Die Zukunftsvorsorge feiert ihren ersten Geburtstag. Und die Produktanbieter geben sich bereits zufrieden: „Derzeit sind 330.000 Verträge abgeschlossen, davon 30-35 Prozent als Fondsvariante“, so Andreas Zakostelsky, Geschäftsführer des mit 23 Prozent Marktanteil größten Anbieters. „Während wir im Haus derzeit aber schon gleich viele Fonds wie Versicherungen verkaufen, lag dieses Verhältnis im Sommer 2003 noch bei 6:1 für Versicherungslösungen“, beschreibt er die stattfindende Trendwende. Für dieses Jahr rechnet Raiffeisen für den Gesamtmarkt weiteren 250.000 Verträgen: „Bis Jahresende sollten alle Anbieter zusammen mindestens 580.000 Verträge verkauft haben“, prognostiziert Zakostelsky.
Fonds schlagen Versicherungen?
Für die Fondsgesellschaften wird die Zukunftsvorsorge immer mehr zu einem Erfolgsprodukt, denn die durchschnittliche Jahresprämie liegt bei der Fondsvariante laut Angaben der Wiener Börse mit € 912 über der von Versicherungslösungen mit € 840. Dafür sprechen auch die Performanceaussichten: Branchenexperten sprechen davon, dass Fonds Versicherungen jährlich etwa um ein Prozent übertreffen sollten. Ein Faktum das aufgrund der eingeschränkten Transparenz der Versicherungsprodukte aber kaum nachzuweisen sein wird.
Performance: Ein Vergleich lohnt
Die Performance der Fonds war für die Anleger zuletzt jedenfalls erfreulich: Im Windschatten der Gewinne bei österreichischen Aktien legten die Produkte in den letzten 12 Monaten zwischen 11,9 und 18,4 Prozent zu. Und auch die risikoadjustierte Performance (Sharpe Ratio) kann sich sehen lassen: Die Zukunftsvorsorge-Fonds liegen zwischen 2,3 und 1,6 (siehe Tabelle). Haupteinflussfaktor war und ist neben der richtigen Auswahl der Autro-Aktien die Gewichtung des Aktienanteiles.
Seit Mitte Mai 2003 an der Spitze liegen die beiden Raiffeisen-Pensionsfonds Österreich bzw. Salzburg. Während beide von Raiffeisen Capital Management in Wien verwaltet werden, ergeben sich aufgrund von Rundungsdifferenzen immer wieder minimale Performanceunterschiede. Die gute Performance von +18,4 (RPF Österreich) bzw. +18,2 Prozent (RPF Salzburg) wurde aufgrund eines leicht höheren Aktienanteiles erzielt: „Derzeit liegen wir bei 43 Prozent, haben uns aber generell wegen der Kapitalgarantie bei diesem Produkt dazu entschlossen mehr Performancecharakter zu zeigen“, erklärt Rudolf Kammel, Geschäftsführer der Salzburg-München KAG. Und auch beim Volumen liegt Raiffeisen vorn: Von den 17 Mio. Euro Fondsvolumen entfallen aber mehr als 85 Prozent auf den Österreich Fonds, der Rest auf das Produkt der Salzburger.
Hinter dem Raiffeisenfonds liegt der Austro-Garant der Volksbank KAG mit +14,9 Prozent auf Platz zwei. Fondsmanager Horst Simbürger setzt zu rund 40 Prozent auf Aktien. Die relativ konservative Ausrichtung des Fonds erklärt er u.a. mit den Garantiekosten: „Je höher die Aktienquote, desto teurer sind die Kapitalgarantiekosten“. Ein Osteuropa-Investment plant Simbürger in nächster Zeit nicht: „In diesen Märkten gibt es kaum Absicherungsinstrumente und die Währungen sind darüber hinaus ein weiteres Risiko“, erklärt er.
Den derzeit höchsten Aktienanteil hält zurzeit Manfred Zourek, der für den ESPA Vorsorge Classic verantwortlich zeichnet: „Aktuell halten wir 49 Prozent in österreichischen Aktien“. Seit Mitte Mai 2003 erzielte er 13,1 Prozent, liegt damit also hinter Raiffeisen und Volksbank zurück. „Wir haben mit einer defensiven Aktienquote nahe dem gesetzlichen Limit von 40 Prozent begonnen und erst zu Jahresanfang 2004 diese deutlich erhöht“, analysiert Zourek, der mit seinem ESPA Stock Vienna dieses Jahr an der Spitze der Österreich-Aktienfonds liegt (siehe „Österreich-Fonds: Wer liegt 2004 vorn?“ vom 22.4.2004). „Österreichische Firmen die nicht in Wien notieren sind im Vorsorgefonds dezidiert ausgenommen“, so Zourek, der situationsabhängig eine leichte Beimischung osteuropäischer Aktien plant.
Mit 11,9 Prozent an Performance liegt Friedrich Erhart mit seinem Capital Invest Vorsorge PlusFonds schließlich auf dem letzten Platz aller Zukunftsvorsorge Fonds. Der Marathonsieger unter den Österreich-Aktienfondsmanagern – Erhart schlug den ATX Prime 14 Mal in Folge – ist dabei relativ konservativ investiert: „Aktuell halte ich 41 Prozent Aktien“. Osteuropa Investments plant er im Vorsorge PlusFonds 2013 übrigens keine.
Kapitalgarantie sinnlos?
Zusammenfassend sollte neben den unterschiedlichen Fondsperformancezahlen aber auch nicht auf die gesetzlich vorgeschriebene Kapitalgarantie vergessen werden. Diese kostet je nach Anbieter zwischen 0,3 und 1,5 Prozent an Performance pro Jahr. Ein Umstand der wehtut: „Sieht man sich den Mindestveranlagungszeitraum von zehn Jahren an, erscheint die Garantie nicht unbedingt als notwendig“, so Fondsmanager Manfred Zourek. Eine komplette Streichung dieser fordert sogar Anlegerschützer Wilhelm Rasinger. „Obwohl die Garantie produktseitig vielleicht nicht unbedingt notwendig ist, spielt sie als Sicherheitsargument im Verkauf doch eine wichtige Rolle“, hält Andreas Zakostelsky aber dagegen. „Die Auflegung einer zweiten Variante ohne Kapitalgarantie könnte deshalb sinnvoll sein“, deutet er dann aber doch an. Für den Anleger wäre dies ein Vorteil, denn mehr Flexibilität sollte sich positiv auf die Performance auswirken. In Anbetracht der Notwendigkeit privater Altersvorsorge (siehe auch „Pensionskürzungen ohne Zukunftsvorsorge“, vom 25.3.2004) ein Schritt in die richtige Richtung…
Performancedaten per 14.5.2004
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