Exklusiv-Umfrage: Wo sind die "Sweet-Spots" im Anleihen-Universum?

Funds | 08.08.2023 12:48 Uhr
© Foto von Afif Ramdhasuma auf Unsplash
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Von TINA zu TARA: Wo sind die Sweet-Spots im Anleihen-Universum?

#AssetAllocationForum: Fixed Income ist zurück! In den letzten Monaten hat sich die Investmentlandschaft von einem eindimensionalen 'There is no alternative' (TINA) zu einem deutlich facettenreichen 'There are reasonable alternatives' (TARA) entwickelt. 

Doch wie nutzen Multi Asset Strategen dieses neue Umfeld in der Praxis? Welche Bereiche des Anleihen-Universums erscheinen derzeit besonders vielversprechend? e-fundresearch.com hat für Sie bei lokalen und internationalen Asset Allocation Experten nachgefragt:

Unsere Frage an Fondsgesellschaften

Ob wir Ende Juli tatsächlich die letzten Zinserhöhungen auf beiden Seiten des Atlantiks beobachtet haben, wird die Zukunft zeigen. Fakt ist jedoch, dass das Fixed Income Universum in den letzten 12-18 Monaten massiv an Attraktivität gewinnen konnte und wir uns vom eindimensionalen TINA-Umfeld ("There is no alternative") hin zu einem deutlich vielseitigeren TARA-Umfeld  ("There are reasonable alternatives") begeben haben. Wie nutzen Sie dieses neue Umfeld aus Asset Allocation bzw. Multi Asset Perspektive und welche Subsegmente des Anleihen-Universums erachten Sie derzeit als besonders attraktiv?

Alle erhaltenen Statements haben wir Ihnen nachfolgend aufbereitet. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und wertvolle Anregungen für Ihre Asset Allokation:

Zum Navigieren innerhalb der Zitatgalerie können auch die Pfeiltasten ← → eingesetzt werden, auf Mobilgeräten können Sie nach Belieben "swipen": 

Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, BANTLEON
© Thomas Wieland

Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, BANTLEON

Dies hängt vom makroökonomischen Ausblick ab. Wir gehen davon aus, dass es infolge der weltweit restriktiven Geldpolitik in den nächsten Monaten zu einer globalen Rezession kommt und damit eine Flucht in die sicheren Häfen einsetzt. An hochqualitativen Staatsanleihen kommen Anleger mithin nicht vorbei. Bei mittleren Laufzeiten winken in der Eurozone neben Coupons von 2,5% (deutsche Staatsanleihen) bis 3,0% (französische Staatsanleihen) Kursgewinne in ähnlicher Größenordnung. Der Gesamtertrag über die nächsten 12 Monate sollte somit bei ca. 5% liegen. Fällt die globale Rezession mild aus, sind auch Unternehmensanleihen eine gute Wahl, weil dann zumindest die aktuellen Renditeniveaus vereinnahmt werden dürften. Das sind bei europäischen Investment-Grade-Unternehmensanleihen gut 4,0%. Wer mehr Renditehunger hat, sollte auf Nachrangleihen von Industrieunternehmen (Corporate Hybrids) setzen. Bei nur leicht höherem Risiko sind hier Erträge von rund 6% über die nächsten 12 Monate realistisch.
Simon Holmes, Director, Multi Strategy Investments, Columbia Threadneedle Investments
© Columbia Threadneedle Investments

Simon Holmes, Director, Multi Strategy Investments, Columbia Threadneedle Investments

Die Zentralbanken haben 2023 regelmäßig die Zinssätze erhöht, trotzdem blieb die Inflation hartnäckig hoch. Sie wird in den kommenden Monaten ihren Höhepunkt erreichen, weshalb die Banken mit ihren Erhöhungen bald auf die Zielgerade abbiegen dürften – dabei sind die Leitzinsen und Anleiherenditen deutlich höher als in den Vorjahren. Die Zentralbanken brauchen ein gewisses Maß an Sicherheit, dass die Inflation unter Kontrolle und am Sinken ist, bevor Zinssenkungen für sie in Frage kommen. Dementsprechend sind Staatsanleihen attraktiv, weil die Renditen höher sind als in den letzten Jahren und durch das schwache Wirtschaftswachstum die Aussicht auf mittelfristig positive Renditen besteht. Der CT (Lux) Sustainable Multi Asset Income Fonds beispielsweise ist seit April 2023 höher in Grüne Staatsanleihen investiert. Anleihen machen damit nun 65 Prozent des Fondsvolumens aus, 28,8 Prozent davon Staatsanleihen. Global Credit ist ebenfalls attraktiv und kommt auf 36,4 Prozent des Volumens.
Dr. Franz Wenzel, Anlagestratege, AXA Investment Managers
© AXA Investment Managers

Dr. Franz Wenzel, Anlagestratege, AXA Investment Managers

Der von den Zentralbanken initiierte Renditeanstieg sowohl am langen und insbesondere am kurzen Laufzeitenende hat Anleihen als Anlagealternative neu definiert. Sie sind sowohl aus Rendite- aber auch aus Diversifizierungsgesichtspunkten wieder interessant. Letzteres war in den vergangenen Jahren aufgrund der positiven Korrelation zwischen Anleihen und Risikopapieren auf Eis gelegt und allein damit für Multi-Assets uninteressant geworden. Angenommen, die Zentralbanken haben ihren Zinszyklus beendet, empfiehlt es sich, auch bei einer inversen Zinsstrukturkurve, das lange Laufzeitenende zu bevorzugen, um den Hebeleffekt durch die Duration zu nutzen. Auf Sicht von 12 Monaten oder mehr bieten längere Laufzeiten attraktive Chancen. Euro-Unternehmensanleihen sind weiterhin attraktiv, mit einem Renditeabstand (Euro IG) von rund 150 Basispunkten und überschaubarem Ausfallrisiko. Wer etwas mehr Risiko akzeptieren kann, sollte ausgewählte Anleihen von Finanztiteln ins Portfolio nehmen.
Konrad Kleinfeld, SPDR Head of Fixed Income Sales, EMEA, State Street Global Advisors
© State Street Global Advisors

Konrad Kleinfeld, SPDR Head of Fixed Income Sales, EMEA, State Street Global Advisors

Das gestiegene Anleihe-Renditeniveau hat Implikationen für Multi-Asset-Portfolien. Bonds und Renten-ETFs bieten höhere Kupons und eine bessere Allokationsquote relativ zu Aktien. Investoren nutzen das Internationalisierungs- und Diversifikationspotential globaler Staatsanleihen, Investment-Grade-Credits und Schwellenländeranleihen (EM) in Lokalwährungen. Wir bevorzugen EM-Bonds in Lokalwährung aufgrund attraktiver Kupons, kommender Zinssenkungen der EM-Notenbanken und eines vermutlich weiterhin überbewerteten US-Dollars. Die geringere Korrelation zu US-Staatsanleihen sorgt für eine bessere Diversifizierung. Auch IG-Credits bleiben wichtig für stabile Kupons, insbesondere kombiniert mit einer ESG-Strategie und zusätzlicher "Downside-Protection“. Die derzeitige Inversion einiger Zinsstrukturkurven ermöglicht ein „Barbelling“, also die Allokation in kurze sowie lange Durationen, um von der kombinierten Carry sowie dem Roll-Down einer erwarteten Zinsstrukturversteilerung zu profitieren.
Fabiana Fedeli, CIO, Equities, Multi Asset & Sustainability, M&G Investments
© M&G

Fabiana Fedeli, CIO, Equities, Multi Asset & Sustainability, M&G Investments

Unsere Multi-Asset-Portfolios sind derzeit neutral zwischen Aktien und Anleihen positioniert. Wir bleiben über Anlageklassen und Länder diversifiziert, bereit, Chancen zu nutzen, wenn die Marktvolatilität zunimmt. Bei Staatsanleihen bevorzugen wir weiterhin langlaufende US-Titel aufgrund ihrer Diversifizierungseigenschaften. Das hat sich beim Zusammenbruch der SVB im März gezeigt. Wir stockten diese Position kürzlich auf – nach einem Ausverkauf, der trotz der rückläufigen Gesamt- und Kerninflation erfolgte. In einigen Portfolios haben wir nach dem jüngsten Renditeanstieg auch Positionen britischer Gilts aufgebaut. Staatsanleihen und Währungen von Schwellenländern wie Brasilien und Mexiko bieten weiterhin hohe Realrenditen bei nachlassendem Inflationsdruck. Mit unserer Positionierung wollen wir von der Stärke der Aktienmärkte partizipieren und gleichzeitig einen gewissen Schutz vor Enttäuschungen in einem Markt bewahren, der mit Blick auf höhere Zinsen wieder gelassener geworden ist.
Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset, Berenberg
© Berenberg

Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset, Berenberg

Wir haben unsere Anleihen-Allokation, im Umfeld stark gestiegener Renditen, über die letzten Monate sukzessive aus dem Untergewicht in eine neutrale Positionierung angehoben. Solange sich die Zins- und Inflationsvolatilität hartnäckig halten, andere Anlageklassen auskömmliche Realrenditen erwarten lassen und sich Anleihen und Aktien vermehrt im Gleichlauf entwickeln, liegt eine Übergewichtung nicht nahe. Bei den aktuellen Renditen sehen wir zahlreiche Chancen an den Rentenmärkten. Zum einen erachten wir Pfandbriefe als attraktiv: die Kombination aus sehr soliden Ratings und hohen Renditen, deutlich über deutschen Staatsanleihen, gehört für uns in das Portfolio. Daneben finden wir Finanzanleihen interessant. Bei anhaltend positiven Quartalszahlen und aufgeräumten Bilanzen bieten sie eine Mehrrendite gegenüber klassischen Industrie-Anleihen. Eine Beimischung von Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern erachten wir trotz deren guten Entwicklung seit Jahresbeginn weiter als sinnvoll.
Mag. Patrick Poik, Head of Portfoliomanagement, MKP Invest Gesellschaft mbH
© MKP Invest Gesellschaft mbH

