Biotechs im Aufwind?

Während Pharmawerte stagnieren, gewannen Biotech-Aktien dieses Jahr schon neun Prozent. Seit den Kurstiefs im März 2003 wird die Outperformance besonders deutlich: +68 Prozent beim Nasdaq Biotech vs. +26 Prozent beim MSCI World/Pharmaceuticals. Sind Biotechs schon zu teuer? e-fundresearch fragte Michael Sjöström. Funds | 15.03.2004 10:50 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der Pictet Biotech schaffte es über nahezu alle Zeiträume vor den Konkurrenten (wie Fortis Biotechnology oder Credit Suisse Global Biotechnology) bzw. vor der Benchmark, dem Nasdaq Biotech, zu liegen. In den turbulenten letzten drei Jahren – der Index verlor 2001/2002 fast 60 Prozent und holte seit März 2003 fast wieder alle Verluste aus – liegt der Pictet Biotech nahezu unverändert bei +0,1 Prozent, schlug damit aber den Index (-18 Prozent) bzw. Fortis und Credit Suisse mit je etwa -15 Prozent klar. Und auch in den letzten fünf Jahren schlug Sjöström den Index klar (siehe Chart).

„Performance im Vorjahr war ein positiver Einmaleffekt“

e-fundresearch: Biotech-Werte sein dieses Jahr schon wieder stark gestiegen, seit dem Tief im Jahr 2003 ergibt sich ein Plus von fast 70 Prozent. War das nicht schon sehr viel bzw. sind Biotechaktien nicht schon sehr hoch bewertet?

Michael Sjöström: Die Performance des letzten Jahres war eine einmalige Korrektur der starken Verluste der Vorjahre. Das wird sich 2004 sicher nicht wiederholen. Trotzdem muss ich betonen, dass der gesamte Sektor fundamental auf solidem Fundament steht. Langfristig gehe ich weiterhin von jährlichen Erträgen von 20 Prozent pro Jahr aus. Die Hälfte davon hat der Nasdaq Biotech Index dieses Jahr schon zurückgelegt. Für den Verlauf dieses Jahres bin ich deswegen nur noch verhalten optimistisch.  

FDA mit neuem Vorsitzenden: Wait and see

e-fundresearch: Unter dem alten Vorsitzenden der FDA, Mark McClellan, wurden die Produktzulassungen beschleunigt. Davon hat der gesamte Sektor profitiert. Nach seinem Abgang von der FDA letzten Monat hat nun sein Stellvertreter Lester Crawford den Vorsitz. Ist das ein schlechtes Zeichen für Biotechs?

Michael Sjöström: Kurzfristig nicht. Herr Crawford hat zwar kein starkes politisches Profil und ist als Leiter der FDA eher weniger geeignet, trotzdem wird sich das regulatorische Umfeld bis zu den Präsidentenwahlen kaum ändern. Danach wird entscheiden wer der neue Vorsitzende wird: Falls das lange dauern würde, wäre das sicher schlecht für den Sektor.

Gründe für die Underperformance seit Dezember

e-fundresearch: Die langfristige Performance des Fonds ist fast makellos. Von Dezember 2003 bis vor ein paar Wochen scheint es aber Probleme gegeben zu haben. Sie liegen hier klar hinter der Konkurrenz bzw. dem Index. Was war los?

Michael Sjöström: Das stimmt. Dafür gab es zwei Gründe: Erstens wurde im letzten November die Zusammensetzung des Nasdaq Biotech Index relativ stark geändert. Dort sind jetzt rund 30 Prozent Titel aus Sektoren enthalten, die wir nicht im Anlageuniversum haben, zum Beispiel Generika. Diese Werte sind zuletzt aber sehr gut gelaufen. Darüber hinaus haben drei große Positionen unseres Fonds im Januar sehr schlecht performt: Celgene, Intermune und Gilead Sciences. Zwei dieser Werte sind im Februar aber wieder gut gelaufen.

Fokus auf Phase-III Mid-Caps

e-fundresearch: Welche Sub-Sektoren werden Ihrer Meinung nach 2004 am besten laufen?

Michael Sjöström: Wir sind weiterhin schwerpunktmäßig in Unternehmen der Phase III investiert. Das sind Firmen, die am Anfang eines neuen Produktzykluses stehen. Mehrheitlich kaufen wir weiters Mid-Caps zwischen einer und fünf Milliarden US-Dollar. Diese machen fast 60 Prozent des Portfolios aus, der Rest teilt sich 30 Large-Caps und 10 Prozent Small-Caps auf. Derzeit sind wir aber dabei Large Caps weiter abzubauen.

„Ein Value-Fonds sind wir sicher nicht“

e-fundresearch: Wie definieren Sie Ihren Investmentstil? Wie wichtig sind Bewertungen im Biotech-Bereich?

Michael Sjöström: Man könnte uns als GARP-Investoren (Growth at a reasonable price) bezeichnen. Ein Value-Fonds sind wir sicherlich nicht, obwohl wir schon sehr bewertungssensibel sind und deswegen Wachstum nicht zu jedem Preis kaufen. Weiters verfolgen wir die Strategie: Buy and hold.

