Pharma vs. Biotech
e-fundresearch/Zürich: Dr. Nawrath, könnten Sie als Fondsmanager des Credit Suisse Global Biotech, kurz die Unterscheide zwischen Biotech und Pharma definieren?
Michael Nawrath: Pharma funktioniert nach dem Trial-and-Error Prinzip: Man versucht dort aus biologischen Organismen Wirkstoffe zu extrahieren und diese zu reinigen. Wenn man Glück hatte, erfand man damit Medikamente wie Penicillin gegen bakterielle Entzündungen.
Biotechnologie versucht anhand der molekular-biologischen Grundlagen der Krankheiten, zielgerichtet über die Defekte der Zellen ein Molekül zu entwickeln die diese Krankheiten heilen kann.
Biotech-Indutrie ist resistent gegenüber Generika
e-fundresearch/Zürich: Beide Bereiche wurde in letzter Zeit immer wieder mit Generika in Verbindung gebracht. Werden diese dazu führen, dass Umsätze wegbrechen und wie berücksichtigen Sie diese Entwicklungen in Ihrem Fonds?
Michael Nawrath: Generika sind eigentlich nur eine Bedrohung für chemische Substanzen die von der Pharma-Industrie hergestellt wurden. Dieser Sachverhalt ist aber für die nächsten 20 bis 30 Jahre komplett zu vernachlässigen, was die biologischen Produkte der Biotech-Firmen angeht. Generika stellen also bei auslaufenden Patenten von Pharma-Firmen eine enorme Bedrohung dar, weil diese Medikamente sehr schnell mit viel geringeren Kosten produziert werden können - der gesamte Forschungsanteil fällt etwa weg.
Bei den biologischen Medikamenten laufen zwar auch bald die ersten Patente aus, hier ist die Replikation aber ungemein schwieriger. Die Generika-Hersteller müssen zusätzlich den gleichen regulatorischen Prozess wie bei einem komplett neuen Medikament durchlaufen. Deswegen stellen Generika für Biotech-Firmen noch lange keine Bedrohung dar. Die Pharma-Industrie ist aber deswegen immer mehr dazu gezwungen Abkommen mit der Biotech-Industrie zu schließen, um Umsatzeinbrüche abzufangen.
„Kurse sind fundamental gerechtfertigt“
e-fundresearch/Zürich: Die Aktienkurse der Biotech-Firmen haben sich zuletzt nach den Einbrüchen im letzten Quartal 2003 wieder etwas erholt. Wie geht es dieses Jahr weiter?
Michael Nawrath: Der Rebound im Jahr 2003 war für mich nur ein kleiner, obwohl 40 Prozent Kursplus sehr gut klingen. Vergleicht man das mit dem Stand der Kurse im Jahr 2000, sind die erfolgten Anstiege nicht so groß. Obwohl die Höchststände vor vier Jahren sicherlich überbewertet waren denke ich, dass die Kurse aktuell gerechtfertigt sind. Es geht bei diesen Kursen nicht mehr um Ideen oder Konzepte sondern um konkrete klinische Daten. In den nächsten zwei Jahren erwarte ich dann einen kontinuierlichen Newsflow und positive Zwischenergebnisse, diese sollten auch der Motor für Kurssteigerungen sein.
Für Underperformance verantwortlich: Palatin Technologies
e-fundresearch/Zürich: Die Performance des Fonds war besonders im letzten Quartal 2003 enttäuschend. Was waren die Gründe und welche Verbesserungen planen Sie deswegen?
Michael Nawrath: Die schlechtere Performance des Fonds in letzter Zeit lässt sich auf zwei Gründe zurückführen: Der Turnover des Fonds wurde erhöht um die gestiegenen Volatilitäten des Marktes kurzfristig nützen zu können. Aktuell liegen wir bei 100 Prozent. Der Tracking Error erhöhte sich dadurch von drei auf derzeit zehn, wobei auch meine Peer Group dies tut. Letztlich macht sich das aber in der langfristigen Performance bezahlt, was z.B. zu einem 4-Sterne-Rating von S&P über einen drei Jahres-Zeitraum geführt hat. Vertrauensbeweis ist auch der starke Zuwachs des Fondsvolumens um knapp 25 Prozent auf 130 Mio. US-Dollar im Januar.
Trotz der Underperformance waren wir generell in den richtigen Titeln investiert, ein Wert war aber hauptsächlich für den negativen Performancebeitrag verantwortlich: Palatin Technologies, ein Private Placement von dem wir mittlerweile fünf Prozent der Firmenanteile halten. Diese Firma steht aktuell kurz vor der Zulassung seines ersten diagnostischen Medikamentes. Im Abwärtstrend habe ich mir die Firma ins Haus kommen lassen und bin zu dem Entschluss gekommen die Aktie weiter zu halten. Weil das Unternehmen noch keine Investmentbank hatte, die den Aktienkurs gestützt hätte, sackte der Kurs ab. Jetzt hat man aber mit Legg Mason und CIBC zwei Partner gefunden, die sie kontinuierlich covern und mit deren Sell-Side Analyse gegensteuern können. Weiters haben viele Fondsmanager zu Jahresende Gewinne mitgenommen. Fundamental betrachtet ist die Story aber sehr gut, weshalb ich weiter in Palatin investiert bleibe.
e-fundresearch/Zürich: Vielen Dank für das Gespräch!
Das gesamte Interview finden Sie als Audiofile im Infocenter oben.