Mag. Patrick Poik, Head of Portfoliomanagement, MKP Invest Gesellschaft mbH

Anleihen bieten nach dem Renditeanstieg im Jahr 2022 wieder attraktive Ertragsmöglichkeiten und bilden einen wichtigen Teil unserer Asset Allocation. Unser Fokus liegt in diesem Bereich auf einem breit diversifizierten Portfolio von Anleihen global agierender Unternehmen mit soliden Bilanzen und stabilen Cash-Flows – dies in Kombination mit einem flexiblen Duration- und Zinskurvenmanagement. Nach dem rasanten Anstieg der Staatsschuldenquoten präferieren wir Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen, da diese ein deutlich attraktiveres Rendite-Risiko-Verhältnis bieten. Zur Ertragsoptimierung investieren wir ergänzend in USD-denominierte Schwellenländeranleihen mit attraktiven jährlichen Bruttorenditen im zweistelligen Bereich.
Roland Himmelfreundpointner, Leiter Asset Allocation, Kepler-Fonds KAG
© KEPLER-FONDS KAG

Roland Himmelfreundpointner, Leiter Asset Allocation, Kepler-Fonds KAG

High Yield Anleihen waren seit Jahresbeginn im Anleihebereich die größten Performancebringer. Sie konnten von der starken Aktienmarktentwicklung profitieren. Bei unserer "Risk-on-Positionierung" im High Yield Bereich haben wir Gewinne realisiert und den Anteil bei Staatsanleihen aufgestockt. Bei Staatsanleihen sollte der Notenbankpfad weitgehend eingepreist sein. Langlaufende Staatsanleihen stufen wir daher aktuell wieder attraktiver ein, denn sie bieten wieder interessante Renditen und dienen als Puffer für fallende Aktienkurse. Aufgrund der Beimischung von Wandelanleihen in unseren Mischportfolios bleibt eine leichte Untergewichtung jedoch weiterhin aufrecht. Mehr Renditepotential sehen wir bei Anleihen mit Risikoaufschlägen. Das aktuelle Rendite-Risikoprofil erachten wir weiterhin als attraktiv und wir bleiben daher in diesen Anleihesegmenten (High Grade, High Yield und Emerging Markets Anleihen) gut investiert.
Rob Samson, Joint Head of Multi Asset, Nikko Asset Management
© Nikko AM

Rob Samson, Joint Head of Multi Asset, Nikko Asset Management

Viele Zentralbanken setzen ihre Straffung fort oder nehmen sie wieder auf – und das bei sinkender/m Inflation und Wachstum. Die Arbeitslosenquoten sind in den meisten Ländern niedrig. Dieser Gegensatz macht die Lage für die Anleihemärkte zur Herausforderung. Innerhalb unserer defensiven Investments sind Staatsanleihen übergewichtet, mit leichtem Fokus auf Schwellenländer. Credits haben wir untergewichtet, da die straffere Geldpolitik und verschärfte Kreditkonditionen die Kreditnehmer unter Druck setzen. China-Anleihen bieten Stabilität. Das Wachstum hat sich dort deutlich verlangsamt, weshalb die Notenbank ihre Geldpolitik lockert und damit Anleihen stützt. Stabilität ergibt sich auch aus der geringen Korrelation mit globalen Zinsbewegungen. Die realen Renditen in den Schwellenländern sind überwiegend attraktiv. In der EU bevorzugen wir französische Staatsanleihen aufgrund ihrer Mischung aus stabilen Finanzen und einem Renditeaufschlag gegenüber deutschen Bundesanleihen.
Evariste Verchere, Portfoliomanager, BlueOrchard
© BlueOrchard

Evariste Verchere, Portfoliomanager, BlueOrchard

Schwellenländeranleihen sind aktuell einen Blick wert. Sie haben sich in diesem Jahr bislang deutlich besser als erwartet entwickelt. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Anleger ihre Erwartungen hinsichtlich der US-Geldpolitik geändert haben. Inzwischen sieht es so aus, als könnte die Zinserhöhung durch die Fed im Juli die letzte des aktuellen Zyklus‘ gewesen sein. Damit könnten Schwellenländeranleihen sich auch in der zweiten Jahreshälfte 2023 gut entwickeln. Zumal sie attraktive laufende Verzinsungen bieten, insbesondere am kurzen Laufzeitende. Dies schafft einen Puffer für den Fall, dass die Risikoaufschläge sich ausweiten und die Kurse im Umkehrschluss zurückgehen. Es empfiehlt sich ein Fokus auf qualitativ hochwertige Schwellenländeranleihen mit Investmentgrade-Ratings und kurzen Laufzeiten. Denn die Risikoaufschläge von Papieren geringerer Bonität liegen momentan unter ihrem Durchschnitt der vergangenen zwei Jahrzehnte. Zudem reagieren Kurzläufer weniger empfindlich auf mögliche Zinsüberraschungen.
Thomas Böckelmann, Leitender Portfoliomanager, Vermögensmanagement EuroSwitch
© Vermögensmanagement EuroSwitch

Thomas Böckelmann, Leitender Portfoliomanager, Vermögensmanagement EuroSwitch

3,75 % im EUR, 5,5 % im USD sind eine attraktive Bereicherung für das Portfolio, da die Aktienmärkte – euphorisiert von starker US-Binnenkonjunktur – diese in einem optimalen Szenario auf die gesamte Welt übertragen. Dabei sind Rezession wie Inflation nicht vom Tisch. Nach vorn schauend sind makroökonomische Indikatoren widersprüchlich. Wir sehen nicht den Zeitpunkt, stärker in längere Laufzeiten zu investieren. Diese bieten zwar interessante Zinsen, insbesondere ergibt sich ein großes Kurssteigerungspotenzial, sollte eine erneute Phase von Zinssenkungen bei konjunktureller Abschwächung und rückläufiger Inflation einsetzen. Ein längerer Kampf der Notenbanken gegen die Inflation würde dieses Potenzial in Verlustrisiken wandeln – diese werden angesichts der inversen Zinsstruktur nicht kompensiert. Der Sweet-Spot liegt im Geldmarkt sowie bei einzelnen Unternehmensanleihen längerer Laufzeit. Hier ist die Auswahl für den Privatanleger aber aufgrund aufsichtsrechtlicher PRIIP-Vorgaben gering.
Peter Rieth, Fondsmanager des ODDO BHF Polaris Moderate, ODDO BHF Asset Management
© ODDO BHF AM

Peter Rieth, Fondsmanager des ODDO BHF Polaris Moderate, ODDO BHF Asset Management

Auch wenn das letzte Jahr aus Sicht von Anleiheinvestoren schmerzhaft war, so bietet es gerade deswegen nun sehr attraktive Verzinsungen. Aktuell liegt bspw. die Verzinsung von europäischen IG Unternehmensanleihen bei über 4% und damit oberhalb der Dividendenrendite von Aktien, ein Phänomen, welches wir zuletzt vor über 10 Jahren gesehen haben. Dieses stellt nicht nur eine komplett andere Ausgangsbasis als Anfang 2022 dar (als diese bei 0.4% handelten), sondern bietet auch einen erheblichen Puffer. Daher sehen wir dieses Segment sehr positiv. Generell haben wir die Fixed Income Quote spürbar angehoben und die Duration zudem deutlich erhöht. Gleichzeitig haben wir auch den Anteil der Staatsanleihen, staatsnahen Emittenten und Pfandbriefen und damit die durchschnittliche Kreditqualität im Portfolio erhöht. Diese Segmente sollten insbesondere vor dem Hintergrund der schwächer werdenden Konjunktur und damit auch einem nahen Ende des aktuellen Zinserhöhungszyklus gut performen können.
Johannes Oehri, Co-Head Economic Research, LGT Capital Partners
© LGT Capital Partners

Johannes Oehri, Co-Head Economic Research, LGT Capital Partners

Die Neubewertung der Zinsmärkte über das letzte Jahr hat das Fixed-Income-Segment wieder attraktiver gemacht, nachdem dieses im Nullzinsumfeld für langfristige Investoren unattraktiv war. Wir sehen Opportunitäten bislang vor allem im Bereich private Kredite, die sowohl von höheren Geldmarktsätzen wie auch von gestiegenen Prämien profitieren. Zunehmend interessant erscheinen auch inflationsgebundene Anleihen, die bei niedriger mittel- bis langfristiger eingepreister Inflation attraktive Realzinsen bieten. Wir glauben jedoch, dass es zu früh ist, Duration im Portfolio aufzubauen oder überzugewichten. Die aussergewöhnliche Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft gegenüber steigenden Zinsen, das anhaltend hohe Lohnwachstum und ein nachlassender Basiseffekt in der Inflationsmessung lassen vermuten, dass die Zinsen länger hoch bleiben werden. Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir derzeit höher rentierende kurzlaufende Papiere und sind für eine Versteilerung der Zinsstrukturkurve positioniert.
Daniel Kerbach, Chief Investment Officer, BayernInvest
© Rosa Lazić/On the Rosa Road

