Detektivarbeit: Value schlägt Growth

Patrick Meegan gräbt förmlich nach Aktien. Bevor er einen Titel in seinen Hotchkis & Wiley US Value Universal-Fonds aufnimmt, verbringen er und seine 13 Fondsmanagerkollegen aus Kalifornien im Schnitt 250 Stunden mit der Analyse des Unternehmens. Funds | 26.08.2004 12:17 Uhr
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Seit Auflage des Hotchkis & Wiley US Value Universal-Fonds blickt Fondsmanager Patrick Meegan auf eine erfolgreiche Zeit zurück: Sein Fonds erzielte im Schnitt +18,8 Prozent p.a. und anhand der risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) liegt der Fonds auf Platz eins aller 247 in Österreich bzw. Deutschland zugelassener US-Aktienfonds. Der überzeugte Value- Investor aus Los Angeles setzt sich damit gegenüber Value-Kollegen wie Edwin Walczak (Vontobel US Value Equity), Gregg Powers (Nordea North American Value) oder David Winters (Franklin Mutual Beacon) klar durch (siehe Chart). Neben dem durchdachten Investmentprozess liegt der Grund für die gute Performance aber auch in der Währungsabsicherung für Euro-Investoren, wodurch Verluste aufgrund des schwachen US-Dollar zuletzt vermieden wurden.

e-fundresearch: Herr Meegan, auf welche Punkte achten Sie bei Ihrer umfassenden Unternehmensanalyse eigentlich am stärksten?

Patrick Meegan: Als überzeugter und disziplinierter Value Investor achten wir besonders auf den inneren Werte einer Aktie. Besonders wichtig sind für uns ein beständiger - da leichter prognostizierbarer - Cash flow, eine hohe Dividenden- und Gewinnrendite. Als Startpunkt zur Vorselektion von rund 2000 auf 200-400 Aktien zählt neben einer hohen Dividendenrendite – diese sollte zumindest über dem Schnitt des S&P 500 liegen – eine hohe Gewinnrendite. Diese sollte mindestens 300 Basispunkte über der Rendite 10-jähriger Staatsanleihen liegt. Danach erfolgt eine qualitative Analyse des Unternehmens bzw. der jeweiligen Branche und persönliche Gespräche mit der Geschäftsleitung. Am Schluss bleiben rund 40-60 für das Portfolio übrig, wobei die maximale Gewichtung je Branche bei 15 Prozent und 5 Prozent je Einzeltitel liegt.

e-fundresearch: Welche Rolle spielen dabei volkswirtschaftliche Einflussfaktoren?

Patrick Meegan: Bei der Auswahl der Aktien bleiben wir ausschließlich bei Unternehmenskennzahlen. Wir versuchen also nicht durch volkswirtschaftliche Prognosen den Markt zu timen und schlauer als die Börse zu sein. Bei der Prognose von Cash flows einzelner Unternehmen, fließen Branchenprognosen aber durchaus ein.

„US-Wirtschaft steht am Wendepunkt“

e-fundresearch: Und mit welcher weiteren Entwicklung der US-Wirtschaft rechnen Sie?

Patrick Meegan: Wie gesagt sehen wir das nur durch die Brille unserer Branchenanalysten. Bei den uns analysierten Unternehmen jedoch, zeigt sich, dass diese nach Jahren der niedrigen Zinsen wieder über gesunde Bilanzen verfügen. Und auch die Preisgestaltungsmacht scheint zurückzukehren. Trotzdem sind die meisten Unternehmen noch vorsichtig und warten mit Investments ab. Vor dem Hintergrund der Unsicherheiten durch den hohen Ölpreis, Terror- und Inflationsangst erscheint dies aber nur verständlich. Zusammenfassend könnte man sagen: Die US-Wirtschaft ist an einem Wendepunkt angelangt, deshalb die hohe Unsicherheit. Ob die Wende aber nach oben oder nach unten stattfindet steht nicht fest. Da wir aber Value-Investoren sind, kümmert uns dies gar nicht so stark, da wir ausschließlich auf die Bewertungen achten.

Die Anlagefavoriten der Kalifornier: EDS und Sears Roebuck

e-fundresearch: In welchen Sektoren finden Sie aktuell die meisten Chancen?

Patrick Meegan: Derzeit gewichten wir zyklische Konsumgüter - etwa JC Penney und Sears Roebuck -  gegenüber dem S&P 500 über. Weiters gefallen uns Versicherungswerte gut, Healthcare-Aktien gewichten wir dagegen unter, weil wir für Pharma-Werte sehr pessimistisch eingestellt sind. Besonders bei Sears sind wir aber optimistisch, da der Markt eher auf Wal Mart setzt und Sears unterschätzt. Hier irren sich die Wall Street Analysten aber unserer Meinung nach. Weiters halten wir auch zwei Aktien aus dem Technologiebereich im Fonds, EDS und Computer Associates.

Tiefgreifende Analyse: 250 Stunden pro Aktien

e-fundresearch: Wie versuchen Sie sich von der Vielzahl der US-Aktienfonds abzuheben?

Patrick Meegan: Zuallererst legen wir für diesen Fonds nur in Value-Aktien mit einer Marktkapitalisierung über einer Milliarde US-Dollar an. Value-Aktien deswegen, weil es wissenschaftlich erwiesen ist, dass Value-Aktien langfristig Growth-Aktien schlagen. Weiters verfügen wir nicht nur über einen sehr disziplinierten, sondern auch sehr tief greifenden Analyseprozess. Im Schnitt verbringen wir 250 Stunden mit der Analyse eines Unternehmens, bevor wir diese Aktie in unser Portfolio aufnehmen. Die niedrige Umschlagshäufigkeit im Portfolio ist dann ein Produkt aus diesem detaillierten Analyseprozess.

Value: Bei kleinere Werten am besten

e-fundresearch: Sie gelten also als Value-Spezialist. In welchen Subsektoren funktioniert dieser Ansatz aber eigentlich am besten?

Patrick Meegan: Das ist schwer zu sagen, aber bei Aktien von Unternehmen mit kleineren und mittleren Marktkapitalisierungen funktioniert unser Ansatz am besten. Der Grund liegt darin, dass die meisten Analysten eher auf große Titel achten und kleinere Werte schon mal links liegen lassen. Unser Fonds ist zwar ein Large Cap Fonds, die durchschnittliche Marktkapitalisierung ist aber mit 18,5 Mrd. US-Dollar vs. 78 Mrd. beim Russell 1000 Value noch relativ gering.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

Alle Daten per 23.8.2004 in Euro
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