Deutschland: Keine Lust auf aktive Aktienfonds

Deutsche Anleger setzen auf Rentenfonds. Wer Kurschancen an den Börsen sucht, entscheidet sich für passiv gemanagte Indexfonds. Neue Anlageoptionen setzen sich nur langsam am Markt durch. Ein Gastkommentar von Kay Schelauske. Funds | 05.07.2004 23:02 Uhr
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Via Indexfonds suchen deutsche Anleger derzeit Kurschancen an den Aktienmärkten. Diesen Trend spiegelt die jüngste Marktstatistik des Branchenverbandes BVI deutlich wider. In den ersten fünf Monaten des Jahres sammelte die Indexchange Investment AG demnach gut 2,3 Mrd. Euro ein. Der Anbieter von Exchange Traded Funds konnte sich beim Mittelaufkommen zeitweise sogar an die Spitze der Fondsanbieter setzen.

Eine breite Auswahl von 32 Aktien- und vier Renten-ETF’s bietet die Indexchange inzwischen an. Klar im Fokus steht allerdings der Dax Ex. Einmal mehr generierte der Indexfonds auf den deutschen Aktienindex laut Deutscher Börse AG mit fast einer Mrd. Euro im Monat Juni den höchsten Umsatz in diesem Segment. Ein Blick auf den schwankenden Kursverlauf des Leitindex bestätigt: Während sich ein konstantes Investment seit Jahresbeginn bislang nicht auszahlte, konnten Trader durchaus Kursgewinne realisieren.

Rentenmärkte im Fokus

Ganz gleich, ob auf Europa, Amerika oder Asien ausgerichtet- aktiv gemanagte Aktienfonds werden derzeit gemieden. Trotz eingeleiteter Zinswende in den Vereinigten Staaten suchen Fondsanleger Gewinnchancen vorwiegend an den Rentenmärkten. Rund zwei Drittel der diesjährigen Mittelaufkommen flossen in Rentenfonds. Ähnlich verhält es sich beim Marktführer DWS, der mit fast 3,1 Mrd. Euro die meisten Anlagegelder einsammeln konnte. Mehr als jeder zweite Euro wurde rentenorientiert investiert. Auf DWS-Aktienfonds entfielen demgegenüber nur 500 Mio. Euro.

Analog stellt diese Assetklasse, nach Auskunft des BVI, einen Schwerpunkt bei den jüngsten Neuauflagen dar – neben Garantie- und Total Return-Fonds. Insgesamt  markiert das laufende Jahr hier einen deutlichen Einschnitt: Lediglich 56 Fonds wurden bis Ende April neu zugelassen, gegenüber 358 bzw. 206 Produkten in 2002 und 2003. Ähnlich ist das Bild bei den Schließungen: Aktuell 39 stehen 196 bzw. 347 Auflösungen in den Jahren zuvor gegenüber. Offensichtlich haben die Fondshäuser die Bereinigung ihrer Produktpaletten abgeschlossen. Die durch gesetzliche Aktivitäten ausgelösten Impulse fließen bislang nur langsam in die Auflage neuer Fondsprodukte ein.

Zuflüsse bei Dachfonds

Vereinzelt werden so genannte Superfonds auf den Markt gebracht – Dachfonds also, welche die neuen Anlagefreiheiten, wie Investments in Aktien und Derivaten, nutzen. Auf dieser Grundlage kann Anlegern tatsächlich eine fondsbasierte Vermögensverwaltung angeboten werden. Davon abgesehen konnten Dachfonds bis Ende Mai Zuflüsse von 866 Mio. Euro erzielen, während im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch Abflüsse von 1,5 Mrd. Euro zu verzeichnen waren.

Ebenfalls seit Jahresbeginn sind bekanntlich Hedgefonds in Deutschland zugelassen. 409 Mio. Euro investierten Anleger bis Ende Mai in diese neue Assetklasse. Von der anfänglichen Euphorie ist aber längst keine Spur mehr. Zum einen kommen die Produkte nur langsam auf den Markt. Zum anderen zeigt sich der Anleger reservierter als viele Fondsanbieter erwarteten. Selbst bei der DWS, die diesem neuen Anlagevehikel anfänglich sehr offensiv das Wort redete, konnten mit dem Dach-Hedgefonds in dem genannten Zeitraum lediglich knapp elf Millionen Euro eingesammelt werden.

Union-Gruppe holt auf

Insgesamt verwalteten die Anbieter ein Fondsvermögen von knapp 361 Mrd. Euro. Mit einem Marktanteil von 24,9 Prozent liegt die DWS-Gruppe weiterhin unangefochten an der Spitze. Der Kampf um den zweiten Platz wird indes härter: Mit einem Marktanteil von 18,6 Prozent liegt die Deka-Gruppe hier nur noch 1,4 Punkte vor der Union-Gruppe. Ein Jahr zuvor trennten die beiden Fondsanbieter noch 1,9 Prozentpunkte. Der Trend scheint sich fortzusetzen. Der Fondsanbieter der Volks- und Raiffeisenbanken erzielte bis Ende Mai ein Mittelaufkommen von 942,8 Mio. Euro. Das Fondshaus der Sparkassen konnte sich hingegen nicht unter den beliebtesten zehn Gesellschaften platzieren. Das Schlusslicht der Top Ten bildet die Activest-Gruppe mit Zuflüssen in Höhe von gut 106 Mio. Euro. 

Kay Schelauske, freier Wirtschafts- und Finanzjournalist



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