MFS European Equity vs. Weisenhorn Europa

Die Aussichten für die europäische Konjunktur sehen im Vergleich zu Asien und den USA nicht allzu gut aus. Für die großen Indizes also kein gutes Vorzeichen, für Stock-Picker dagegen ein zusätzlicher Ansporn. e-fundresearch hat deswegen zwei aktiv gemanagte Europa-Aktienfonds genauer unter die Lupe genommen. Funds | 24.05.2004 17:48 Uhr
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Die Fondsmanager

Nach über 15 Jahren Tätigkeit in der Deutsche Bank Gruppe, zuletzt als Leiterin für europäische Aktienfonds bei der DWS, machte sich Elisabeth Weisenhorn im Sommer 2000 selbständig und beteiligte sich an dem von ihrem Bruder Johann im Jahr 1999 gegründetem Unternehmen Weisenhorn & Partner Financial Services mit Sitz in Wien. Sie startete ihre Karriere zusammen mit ihrem Bruder bei der Firma Fiduka des Börsengurus André Kostolany in München, bevor sie über eine Zwischenstation bei der Bayrischen Hypo-Bank in der Deutschen Bank landete. Die ehemalige Star-Fondsmanagerin bei der DWS - dort war sie etwa für den DWS Investa zuständig und verantwortete insgesamt knapp 7 Mrd. Euro – ist nun geschäftsführende Gesellschafterin von Weisenhorn & Partner und neben dem Fondsmanagement des Weisenhorn Europa (Volumen aktuell: 53 Millionen Euro) als Investment Advisor für den Total Return Long Short Equity Fund "European Pearl Fund" tätig.

Olivier Lebleu ist als Associate Portfolio Manager für europäische Aktien u.a. für den MFS European Equity verantwortlich. Als so genannter Portfolio-Koordinator leitet seit Juli 2003 er ein neunköpfiges Team von Branchenexperten mit Sitz in London. Bevor er 1998 zu MFS nach Boston kam, war er bei Taylor Rafferty Associates in New York tätig.

Investmentansatz: MFS benchmarknäher

Der MFS Funds - European Equity kann generell in europäische Unternehmen jeder Größe investieren. Besonders wichtig sind dem Fondsmanagementteam aber der Einhaltung strikter Qualitätskriterien: gute Bonität, bewährtes Gewinnwachstum und Generierung eines möglichst hohen freien Cash flows. Das Portfolio enthält am Schluss die 60-80 besten Ideen der Analysten, zumeist aber mit einem Schwerpunkt im Large-Cap-Segment. Die Benchmark des Fonds ist der MSCI Europe.

Elisabeth Weisenhorn setzt für ihren Weisenhorn Europa auf einen dreistufigen Investmentprozess: Nach dem qualitativ/opportunistischen Screening des Investmentuniversums versucht sie im nachfolgenden Researchprozess die wesentlichen Einflussfaktoren, die die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen bestimmen, zu identifizieren. Im abschließenden Bewertungsprozess versucht Weisenhorn dann das langfristige fundamentale Potential der Aktien zu prognsotizieren: „Dies kann etwa auf Basis von Marktanteilsverschiebungen, Margen- und Preisentwicklungen sowie Kapitalbedarfsschätzungen erfolgen“, so die Fondsmanagerin mit Sitz in Frankfurt. Eine sehr wichtige Rolle spielt aber auch die
Suche nach Katalysatoren wie z.B. Managementwechsel oder Veränderungen im Marktumfeld, die zu einer Neubewertung des Unternehmens am Aktienmarkt führen könnten. Im Unterschied zu MFS verwendet Weisenhorn keine Benchmark.

Portfolios unterscheiden sich stark

Aufgrund des ausgeprägten Qualitäts-Ansatzes von MFS setzt das Team um Olivier Lebleu stärker auf Large Caps als Elisabeth Weisenhorn: „Zurzeit besitzen rund drei Viertel der 73 Aktien im Portfolio eine Marktkapitalisierung von über sechs Milliarden Euro“, so Lebleu. Stark übergewichtet sind Finanzwerte, Titel aus dem Bereich Versorger und Kommunikation meidet man dagegen eher. Regional orientiert man sich bei MFS viel stärker am MSCI Europe als Elisabeth Weisenhorn. Die größten Übergewichte sind Ungarn und Spanien, stark untergewichtet hat man dagegen Deutschland und Frankreich. Die fünf größten Positionen sind BP, Vodafone, AstraZeneca,  Roche und AXA. Das aktuelle Fondsvolumen des MFS Funds – European Equity beträgt 406 Mio. Euro

