften oder Staatsfonds die größte Investorengruppe. Sie halten zwei Drittel (33,7 Mrd. EUR) der frei handelbaren österreichischen Aktien (Streubesitz). Davon sind 28,1 Mrd. EUR in der Hand von internationalen Gesellschaften sowie 5,6 Mrd. EUR bei heimischen Fondsgesellschaften veranlagt. Ein Drittel (16,5 Mrd. EUR) befindet sich im Besitz österreichischer Privatanleger und nicht-finanzieller Unternehmen. Das ergibt die Untersuchung des Streubesitzes von prime market Unternehmen, welche IHS Markit (vormals Ipreo) seit über zehn Jahren im Auftrag der Wiener Börse durchführt. Mit 50,9 Mrd. EUR ist rund die Hälfte der Gesamtmarkt-Kapitalisierung des prime market (per Ende 2020: 94,3 Mrd. EUR) im Streubesitz. Im Rahmen der Studie konnte IHS Markit 98,6 % der Eigentümer identifizieren und einer Investorengruppe zuordnen.
„Von großen Staatsfonds ins Portfolio aufgenommen zu werden ist für jedes Unternehmen ein Gütesiegel. Gleichzeitig ist es zur Standortsicherung wichtig, sich auf treue heimische Anlegerschichten verlassen zu können. Die Stärkung der nationalen Investorenbasis sollte daher ganz oben auf die politische Agenda. Steuererleichterungen für Österreicherinnen und Österreicher, die investieren und nicht spekulieren, das heißt ihre Aktien längerfristig halten, könnten hier der richtige Anreiz sein,“ sagt Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse.
Heimische Aktionärsbasis wächst
2020 waren wieder drei heimische Fondsgesellschaften im Ranking der Top 10 institutionellen Investoren vertreten. Wachsendes Interesse der Österreicherinnen und Österreicher belegt auch die Statistik der Österreichischen Nationalbank zum Geldvermögen der Privathaushalte. Dieses ist im Jahr 2020 kräftig angewachsen. Demnach investierten österreichische Privatpersonen eine Rekordsumme in Aktien (2,4 Mrd. EUR) sowie in Fonds (4 Mrd. EUR). Das ist, die letzten 20 Jahre betrachtet, ein Spitzenwert.
Internationale Fonds setzen weiter auf österreichische Aktien
US-amerikanische Investoren bleiben klare Spitzenreiter unter den institutionellen Anlegern. Ende 2020 stieg ihr Anteil im Vergleich zu 2018 von 24,5 % auf 28,4 %. Auf Platz 2 folgen österreichische Institutionelle mit 16,6% nach 23,5 %. Der dritte Platz geht an Großbritannien mit 15,7 %, nach zuvor 16,7 %. Deutschland hat sich im Länderranking mit einem Anteil von 7,3 % gegenüber 6,1 % im Vergleich zu 2018 vor Frankreich (6,6 %) auf Platz 4 geschoben.
Die Top 10 Investoren halten etwa ein Drittel des identifizierten Streubesitzes österreichischer prime market Aktien. Kumuliert man alle Aktienpakete, bleibt der norwegische Staatsfonds größter Einzelinvestor. In den Top 10 tummeln sich vier US-Fonds. Alle drei österreichischen Fondsgesellschaften legten bei Österreich-Positionen wertmäßig zu.
Profis setzen auf Unternehmenswert und -wachstum – passive Investments weiter im Trend
In Bezug auf Investmentstrategien fokussieren institutionelle Anleger im prime market auf den Unternehmenswert (30,7 %) und auf das Wachstum (30,5 %). Doch auch passive Strategien sind weiter im Vormarsch: Veranlagten 2015 noch 16,1 % über einen Index, waren es 2018 18,3 % und 2020 bereits 22,6 %. Jene Investoren, die ihre Bestände am deutlichsten erhöhten, weisen eine geringe bis mittlere Umschlagshäufigkeit auf. Dies kann als Indiz für langfristiges Interesse an österreichischen Unternehmen gewertet werden.