Daniel Kerbach, Chief Investment Officer, BayernInvest

Von TINA zu TARA? Wir würden sogar noch weiter gehen und für „TAFA“ plädieren: „There are Fixed Income Alternatives“, da der Bond-Markt extrem spannende Renditen bietet. Im Pfandbriefsegment erhält man teils 4% mit mittleren Laufzeiten, im Unternehmensanleihensegment je nach Risiko im Investment-Grade-Bereich 5%, und im Non-Investment-Grade-Bereich sogar 6-8%. Ferner liegen stark diversifizierende US-Staatsanleihen bei 4%. Alles in allem sind dies attraktive Umfeldbedingungen, um im Anleihensegment stark positioniert zu sein. Wer sich in Schwellenländeranleihen engagieren kann, kann bis zu 7-8% erreichen und das in Ländern, die deutlich besser wachsen als Europa bzw. als Deutschland, welches aktuell schrumpft.
Tanja Bender, Head of Branch Germany/Austria bei Candriam, Candriam
© Candriam

Tanja Bender, Head of Branch Germany/Austria bei Candriam, Candriam

Anleihen bieten heute höhere Renditen und günstige Einstiegspunkte. Wir sehen aber auch weniger Liquidität, längerfristig hohe Zinsen, anhaltend hohe Inflation und schwaches Wirtschaftswachstum. In Zukunft sind Anleihemärkte geprägt durch wachsende idiosynkratische Risiken, asymmetrische Profile, erhöhte Abwärtsrisiken sowie Segmentstreuung und gesteigerte Volatilität. Daher bevorzugen wir bei Anleihen Absolute-Return-Ansätze, die dank Long-/Short-Strategien eine unkorrelierte Performance unter allen Marktbedingungen liefern. Der Candriam Bonds Credit Alpha etwa investiert überwiegend in Unternehmensanleihen von Emittenten aus Industrieländern mit einem Rating von mindestens CCC/Caa2. Mithilfe von Bottom-up-Research werden Long- und Short-Chancen aufgedeckt, während das taktische Overlay aus Investment und Absicherung sowie Durationsmanagement dazu beiträgt, die Volatilität zu begrenzen und Drawdowns flexibel zu steuern.
Pilar Gomez-Bravo, Co-CIO Fixed Income, MFS Investment Management
© MFS Investment Management

Pilar Gomez-Bravo, Co-CIO Fixed Income, MFS Investment Management

Nach einer Phase der quantitativen Lockerung und der Unterdrückung der Volatilität haben Anleihen wieder an Attraktivität gewonnen. Verwerfungen schaffen Gelegenheiten, die wir als aktive Manager nutzen. Das ist der Moment, in dem wir richtig aufblühen. Wir sind nach wie vor in Anleihen investiert und bevorzugen Kanada und Neuseeland gegenüber anderen Ländern, bei denen wir uns hinsichtlich der Duration eher zurückhalten, wie z. B. China. Wir haben auch in lokale Schwellenländer investiert, insbesondere in lateinamerikanische Länder wie Uruguay und Brasilien, wo die realen Zinssätze ein wichtiger Faktor für unsere Entscheidung zu lokalen Käufen waren. Wir haben auch Positionen in traditionellen hypothekarisch gesicherten Wertpapieren aufgebaut. Unseres Erachtens bietet diese hochwertige Anlageklasse, die immer noch unter den Folgen der regionalen Bankenkrise leidet, Wert für Investoren.
Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Invesco
© Invesco

Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Invesco

Industrieländer-Staatsanleihen waren schon seit längerem unattraktiv, die negativen Realrenditen machten es leicht, Aktien, Immobilien oder Krediten den Vorzug zu geben. Seit Ende 2021 sind die Renditen jedoch deutlich gestiegen, und Staatsanleihen sind nun Teil der Debatte über die Vermögensallokation. Die attraktivsten Staatsrenditen sind in den Schwellenländern, den USA und dem Vereinigten Königreich zu finden. Staatsanleihen werden wohl andere Vermögenswerte übertreffen , wenn sich die Konjunktur weiter abschwächt. Aus Sicht der Vermögensallokation mag ich auch Bargeld (niedrige Volatilität, geringe Korrelation zu anderen Vermögenswerten). Da sich aber das Ende des Straffungszyklus nähert, erwarte ich eine bessere Performance von Anleihen mit längerer Duration. Bei festverzinslichen Wertpapieren ziehe ich Investment-Grade- und Hochzinsanleihen gegenüber Staatsanleihen vor. Das mag seltsam erscheinen, spiegelt aber die Unsicherheit über den Konjunkturzyklus und die Tatsache wider, dass die Renditen bei Kreditinstrumenten hoch sind.
Colin Finlayson, Co-Manager, Aegon Strategic Global Bond Fund, Aegon Asset Management
© Aegon AM

Colin Finlayson, Co-Manager, Aegon Strategic Global Bond Fund, Aegon Asset Management

Attraktive Gelegenheiten auf dem Anleihemarkt, die Potenzial für eine positive Gesamtrendite als auch für das Einkommen der Anleger bieten, sind heute leicht zu finden. Im Gegensatz zu einem Großteil der Zeit nach dem GFC erfordern sie keine immer höhere Risikobereitschaft – unser bevorzugter Bereich sind Investment Grade-Anleihen, insbesondere Bankanleihen mit kurzer Laufzeit. Angesichts der hohen Gesamtrenditen ist das risikobereinigte Ertragspotenzial im Vergleich zu anderen Sektoren attraktiv. Bei Konzentration auf kurzfristigen Anlagen kann auch von der flachen Renditekurve profitiert werden – mit dem Ende des Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken stehen wir kurz vor dem Höchststand der kurzfristigen Renditen, bevor sie mit dem weiteren Rückgang der Inflation und der Konjunktur wieder sinken. IG-Unternehmensanleihen sind durationsanfälliger als ihre hochverzinslichen Verwandten und daher besser in der Lage, von dieser Gelegenheit am Ende des Zyklus zu profitieren.
Pablo Hess und Michael Günther, Entwickler und Portfoliomanager, Tungsten TRYCON
© Tungsten TRYCON

Pablo Hess und Michael Günther, Entwickler und Portfoliomanager, Tungsten TRYCON

Mit den Zinserhöhungen, die in den USA wohl am Ende und im Euroraum bei einer Herbstpause ankommen, bieten sich im Fixed-Income-Universum attraktive Möglichkeiten. Herausforderung: Anleihen qualifizieren sich aufgrund der derzeit positiven Korrelation mit Aktien (eine Ausnahme im Vergleich zu den letzten 25 Jahren, die uns bei hoher Inflation und hohem Zinsniveau noch länger beschäftigen dürfte) kaum als Gegengewicht, um ein ausreichend diversifiziertes Portfolio zu erreichen. Fondslösungen, die aus einem Basisportfolio mit Staatsanleihen hoher Bonität bestehen, auf das eine weitere Alpha-Komponente (wie im Falle von Tungsten TRYCON die KI-Strategie) aufsetzt, profitieren von dem aktuellen Zins als Rückenwind. Um die Inflation (Euroraum ca. 5,3%, Deutschland ca. 6,2%) auszugleichen und eine positive reale Rendite zu erwirtschaften, halten wir aus Multi-Asset-Sicht zusätzliche marktunabhängige Erträge neben der Anleihenrendite für wichtig sowie Gestaltungsoptionen, um neben der Long- auch die Shortseite zu nutzen.
Silvio Vergallo, Head of Flexible Bond Funds, Eurizon
© Eurizon

Silvio Vergallo, Head of Flexible Bond Funds, Eurizon

Das aktuelle Umfeld bietet "sinnvolle Möglichkeiten" für Investitionen und Diversifizierung. Die Rückkehr der Korrelationen zwischen den Anlageklassen ermöglicht den effizienten Aufbau einer Multi-Asset-Allokation. Unser Team bevorzugt nach wie vor das kurze Ende der Zinsstrukturkurve für Staatsanleihen der Industrieländer, da der Carry-Faktor hoch ist und der Höhepunkt des Straffungszyklus erreicht wurde. Das ermöglicht einen besseren Absicherungsrahmen. Unternehmensanleihen mit höherer Kreditqualität bieten sowohl in Europa als auch in den USA Renditezuwächse und eine Sektor-Diversifizierung, während Märkte mit höheren Renditen aufgrund steigender Ausfallrisiken und enger Spreads weniger attraktiv sind und keinen ausreichenden risikobereinigten Mehrwert für eine Übergewichtung bieten. In den Schwellenländern gibt es eine Gegenläufigkeit zwischen hohen Bonitäten und hohen Renditen, wobei der risikobereinigte Wert bei hoch bewerteten Wertpapieren mit guten ESG-Bewertungen günstig ist.
Matthias Hoppe, Senior Vice President & Portfolio Manager, Franklin Templeton Investment Solutions
© Franklin Templeton Investment Solutions

Matthias Hoppe, Senior Vice President & Portfolio Manager, Franklin Templeton Investment Solutions

