Der Fidelity Asian Special Situations Fund erzielte seit Auflage 1994 eine kumulierte Rendite von 18 Prozent und liegt damit deutlich vor der Benchmark MSCI Asia Pacifix ex Japan. Seitdem Joseph Tse den Fonds im Mai 2001 übernommen hat, lief es jedoch weniger gut: Der Fonds verlor neun Prozent, die Benchmark gewann dagegen 6,5 Prozent. Weiters verringerte sich der Tracking Error seit Ende 2001 von über 14 auf momentan 4,5. e-fundresearch sprach mit dem Fondsmanager Joseph Tse:
Stabiler GARP-Fonds mit Beimischung von Spezialsituationen
e-fundresearch: Herr Tse, welches Anlageziel verfolgen Sie mit dem Fidelity Asian Special Situations Fund?
Joseph Tse: Wir versuchen, durch Investments in unterbewertete Aktien aus der Region Asien ex Japan Gewinne zu erzielen. Bei der Aktienauswahl verfolge ich einen GARP (Growth at a reasonable price)-Ansatz. Bei Spezialsituationen, wie im Namen enthalten, suche ich nach Firmen, die vom breiten Markt gemieden werden und aus der Mode gekommen sind. Den Kern meines Portfolios bilden aber dennoch gesunde und global erfolgreiche Unternehmen. Ich bin aber kein Momentuminvestor und versuche nicht, den generellen Trends an der Börse nachzulaufen.
Der Fidelity Asian Special Situations Fund eignet sich besonders für langfristige Investoren, die auch bereit sind, erhöhtes Verlustrisiko einzugehen, um von Spezialsituationen zu profitieren. Auch ich investiere langfristig, die durchschnittliche Haltedauer meiner Positionen beträgt eineinhalb Jahre und die Portfolio-Turnover-Ratio liegt unter 100 Prozent pro Jahr.
„Zyklische Chancen zuletzt nicht genutzt“
e-fundresearch: Seitdem sie den Fonds im Mai 2001 übernommen haben, scheint dieser Ansatz nur wenig Erfolg gebracht zu haben. Der Fidelity Asian Special Situations erzielte -9 Prozent, der MSCI Asia Pacific ex Japan dagegen +6,5 Prozent. Was waren die Gründe für diese Underperformance und was werden sie ändern um zukünftig den Anlegern eine bessere Rendite bieten zu können?
Joseph Tse: Das stimmt, die Performance der letzten drei Jahre war nicht sehr gut. Der Grund liegt vor allem darin, dass ich Chancen in stark zyklischen Branchen wie Stahl oder Schiffahrt nicht wahrgenommen habe. Die Nachrichten der Unternehmen aus diesen Sektoren waren sehr gut, dem habe ich nicht ganz getraut und hatte diesen Bereich untergewichtet. Denn wenn jeder darüber spricht, befinden sich die Kurse zumeist am Top. Zweitens ist der Fonds schwerpunktmäßig in Big Caps investiert, auch das hat in den letzten Jahren an Performance gekostet.
Sag niemals nie
Aber aus diesen Ereignissen habe ich viel gelernt. Vor allem sollte man niemals nie sagen. Zum Beispiel war ich vor einigen Jahren noch der Meinung, dass Stahlaktien langfristig kaum Ertrag bringen. Hier war ich zu konservativ und habe Performance liegen lassen. Zukünftig werde ich diesen Fehler nicht mehr machen und meinen Ansatz laufend hinterfragen.
e-fundresearch: In den letzten drei Jahren hat sich der Tracking Error des Fonds von 12 auf vier reduziert. Werden Sie tendenziell vorsichtiger?
Joseph Tse: Nein, überhaupt nicht. Der hohe Tracking Error stammt noch aus der Zeit, als der Fonds von meinem Vorgänger verwaltet wurde. Die aktuellen Zahlen reflektieren einfach meinen eigenen Anlagestil im Vergleich zu meinem Vorgänger.
Fundamentale Gründe für Asien-Investments
e-fundresearch: Warum sollte sich ein Investor gerade jetzt für einen Asien-Aktienfonds entscheiden?
Joseph Tse: Die Region wächst schneller als andere Weltregionen. Asien hat von Outsourcing als erster profitiert und besonders China wird von diesem Trend weiter stark profitieren. Weiters sind die Bewertungen in Asien sehr günstig: Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) befindet sich aktuell auf Niveaus wie zu Beginn der 80er Jahre. Und auch was die Bedeutung der Region für die weltweiten Aktienmärkte anbelangt, besteht noch viel Potential: Die Gewichtung der Region Far East im MSCI World beträgt aktuell 3,3 Prozent - und das, obwohl dieser Teil der Welt 54 Prozent der Weltbevölkerung repräsentiert und über 10 Prozent des globalen BIP produziert.
China im Fonds untergewichtet
e-fundresearch: Gerade der chinesische Aktienmarkt hat sich zuletzt aber nicht sehr gut entwickelt, der Shanghai Composite Index notiert auf 5-Jahres-Tiefswerten. Und es wurden Meinungen geäußert, das Anlegervertrauen in chinesische Aktien könnte noch weiter abstürzen. Was meinen Sie dazu?
Joseph Tse: Geldanlage in China ist mit Risiko verbunden und es kann dabei einiges schief gehen. Dafür sind die Chancen aber auch sehr groß, das gehört einfach dazu. Wir sind in der Aktienauswahl in China sehr vorsichtig und suchen die Unternehmen besonders genau aus.
e-fundresearch: Und im Fonds haben Sie China stark untergewichtet…
Joseph Tse: Ja das stimmt, denn technisch gesehen sieht der Markt momentan nicht sehr gut aus. Langfristig sollte man das Wachstum dort aber nicht unterschätzen.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!
Über die Person:
Joseph Tse studierte Business Administration an der University of Southern California. Nach seinem MBA-Abschluss an der University of Western Ontario, Kanada und der Qualifikation zum Chartered Financial Analyst begann Joseph Tse seine Laufbahn unter anderem bei der Chase Manhattan Bank in Hongkong. 1990 kam er als Investment-Analyst zum Fidelity-Büro in Hongkong. 1993 wurde er Assistant Portfolio Manager und 1994 Director of Research. Seit 1996 ist er Portfoliomanager einer Reihe von Fonds, wobei er seit Mai 2001 den Fidelity Funds - Asian Special Situations Fund leitet.
Performancedaten per 10.9.2004 in Euro
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