Für das vorliegende Fondsduell haben die Experten von e-fundresearch.com zwei Fondsmanager ausgewählt, die im Auf und Ab der letzten Jahre ihre Fähigkeit zur nachhaltigen Outperformance, absolut und risikoadjustiert, bewiesen haben. Das aktuelle Fondsvolumen sollte dabei mehr als 150 Millionen Euro betragen. .
Die Fondsmanager im Fokus
Der Vontobel Far East Equity Fund wird seit Anfang 2001 von Rajiv Jain in New York verwaltet. Der gebürtige Inder arbeitete zu Beginn seiner Karriere als Exportmanager für Indo Rama Synthetics in Delhi, wo er für Währungsabsicherungsgeschäfte verantwortlich war. Nach seinem MBA an der Universität von Miami begann er als Analyst beim Schweizerischen Bankverein in New York. Von dort kam der heute 36-jährige im November 1994 als Aktienanalyst und stellvertretender Manager für internationale und Emerging Markets Aktien zu Vontobel USA. Er ist dort für internationale Aktien zuständig und verwaltet neben dem Far East Equity noch den Emerging Markets Equity, European Value Equity und Global Equity.
Der Mellon Asian Equity wird seit 1999 von Ezra Sun in London verwaltet. Der 36-jährige Absolvent der Universität Cambridge startete 1995 als Analyst für Aktien der Region Asien-Pazifik bei Newton Investment Management, einer Tochterfirma von Mellon. Davor arbeitete er in der Forschungsabteilung der Universität Cambridge. Er studierte weiters an der Universität Nankei in China, wo er seinen MA und BA Abschluss machte und spricht fließend Chinesisch. Und auch sein Lebensmotto stammt aus dieser Zeit: „Wu Chang“ (was soviel bedeutet wie „Nichts dauert ewig an“).
Stock-Picking großgeschrieben
Der Vontobel Far East Equity Fund hat als Anlageziel die Outperformance des MSCI AC Far East Free (ex Japan) über einen vollen Marktzyklus von drei bis fünf Jahren. Rajiv Jain investiert dabei in Unternehmen, die ihren Sitz oder ihre Hauptaktivität in Fernost - ausser Japan - haben. Dabei steht für den Fondsmanager aber in Marktabschwungsphasen der Kapitalerhalt an erster Stelle. „Ich hasse Verluste, deswegen konzentrieren wir uns stärker auf die Analyse des Rückschlagspotentials. Als Konsequenz daraus ist die langfristige Qualität des Geschäftsmodells der wichtigste Punkt unserer Analysen. Weiters muss dann natürlich noch die Bewertung stimmen“, erklärt Jain. Dabei setzt er zu 90 Prozent auf interne Analysen: „Auf externe Quellen verlassen wir uns nur ganz selten“, fügt er hinzu.
Auch Ezra Sun verwendet einen klaren Stock-Picking Ansatz, der sich zusammenfassend als GARP (Growth At a Reasonable Price) beschreiben lässt. Bei diesem Ansatz werden Wachstumspotenzial und Bewertung der Unternehmen gleichermaßen berücksichtigt und damit Elemente der klassischen Growth- und Value-Strategien kombiniert. Als Ziel hat sich Sun eine jährliche Outperformance von zwei bis vier Prozent gegenüber dem MSCI AC Far East Free (ex Japan) Benchmark MSCI AC Far East Free (ex Japan) über einen roulierenden 3-Jahres-Zeitraum gesetzt. „Wir setzten nur auf eigenes Research und verlassen uns nicht auf externe Analysten“, erklärt Sun.
