Wer sich im Fondsdschungel zurechtfinden möchte, denkt oft zuallererst an Ratings. Auch um Entscheidungen betreffend der Fondsauswahl zu treffen. Dabei bleiben allerdings viele Fragen offen:
- Wer sind die Ratingagenturen, wie sind ihre Bewertungsmethoden, wie werden sie finanziert?
- Welche Agenturen lassen sich als Rating- oder als Rankingagenturen bezeichnen?
- Sind die Bewertungsansätze eher qualitativ oder nur quantitativ?
- Wie sinnvoll sind Ratingagenturen bei der Fondsauswahl?
- Welche Tendenzen gibt es bei den Ratinganbietern in der Zukunft?
Wie sinnvoll sind also Ratings?
e-fundresearch wird sich mit diesem wichtigen Thema in einer dreiteiligen Serie beschäftigen und dabei auch die beteiligten Player zu Wort kommen lassen: Ratingagenturen, Vertreter der Fondsgesellschaften, Portfoliomanager und Investmentverbände in Deutschland und Österreich. Im heutigen Teil stellen wir einige der großen Ratingagenturen und ihre Bewertungsmethoden vor.
Feri Trust: Rating mit hoher Stabilität
Um ein Rating von Feri Trust aus Bad Homburg zu erhalten, muss der zu untersuchende Fonds mindestens fünf Jahre am Markt sein. Weiterhin prüft Feri Trust, ob innerhalb einer vergleichbaren Kategorie noch mindestens 20 Konkurrenzprodukte am Markt zu finden sind. Danach prüft die Ratingagentur nach zwölf Kriterien wie Volatilität, Tracking Error und die Wahrscheinlichkeit, eine Outperformance gegenüber der Benchmark zu erzielen. Das abschließende Urteil setzt sich zu 70 Prozent aus Performance- und zu 30 Prozent aus Risiko-Kriterien zusammen. Ziel des Ratings ist es, Fonds mit einer langfristigen Wertentwicklungsperspektive herauszufiltern. Die Skala geht von A bis E, was einer guten bis schwachen Bewertung entspricht. Feri Trust beobachtet in hohem Maße die Kontinuität im Fondsmanagement. Verändern sich grundlegende Aspekte, die das Rating beeinflussen können, wird der Fonds auf eine Watch-List gesetzt.
Standard & Poor´s: langfristige Ratings mit Prognosecharakter
Standard & Poor´s lässt die zu untersuchenden Fonds zunächst durch einen quantitativen Filter laufen. Ein Rating erhalten nur die Fonds, die zu den besten 20 Prozent ihrer Peergroup gehören. Hierzu werden die verantwortlichen Portfoliomanager von den S&P-Spezialisten persönlich in einem Interview befragt. Untersuchungsgegenstand sind die Gesellschaft, das Fondsmanagement mit dem dazugehörigen Team sowie die charakteristischen Merkmale des Fonds. Das endgültige Urteil fällt ein Ausschuss. Die Bewertungen schwanken zwischen AAA und A. Rentenfonds werden zusätzlich nach ihrer Volatilität beurteilt, hier reicht die Skala von S1 (wenig schwankend) bis S6 (stark schwankend). S&P hat sich zum Ziel gesetzt, langfristige Ratings mit Prognosecharakter zu vergeben.
Morningstar: quantitativer Ansatz setzt auf Kontinuität
Morningstar untersucht die Qualität eines Fonds in einem vergleichbaren Segment. Hierbei werden nur Fonds unter die Lupe genommen, die länger als drei Jahre am Markt sind und die in eine entsprechende Peergroup eingeordnet werden können. Um bewertet zu werden, muss der Fonds eine Kontinuität in seiner Investmentstrategie aufweisen. Morningstar unterscheidet die Qualität eines Fonds über Sterne, von denen je nach Güte zwischen eins und fünf vergeben werden. Die Anzahl der Sterne drückt aus, wo der Fonds gemessen an seiner Performance in seiner Kategorie steht. Während ein Fünf-Sterne-Fonds zu den besten 10 Prozent in Europa gehört, stehen vier Sterne für die besten zehn bis 32,5 Prozent. Drei Sterne erhalten die Fonds, die sich in den mittleren 35 Prozent befinden. Zwei Sterne erhalten die unteren 32,5 bis zehn Prozent der Kategorie. Ein Ein-Sterne Fonds gehört dagegen den schlechtesten 10 Prozent seiner Gruppe an.
Lipper: Notenskala von eins bis fünf
Bei Lipper stehen vier Kriterien im Vordergrund: der Kapitalerhalt, die konsistenten und die absoluten Erträge sowie die Kosten und Gebühren. Alle Punkte werden einzeln beurteilt. Die Notenskala reicht hierbei von eins bis fünf. Während die besten 20 Prozent eine Eins bekommen, erhalten die schlechtesten 20 Prozent die Note Fünf. Der Rest bewegt sich in den übrigen Abschnitten. So haben beispielsweise in puncto Kapitalerhalt hoch bewertete Fonds ein niedrigeres Verlustrisiko gegenüber der Vergleichsgruppe. Auch verfügt ein beim Aspekt Kosten und Gebühren gut bewerteter Fonds über niedrigere Kosten als die meisten übrigen Fonds seiner Peergroup.
Sauren: Goldmedaillen für Fondsmanager
Die Sauren Fonds-Research AG nimmt bei der Aufteilung in gute und schlechte Fonds das Fondsmanagement genau unter die Lupe. Hierzu führt das Team persönliche Gespräche mit dem Portfoliomanagement. Untersuchungsgegenstand sind die Anlagepolitik, der Investmentprozess und die Erfolge der Fondsmanager in der Vergangenheit. Im Fokus der Urteilsfindung steht auch das Fondsvolumen und seine Auswirkungen auf die Managementphilosohie. Sauren führt jährlich über 250 Interviews durch und zeichnet nur die besten Portfoliomanager mit einem bis drei Goldmedaillen je nach Bewertung aus.
Nächste Woche folgt Teil 2 der e-fundresearch-Serie über Ratings