Vor dem Hintergrund des globalen Wettbewerbs im Asset Management kommt der Vergleichbarkeit, Objektivität und Zuverlässigkeit der Performancemessung als Beurteilungskriterium für die Managementleistung eine zentrale Bedeutung zu.
Deswegen wurden mit 1. Januar 2000 erstmals auch in Österreich die Global Investment Performance Standards (GIPS) eingesetzt. Unter der Leitung der Österreichischen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (ÖVFA) sowie der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) wurden die Standards des Investment Performance Council (AIMR) damals für Österreich eins zu eins übernommen. Im Unterschied zu Deutschland, Irland oder der Schweiz: Dort wird weiterhin ein länderspezifischer Ansatz verfolgt.
Composites verhindern „Cherry-Picking“
Dabei regelt GIPS vor allem die Bildung so genannter „Composites“, also Kategorien. Ein Composite ist die Zusammenfassung einer Anzahl von Portfolios zu einer Gruppe, die ein bestimmtes Anlageziel oder eine bestimmte Anlagestrategie repräsentiert (die Composite-Performance ist der volumensgewichtete Durchschnitt der Performanceergebnisse aller im Composite befindlichen Portfolios). Denn die Bildung sinnvoller und volumensgewichteter Composites ist entscheidend für die faire Präsentation, Konsistenz und die Vergleichbarkeit der Ergebnisse im Zeitablauf und zwischen Firmen. Damit sollen unfaire Methoden wie das "Cherry picking" – also die Selektion von einzelnen Top-Performern für die Performance-Darstellung - ausgeschlossen werden.
Implementiert haben diese Performance-Standards aber bis dato nur fünf inländische Gesellschaften: INNOVEST, ERSTE-SPARINVEST, Raiffeisen Capital Management, Volksbank und die Linzer Kepler KAG.
Was sind die Gründe für die Zurückhaltung der Fondsindustrie?
„Für reine KAG´s macht GIPS eigentlich weniger Sinn, da Investmentfonds an sich bereits transparente Composites darstellen und somit untereinander vergleichbar sind", erklärt Wolfgang Dorten, Generalsekretär der VÖIG. International gehört es zwar zum guten Ton GIPS vorweisen zu können, eine absolute Notwendigkeit - wenn die KAG nicht auch die Vermögensverwaltung anbietet - stelle dies aber für die Fondsgesellschaften keine dar, so Dorten weiter.
Kostenfaktor nicht zu vernachlässigen
Die hohen Kosten rund um die Implementierung des Standards stellen eine weitere Hürde dar. Genau darin sieht Paul Severin, Vorsitzender der österreichischen GIPS Kommission den Grund für die Zurückhaltung vieler Fondsgesellschaften: „Der Kosten-Nutzen-Aspekt der GIPS-Implementierung spricht weniger für Fondsgesellschaften als für Vermögensverwalter“. Denn gerade die inländische Fondsindustrie arbeite aufgrund der VÖIG-Qualitätsstandards („Wohlverhaltensregeln“) schon sehr transparent. „Rund um den GIPS-Start in Österreich haben wir uns aber sicherlich mehr erwartet“, fügt Severin etwas wehmütig hinzu (siehe auch "Mehr Transparenz für Anleger" vom 21.3.2002)
Heinz Bednar, Vorstand der ERSTE Sparinvest, sieht den konkreten Nutzen von GIPS eher im Kontakt mit ausländischen Kunden. „Unserer Erwartungen rund um die GIPS-Implementierung vor zwei Jahren waren aber nicht allzu hoch“, gesteht er.
Aktienbaisse: Transparenz tritt in den Hintergrund
Günther Schiendl, Chief Investment Officer der überbetrieblichen APK Pensionskasse ortet die Gründe für die zaghafte Umsetzung von GIPS in der Aktienmarktbaisse der Jahre 2000 bis 2003: „Dadurch rückte der Transparenzaspekt wieder weit hinter die tatsächliche Performance zurück. Außerdem hat der Kostendruck die Fondsgesellschaften zum Sparen gezwungen“, analysiert Schiendl. In seiner Funktion als CIO der APK spielt GIPS keine grundsätzliche Vorraussetzung bei der uaswahl eines Managers: „Ein guter Asset Manager verfügt meist auch über gute Prozesse“, bringt er es schließlich auf den Punkt.
Das gesamte Dokument GIPS -Austria finden Sie hier.