Portfolios: China als Hauptunterschied
Die beiden Fondsmanager unterscheiden sich vor allem hinsichtlich ihrer Einstellung zu Investments in China. Während Ezra Sun China nicht mehr so positiv einschätzt wie noch vor ein paar Monaten, ist man mit einem Anteil von 27 Prozent in Hong Kong und China investiert. Der Vontobel Fondsmanager Jain vermeidet die Boom-Region China/Hong Kong mit einer Gewichtung von nur 5,6 Prozent nahezu vollständig: „China wird weiterhin sehr schnell wachsen. Wir haben allerdings dort kaum Unternehmen gefunden, die unseren Qualitätsanforderungen entsprechen. Die meisten chinesischen Firmen sind im Staatsbesitz und sind zu wenig Shareholder-Value orientiert.“ Der gebürtige Inder setzt lieber auf sein Heimatland: „Das Land ist eine Demokratie und seit mehr als 50 Jahren im positiven Sinn kapitalistisch. In den letzten 20 Jahren ist das chinesische BIP zwar etwa doppelt so schnell gewachsen wie das indische, als Aktionär wäre man aber in Indien viel besser aufgehoben gewesen“, begründet Jain seine Präferenz. Aber auch Ezra Sun von Mellon sieht schon Probleme am Horizont auftauchen: “Die chinesische Wirtschaft könnte überhitzen”, gibt er sich nachdenklich. Für Hong Kong ist er aber noch positiv gestimmt.
Performance: Jain mit konservativer Ausrichtung vorn
Vergleicht man die Performance beider Fonds, fällt eines klar auf. Rajiv Jain´s Bekenntnis zum Kapitalerhalt wird gelebt und lautet wie folgt: „In einem Bärmarkt werden wir weniger verlieren als die meisten anderen Fonds“. In der letzten großen Abwärtsbewegung büßte der MSCI AC Far East Free ex Japan zwischen April 2002 und April 2003 stolze 29,2 Prozent ein. Der Vontobel Fonds verlor nur 14,8 Prozent, der Mellon Fonds dagegen 29 Prozent.
Im Aufschwung entwickelt sich in der Vergangenheit tendenziell der Mellon Fonds besser. Seit April 2003 liegt Vontobel zwar immer noch mit stolzen 54 Prozent im Plus, Mellon gewann im Vergleich dazu 63 Prozent. Die Indexperformance mit +72 Prozent verfehlten dennoch beide klar. „Wir waren nicht so stark in taiwanesischen Technologieaktien investiert. Weiters haben wir in Indien Gewinne teilweise zu früh realisiert“, erklärt Sun. Und Jain bleibt trotz Underperformance bei seiner konservativen Ausrichtung: „Wir stehen weiterhin zu unserer Politik Technologietitel und zyklische Werte zu meiden“.
Im Langfristvergleich liegt aber Jain trotzdem vorne: Seitdem er den Fonds im Januar 2001 übernommen hatte, konnte er den Index (+41 Prozent) klar schlagen und erzielte 72 Prozent. Performance. Sun konnte mit +50 Prozent den Index zwar auch schlagen, liegt aber hinter Jain zurück. Unter dem alten Fondsmanager, einer Bank in Singapur, hatte man bei Vontobel in der Vergangenheit wenig zu lachen: Im Zeitraum zwischen der Auflage des Fonds im Februar 1998 bis Anfang 2001 verlor man 5,8 Prozent, während der Index 6,4 Prozent zulegte und Mellon mit 43,4 Prozent brillierte.
Marktausblick: Anzeichen eines irrationalen Überschwanges
Beide Fondsmanager sind vorsichtig, was die weitere Entwicklung der asiatischen Börsen betrifft. „Viele asiatische Märkte sind kurzfristig reif für eine Korrektur“, begründet Sun, der auch schon begonnen hat Gewinne selektiv mitzunehmen. Noch radikaler sieht das Rajiv Jain: „Die Bewertungen einiger asiatischer Länder und Sektoren zeigen schon Anzeichen eines irrationalen Überschwanges“. Besonders China sei gefährdet, meint Jain weiters. Indien ist seiner Meinung aber dagegen noch nicht zu teuer.
Fazit
Der Vontobel Far East Equity verfolgt einen konservativeren Anlagestil als der Mellon Fonds, der Fokus ist stärker auf Kapitalerhalt ausgerichtet, was sich im Auf und Ab der letzten drei Jahre in einer besseren Performance im Vergleich zu Mellon - absolut und risikoadjustiert - niedergeschlagen hat. In starken Aufwärtsbewegungen wie zuletzt, hat Ezra Sun aber die Nase vorn. Sollte dieser Trend andauern, wäre man beim Mellon Asian Equity Portfolio deswegen besser aufgehoben. „Das Risiko einer Underperformance in stark steigenden Märkten besteht“, bestätigt Jain schließlich.
Performancedaten per 27.1.2004 in USD
Datenquelle: