Globale Aktienfonds: Hoffnung ruht auf Europa

Die Fondsmanager der besten Weltaktienfonds setzten verstärkt auf Europa. Besonders in Deutschland tun sich aufgrund der vorherrschenden schlechten Stimmung vermehrt Anlagechancen auf. Funds | 30.08.2004 09:58 Uhr
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Sie sind die wahre Königsklasse unter den Fonds, denn sie gehören für jeden Investor zur Basisausstattung seines Fondsportfolios. Doch während der MSCI World seit August 1999 noch ganze 24 Prozent im Minus liegt, erzielten globale Aktienfonds zwischen +38 und -73 Prozent. Auffallend dabei: Ganz vorne in der Rangliste finden sich vor allem Fonds kleinere Häuser wie Keppler, ACATIS oder Wolfgang Mayr. Und: Den MSCI World schlugen die Top-10 Fonds über die letzten fünf Jahre alle deutlich.

Anhand der risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) beste Fonds der letzten fünf Jahre ist aber der Global Advantage Funds Major Markets von Michael Keppler in New York. Dieser nach einer Top-Value Strategie verwaltete Fonds, erzielte eine durchschnittliche jährliche Performance von 6,7 Prozent. Der gebürtige Bayer setzt dabei voll auf die Prinzipien des Investment-Altmeisters aus Omaha: Warren Buffett. Die größte Position macht bei Keppler zumeist Berkshire Hathaway selbst aus. Daneben gefallen dem Bayer aktuell Novo Nordisk und Royal Dutch. Deutschland hat Keppler seit Jahren übergewichtet: „Das hat sich im letzten Jahr nun endlich ausgezahlt“, zeigt er sich erfreut. Überhaupt setzt er stark auf Kontinentaleuropa: „Hier finde ich im historischen bzw. relativen Vergleich zum MSCI World die niedrigsten Bewertungen“, erklärt er. Denn: „Die Lage in Europa ist viel besser als die Stimmung“. Die US-Börse findet er dagegen zu teuer und auch für Asien ist er wenig euphorisch. Anlegern rät er zurzeit die Risiken nicht aus den Augen zu verlieren. „Die Regel Nummer eins bei Warren Buffett lautet niemals Geld zu verlieren. Das kann ich nur bestätigen“, so Keppler, der deshalb nur kauft was preiswert ist um sein Verlustpotential zu begrenzen.  

Einen sehr ähnlichen Ansatz verfolgt der von Hendrik Leber in Frankfurt verwaltete ACATIS Aktien Global UI Fonds. Auch er vertraut auf die Prinzipien von Warren Buffett. Ein weiteres Merkmal, das ihn mit Keppler verbindet: er setzt stark auf Deutschland. Derzeit gibt sich Leber mit der Gesamtlage bereits viel zufriedener als noch vor einem Jahr: „Die Gewinne sind zumeist gestiegen, die Kurse gefallen“, fasst er die aktuelle Börsenlage kurz zusammen. Und sogar die Bewertungen US-amerikanischer Aktien haben bereits ein durchaus akzeptables Niveau erreicht. Rund um den Wahltermin im November rechnet Leber sogar mit einem Zwischenhoch an den Börsen. „Danach erwarte ich mir aber eine - auch politisch bedingte - Abkühlung“, so der Experte. Viel optimistischer ist er da schon in Mitteleuropa: „Europa traut man fast nichts zu, besonders in Deutschland ist die Stimmung sehr schlecht. Wenn sich dieser Pessimismus aber wieder legt, werden die Anleger sehen welche wunderbaren und global agierenden Firmen es hier gibt“, malt Leber ein optimistisches Szenario. Und obwohl er laut eigenen Angaben im Laufe der Jahre immer vorsichtiger und in der Aktienanalyse altmodischer geworden ist, findet Leber derzeit genug Investments. Neben der Region Mitteleuropa, wo in den nächsten 18 Monaten rund 30 Prozent Kurspotential erwartet, erscheint ihm Japan, Singapur und Südamerika interessant. „China habe ich derzeit stark reduziert und warte hier auf die nächsten Krise. Derzeit ist mir das einfach zu teuer“.

Viel pessimistischer sieht Andrew Dalrymple vom First State Global Opportunities die Lage: „Bis die Unsicherheiten rund um den hohen Ölpreis nicht bereinigt sind, erscheint mir der Ausblick der Weltbörsen schon aufgrund der mittlerweile hohen Bewertungen nicht sehr gut“, gesteht der Experte. Investoren rät er aufgrund der hohen Volatilität zu Vorsicht. Besonders Technologiewerte sollte man laut Dalrymple meiden. 

Auch Murdo Murchison, Fondsmanager des mit 13 Mrd. Euro größten Welt-Aktienfonds Templeton Growth Fund, zeigt sich vorsichtig: „Die Unternehmen schreiben satte Gewinne. Viele sind dabei immer noch auf Schuldenabbau und Verbesserung der Kapitalrendite ausgerichtet. Kurzfristig ist das nach der Überinvestitionsphase der TMT-Blase gut für die Anleger. Doch es muss ein neuer Investitionszyklus einsetzen, wenn der Konjunkturaufschwung weitergehen soll“ Aktuell kauft Murchison vor allem Pharmawerte, Mobilfunkanbieter und Medienaktien. „Getreu unserer Philosophie, Aktien dann zu erwerben, wenn sie gerade nicht gefragt sind, kaufen wir aktiv Titel aus diesen Branchen“, erklärt er. Ebenso wie Leber und Keppler ist er in Europa stark übergewichtet: „Hier herrscht der größte Pessimismus vor, nach so etwas suchen wir als Value-Investoren“. Auch China meidet er dagegen völlig, da sowohl die Stimmung als auch die Bewertungen gegen ein Investment sprechen. „Auch in Japan sehe ich nur wenige Fortschritte bei der Unternehmensrestrukturierung. Deswegen haben wir auch Japan untergewichtet“.

Klaus Kaldemorgen, Fondsmanager des DWS Intervest und DWS Vermögensbildungsfonds I, rechnet 2004 mit einer weiterhin moderat positiven Konjunkturerholung. „Risikofaktoren für die Aktienmärkte bleiben der hohe bzw. volatile Ölpreis, aufkommende Zinsängste, geopolitische Faktoren sowie eine konsumbedingt stärker als erwartete Abkühlung der US-Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte. In den USA ist er nur wenig opitmistisch: „Wir gehen weiterhin davon aus, dass es auf dem Aktienmarkt zunächst nicht zu nennenswerten Kursavancen kommen wird. Auf der anderen Seite könnten die Notierungen vorerst ihren Boden gefunden haben. Klare Branchentrends sind derzeit nicht erkennbar“. Dagegen setzt Kaldemorgen auf Japan: „Wenn sich das allgemeine Aktienklima aufheitert, könnte die japanische Börse unserer Einschätzung nach wieder eine Vorreiterrolle einnehmen. Der Exportmotor läuft auf Hochtouren, die Inlandsnachfrage gewinnt langsam an Fahrt, die Unternehmen, zunehmend auch kleinere und mittelgroße, ernten die Früchte massiver Restrukturierungen und erzielen Fortschritte bei Ertrag und Rentabilität. Zudem sind japanische Aktien bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 18 historisch gesehen günstig bewertet.“

Alle Daten per 19.8.2004 in Euro
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