Das Bild unter den England-Aktienfonds scheint klar: Auf Sicht der letzten drei und fünf Jahre schneidet der Newton Higher Income Fund sowohl anhand der absoluten als auch risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) am besten ab (siehe Tabelle). Seit 1994 etwa erzielte der Fonds jährlich rund 15 Prozent an Performance, der FTSE 100 dagegen nur 9,3 Prozent. Der Newton Higher Income Fund verfolgt eine defensive Anlagepolitik, da bei der Aktienauswahl neben fundamentalen Bewertungen vor allem hohe Dividendenausschüttungen im Vordergrund stehen. Die neue Fondsmanagerin Tineke Frikkee, welche seit April Langzeitmanager Clive Beagles abgelöst hat – Beagles managt ab Oktober 2004 bei JO Hambro Capital Management einen Aktienfonds - bleibt bei der bewährten Anlagepolitik. Denn die bisherige Co-Managerin fühlt sich mit dem Ansatz des mittlerweile 2,3 Mrd. Euro großen Fonds eigenen Angaben zufolge „sehr wohl“.
Domino-Effekt durch Zinserhöhungen?
Frikkee hält englische Aktien derzeit noch für relativ günstig bewertet. Die Risiken eines sich nach den US-Wahlen abschwächenden US-Wachstums in Kombination mit der Überschuldung des britischen Konsumenten will sie aber nicht verschweigen: „Die derzeitigen Zinserhöhungen könnten aufgrund der hohen Ausleihungen auf die stark gestiegenen Immobilien einen negativen Domino-Effekt auslösen“, warnt sie. Aus diesem Grund setzt Frikkee verstärkt auf Unternehmen bester Qualität die einen hohen freien Cashflow aufweisen. Den auf Platz sieben liegenden Newton Income managt übrigens nicht Frikkee, sondern Glen Pratt.
Tom Dobell auf Platz zwei und fünf
Auf Platz zwei liegt der von Tom Dobell verwaltete M&G British Opportunities Fund. Dobell - der auch den bereits im Mai 1969 aufgelegten M&G Recovery verwaltet - setzt bei beiden Fonds vor allem auf Not leidende Unternehmen. „Wir suchen Unternehmen, die sich in einer schwierigen betriebswirtschaftlichen Lage befinden, jedoch Potenzial für eine nachhaltige Erholung aufweisen. Firmen denen es derzeit gut geht, gewichte ich sogar unter“, erklärt Dobell (siehe auch Fondsportrait "Gewinnen durch Fehler" vom 3.11.2003). Ein erhöhtes Investmentrisiko ortet er deswegen aber nicht: „Ganz im Gegenteil, denn wenn ich Aktien kaufe, die im Kurs schon stark gefallen sind, minimiere ich mein weiteres Downside-Risiko.
Mehr Chancen bei Large Caps
Aktuell stößt Dobell auf viele interessante Investmentgelegenheiten, da auch er die Bewertungen des englischen Marktes als günstig ansieht: „Da wir uns des Risikos eines sich abschwächenden US-Wachstums aber bewusst sind, konzentrieren wir uns stärker auf Firmen die von ihrem Management als von starken Wirtschaftswachstum abhängig sind“. Im Gegensatz zu 2003 findet Dobell dieses Jahr mehr Chancen im Large-Cap Segment: „Da Smaller Caps letztes Jahr sehr gut gelaufen sind, wurden Blue-Chips teilweise links liegen gelassen“. Besondere Chancen sieht er aktuell etwa bei Firmen wie GlaxoSmithKline, Unilever oder Shell: „Der jüngste Kursverfall der Aktie wurde durch die Korrektur der Ölreserven ausgelöst. Das Management wird diese Probleme aber in den Griff bekommen“, gibt sich Dobell zuversichtlich.
Lazard: Arbeitslosigkeit gering, Konsum stark
Der seit 1999 von Tony Willis gemanagte Lazard UK Equity GBP liegt anhand der Sharpe Ratio auf Sicht der letzten fünf Jahre an dritter Stelle. Auch er ist mittelfristig für die Londoner Börse zuversichtlich: „Obwohl der Immobilienmarkt vor dem Hintergrund steigender Zinsen ein Risiko darstellt, ist die Arbeitslosigkeit gering und der Konsum stark weshalb die wirtschaftliche Aussichten positiv bleiben“, so Willis. Im Gegensatz zu 2003, als zyklische Werte gefragt waren, sieht er in Zukunft Unternehmen mit hoher Profitabilität im Vorteil.
Alle Daten per 31.5.2004 in Euro
Datenquelle: Lipper