Die Anlagethemen, die unserer Meinung nach in den nächsten 6 bis 12 Monaten dominieren werden, sind: Verlangsamung des globalen Wachstums, nachlassender Inflationsdruck, weniger restriktive Notenbanken und ein zunehmend negativer Kreditzyklus. Die Desinflation unterstützt Vermögenswerte mit längerer Laufzeit, und wir bevorzugen hierfür Staatsanleihen. Etwas höhere Rendite gibt es im Vereinigten Königreich, mit dem Potenzial mit Kernmärkten wie der Eurozone aufzuschließen. Wir positionieren uns für Kapitalgewinne in Anleihen mit längerer Laufzeit und erzielen gleichzeitig höhere Anfangsrenditen in Anleihen kürzerer Laufzeit. Bei Unternehmensanleihen bevorzugen wir solche mit Investment-Grade-Rating, da diese eher „anleihenähnlich“ sind als Hochzinsanleihen. Regional konzentrieren wir uns auf Europa, da hier attraktivere Bewertungen vorzufinden sind. Selektiv sind Staatsanleihen in Lokalwährung aus Schwellenländern attraktiv, wo bereits Zinssenkungen stattfinden und die Währungen aufwerten könnten.
Daniel Morris, Chief Market Strategist, BNP Paribas Asset Management
© BNP Paribas Asset Management

Daniel Morris, Chief Market Strategist, BNP Paribas Asset Management

Bald ist Schluss mit den Zinserhöhungen der Zentralbanken - das ist positiv für Anleihen: Die Renditen von 10-jährigen deutschen Bundesanleihen und US-Staatsanleihen sind auf dem Weg zu den Höchstständen des letzten Jahres. Das US-Niveau ist attraktiv für uns, mittelfristig rechnen wir mit niedrigeren Zinsen, niedrigerer Inflation und weniger Wirtschaftswachstum. Das dürfte in den kommenden Monaten zu niedrigeren nominalen Staatsanleiherenditen führen. Neben US-Staatsanleihen halten wir auch Investment-Grade in der Eurozone für attraktiv, trotz der Konjunkturabkühlung, die wir sehen. Die Spreads im Index liegen über den historischen Durchschnittswerten, was bei US-Investment-Grade oder Hochzinsanleihen in beiden Regionen nicht der Fall ist. Die aktuellen Spreads preisen eine schlechtere wirtschaftliche Entwicklung ein, als wir erwarten. Die Unternehmensgewinne waren gut und die Barmittel sind hoch - für uns kein Grund zur Sorge um die Fähigkeit der Unternehmen, ihre Anleihen zu bedienen.
Supriya Menon, Head of Multi-Asset Strategy – EMEA, Wellington Management
© Wellington Management

Supriya Menon, Head of Multi-Asset Strategy – EMEA, Wellington Management

Unsere Multi-Asset-Einschätzung bleibt etwas defensiv, mit einer Untergewichtung von globalen Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Anlagen. Ebenso bleibt unsere Meinung zu japanischen Staatsanleihen bei "untergewichten". Wir halten auch an unserer Untergewichtung von festverzinslichen Wachstumswerten fest. Die strengeren Kreditvergabestandards beginnen sich in höheren Konkursraten niederzuschlagen, was sich unweigerlich auf riskantere Kredite wie Hochzinsanleihen auswirken wird. Während sich die Fundamentaldaten der Unternehmen auf breiter Front verschlechtern, sind wir bei den globalen Investment-Grade-Krediten zuversichtlicher, da die Fundamentaldaten recht solide sind und die hohen Kassenbestände dazu beigetragen haben, den Finanzierungsbedarf zu vermeiden. Rohstoffe belassen wir moderat übergewichtet, wobei wir angesichts der günstigen Angebots-/Nachfragedynamik den Schwerpunkt auf Kupfer und Gold legen.
Jon Day, Portfoliomanager für globale Anleihen, Newton IM, Teil von BNY Mellon Investment Management
© BNY Mellon

Jon Day, Portfoliomanager für globale Anleihen, Newton IM, Teil von BNY Mellon Investment Management

Nach über einem Jahrzehnt des Wartens sind Zinspapiere auch für sich allein betrachtet wieder eine attraktive Anlage. Allerdings sind nicht alle Märkte oder Volkswirtschaften gleich, zumal durch die lohnbedingte hartnäckige Inflation das anhaltende Risiko einer Renditeillusion besteht. Dies zeigt sich am besten beim Vergleich der realen Renditen inflationsgebundener Anleihen: Für Papiere mit zehnjähriger Laufzeit gibt es in den USA 1,8 Prozent und in Deutschland 0,1 Prozent – die möglichen Renditen sind also sehr unterschiedlich. Wir bevorzugen die Bereiche des Anleihenmarktes, die Anlegern Renditen oberhalb der Inflation bieten. Dabei stehen inflationsgebundene Anleihen hervor, vor allem aus den USA. Denn deren reale Renditen sind hoch und die Inflationserwartungen eher gering. Zudem bevorzugen wir Länder, deren Zentralbanken durch eine frühzeitige Straffung der Geldpolitik proaktiv gegen die Inflation vorgegangen sind. Viele dieser Länder gehören zu den Emerging Markets.
Onur von Burg, CIIA, Managing Director, Discretionary Portfolio Management, Banque Heritage
© Banque Heritage

Onur von Burg, CIIA, Managing Director, Discretionary Portfolio Management, Banque Heritage

Angesichts des derzeitigen Zinsniveaus sind festverzinsliche Wertpapiere eine geeignete TARA-Option. Nach fast einem Jahrzehnt mit Negativ- bis Nullzinsen haben Zentralbanken die Zinsen wieder auf ein attraktives Niveau gehoben. Angesichts von Desinflation und erwarteter moderater Geldpolitik favorisieren wir langfristige Staatsanleihen von Industrieländern. Trotz mässig attraktiver Spreads bevorzugen wir weiterhin hochwertige Unternehmensanleihen für ihre Resilienz in Abschwüngen. Unsere Untergewichtung in Schwellenländer-Anleihen wird durch Katastrophenanleihen und erstklassige europäische CLOs ausgeglichen, die Diversifizierung und Dekorrelation gegenüber traditionellen Anleihen bieten.
Marcel Huber, Portfoliomanager, BlackPoint Asset Management
© BlackPoint Asset Management

Marcel Huber, Portfoliomanager, BlackPoint Asset Management

Trotz des Ausnahmejahres 2022: Historisch hat sich die gleichzeitige Allokation in Aktien sowie in Staats- und Unternehmensanleihen bewährt. Aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus können festverzinsliche Wertpapiere aber nicht nur zur Diversifizierung beitragen – sie liefern auch wieder eine vergleichsweise hohe laufende Rendite. Aus unserer Sicht ist derzeit eine längere Duration angemessen. Insgesamt haben wir Anleihen momentan übergewichtet, auch da aufgrund der nach wie vor bestehenden Rezessionsängste die Schwankungen an den Aktienmärkten noch einmal zunehmen dürften. Innerhalb des Anleihesegments halten wir Unternehmensanleihen in der Breite für weniger interessant. Die Spreads liegen im historischen Vergleich eher im Durchschnitt. Das heißt: Anleger werden für die Kreditrisiken nicht übermäßig entlohnt. Chancen sehen wir auf selektiver Basis in den Schwellenländern. Interessant scheinen Osteuropa – Rumänien, Kroatien – oder zum Beispiel auch die Elfenbeinküste und Indonesien.
Felix Herrmann, Chefvolkswirt und Portfoliomanager, ARAMEA Asset Management
© ARAMEA Asset Management

Felix Herrmann, Chefvolkswirt und Portfoliomanager, ARAMEA Asset Management

Die gestiegene Attraktivität von Anleihen im Allgemeinen sorgt in unseren Portfolios – wenig überraschend – für eine tendenziell höhere Anleihenquote. Gerade in den USA sind Aktien im Vergleich zu Anleihen deutlich unattraktiver geworden. Das stagflationäre Konjunkturumfeld beziehungsweise das bisherige Ausbleiben einer stärkeren Rezession hat zuletzt zu einer Outperformance von Emittenten schwächerer Bonität geführt, da sich die Spreads seit Jahresbeginn tendenziell eingeengt haben. Die geringen Spreads sprechen aus unserer Sicht nun jedoch für eine Safety-First-Strategy: Die Übergewichtung bonitätsstarker Emittenten im Portfolio scheint das Gebot der Stunde zu sein. Daneben bevorzugen wir Nachranganleihen gegenüber Hochzinsanleihen. Zwar bieten beide Segmente ähnliche Renditen. Im Bereich nachrangiger Papiere ist das Emittentenrating allerdings deutlich besser als im Hochzinsbereich. Das bietet einen besseren Schutz gegen steigende Ausfallraten bei einer schwächelnden Konjunktur.
Guillermo Felices, Global Investment Strategist, PGIM Fixed Income
© PGIM Fixed Income

Guillermo Felices, Global Investment Strategist, PGIM Fixed Income

Trotz anhaltender Unsicherheiten gehen wir von einer Fortsetzung des Aufwärtstrends an den Anleihenmärkten im zweiten Halbjahr aus. Abhängig von der gewünschten Risikoexposition sind Allokationen in verschiedene festverzinsliche Anlageklassen ratsam. Unsere Empfehlungen gehen in Richtung höherwertiger bzw. konservativer gemanagter Risikoanlagen. Bei verbrieften Krediten sehen wir selektive Anlagechancen in nachrangigen Krediten, die aufgrund des höheren Risikos als bei Senior Debt in der Regel höhere Renditen aufweisen. Hinsichtlich der Bedeutung von Einstiegszeitpunkten bevorzugen wir weiterhin vorrangige Tranchen aufgrund ihres attraktiven risikoadjustierten Renditepotenzials. Spreads der Mezzanine-Tranchen von CLOs haben sich ausgeweitet, spiegeln aber die von uns erwartete Entwicklung der Kreditausfälle nicht vollständig wider. Ein besserer Einstiegszeitpunkt für CLO Mezz und Equity sollte bevorstehen. Am oberen Ende erscheinen AAA- und AA-CLOs in Europa und den USA sehr attraktiv.
Dr. Andreas Zingg, Head of Multi-Asset Solutions Europe, Vanguard
© Vanguard

