„Den Index schlägt man immer“

Obwohl das Anlageuniversum für aktive Osteuropa-Aktienfondsmanager immer kleiner wird, gibt sich Jürgen Kirsch vom Griffin Eastern European sehr optimistisch, was die weitere relative Outperformance angeht. Warum er seinen erfolgreichen Fonds bald schliessen will, verriet er
e-fundresearch in London.
Funds | 16.04.2004 11:15 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der Griffin Eastern European Fund weist mit +31,3 Prozent pro Jahr den höchsten Ertrag aller Osteuropa-Aktienfonds in den letzten fünf Jahren auf. Er liegt damit vor Konkurrenten wie Angelika Millendorfer (Raiffeisen-Osteuropa), Stefan Böttcher (Magna Eastern European), Mark Mobius (Templeton Eastern European) oder Jury Ostrowsky (Pictet Eastern European). In österreichischen Dachfonds ist der Fonds trotzdem nicht sehr stark vertreten. Kirsch, der bereits über zehn Jahre Osteuropa-Investmenterfahrung verfügt, ist ein klassischer Stock-Picker. e-fundresearch besuchte ihn in seinem Büro in London:  

„Kurzfristig ist schon viel in den Kursen enthalten“

e-fundresearch/London: Herr Kirsch, wie beurteilen Sie derzeit die Lage an den osteuropäischen Börsen? Sind die Aktien nach den starken Anstiegen der letzten Zeit immer noch günstig bewertet?

Jürgen Kirsch: Wir sind auf Sicht der nächsten drei bis vier Jahre nach wie vor positiv für die Region gestimmt. Kurzfristig, etwa wegen dem 1. Mai, ist aber schon sehr viel in den Kursen eingepreist. Es gibt in einigen Teilbereichen noch Bewertungsabschläge, die sich bis zur Einführung des Euro in ein paar Jahren auflösen sollten. 

Nachteil: Investmentuniversum wird immer kleiner

e-fundresearch/London: Wie groß ist Ihr Investmentuniversum heute im Vergleich zu vor ein paar Jahren?

Jürgen Kirsch: Heute sind das maximal 70 Firmen, vor fünf Jahren waren es noch über 100.

„Den Index schlägt man immer“

e-fundresearch/London: Warum ist das Anlageangebot geschrumpft bzw. ist das für aktive Manager wie Sie es sind, nicht ein Nachteil?

Jürgen Kirsch: Für mich ist das sicher nicht positiv. Es wird damit immer schwerer die Konkurrenz mit diesem verminderten Angebot zu schlagen. Den Index schlägt man in der Regel aber weiterhin sehr leicht. Deswegen würde ich niemandem empfehlen, in den Index zu investieren.

e-fundresearch/London: Wie viele dieser 70 Titel schaffen es dann im Durchschnitt in den Fonds?

Jürgen Kirsch: So etwa 35-40 Aktien. Wie die meisten anderen Fonds fahren wir sehr konzentrierte Portfolios. Da wir unsere Hausaufgaben machen, wollen wir in unsere Unternehmen auch maßgeblich investieren. Das Maximum liegt - rechtlich beschränkt – bei zehn Prozent Anteil am Fondsvolumen pro Position.

Kirsch: Managementqualität ist ausschlaggebend

e-fundresearch/London: Was sind für Sie die wichtigsten Kriterien, die eine Aktie bzw. ein Unternehmen erfüllen muss um in den Fonds zu gelangen?

Jürgen Kirsch: Die Qualität des Managements selbst spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung bzw. auch wie realistisch wir deren Prognosen einschätzen.

„Ich heiße nicht Mark Mobius“

e-fundresearch/London: Nehmen Sie als Investor gegenüber dem Management eine aktive Rolle ein bzw. wie wichtig ist für Sie eigentlich eine gute Corporate Governance?

Jürgen Kirsch: Für uns ist die Verbesserung von Corporate Governance sehr wichtig, selbst werden wir aber nicht aktiv. Die Zeit um in Aufsichtsräten von Firmen zu sitzen, fehlt uns einfach, obwohl uns das immer wieder angeboten wird. Das ist einfach nicht unser Job. Wenn uns die Corporate Governance nicht gefällt, verkaufen wir die Aktie. Ich heiße ja nicht Mark Mobius…

Fonds wird immer Blue-Chip-Lastiger

e-fundresearch/London: Bei mittlerweile 630 Millionen Euro an Fondsvolumen in 35 Aktien kommt der Verdacht auf, dass Sie großteils eigentlich nur noch auf Blue-Chips setzen können. Stimmt das?

Jürgen Kirsch: Da haben Sie recht. Heutzutage sind wir nur noch ein Blue-Chip Fonds mit einigen Ausnahmen bzw. Special-Situations-Titeln. Diese findet man zwar immer schwerer, aber es gibt sie noch: Ein sehr gutes Beispiel war die Sberbank vor zwei Jahren. Hier waren wir der erste westliche Investor überhaupt.

Ist der Fonds bald zu?

e-fundresearch/London: Noch einmal zurück zum Fondsvolumen: In den letzten 12 Monaten hat sich der Fonds von 210 auf 630 Mio. Euro verdreifacht. Ist das nicht schon sehr groß für diese Region bzw. ab wann leidet die Performance darunter?

Jürgen Kirsch: Wir haben bereits alle Marketing-Aktivitäten für den Fonds eingestellt. Im letzten Monat ist das Volumen trotzdem noch von 540 auf 630 Mio. Euro angestiegen. Sollte diese Maßnahme weiterhin wenig helfen, müssten wir einen Hard-Close des Fonds in Betracht ziehen.

„Wir sind die besten Stock-Picker“

e-fundresearch/London: Welche Stärken und Schwächen sehen sie eigentlich bei sich bzw. bei Ihrem Fonds?

Jürgen Kirsch: Ich denke was Stock-Picking und die richtige Bewertung von Aktien angeht sind wir die besten. Unsere Schwäche liegt im Momentum. Und manchmal funktioniert Momentum-Playing einfach besser als Stock-Picking bzw. es kommt zu Übertreibungen im Kurs. Die letzten Prozentpunkte im Anstieg einer Aktie nehmen wir dann unter Umständen nicht mehr mit, weil wir zu früh verkaufen.

e-fundresearch/London: Vielen Dank für das Gespräch!


Über die Person:
Jürgen Kirsch, 1966 in Deutschland geboren, ist Manager des Griffin Eastern European Fund und Griffin Eastern European Value Fund. Von 1993 bis 1997 war Herr Kirsch Senior Fund Manager bei Mercury Asset Management in London und Er war Manager des Mercury Eastern European Fund, welcher unter seinem Management zum weltweit größten Osteuropafonds anwuchs. Herr Kirsch begann seine Karriere im Corporate Finance bei der britischen Investmentbank S.G. Warburg in London. Er studierte Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander Universität in Nürnberg.


Performancedaten per 13.4.2004 in Euro
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