Comeback deutscher Nebenwerte

Die Wunden des Neuen Marktes scheinen verheilt. Deutsche Nebenwerte erlebten im Sog globaler Smaller Caps zuletzt ihr Comeback: Der deutsche MDAX stieg seit März 2003 um beachtliche 88 Prozent. Zwei Fonds übertrafen diese Performance sogar noch deutlich. e-fundresearch befragte den Sieger nach den weiteren Aussichten. Funds | 21.06.2004 10:25 Uhr
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Seitdem die Märkte im März 2003 gedreht haben, geht es mit dem MDAX steil bergauf. Der Index gewann etwa seit Anfang 2003 beachtliche 64 Prozent dazu und lies damit die meisten Fondsprodukte deutlich hinter sich. Nur zwei Fonds schlugen sich besser: Der Credit Suisse (Lux) Small Cap Germany liegt mit +97,2 Prozent klar auf dem ersten Platz, der Julius Baer Special German Stock von Guido Schickentanz mit +77,5 Prozent folgt mit Respektabstand (siehe Chart). Seit den Tiefs im März steht es +123 (Meier) bzw. +100 ( Schickentanz).
e-fundresearch sprach mit Felix Meier, der seit Anfang 2003 Fondsmanager des umstrukturierten Credit Suisse Fonds ist:

Umstrukturierungen tragen Früchte

e-fundresearch: Herr Meier, Sie haben Anfang 2003 das Fondsmanagement des Credit Suisse Small Cap Germany übernommen, der seit damals eine hervorragende Entwicklung aufweist. Davor lief es für den Fonds weniger gut, er verlor weitaus stärker als vergleichbare Fonds. Was haben Sie geändert?

Felix Meier: Der Fonds war vorher stark auf Growth Titel fokussiert und hat mit dem Untergang des Neuen Marktes entsprechend gelitten. Ab Mitte 2002 hat man sich entschieden, das Produkt zwischen Growth und Value Titeln ausgewogen zu gewichten und einen viel tieferen Tracking Error zum Benchmark MSCI Small Cap Germany zu fahren. Der Fonds ist seitdem vorwiegend (ca. 2/3) in MDAX Titel investiert. Mit den umgesetzten Änderungen wurde der Fonds Anfang 2003 sozusagen neu geboren.

e-fundresearch: Seit damals lief es sehr gut. Was waren die Gründe?

Felix Meier: Unsere Bottom-up Strategie war erfolgreich. Vor dem Hintergrund des stark steigenden Marktes haben wir auf die richtigen Titel gesetzt. Bilfinger&Berger, Epcos, Rheinmetall, Puma, aber auch kleinere Firmen wie CTS Eventim und Suess Microtec haben sehr gut performt.

MDAX: Lediglich der Chart deutet auf eine Konsolidierung hin

e-fundresearch: Zukünftig dürfte diese Performance aber nur schwer wiederholbar sein. Wie geht es mit dem MDAX weiter?

Felix Meier: Das stimmt, der MDAX ist im Jahr 2003 deutlich gestiegen, und zwar um genau 47,75 Prozent. Die Gewinne im MDAX werden im 2004 allerdings voraussichtlich auch im gleichen Ausmaß (+48%) steigen. Der Kursanstieg war und ist damit fundamental untermauert. Für das Jahr 2005 sollten die Gewinne dann um weitere 13 Prozent steigen, was einen weiteren Kursanstieg unterstützt. Lediglich der Chart deutet auf eine Konsolidierung hin.

Aktuell sind wir zu 50 Prozent in MDAX-Werten investiert. Der Rest teilt sich wie folgt auf: 17 Prozent TecDAX, zehn Prozent SDAX bzw. 23 Prozent Sonstige. Die drei größten Positionen im Fonds lauteten per Ende Mai Puma, MG Technologies und Epcos.