Dr. Andreas Zingg, Head of Multi-Asset Solutions Europe, Vanguard

Anleihen sind für uns nach wie vor unverzichtbar im Multi-Asset Portfolio, da sie Aktienrisiken ausgleichen. Obwohl kurzfristige Anleihen im Vergleich zu Ende 2021 und 2022 deutlich attraktiver geworden sind - insbesondere im aktuell volatilen Marktumfeld - nehmen wir dahingehend keine Umschichtung vor. Anleihen mit längeren Laufzeiten versprechen zum einen höhere Renditen für langfristig orientierte Anleger. Zum anderen ist Markt-Timing selbst für professionelle Investoren schwierig. Für Privatanleger ist es besonders herausfordernd, rechtzeitig zurück in Anleihen mit längeren Laufzeiten umzuschichten, bevor die Märkte erste Zinssenkungen einpreisen. Eine währungsbesicherte Anleiheallokation sehen wir deshalb weiterhin als verlässliches Instrument für Diversifikation, weshalb Vanguard Multi-Asset-Lösungen in Bezug auf Emittenten, Länder und Laufzeiten in globale, breit diversifizierte Anleihenfonds investieren.
Ariel Bezalel und Harry Richards, Investment Manager für Festverzinsliche Wertpapiere, Jupiter Asset Management
© © Jupiter Asset Management 2023

Ariel Bezalel und Harry Richards, Investment Manager für Festverzinsliche Wertpapiere, Jupiter Asset Management

Investoren haben in der Vergangenheit aus mindestens drei Hauptgründen in Anleihen investiert: Erstens für ein stabiles Einkommen, das Dividendenzahlungen von Aktien unterstützen kann. Nach einer langen Phase niedriger oder sogar negativer Renditen können Investoren nun wieder Gewinne aus festverzinslichen Anlagen erzielen. Zweitens zur Diversifizierung, um eine Einkommensquelle zu finden, die nicht mit Aktien korreliert ist. Im Jahr 2022 wurde diese Annahme durch Verluste sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen herausgefordert. Diese Verluste waren auf den unerwarteten Anstieg der Inflation und die daraus resultierende Notwendigkeit der Zentralbanken zur schnellen Straffung der Geldpolitik zurückzuführen. Drittens bietet die geringere Volatilität von Anleihen im Vergleich zu Aktien Vorteile. Sobald der Straffungszyklus vorbei ist, sollte die Anleihenvolatilität wieder auf niedrigere Niveaus zurückkehren.
Charles Tan, Co-CIO Global Fixed Income, American Century Investments
© American Century Investments

Charles Tan, Co-CIO Global Fixed Income, American Century Investments

Weil wir in den USA eine Verlangsamung des Wachstums und eine eventuelle Rezession befürchten, bleiben wir sehr selektiv und konzentrieren uns auf Anleihen höherer Qualität. Eine Verlängerung der Duration bei Staatsanleihen halten wir für sinnvoll. Die Politik der Fed hat die Renditen für kurze und mittlere Laufzeiten auf attraktive Niveaus getrieben. Doch sobald sich die Wirtschaft verlangsamt, die Inflation nachlässt die Fed ihren Kurs ändert, werden diese Niveaus nicht mehr zu halten sein. Bei U.S. Corporates bleiben wir defensiv positioniert und bevorzugen Kreditnehmer mit robusten Margen und Potenzial für eine Spread-Einengung. Wir übergewichten die Branchen Elektroindustrie, Nahrungsmittel und Getränke sowie Konsumgüter. Untergewichtet sind wir in Sektoren mit zyklischem Cashflow. Wir glauben aber, dass fallende Bewertungen in den kommenden Quartalen attraktive Kaufgelegenheiten bieten werden.
David Ennett, Anleihen-Portfoliomanager, Artemis IM
© Artemis IM

David Ennett, Anleihen-Portfoliomanager, Artemis IM

Beim Anleihenausverkauf konnten Anleger Renditen mitnehmen, doch Vorsicht: Märkte könnten mit erneuter Niedriginflation rechnen. Bei anhaltender Inflation würden Anleiherenditen vor allem am längeren Ende weiter steigen. Kurzläufer wurden schon vielfach abgestoßen: der Inflationsschock war weithin eingepreist. An den meisten wichtigen Märkten rentieren sie höher als Langläufer–eine seltene Chance auf mehr (Rendite) für weniger (Durationsrisiko). Für Hochzinstitel spricht viel, doch bei der auf eine Wachstumsverlangsamung ausgerichteten Geldpolitik sind wir wählerisch. In Erwartung einer Krise können Risikomärkte überreagieren. Die diesjährige starke Entwicklung bei US-Wohnimmobilien zeigt, was geschieht, wenn die Markteinschätzung von „desaströs“ zu „schwächelnd“ umschlägt. In einigen Sektoren ist die Angst übertrieben, in anderen gerechtfertigt. Nach den letztjährigen Verwerfungen mit Chancen und Fallstricken sind wahllose Beta-Strategien unangebracht. Ein aktiver Ansatz mit kurzer Duration bei globalen Hochanleihen erscheint ideal.
Josefine Urban, Senior Portfolio Manager, Legal & General Investment Management (LGIM)
© LGIM

Josefine Urban, Senior Portfolio Manager, Legal & General Investment Management (LGIM)

Wir bevorzugen derzeit US-TIPS (Treasury Inflation-Protected Securities). Die realen 5-Jahres-Renditen in den USA liegen derzeit bei etwa zwei Prozent und damit über unserer Schätzung der Trendwachstumsrate. Reale Renditen auf oder über dem realen Wachstumsniveau konnten sich in der Vergangenheit selten lange halten. Wir ziehen Gilts Bundesanleihen und Treasuries vor. Gilts haben sich im zweiten Quartal dieses Jahres schlechter entwickelt als andere Staatsanleihen aus den entwickelten Märkten, weil sich die Inflation im Vereinigten Königreich als hartnäckiger erwiesen hat. Viele der Inflationsfaktoren sind allerdings globaler Natur – das Vereinigte Königreich sollte keinen anderen inländischen Inflationsprozess erleben als andere große entwickelte Volkswirtschaften. Spreads im Investment Grade sind eng, so dass wir von Unternehmensanleihen nicht sonderlich angetan sind. Dafür halten wir Schwellenländeranleihen in Hartwährung für attraktiv, insbesondere den Sektor mit kurzer Laufzeit.
Michael Grady, Head of Investment Strategy und Chefökonom, Aviva Investors
© Aviva Investors

Michael Grady, Head of Investment Strategy und Chefökonom, Aviva Investors

Viele Anleger begrüßen das Ende eines von QE und Nullzinsen geprägten Jahrzehnts als willkommene Abwechslung. Die Rendite globaler Staatsanleihen ist mit 3,2 % so hoch wie seit 2008 nicht mehr und liegt über dem Durchschnitt von 1,1 % von 2012-2021. Da die Zentralbanken der G10-Länder das Ende ihrer Zinserhöhungszyklen erreicht haben sollten, sind kurze Laufzeiten attraktiv: Sie sind weniger risikoreich und werfen höhere Renditen ab als langlaufende Anleihen und Dividendenrenditen. In den letzten Jahren erlitten US-amerikanische und britische Staatsanleihen große Verluste, steigende nominale und reale Renditen waren der Hauptgrund für Aktienverluste. Die Korrelationen hatten sich verdreht: Anleihen waren nicht mehr defensiv. Das hat sich erneut umgekehrt und 10- bis 30-jährige Staatsanleihen bieten wieder einen Schutz für risikoreiche Anlagen, was sie trotz negativen Carrys zu einem rentablen Instrument der Vermögensallokation macht.
Reto Baumgartner, Co-Head Multi Asset Solutions, Fisch Asset Management
© Fisch Asset Management

Reto Baumgartner, Co-Head Multi Asset Solutions, Fisch Asset Management

Wir erwarten, dass die straffe Geldpolitik mit Verzögerung ihre bremsende Wirkung zeigen wird und rechnen mit einer kommenden Rezession. Die Marktdaten wie Auftragseingänge, Frühindikatoren, Geldmengenwachstum oder inverse Zinskurve sind allesamt negativ. So halten wir ein klares Untergewicht in High-Yield-Bonds, da die aktuellen Credit Spreads nicht ausreichend für die erwarteten steigenden Ausfallraten entschädigen und sind neutral bei Investment-Grade-Anleihen positioniert. Chancen sehen wir bei Staatsanleihen. Unser Modell, das auf Inflations- und Wachstumszahlen beruht, zeigt deren attraktive Bewertung. Daher haben wir in der ersten Jahreshälfte unser Untergewicht in der Duration reduziert und sind bereit, die höheren Zinsen im zweiten Halbjahr zu nutzen, um über die neutrale Quote hinauszugehen. Weiterhin sind wir auch in Wandelanleihen investiert, da sie durch ihre Konvexitätseigenschaften sowohl Partizipation nach oben wie auch defensive Schutzeigenschaften nach unten bieten.
Matt Bullock, EMEA Head of Portfolio Construction and Strategy, Janus Henderson Investors
© Janus Henderson Investors

