Bevor sich ein Anleger für einen Investmentfonds entscheidet, sollte ihm zuallererst die Tragweite seiner Entscheidung bewusst werden. Gerade im Hinblick auf Vorsorgeprodukte sind heute Anlagehorizonte von 20 Jahren und länger durchaus üblich. Besonders über solch lange Zeiträume wirken sich Unterschiede in der Performance aufgrund des Zinseszins-Effektes enorm aus - die Bedeutung der Fondsauswahl nimmt dadurch überproportional zu.
Neben dem Performanceaspekt sucht der Anleger aber gerade in Zeiten stark schwankender Kapitalmärkte Stabilität. Der Boom bei kapitalgeschützten Produkten passt da gut ins Bild. Die Investmentfonds-Konstruktion kann diese Stabilität bieten, vorausgesetzt es ist der für den Investor passende Fonds. Denn berücksichtigt man die einmaligen und laufenden Kosten bei Fonds, muss der Erwerb eines so langfristigen Anlageproduktes gut durchdacht sein.
Welche Kriterien und Informationsquellen sollten berücksichtigt werden?
Nach welchen Kriterien sollten nun Anleger bzw. deren Berater in der heutigen Zeit ihre Fonds auswählen? Vor ab gleich einmal eine schlechte Nachricht: DEN besten Fonds gibt es nicht. Unter Berücksichtigung aller unten angeführten Punkte wird man als Ergebnis der Fondsanalyse nur den passendsten Fonds finden.
Die wichtigsten Punkte kurz im Überblick
1. Risiko
Nicht erst seit dem Platzen der Technologieaktien-Blase im Jahr 2000 muss das Thema Risiko bei Anlegern ganz oben auf der Checkliste stehen. Was versteht man nun eigentlich unter Risiko? Hier geht die klassische Portfoliotheorie von einer Definition als Standardabweichung, also der erwarteten Abweichung vom durchschnittlichen Ertrag, aus. Für den Anleger bedeutet Risiko aber sehr oft etwas ganz anderes: Nämlich der Verlust seines eingesetzten Geldes.
Die in Risikomanagementabteilungen von Banken eingesetzten Kennzahlen wie Value at Risk (der maximale Verlust der mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an einem einzigen Tag anfallen könnte) entsprechen dem subjektiven Risikoverständnis des Anlegers also viel besser. Ein Umstand den bereits einige Fondsrating-Agenturen in den USA aufgegriffen haben.
Anleger bzw. deren Berater sollten demzufolge neben Kennzahlen wie Volatilität bzw. Standardabweichung öfter mal auf den maximalen Verlust eines Fonds bzw. die Anzahl der negativen Monate über langfristige Zeiträume achten um ein Gefühl für das tatsächlich eingegangene Risiko zu entwickeln.
2. Ertrag
Auf dieses Kriterium achten wohl die meisten Anleger. Hier ist jedoch besondere Vorsicht angebracht, denn Performance ist nicht gleich Performance. Abgesehen von der immer wieder aufkommenden Diskussion „absoluter vs. relativer Ertrag“, sollte man sich von folgenden Punkten keinesfalls verwirren lassen, wenn man auf die Fonds-Suche geht: Geometrische Renditen und Zeiträume.
Da Renditen geometrisch verteilt sind, kann man negative Erträge (Verluste) nicht mit Performancezahlen im positiven Bereich (Gewinne) eins zu eins vergleichen. Zum Beispiel: Ein Fonds der 50 Prozent verliert, muss sich verdoppeln bzw. 100 Prozent zulegen um sein Ausgangsniveau wieder zu erlangen.
Weiters spielen unterschiedliche Zeiträume in der Performancebetrachtung eine große Rolle. Anleger sollten sich davon nicht verwirren lassen und sich besser auf Jahresperformancezahlen (1.1.-31.12.) konzentrieren. Ein großer Vorteil: Diese ändern sich im Unterschied zu gleitenden Zeiträumen nicht permanent und ermöglichen es dem Investor somit - neben dem Risiko - ein Gefühl für den Ertrag seines Fonds zu entwickeln.
Falls dennoch gleitende Zeiträume zur Analyse herangezogen werden, dann gilt die einfache Regel: Je länger, desto besser. Unter fünf Jahren macht die Analyse jedenfalls nur wenig Sinn.
Der zweite Teil der Serie über Fondsauswahl in der Praxis finden Sie hier.