Blue-Chips sind sehr teuer
e-fundresearch/London: Herr Kerr, Technologiewerte erscheinen den meisten Marktteilnehmern aktuell schon sehr teuer. Teilen Sie deren Meinung?
Gregg Kerr: Ich bin auch der Meinung, dass die meisten Blue-Chips aus dem Technologiebereich zu teuer bewertet sind. Es ist einfach schon sehr viel an Optimismus eingepreist: Geht man davon aus, dass die 30 weltweit größten globalen Techs ihren Umsatz bis 2007 um jährlich acht Prozent bei sehr ambitionierten 20 Prozent Netto-Gewinnspanne erhöhen können, so ist bei einem 2007er-KGV von 21 bereits der gesamte Aktienkursgewinn für die nächsten drei Jahre eingepreist. Das zeigt ganz deutlich, wie teuer die Large Caps bereits sind.
Kerr weicht deswegen in Randbereiche aus
e-fundresearch/London: Wo finden Sie dann überhaupt noch Value für Ihren Fonds?
Gregg Kerr: Zugegebenermaßen ist das derzeit nicht sehr leicht. Es ist aber trotzdem möglich, attraktiv bewertete Aktien zu finden. Derzeit gewichten wir Halbleiter sehr stark unter, weiters auch Telekom-Ausrüster. Beide Bereiche sind sehr teuer. Übergewichtet sind wir bei Titeln aus dem Bereich Software und Computerdienstleistungen. Immer stärker gehen wir aber auch in Randbereiche der Technologie, also Healthcare-Technologie (GlaxoSmithKline) oder Titel aus dem militärischen Bereich wie L3 Communications. Sehr gut gefällt uns derzeit auch lastminute.com
Titelselektion: Aus 200 werden 50
e-fundresearch/London: Welche Kriterien wenden Sie bei der Auswahl von Technologiewerten an bzw. wo legen Sie Schwerpunkte in der Analyse? Das Investmentuniversum ist bei globalen Technologiewerten ja ziemlich groß?
Gregg Kerr: Aus dem Investmentuniversum von 200 Titeln wähle ich die rund 50 Werte mit dem größten Aufwärtspotential aus. Dabei achte ich vor allem auf den von mir errechneten zukünftigen fairen Wert der Aktien in drei Jahren, sehr oft auch in fünf Jahren. Die meisten Analysten schauen hier nur auf die nächsten 12 Monate, ich versuche langfristiger zu denken. Für die Berechnung prognostiziere ich aus den Umsätzen und Gewinnmargen die Gewinne der nächsten Jahre und versuche darüber hinaus das KGV vorherzusagen, also zu verstehen wie viel die Investoren in ein paar Jahren bereit sind für diese Gewinne zu zahlen. Ich verwende, auch im Gegensatz zu vielen meiner Konkurrenten, kein DCF Modell. Dafür ist der Sektor meiner Meinung nach einfach zu volatil.
„Viele Konkurrenten vergessen auf Bewertungen“
e-fundresearch/London: Was sind ihrer Meinung nach eigentlich die Stärken und Schwächen Ihres Fonds?
Gregg Kerr: Eine gute Frage. Die Stärke ist sicherlich, dass wir uns von vielen Marktteilnehmern im Technologiebereich – denn Investoren kann man sehr viele davon gar nicht nennen – durch unseren Value-Ansatz positiv abheben. Newsflow und Momentum spielt sicherlich eine Rolle, aber bei M&G achten wir immer zuallererst darauf wie viel eine Aktie kostet. Besonders im Technologiebereich scheinen das viele zu vergessen. Damit verbunden haben wir im Global Technology Fonds eine relativ niedrige Umschlagshäufigkeit, was Transaktionsspesen spart.
In Zeiten wenn der Markt irrational hoch bewertet ist, bin ich sicher nicht in den Hype-Werten investiert. Eventuell könnte man das als Schwäche bezeichnen, da ich die letzten Prozent einer Hausse nicht mehr mitmache. Manchmal tappen wir natürlich auch in eine Bewertungsfalle, auch wir sind nur Menschen. Es kommt vor, dass wir Aktien kaufen die uns billig erscheinen und sich später als sehr, sehr teuer herausstellen.
Performance: Seit Worldcom geht es wieder nach oben
e-fundresearch/London: Wie etwa 2002, als Worldcom Ihre größte Position im Fonds war?
Gregg Kerr: Das stimmt, 2002 war für uns kein sehr gutes Jahr. Zum Zeitpunkt als die Probleme bei Worldcom aufkamen, war diese Aktie die größte Position im Fonds. Auf Basis der Unternehmenskennzahlen war der Titel sehr günstig bewertet. Leider wurden wir - wie viele andere auch - vom Management angelogen, die Aktien wurden schnell wertlos. Allein dieser Effekt hat mich mindestens zehn Prozent an Performance gekostet. Das zurückzuverdienen war nicht leicht.
e-fundresearch/London: Seit damals scheint es aber wieder nach oben zu gehen…
Gregg Kerr: Ja, seit Oktober 2002 geht es wieder nach oben. In den letzten 12 Monaten erzielten wir fast 40 Prozent an Performanceplus und konnten damit unsere Benchmark, den FTSE Global Information Technology Index mit +34 Prozent klar schlagen. Auch im Vergleich zur Konkurrenz liegen wir sehr gut. In diesem Jahr bin ich mit der Performance aber nicht sehr zufrieden. Seit Jahresbeginn konnten wir die Benchmark noch nicht übertreffen. Aber dieser Zeitraum ist sehr kurz, da sollte man nicht allzu viel hineininterpretieren.
Nano-Technologie: Gewinne erst in zehn Jahren
e-fundresearch/London: Wie sehen Sie als studierter Physiker und Technologiefondsmanager eigentlich den Bereich Nano-Technologie? Kommt dies für den Fonds bald in Frage?
Gregg Kerr: Ich lese zwar sehr viel über Nano-Technologie, aber Unternehmen in die man investieren kann gibt es für mich noch kaum. Die meiste Forschung passiert in den Forschungsabteilungen der großen Technologiefirmen wie IBM. Bis man damit richtiges Geld verdienen kann, dürfte es aber noch rund zehn Jahre dauern. Viele Hersteller aus dem Halbleiter-Bereich, z.B. Applied Material, kommen aber als baldige mögliche Gewinner der Nano-Technologie in Frage. Diese Werte sehen aber aktuell sehr teuer aus.
e-fundresearch/London: Vielen Dank für das Gespräch!