Matt Bullock, EMEA Head of Portfolio Construction and Strategy, Janus Henderson Investors

Höhere Zinsen bieten Anlegern wieder attraktive Erträge, das Potenzial für Kapitalzuwachs und den Vorteil der Diversifizierung gegenüber risikoreicheren Anlageklassen. Wir rechnen also mit einer verstärkten Allokation in Anleihen, da die Anleger nach defensiven Strategien für die Abschwungphase suchen. Nach langer Durststrecke bieten Anleihen mit kürzerer Laufzeit nun wieder Renditen im mittleren einstelligen Bereich. Und angesichts der zu erwartenden Verlangsamung der Weltwirtschaft bieten intermediäre Anleihen mit längeren Laufzeiten das Potenzial für Kapitalzuwachs. Im Credit-Bereich dürften widerstandsfähige Investment-Grade-Unternehmen einen Abschwung besser überstehen als zyklischere Emittenten.
Sam Vereecke, CIO Fixed Income, DPAM
© Degroof Petercam

Sam Vereecke, CIO Fixed Income, DPAM

Wir bevorzugen eine neutrale Duration, allerdings mit einer Tendenz zu Long-Positionen. Im Falle einer Zinsschwäche oder einer plötzlichen drastischen Wende im Wirtschaftszyklus könnte eine Verlängerung der Duration angemessen sein. Die EZB wird noch länger restriktiv bleiben müssen, daher werden die Finanzierungsbedingungen und die Finanzmärkte in der Eurozone weiter unter Druck stehen. Anleihen von Unternehmen mit soliden Bilanzen und liquiden Anleihen dürften möglichen Turbulenzen besser trotzen als solche von Firmen, die auf wackligen finanziellen Füßen stehen. Investment-Grade-Anleihen ziehen wir gegenüber Hochzinsanleihen vor. Bis sich die Aussichten aufhellen und sich ein Konsens über die Zielzinssätze abzeichnet, können die aktuellen Renditen einen Puffer gegen Marktschwächen bilden. Anleger sollten auf mögliche Umschichtungen zugunsten von Qualitätsanlagen achten. An den globalen Rentenmärkten zahlt es sich aus, anpassungsfähig und geduldig zu bleiben und auf Chancen zu warten.
Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt, FERI AG
© FERI AG

Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt, FERI AG

Nein, weitere 1-2 Zinsanhebungen sind bis zum Jahresende noch möglich. Wichtiger ist aber: Die Notenbanken werden den erreichten Maximal-Leitzins bis weit in das Jahr 2024 hinein beibehalten, weil sie das Risiko einer zweiten Inflationswelle minimieren wollen und ihre (noch vorhandene) Reputation darauf beruht, das Ziel der Rückführung der Inflation auf das 2%-Ziel zu erreichen. Wir glauben deshalb, dass eine spürbare Rezession der US-Wirtschaft nahezu unvermeidlich ist, wenn auch wahrscheinlich erst im Jahr 2024. Für den Rentenmarkt bedeutet dies: Kurzfristig könnten sich die Renditen auf dem aktuellen relativ hohen Niveau seitwärts bewegen, auf Sicht der nächsten 6 bis 12 Monate werden wir aber mit hoher Wahrscheinlichkeit spürbar sinkende Langfristzinsen sehen. Den Anteil von Renten an einem Multi-Asset-Portfolio aufzustocken ist die logische Konsequenz daraus. Die inverse Zinsstruktur begünstigt derzeit eine kurze Duration, die im Zeitablauf sukzessive verlängert werden sollte.
Nicola Mai, Portfoliomanager und Experte für Staatsanleihen, PIMCO
© PIMCO

Nicola Mai, Portfoliomanager und Experte für Staatsanleihen, PIMCO

Unsere Erwartungen eines niedrigen neutralen Zinssatzes und einer Rückkehr zu einer Inflation in der Nähe des Zielwerts bestärken uns in unseren positiven Aussichten für hochqualitative festverzinsliche Wertpapiere. Wir bevorzugen eine einen widerstandsfähigeren Anlageansatz und bleiben vorsichtig, was konjunkturabhängige Bereiche des Marktes betrifft. Insgesamt scheinen festverzinsliche Wertpapiere aktuell so attraktiv wie seit vielen Jahren nicht mehr. Selbst mit einer defensiven Positionierung in Bezug auf das Zins-, Inflations- und Kreditrisiko ist es möglich, eine sehr attraktive Rendite zu erzielen. Trotz der Ungewissheit über die Politik der Zentralbanken und die Konjunkturaussichten bevorzugen wir derzeit hochwertige Staats- und Unternehmensanleihen. Dennoch sind wir der Meinung, dass sich in den nächsten zwei bis drei Jahren auch im Bereich der Hochzinsanleihen gute Chancen ergeben werden.

Alternativ stehen Ihnen sämtliche Statements auch in der nachfolgenden Listenansicht zur Verfügung.

Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, BANTLEON
© Thomas Wieland

Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, BANTLEON

Dies hängt vom makroökonomischen Ausblick ab. Wir gehen davon aus, dass es infolge der weltweit restriktiven Geldpolitik in den nächsten Monaten zu einer globalen Rezession kommt und damit eine Flucht in die sicheren Häfen einsetzt. An hochqualitativen Staatsanleihen kommen Anleger mithin nicht vorbei. Bei mittleren Laufzeiten winken in der Eurozone neben Coupons von 2,5% (deutsche Staatsanleihen) bis 3,0% (französische Staatsanleihen) Kursgewinne in ähnlicher Größenordnung. Der Gesamtertrag über die nächsten 12 Monate sollte somit bei ca. 5% liegen. Fällt die globale Rezession mild aus, sind auch Unternehmensanleihen eine gute Wahl, weil dann zumindest die aktuellen Renditeniveaus vereinnahmt werden dürften. Das sind bei europäischen Investment-Grade-Unternehmensanleihen gut 4,0%. Wer mehr Renditehunger hat, sollte auf Nachrangleihen von Industrieunternehmen (Corporate Hybrids) setzen. Bei nur leicht höherem Risiko sind hier Erträge von rund 6% über die nächsten 12 Monate realistisch.
Simon Holmes, Director, Multi Strategy Investments, Columbia Threadneedle Investments
© Columbia Threadneedle Investments

Simon Holmes, Director, Multi Strategy Investments, Columbia Threadneedle Investments

Die Zentralbanken haben 2023 regelmäßig die Zinssätze erhöht, trotzdem blieb die Inflation hartnäckig hoch. Sie wird in den kommenden Monaten ihren Höhepunkt erreichen, weshalb die Banken mit ihren Erhöhungen bald auf die Zielgerade abbiegen dürften – dabei sind die Leitzinsen und Anleiherenditen deutlich höher als in den Vorjahren. Die Zentralbanken brauchen ein gewisses Maß an Sicherheit, dass die Inflation unter Kontrolle und am Sinken ist, bevor Zinssenkungen für sie in Frage kommen. Dementsprechend sind Staatsanleihen attraktiv, weil die Renditen höher sind als in den letzten Jahren und durch das schwache Wirtschaftswachstum die Aussicht auf mittelfristig positive Renditen besteht. Der CT (Lux) Sustainable Multi Asset Income Fonds beispielsweise ist seit April 2023 höher in Grüne Staatsanleihen investiert. Anleihen machen damit nun 65 Prozent des Fondsvolumens aus, 28,8 Prozent davon Staatsanleihen. Global Credit ist ebenfalls attraktiv und kommt auf 36,4 Prozent des Volumens.
Dr. Franz Wenzel, Anlagestratege, AXA Investment Managers
© AXA Investment Managers

Dr. Franz Wenzel, Anlagestratege, AXA Investment Managers

Der von den Zentralbanken initiierte Renditeanstieg sowohl am langen und insbesondere am kurzen Laufzeitenende hat Anleihen als Anlagealternative neu definiert. Sie sind sowohl aus Rendite- aber auch aus Diversifizierungsgesichtspunkten wieder interessant. Letzteres war in den vergangenen Jahren aufgrund der positiven Korrelation zwischen Anleihen und Risikopapieren auf Eis gelegt und allein damit für Multi-Assets uninteressant geworden. Angenommen, die Zentralbanken haben ihren Zinszyklus beendet, empfiehlt es sich, auch bei einer inversen Zinsstrukturkurve, das lange Laufzeitenende zu bevorzugen, um den Hebeleffekt durch die Duration zu nutzen. Auf Sicht von 12 Monaten oder mehr bieten längere Laufzeiten attraktive Chancen. Euro-Unternehmensanleihen sind weiterhin attraktiv, mit einem Renditeabstand (Euro IG) von rund 150 Basispunkten und überschaubarem Ausfallrisiko. Wer etwas mehr Risiko akzeptieren kann, sollte ausgewählte Anleihen von Finanztiteln ins Portfolio nehmen.
Konrad Kleinfeld, SPDR Head of Fixed Income Sales, EMEA, State Street Global Advisors
© State Street Global Advisors

Konrad Kleinfeld, SPDR Head of Fixed Income Sales, EMEA, State Street Global Advisors

