Murchison: „Demographie nicht überbewerten“

Murdo Murchison, Fondsmanager des mittlerweile 16 Mrd. Euro schweren Templeton Growth, legt dort an, wo er am meisten Pessimismus findet. Aktuell setzt er deshalb auf Europa, China meidet er komplett. Warum er Demographie nicht überbewertet und die US-Wahlen für ihn ein Non-Event darstellen, lesen Sie hier. Funds | 20.07.2004 10:36 Uhr
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Fondsschließung noch kein Thema

e-fundresearch: Herr Murchison, wie schafft man es eigentlich mit einem Volumen von über 16 Mrd. Euro immer noch den MSCI World zu schlagen? Wird diese Aufgabe mit steigendem Volumen nicht zunehmend schwieriger?

Murdo Murchison: Obwohl der Fonds bereits sehr groß ist, stellt das für mich keine Schwierigkeit dar. Ich finde immer noch genügend Anlagemöglichkeiten und spüre auch nicht mehr Druck als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Irgendwann aber ist sicher der Punkt gekommen, an dem man über Maßnahmen zur Eindämmung des Volumens sprechen muss. Davon sind wir aber noch weit entfernt, denn in den USA gibt es Value-Aktienfonds die über 30 Mrd. US-Dollar groß sind und auch noch erfolgreich agieren können. Schlussendlich wäre es aber in unser aller Interesse den Fonds bei einem übermäßigen Volumen zu schließen: der Investor profitiert und wir dadurch auch. Jetzt ist es aber noch viel zu früh um darüber nachzudenken.

„Small Caps überlasse ich anderen“

e-fundresearch: Ab welcher Größe sind für Sie Aktien eigentlich interessant?

Murdo Murchison: Ein Unternehmen sollte schon mindestens über eine Marktkapitalisierung von zwei Milliarden US-Dollar verfügen. In einem solchen Fall – aktuell halte ich 100 Titel – würde ich aber über einen großen Anteil an diesem Unternehmen verfügen. Das setzt voraus, dass ich sehr von dieser Aktie überzeugt bin. Generell überlasse ich diese Investments aber meinem Kollegen Uwe Zöllner, der den Templeton Global Smaller Companies Fonds verwaltet.

e-fundresearch: Wie sieht das genaue Anlageziel des Fonds aus?

Murdo Murchison: Wir wollen das Geld unserer Anleger zuallererst einmal schützen, d.h. in Schwächephasen des Marktes weniger verlieren. Das ermöglicht den Investoren dann auch an den Aufschwungphasen wieder - ohne vorher große Verluste eingefahren zu haben - teilzuhaben. Zuletzt haben wir dieses Ziel erreicht: 2001 lagen wir 6 Prozent im Plus, 2002 verloren wir 23 Prozent. Zum Vergleich: der MSCI World verlor 2001 12 Prozent, 2002 32 Prozent.

Ansonst haben wir aber weder Performance- noch Tracking Error Ziele, da wir unabhängig von jeglicher Benchmark agieren.

Murchison setzt auf Europa

e-fundresearch: In welchen Branchen oder Regionen sind Sie zurzeit über- oder untergewichtet und warum?

Murdo Murchison: Unsere Asset Allokation ergibt sich zu 100 Prozent aus der Einzeltitelselektion. Derzeit sind wir aber in Europa stark übergewichtet. Hier herrscht der größte Pessimismus vor, nach so etwas suchen wir als Value-Investoren. China meiden wir dagegen völlig, da sowohl die Stimmung als auch die Bewertungen gegen ein Investment sprechen. Auch in Japan sehe ich nur wenige Fortschritte bei der Unternehmensrestrukturierung. Deswegen haben wir auch Japan untergewichtet.

USA: „Wahlausgang spielt keine Rolle“

e-fundresearch: Und die USA? Wie geht es in der weltweit größten Volkswirtschaft nach den Präsidentschaftswahlen Ihrer Meinung nach weiter?

Murdo Murchison: Historisch betrachtet waren die Börsen in den Monaten vor der Wahl immer volatil und lustlos. Danach gab es aber – unabhängig vom Wahlausgang - zumeist steigende Kurse. Das US-System ist ein kapitalistisches, unabhängig davon ob die Demokraten oder die Republikaner an der Macht sind. Der Ausgang der Wahlen spielt für uns deswegen keine Rolle. 

Corporate Governance: „Wir agieren im Hintergrund“

e-fundresearch: Spielt für Sie als Fondsmanager Corporate Governance eigentlich eine wichtige Rolle?

Murdo Murchison: Hier gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten: Schlechte Corporate Governance ignorieren, seine Rechte als Anteilsinhaber für die Investoren aktiv und im Interesse aller einzufordern oder einfach nur der Publicity wegen bei der Hauptversammlung aufzutreten. Bei Franklin Templeton gehen wir den zweiten Weg. Bei uns gibt es eine eigene Abteilung die dies koordiniert und bei Hauptversammlungen abstimmt. Die Entscheidung wie gestimmt wird obliegt dem Analyst, welcher normalerweise den Vorschlag des jeweiligen Firmen-Managements unterstützt. Ausnahmen bilden Fälle, wo das Management nicht im langfristigen Interesse der Aktionäre entscheidet. Im Regelfall agieren wir hier aber im Hintergrund.

„Demographie nicht überbewerten“

e-fundresearch: Sie sprechen den langfristigen Aspekt gerade an. Welche Rolle spielen für Sie eigentlich langfristige demographische Trends bei der Auswahl von Aktien?

Murdo Murchison: Eine sehr wichtige. Je nachdem in welcher Region wir nach Aktien suchen, sind wir uns dieser Entwicklungen bewusst. Europa z.B. wird langfristig weniger wachsen als Asien. Für die Aktienkurse aber sind einige dieser Trends zu langfristig, weshalb wir diesen Aspekt auch nicht überbewerten. Denn in Europa sind wir zurzeit trotzdem übergewichtet.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch! 

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