Bewertungsabschlag des Marktes aufgebraucht…

e-fundresearch: Wie sieht die fundamentale Situation aus? Der Bewertungsabschlag von Small Caps im Vergleich zu Large Caps scheint aufgezehrt und besonders in Deutschland lahmt die Konjunktur etwas. 

Felix Meier: Bewertungsmäßig gebe ich Ihnen Recht. Die KGV´s für 2004 liegen im DAX bei durchschnittlich 14,2, im MDAX bei 14,1. Generell sind Nebenwerte aber stärker vom konjunkturellen Verlauf abhängig als Large Caps. Hier sehen wir nach einem sehr schlechten 2003er in diesem Jahr bereits eine leichte wirtschaftliche Erholung. Die verbesserten Wachstumsaussichten sollten kombiniert mit den Kostensenkungen der letzten Jahre für deutlich höhere Gewinne bei den Unternehmen sorgen.

… trotzdem bieten Einzelwerte Chancen

e-fundresearch: Das dürfte in den aktuellen Kursen aber schon eingepreist sein, oder?

Felix Meier: Einiges sicherlich, aber es gibt gerade in Deutschland noch einige Aktien, die aufgrund des negativem Sentiments gegenüber kleinen Wachstumsunternehmen, keine Beachtung mehr finden und sehr tief bewertet erscheinen. Ebenfalls gibt es einige interessante Restrukturierungsstories. Solche Situationen bieten häufig gute Gelegenheiten Alpha zu kreieren. Und vergessen sie nicht die EU-Osterweiterung, die sehr interessante Chancen für kleinere Unternehmen bietet billiger zu produzieren.

Anlageziel und Verbesserungspotential

e-fundresearch: Wie sieht ihr Anlageziel für den Fonds aus?

Felix Meier: Das Anlageziel des Fonds ist es, den MSCI Small Cap Germany Index zu übertreffen. Dieser Index widerspiegelt den Total Return Deutscher Small Caps bis 1.5 Mrd. EUR Market Cap. Als Tracking Error streben wir eine Bandbreite von 5 bis 12 Prozent an. Der ex ante Tracking Error liegt derzeit bei 7.09 Prozent. Weiter können Sie davon ausgehen, dass wir versuchen im Minimum die Management Fee zu verdienen. Ein langfristiges Alpha von 2 Prozent jährlich scheint im weniger effizienten Nebenwertemarkt realistisch.

e-fundresearch: Im Segment der deutschen Nebenwerte-Aktienfonds gibt es viele Produkte. Warum sollte sich ein Investor gerade für Ihren Fonds entscheiden?

Felix Meier: Unser größter Wettbewerbsvorteil ist unser Zugang zu den Unternehmen. Wir besuchen die Firmen in denen wir investiert sind mindestens zweimal pro Jahr und verfügen bei Credit Suisse in diesem Bereich über eine sehr große Expertise.

e-fundresearch: Und was könnten Sie noch besser machen?

Felix Meier: Wir müssen für mehr Aufmerksamkeit kämpfen. Das Interesse für deutsche Nebenwerte-Fonds hält sich aufgrund der historischen Ereignisse am Neuen Markt sicher in Grenzen. Private und institutionelle Anleger haben schlechte Erfahrungen gemacht und sind bei deutschen Small Caps noch gering investiert. Eine Herausforderung für unseren Vertrieb….

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!



Über die Person:
Felix Meier verwaltet seit Anfang 2003 den CS-EF(LUX) Small Cap Germany. Nachdem er 1999 bei der Zurich Financial Services das Graduate Trainee Program in der Zürich Invest Bank sowie dem Group Investments absolviert hat, begann er als Assistent für Europäische Aktienmandate bei der Credit Suisse Asset Management. Seit 2001 ist er Junior Portfoliomanager im European Small Cap Team. Herr Meier schloss 1998 sein Studium der Betriebswirtschaftlehre an der Universität St. Gallen ab und erhielt 2002 den CFA Charter.



Performancedaten per 17.6.2004 in Euro
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