Das gestiegene Anleihe-Renditeniveau hat Implikationen für Multi-Asset-Portfolien. Bonds und Renten-ETFs bieten höhere Kupons und eine bessere Allokationsquote relativ zu Aktien. Investoren nutzen das Internationalisierungs- und Diversifikationspotential globaler Staatsanleihen, Investment-Grade-Credits und Schwellenländeranleihen (EM) in Lokalwährungen. Wir bevorzugen EM-Bonds in Lokalwährung aufgrund attraktiver Kupons, kommender Zinssenkungen der EM-Notenbanken und eines vermutlich weiterhin überbewerteten US-Dollars. Die geringere Korrelation zu US-Staatsanleihen sorgt für eine bessere Diversifizierung. Auch IG-Credits bleiben wichtig für stabile Kupons, insbesondere kombiniert mit einer ESG-Strategie und zusätzlicher "Downside-Protection“. Die derzeitige Inversion einiger Zinsstrukturkurven ermöglicht ein „Barbelling“, also die Allokation in kurze sowie lange Durationen, um von der kombinierten Carry sowie dem Roll-Down einer erwarteten Zinsstrukturversteilerung zu profitieren.
Fabiana Fedeli, CIO, Equities, Multi Asset & Sustainability, M&G Investments
© M&G

Fabiana Fedeli, CIO, Equities, Multi Asset & Sustainability, M&G Investments

Unsere Multi-Asset-Portfolios sind derzeit neutral zwischen Aktien und Anleihen positioniert. Wir bleiben über Anlageklassen und Länder diversifiziert, bereit, Chancen zu nutzen, wenn die Marktvolatilität zunimmt. Bei Staatsanleihen bevorzugen wir weiterhin langlaufende US-Titel aufgrund ihrer Diversifizierungseigenschaften. Das hat sich beim Zusammenbruch der SVB im März gezeigt. Wir stockten diese Position kürzlich auf – nach einem Ausverkauf, der trotz der rückläufigen Gesamt- und Kerninflation erfolgte. In einigen Portfolios haben wir nach dem jüngsten Renditeanstieg auch Positionen britischer Gilts aufgebaut. Staatsanleihen und Währungen von Schwellenländern wie Brasilien und Mexiko bieten weiterhin hohe Realrenditen bei nachlassendem Inflationsdruck. Mit unserer Positionierung wollen wir von der Stärke der Aktienmärkte partizipieren und gleichzeitig einen gewissen Schutz vor Enttäuschungen in einem Markt bewahren, der mit Blick auf höhere Zinsen wieder gelassener geworden ist.
Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset, Berenberg
© Berenberg

Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset, Berenberg

Wir haben unsere Anleihen-Allokation, im Umfeld stark gestiegener Renditen, über die letzten Monate sukzessive aus dem Untergewicht in eine neutrale Positionierung angehoben. Solange sich die Zins- und Inflationsvolatilität hartnäckig halten, andere Anlageklassen auskömmliche Realrenditen erwarten lassen und sich Anleihen und Aktien vermehrt im Gleichlauf entwickeln, liegt eine Übergewichtung nicht nahe. Bei den aktuellen Renditen sehen wir zahlreiche Chancen an den Rentenmärkten. Zum einen erachten wir Pfandbriefe als attraktiv: die Kombination aus sehr soliden Ratings und hohen Renditen, deutlich über deutschen Staatsanleihen, gehört für uns in das Portfolio. Daneben finden wir Finanzanleihen interessant. Bei anhaltend positiven Quartalszahlen und aufgeräumten Bilanzen bieten sie eine Mehrrendite gegenüber klassischen Industrie-Anleihen. Eine Beimischung von Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern erachten wir trotz deren guten Entwicklung seit Jahresbeginn weiter als sinnvoll.
Mag. Patrick Poik, Head of Portfoliomanagement, MKP Invest Gesellschaft mbH
© MKP Invest Gesellschaft mbH

Mag. Patrick Poik, Head of Portfoliomanagement, MKP Invest Gesellschaft mbH

Anleihen bieten nach dem Renditeanstieg im Jahr 2022 wieder attraktive Ertragsmöglichkeiten und bilden einen wichtigen Teil unserer Asset Allocation. Unser Fokus liegt in diesem Bereich auf einem breit diversifizierten Portfolio von Anleihen global agierender Unternehmen mit soliden Bilanzen und stabilen Cash-Flows – dies in Kombination mit einem flexiblen Duration- und Zinskurvenmanagement. Nach dem rasanten Anstieg der Staatsschuldenquoten präferieren wir Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen, da diese ein deutlich attraktiveres Rendite-Risiko-Verhältnis bieten. Zur Ertragsoptimierung investieren wir ergänzend in USD-denominierte Schwellenländeranleihen mit attraktiven jährlichen Bruttorenditen im zweistelligen Bereich.
Roland Himmelfreundpointner, Leiter Asset Allocation, Kepler-Fonds KAG
© KEPLER-FONDS KAG

Roland Himmelfreundpointner, Leiter Asset Allocation, Kepler-Fonds KAG

High Yield Anleihen waren seit Jahresbeginn im Anleihebereich die größten Performancebringer. Sie konnten von der starken Aktienmarktentwicklung profitieren. Bei unserer "Risk-on-Positionierung" im High Yield Bereich haben wir Gewinne realisiert und den Anteil bei Staatsanleihen aufgestockt. Bei Staatsanleihen sollte der Notenbankpfad weitgehend eingepreist sein. Langlaufende Staatsanleihen stufen wir daher aktuell wieder attraktiver ein, denn sie bieten wieder interessante Renditen und dienen als Puffer für fallende Aktienkurse. Aufgrund der Beimischung von Wandelanleihen in unseren Mischportfolios bleibt eine leichte Untergewichtung jedoch weiterhin aufrecht. Mehr Renditepotential sehen wir bei Anleihen mit Risikoaufschlägen. Das aktuelle Rendite-Risikoprofil erachten wir weiterhin als attraktiv und wir bleiben daher in diesen Anleihesegmenten (High Grade, High Yield und Emerging Markets Anleihen) gut investiert.
Rob Samson, Joint Head of Multi Asset, Nikko Asset Management
© Nikko AM

Rob Samson, Joint Head of Multi Asset, Nikko Asset Management

Viele Zentralbanken setzen ihre Straffung fort oder nehmen sie wieder auf – und das bei sinkender/m Inflation und Wachstum. Die Arbeitslosenquoten sind in den meisten Ländern niedrig. Dieser Gegensatz macht die Lage für die Anleihemärkte zur Herausforderung. Innerhalb unserer defensiven Investments sind Staatsanleihen übergewichtet, mit leichtem Fokus auf Schwellenländer. Credits haben wir untergewichtet, da die straffere Geldpolitik und verschärfte Kreditkonditionen die Kreditnehmer unter Druck setzen. China-Anleihen bieten Stabilität. Das Wachstum hat sich dort deutlich verlangsamt, weshalb die Notenbank ihre Geldpolitik lockert und damit Anleihen stützt. Stabilität ergibt sich auch aus der geringen Korrelation mit globalen Zinsbewegungen. Die realen Renditen in den Schwellenländern sind überwiegend attraktiv. In der EU bevorzugen wir französische Staatsanleihen aufgrund ihrer Mischung aus stabilen Finanzen und einem Renditeaufschlag gegenüber deutschen Bundesanleihen.
Evariste Verchere, Portfoliomanager, BlueOrchard
© BlueOrchard

Evariste Verchere, Portfoliomanager, BlueOrchard

Schwellenländeranleihen sind aktuell einen Blick wert. Sie haben sich in diesem Jahr bislang deutlich besser als erwartet entwickelt. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Anleger ihre Erwartungen hinsichtlich der US-Geldpolitik geändert haben. Inzwischen sieht es so aus, als könnte die Zinserhöhung durch die Fed im Juli die letzte des aktuellen Zyklus‘ gewesen sein. Damit könnten Schwellenländeranleihen sich auch in der zweiten Jahreshälfte 2023 gut entwickeln. Zumal sie attraktive laufende Verzinsungen bieten, insbesondere am kurzen Laufzeitende. Dies schafft einen Puffer für den Fall, dass die Risikoaufschläge sich ausweiten und die Kurse im Umkehrschluss zurückgehen. Es empfiehlt sich ein Fokus auf qualitativ hochwertige Schwellenländeranleihen mit Investmentgrade-Ratings und kurzen Laufzeiten. Denn die Risikoaufschläge von Papieren geringerer Bonität liegen momentan unter ihrem Durchschnitt der vergangenen zwei Jahrzehnte. Zudem reagieren Kurzläufer weniger empfindlich auf mögliche Zinsüberraschungen.
Thomas Böckelmann, Leitender Portfoliomanager, Vermögensmanagement EuroSwitch
© Vermögensmanagement EuroSwitch

