Biotech gegenüber Pharma übergewichtet
e-fundresearch: Herr Bucher, welche Strategie verfolgen Sie beim DWS Pharma Aktien und was gefällt Ihnen zurzeit besser: Pharma oder Biotech?
Thomas Bucher: Das primäre Anlageziel des Fonds besteht darin, für die Anleger eine bessere Rendite als die Vergleichsbenchmark MSCI World Healthcare zu erreichen. Die strategische Ausrichtung unseres Fonds ist in den letzten 12 Monaten im Wesentlichen unverändert geblieben: Untergewichtung von US-Pharma-Titeln zu Gunsten einer Übergewichtung in Biotechnologie, Medizintechnik und sonstigen Gesundheitsdienstleistern.
Im Jahr 2004 hat die Biotechnologie-Branche wieder Ihre Innovationskraft mit erfolgreichen Produkteinführungen (z.B. Darmkrebspräperat Avastin von Genentech) und neuen positiven medizinischen Daten bewiesen. Einige Unternehmen wurden zu deutlichen Prämien aufgekauft. Auch die Unternehmen der Medizintechnik profitieren von neuen Produkteinführungen, wie z.B. den "Stents", oder zweistelligen Wachstumsraten im Orthopedie-Bereich.
In allen Bereichen stellen wir fest: Die zunehmende Überalterung der Bevölkerung sorgt dafür, dass trotz Gesundheitsreformen die Ausgaben im Bereich Gesundheit stärker als das Sozialprodukt wachsen. Insbesondere die US-Pharmakonzerne sind allerdings seit etwa 2 Jahren vom Ablauf von Patenten für Medikamente stark betroffen. Da dieser Effekt auf absehbare Zeit anhalten wird, halten wir eine untergewichtete Position in diesem Segment.
Small Caps und Generika zur Beimischung
e-fundresearch: Wie stellt sich die aktuelle Asset Allokation in Bezug auf Regionen oder Marktkapitalisierungen dar?
Thomas Bucher: Der US-Absatzmarkt dominiert mit einem etwa 60%-igen Gesamtmarktanteil die Branche. Auch die meisten nicht-amerikanischen Unternehmen machen in der Regel den Hauptgewinn in den USA. Mit etwa 3% Anteil im Portfolio nehmen die indischen Generika Produzenten eine Sonderstellung ein. Der Standort Indien bringt enorme Kostenvorteile.
Ingesamt bieten die Small-Cap Werte ein deutlich höheres Ertragspotential, allerdings bei höherem Risiko. Insbesondere im Biotechnologie-Bereich profitiert unsere Fonds von der Möglichkeit, einen Teil dieses erhöhten Risikos durch Streuung zu reduzieren.
„Biotechs 2005 besser als der Gesamtmarkt“
e-fundresearch: Wie lautet der generelle wirtschaftliche Ausblick für Pharma und Biotechs in den nächsten 12 Monaten und wie wird sich das auf die Aktienkurse auswirken?
Thomas Bucher: Die Healthcare-Branche wird auf Grund des demographischen Trends eine Wachstumsbranche bleiben. Ausgewählte Biotechologie- und Medizintechnik-Titel werden auch 2005 die Innovationskraft des Sektors demonstrieren. Unter der Annahme, dass die Gesamtaktienmärkte in den kommenden 12 Monaten nicht deutlich sinken, dürften sich Biotechnologietitel besser als der Markt entwickeln.
Der Pharmasektor könnte aber maßgeblich vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen beeinflusst werden. Ein potentieller Präsident Kerry könnte mit verstärkten Preissenkungsmaßnahmen bei Medikamenten die bereits angeschlagene Stimmung im Pharma-Sektor weiter verschlechtern. Allerdings sind die Bewertungen für US Pharma-Titel in den letzten Wochen (Rücknahme des Medikaments Vioxx von Merck) auf ein Niveau gefallen, dass sehr viele negative Entwicklungen bereits vorwegnehmen.
e-fundresearch: Wie versuchen Sie sich eigentlich von den vielen anderen Pharma/Healthcare-Fonds abzuheben?
Thomas Bucher: Das 10-köpfige Healthcare Team der DWS vereint Medizin-, Biotechnologie- und Chemiespezialisten auf der einen Seite und erfahrene Fondsmanager mit Finanzhintergrund auf der anderen Seite. Diese Ressourcen erlauben uns eine gründliche Analyse der mehr als 700 Titel unserer Branche ohne jedoch dabei die Aktienmarktnähe zu verlieren.
Wellness-Boom und Überalterung
e-fundresearch: Der MSCI World Health Care hat den MSCI World über die letzen 12 und 24 Monate underperformt. Wird das so weitergehen?
Thomas Bucher: Sollte Präsident Bush wiedergewählt werden, wird sich dies positive auf die Aktien des gesamten Gesundheitssektors auswirken. Sollte es zu einem Präsidentschaftwechsel - und damit auch zu einem Wechsel in der US Gesundheitspolitik - kommen, könnten insbesondere die Pharmatitel darunter leiden. Mittelfristig wird sich jedoch der demographische Trend, unabhängig vom Wahlausgang, weiterhin durchsetzen. Wir alle werden älter, benötigen mehr medizinische Betreuung. Und der Wellness-Boom der letzten Jahre zeigt, dass viele auch bereit sind für körperliches Wohlempfinden mehr auszugeben.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!
Über die Person:
Thomas Bucher, CFA, ist Head of Global Healthcare Aktien bei der DWS und u.a. Fondsmanager des DWS Pharma Aktien. Er kam 1995 zur Deutschen Asset Management nach Frankfurt, wo er zuerst als Fondsmanager und Analyst für europäische Aktienmandate tätig war. Herr Bucher hält einen Abschluss in Volkswirtschaft der Universität Tübingen und studierte weiters an der University of Massachusetts und in Marburg.
Performancedaten per 8.10.2004 in Euro
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