Elisabeth Weisenhorn´s Portfolio weist dagegen ganz andere Charakteristika auf: Der größte Unterschied liegt im Anteil von Small und Mid-Caps, der zurzeit rund die Hälfte des Portfolios ausmacht. Aktuell beobachtet Weisenhorn aber den Shift hin zu Blue Chips mit großer Aufmerksamkeit. Weiters setzt Sie mit rund 68 Prozent ihres Portfolios stark auf Deutschland. In England, dem absolut größten Portfoliogewicht von MFS, investiert sie dagegen gar nicht. „Der deutsche Aktienmarkt ist immer noch relativ günstig bewertet, etwa anhand der Kennzahl Economic Value zu Capital Invested“, so Weisenhorn. „Und wenn ich in Deutschland genügend interessante Werte finde, muss ich nicht nach England ausweichen“, beschreibt sie ihren opportunistischen Ansatz. Sektoral setzt Weisenhorn vor allem auf Maschinenbau, Versicherungen und Konsumgüter. Die fünf größten Positionen des 53 Mio. Euro großen Fonds sind Hans Einhell, Allianz, ABB, Porsche und Infineon Technologies.

Performance: Weisenhorn im Aufschwung deutlich vorn

Aufgrund der stark abweichenden Portfolios ergeben sich auch grundsätzlich verschiedene Performancemuster: Seit Auflage des Weisenhorn Europa am 29.9.2000 liegt der MFS Fonds mit kumuliert -27 Prozent gegenüber -52 Prozent klar vorn. Der MSCI Europe erzielte im Vergleichzeitraum -32 Prozent (siehe Chart). Dabei stammt die Outperformance des MFS Fonds aber ausschließlich aus der Abschwungphase bis Oktober 2002: -39 vs. -78 Prozent beim Weisenhorn Europa lautet hier das klare Ergebnis. Seit damals profitierte Elisabeth Weisenhorn aber überdurchschnittlich vom Aufwärtstrend der Börsen: Während der MSCI Europe 26 Prozent seit damals zulegen konnte, schaffte es der MFS European Equity nur auf +20 Prozent. Der Weisenhorn Europa schaffte dagegen herausragende +121 Prozent. Und in den letzten 12 Monaten konnte sich Weisenhorn mit einer Performance von +53 Prozent sogar an die Spitze aller 194 Europa-Aktienfonds setzen.
 
Marktausblick

Olivier Lebleu geht von einem baldigen Comeback von Qualitätstiteln aus: „Im Jahr 2003 und auch im ersten Quartal 2004 waren vor allem Titel niedriger Bonität am Markt gefragt“, analysiert er. „Aktien mit einem S&P Rating von A+ etwa erzielten im Schnitt nur 4,6 Prozent im ersten Quartal 2004, Titel mit B oder B- dagegen rund 15 Prozent“, fügt er hinzu. Da Qualitätsaktien derzeit auf einem Allzeit-Tief notieren, sieht er hier besondere Chancen.

Elisabeth Weisenhorn ist etwas pessimistischer: „In Deutschland sehen wir seit ein paar Monaten negative Frühindikatoren. Obwohl es noch nicht „Land unter“ heißt, werden wir vorsichtiger“. Da sie aber generell eine Optimistin ist, sieht sie  noch Potential nach oben. "Quantifizieren will ich das aber nicht". Die Korrektur bei Small und Mid-Caps im Mai hat sie allerdings noch nicht so früh erwartet: „Meinem Konjunkturmodell zu Folge habe ich mit dieser Bewegung erst im Spätsommer gerechnet“, gesteht sie schließlich ein.

Fazit

Der MFS Funds – European Equity besticht durch seine langfristig hervorragenden Kennzahlen: In den letzten fünf Jahren liegt er anhand der risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) hinter dem Fidelity European Growth auf Platz zwei aller Europa-Aktienfonds. In den letzten 18 Monaten aber liegt man gegenüber dem MSCI Europe bzw. den meisten Konkurrenten aufgrund des strikten Qualitäts-Ansatzes aber hinten. Der Weisenhorn Europa konnte sich dagegen gerade in dieser Marktphase sehr gut bewähren. Die weitere Entwicklung hängt vom Verlauf der europäischen Börsen ab: Von Aufschwungphasen sollte Elisabeth Weisenhorn weiterhin überproportional profitieren. Im Falle weiterer Kursverluste spricht dagegen einiges für den MFS Fonds. 



Performancedaten per 20.5.2004 in Euro
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