Anlageziel: Langfristig 20 Prozent pro Jahr

e-fundresearch: Wie sieht Ihr persönliches Anlageziel aus?

Michael Sjöström: Es gibt kein definiertes Outperformance-Ziel. Meine Vorgabe ist es aber im ersten bzw. zweiten Quartil einer Peer-Group zu sein. Investoren sollten mit dem Pictet Biotech Fonds in der Lage sein rund 20 Prozent pro Jahr über einen Zeitraum von fünf Jahren zu erzielen.

e-fundresearch: Der Fonds ist mittlerweile über 1,3 Mrd. US-Dollar schwer. Fällt es da bei Mid bzw. Small-Caps nicht schon schwer zu investieren?

Michael Sjöström: Bei den Micro-Caps ist das sicher ein Problem Generell investiere ich aber nicht in Werte unter 300 Millionen US-Dollar an Börsenwert. Darunter ist aber auch das Risiko-Ertrags-Verhältnis nicht mehr sehr günstig. Weiters sollte eine Position eine maßgebliche Rolle im Portfolio spielen, also mindestens ein Prozent des Fondsvolumens betragen. Aktuell halten wir 38 Positionen, die größte davon ist Celgene mit 7,5 Prozent Portfolioanteil per Ende Februar.

Krebsaktien schon überteuert

e-fundresearch: Sehr viel ist immer wieder die Rede von den Fortschritten in der Krebsforschung. Was ist hier der letzte Stand und wie setzen Sie im Fonds auf diesen Trend?

Michael Sjöström: Die Forschung ist hier an einem sehr interessanten Punkt angekommen: Einerseits hat die Technologie für die Wissenschaft klare Vorteile gebracht. Resultat sind neue Medikamente wie Avastin von Genentech, das bei Dickdarmkrebs helfen soll. Andererseits ist die FDA offener und bereit solche Produkte anzunehmen, manchmal schon in Phase II. Auf der Anlageseite haben wir damit aber ein Problem: Es ist schon sehr viel Enthusiasmus in diesen Aktien eingepreist und ich glaube das viele Kurse schon übertrieben hoch sind. Deshalb sind wir etwa bei Genentech sehr vorsichtig, die Kurse sind kaum mehr vertretbar. Ähnliches gilt für Imclone, hier hat sich der Kurs seit Februar 2003 fast versechsfacht. Optimistisch sind wir dagegen aber für Tarceva (OSI Pharmaceuticals), ein Phase-III-Produkt gegen Lungenkrebs.

e-fundresearch: Gibt es noch weitere Bereich die vielleicht schon überteuert sind?

Michael Sjöström: Das kann man nur schwer sagen. Generell gilt aber, dass Large Caps eher fair bis teuer bewertet sind, Mid-Caps dagegen eher fair bis günstig bewertet sind. Bei den Small-Caps haben wir die Korrektur schon erlebt und aktuell ist das Niveau tendenziell wieder fair. Viele dieser Produkte solcher Firmen stehen aber noch viele Jahre vor einer Markteinführung, weshalb Prognosen fast unmöglich erscheinen.

Wie wichtig ist Nano-Technologie?

e-fundresearch: Auch die Nano-Technologie ist zuletzt wieder in aller Munde. Was sagen Sie dazu? Hype oder Langfristchance?

Michael Sjöström: Rein technologisch gesehen kann man sagen, dass die ersten konkreten Anwendungsbereich im medizinalen Bereich sein werden. Ein Investment fällt hier aber schwer, da sehr viel Forschung in diesem Bereich innerhalb großer Konzerne wie IBM, Intel oder Genereal Electric geschieht. Im Pictet Biotech kann ich also nur sehr schwer auf diesen Trend setzen.

Stärken und Schwächen beim Pictet Biotech Fonds

e-fundresearch: Ihr Fonds schlägt regelmäßig nicht nur den Index sondern auch die meisten Konkurrenten? Warum eigentlich bzw. was machen Sie besser als die anderen?

Michael Sjöström: Hmmm, wenn ich das wüsste, würde ich die Antwort sicherlich für mich selbst behalten. Ich denke aber, dass die langjährige Erfahrung von mehr als zehn Jahren hier eine große Rolle spielt. Wichtig auch: Kontinuität. Man muss auch in schweren Zeiten zu seinen Entscheidungen stehen und aufgrund von Fundamentaldaten investieren. Wir investieren nie alles in einen kurzfristigen Trend. Dazu braucht es vor allem Disziplin.

e-fundresearch: Was sind auf der anderen Seite Ihre Schwächen, wo könnten Sie sich noch verbessern?

Michael Sjöström: Natürlich kann man sich ständig verbessern. Das größte Potential hat hier sicherlich noch unser medizinischer Bereich. Wir verfügen zwar über einen guten Zugang zur Wissenschaft. Ein besseres Verständnis klinischer Anwendungen würde uns aber noch besser machen.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!


Performancedaten per 9.3.2004 in US-Dollar Datenquelle:

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