Der räumlichen Distanz zwischen Europa und Australien ist es wohl zu verdanken, dass die ausgezeichnete Performance von Aktien aus Down-Under hierzulande relativ unbemerkt geblieben ist. Der ASX All Ordinaries Index legte jedenfalls seit August 1999 um 32 Prozent zu, während der MSCI World 23 Prozent verlor. Und auch Investments in Europa (MSCI Europe -16 Prozent), Asien (MSCI Pacific -26 Prozent) oder den USA (S&P 500 -25 Prozent) konnten mit Australien nicht annährend mithalten.
Abhängigkeit Australiens von China?
Obwohl ein guter Teil dieser Entwicklung sicherlich auf die von China ausgelöste Rohstoff-Hausse zurückzuführen ist, hängt die australische Wirtschaft weniger stark davon ab als weithin angenommen. „Während rund 50 Prozent der Exporte Australiens 2003 nach Asien gegangen sind, lag der Anteil Chinas sogar unter 10 Prozent. Und auch der Rohstoffsektor erwirtschaftet nur 16 Prozent des gesamten BIP bzw. repräsentiert 18 Prozent der Marktkapitalisierung“, schildert Wilhelm Schröder, Fondsberater des NESTOR Australien Fonds.
Fondsauswahl lohnt
Mit welchen Fonds konnte man aber in den letzten Jahren am besten von dieser Entwicklung profitieren? Obwohl die Assetklasse „Aktien Australien“ mit insgesamt neun Fonds eine sehr übersichtliche ist, sind die Performanceunterschiede doch enorm: Die sechs Fonds - welche über einen Track Record von fünf Jahren verfügen - weisen eine kumulierte Rendite zwischen +43,5 (Aberdeen Global Australasien Equity) und 6,3 Prozent (Australien-Pazifik-Fonds) auf. Zum Vergleich: Der ASX All Ordinaries Index erzielte im Vergleichzeitraum immerhin +31,6 Prozent.
Aberdeen langfristig vorn
Während der von Hugh Young in Singapur gemanagte Aberdeen Global Australasien Equity also als einziger über die letzten fünf Jahre den Index schlagen konnte, weist er zugleich auch die beste risikoadjustierte Performance (Sharpe Ratio) aller Fonds auf. Das Erfolgsgeheimnis von Fondsmanager Hugh Young: Er sucht nach unterbewerteten Titeln, die der Markt noch nicht entdeckt hat. Und diese werden von ihm hoch gewichtet. So machen seine Top Ten über 50 Prozent des Fondsvermögens aus. Insgesamt hält Young derzeit 29 Aktien, davon fast 40 Prozent aus dem Finanzsektor.
Die langfristig schärfsten Verfolger Youngs lauten UBS (Lux) Equity Fund – Australia und der von Khiem Do in Hong Kong verwaltete Baring Australia Fund.
NESTOR holt seit Auflage mächtig auf
Seit Auflage des NESTOR Australien Fonds im Mai 2002 hat Young aber noch stärkere Konkurrenz bekommen. Der von Wilhelm Schröder im München beratene Fonds liegt seit damals mit +16,7 Prozent p.a. klar vor dem Aberdeen Produkt mit +3,9 Prozent p.a. Der Hauptunterschied liegt in der viel aktiveren Ausrichtung des NESTOR Fonds: „Wir sehen uns als aggressiven Stock-Picker, der auch größere Wetten eingeht“, so Schröder. Sein Anlageziel, jährlich mindestens 15 Prozent zu erzielen, hat er damit bereits übertroffen.
Schröder reitet die Rohstoff-Welle
Aktuell setzt der Deutsche vor allem auf Rohstoffwerte, welche knapp 54 Prozent des Fonds ausmachen. „Obwohl uns diese Übergewichtung dieses Jahr geschadet hat, bleiben wir dabei“, gibt er sich überzeugt. Ängste vor einem Hard-Landing in China hält er für übertrieben, weshalb er Rohstoffaktien, etwa im Kohlebereich, weiterhin am interessantesten hält. Auf der Gegenseite gewichtet er dagegen Banken stark unter: „Diese machen im Index 30 Prozent aus, wir halten nur sieben“, erklärt er seine Strategie. Einen weiteren Grund für die seit Jahresbeginn schlechtere Performance sieht er in seinem Übergewicht von Small-Caps. Aber auch hier bleibt Schröder dabei: „Bei kleineren Titeln ist noch einiges an Potential drin“.
Keine Warnzeichen bei Volkswirtschaft und Währung
Volkswirtschaftlich sieht er jedenfalls kaum Warnzeichen: „Australien performt recht brav - die Volkswirtschaft wächst weiter mit 3,5-3.8%, Inflation liegt bei 2,1%. Auch im laufenden Jahr wird wieder ein Haushaltsüberschuss erwirtschaftet werden, trotz der gerade verteilten "Geschenke", vor allem für kinderreiche Familien. Im Gegensatz zu unserem Markt hier in Deutschland, gibt es eine Vielzahl von Neuemissionen, die immer ein guter Anzeiger für Liquidität und Gesamtverfassung eines Marktes sind“, schildert der Australien Experte. Und auch auf der Währungsseite bleibt es seiner Meinung nach zukünftig ruhig: „Obwohl wir kurzfristig keine Währungsrelationen prognostizieren, sollte sich am Verhältnis des Australischen Dollars zum Euro in den nächsten Jahren wenig ändern“.
Ein wichtiger Pluspunkt sei in Australien schließlich noch die gute Aktienkultur: „In Australien besitzen über 50 Prozent der Leute Aktien und neun Prozent des monatlichen Einkommens werden dort für die Altersvorsorge zur Seite gelegt. Die knapp 60 Prozent davon, die an die Börse fließen, schaffen eine positive Grundstimmung“, erklärt Schröder.
Fazit
Glaubt man den Experten hängt Australien weniger von China ab als gedacht. Ein Grund mehr also beim Stichwort Australien auch mal an Investments zu denken. Während der Aberdeen Global Australasien Equity Fonds langfristig die Nase vorn hat, sollte man Wilhelm Schröder von NESTOR nicht unterschätzen. Kurzfristig hat er jedenfalls schon bewiesen, dass er den Markt schlagen kann.
Performancedaten per 16.8.2004 in Euro
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