Thomas Böckelmann, Leitender Portfoliomanager, Vermögensmanagement EuroSwitch

3,75 % im EUR, 5,5 % im USD sind eine attraktive Bereicherung für das Portfolio, da die Aktienmärkte – euphorisiert von starker US-Binnenkonjunktur – diese in einem optimalen Szenario auf die gesamte Welt übertragen. Dabei sind Rezession wie Inflation nicht vom Tisch. Nach vorn schauend sind makroökonomische Indikatoren widersprüchlich. Wir sehen nicht den Zeitpunkt, stärker in längere Laufzeiten zu investieren. Diese bieten zwar interessante Zinsen, insbesondere ergibt sich ein großes Kurssteigerungspotenzial, sollte eine erneute Phase von Zinssenkungen bei konjunktureller Abschwächung und rückläufiger Inflation einsetzen. Ein längerer Kampf der Notenbanken gegen die Inflation würde dieses Potenzial in Verlustrisiken wandeln – diese werden angesichts der inversen Zinsstruktur nicht kompensiert. Der Sweet-Spot liegt im Geldmarkt sowie bei einzelnen Unternehmensanleihen längerer Laufzeit. Hier ist die Auswahl für den Privatanleger aber aufgrund aufsichtsrechtlicher PRIIP-Vorgaben gering.
Peter Rieth, Fondsmanager des ODDO BHF Polaris Moderate, ODDO BHF Asset Management
© ODDO BHF AM

Peter Rieth, Fondsmanager des ODDO BHF Polaris Moderate, ODDO BHF Asset Management

Auch wenn das letzte Jahr aus Sicht von Anleiheinvestoren schmerzhaft war, so bietet es gerade deswegen nun sehr attraktive Verzinsungen. Aktuell liegt bspw. die Verzinsung von europäischen IG Unternehmensanleihen bei über 4% und damit oberhalb der Dividendenrendite von Aktien, ein Phänomen, welches wir zuletzt vor über 10 Jahren gesehen haben. Dieses stellt nicht nur eine komplett andere Ausgangsbasis als Anfang 2022 dar (als diese bei 0.4% handelten), sondern bietet auch einen erheblichen Puffer. Daher sehen wir dieses Segment sehr positiv. Generell haben wir die Fixed Income Quote spürbar angehoben und die Duration zudem deutlich erhöht. Gleichzeitig haben wir auch den Anteil der Staatsanleihen, staatsnahen Emittenten und Pfandbriefen und damit die durchschnittliche Kreditqualität im Portfolio erhöht. Diese Segmente sollten insbesondere vor dem Hintergrund der schwächer werdenden Konjunktur und damit auch einem nahen Ende des aktuellen Zinserhöhungszyklus gut performen können.
Johannes Oehri, Co-Head Economic Research, LGT Capital Partners
© LGT Capital Partners

Johannes Oehri, Co-Head Economic Research, LGT Capital Partners

Die Neubewertung der Zinsmärkte über das letzte Jahr hat das Fixed-Income-Segment wieder attraktiver gemacht, nachdem dieses im Nullzinsumfeld für langfristige Investoren unattraktiv war. Wir sehen Opportunitäten bislang vor allem im Bereich private Kredite, die sowohl von höheren Geldmarktsätzen wie auch von gestiegenen Prämien profitieren. Zunehmend interessant erscheinen auch inflationsgebundene Anleihen, die bei niedriger mittel- bis langfristiger eingepreister Inflation attraktive Realzinsen bieten. Wir glauben jedoch, dass es zu früh ist, Duration im Portfolio aufzubauen oder überzugewichten. Die aussergewöhnliche Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft gegenüber steigenden Zinsen, das anhaltend hohe Lohnwachstum und ein nachlassender Basiseffekt in der Inflationsmessung lassen vermuten, dass die Zinsen länger hoch bleiben werden. Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir derzeit höher rentierende kurzlaufende Papiere und sind für eine Versteilerung der Zinsstrukturkurve positioniert.
Daniel Kerbach, Chief Investment Officer, BayernInvest
© Rosa Lazić/On the Rosa Road

Daniel Kerbach, Chief Investment Officer, BayernInvest

Von TINA zu TARA? Wir würden sogar noch weiter gehen und für „TAFA“ plädieren: „There are Fixed Income Alternatives“, da der Bond-Markt extrem spannende Renditen bietet. Im Pfandbriefsegment erhält man teils 4% mit mittleren Laufzeiten, im Unternehmensanleihensegment je nach Risiko im Investment-Grade-Bereich 5%, und im Non-Investment-Grade-Bereich sogar 6-8%. Ferner liegen stark diversifizierende US-Staatsanleihen bei 4%. Alles in allem sind dies attraktive Umfeldbedingungen, um im Anleihensegment stark positioniert zu sein. Wer sich in Schwellenländeranleihen engagieren kann, kann bis zu 7-8% erreichen und das in Ländern, die deutlich besser wachsen als Europa bzw. als Deutschland, welches aktuell schrumpft.
Tanja Bender, Head of Branch Germany/Austria bei Candriam, Candriam
© Candriam

Tanja Bender, Head of Branch Germany/Austria bei Candriam, Candriam

Anleihen bieten heute höhere Renditen und günstige Einstiegspunkte. Wir sehen aber auch weniger Liquidität, längerfristig hohe Zinsen, anhaltend hohe Inflation und schwaches Wirtschaftswachstum. In Zukunft sind Anleihemärkte geprägt durch wachsende idiosynkratische Risiken, asymmetrische Profile, erhöhte Abwärtsrisiken sowie Segmentstreuung und gesteigerte Volatilität. Daher bevorzugen wir bei Anleihen Absolute-Return-Ansätze, die dank Long-/Short-Strategien eine unkorrelierte Performance unter allen Marktbedingungen liefern. Der Candriam Bonds Credit Alpha etwa investiert überwiegend in Unternehmensanleihen von Emittenten aus Industrieländern mit einem Rating von mindestens CCC/Caa2. Mithilfe von Bottom-up-Research werden Long- und Short-Chancen aufgedeckt, während das taktische Overlay aus Investment und Absicherung sowie Durationsmanagement dazu beiträgt, die Volatilität zu begrenzen und Drawdowns flexibel zu steuern.
Pilar Gomez-Bravo, Co-CIO Fixed Income, MFS Investment Management
© MFS Investment Management

Pilar Gomez-Bravo, Co-CIO Fixed Income, MFS Investment Management

Nach einer Phase der quantitativen Lockerung und der Unterdrückung der Volatilität haben Anleihen wieder an Attraktivität gewonnen. Verwerfungen schaffen Gelegenheiten, die wir als aktive Manager nutzen. Das ist der Moment, in dem wir richtig aufblühen. Wir sind nach wie vor in Anleihen investiert und bevorzugen Kanada und Neuseeland gegenüber anderen Ländern, bei denen wir uns hinsichtlich der Duration eher zurückhalten, wie z. B. China. Wir haben auch in lokale Schwellenländer investiert, insbesondere in lateinamerikanische Länder wie Uruguay und Brasilien, wo die realen Zinssätze ein wichtiger Faktor für unsere Entscheidung zu lokalen Käufen waren. Wir haben auch Positionen in traditionellen hypothekarisch gesicherten Wertpapieren aufgebaut. Unseres Erachtens bietet diese hochwertige Anlageklasse, die immer noch unter den Folgen der regionalen Bankenkrise leidet, Wert für Investoren.
Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Invesco
© Invesco

Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Invesco

Industrieländer-Staatsanleihen waren schon seit längerem unattraktiv, die negativen Realrenditen machten es leicht, Aktien, Immobilien oder Krediten den Vorzug zu geben. Seit Ende 2021 sind die Renditen jedoch deutlich gestiegen, und Staatsanleihen sind nun Teil der Debatte über die Vermögensallokation. Die attraktivsten Staatsrenditen sind in den Schwellenländern, den USA und dem Vereinigten Königreich zu finden. Staatsanleihen werden wohl andere Vermögenswerte übertreffen , wenn sich die Konjunktur weiter abschwächt. Aus Sicht der Vermögensallokation mag ich auch Bargeld (niedrige Volatilität, geringe Korrelation zu anderen Vermögenswerten). Da sich aber das Ende des Straffungszyklus nähert, erwarte ich eine bessere Performance von Anleihen mit längerer Duration. Bei festverzinslichen Wertpapieren ziehe ich Investment-Grade- und Hochzinsanleihen gegenüber Staatsanleihen vor. Das mag seltsam erscheinen, spiegelt aber die Unsicherheit über den Konjunkturzyklus und die Tatsache wider, dass die Renditen bei Kreditinstrumenten hoch sind.
Colin Finlayson, Co-Manager, Aegon Strategic Global Bond Fund, Aegon Asset Management
© Aegon AM

Colin Finlayson, Co-Manager, Aegon Strategic Global Bond Fund, Aegon Asset Management

Attraktive Gelegenheiten auf dem Anleihemarkt, die Potenzial für eine positive Gesamtrendite als auch für das Einkommen der Anleger bieten, sind heute leicht zu finden. Im Gegensatz zu einem Großteil der Zeit nach dem GFC erfordern sie keine immer höhere Risikobereitschaft – unser bevorzugter Bereich sind Investment Grade-Anleihen, insbesondere Bankanleihen mit kurzer Laufzeit. Angesichts der hohen Gesamtrenditen ist das risikobereinigte Ertragspotenzial im Vergleich zu anderen Sektoren attraktiv. Bei Konzentration auf kurzfristigen Anlagen kann auch von der flachen Renditekurve profitiert werden – mit dem Ende des Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken stehen wir kurz vor dem Höchststand der kurzfristigen Renditen, bevor sie mit dem weiteren Rückgang der Inflation und der Konjunktur wieder sinken. IG-Unternehmensanleihen sind durationsanfälliger als ihre hochverzinslichen Verwandten und daher besser in der Lage, von dieser Gelegenheit am Ende des Zyklus zu profitieren.
Pablo Hess und Michael Günther, Entwickler und Portfoliomanager, Tungsten TRYCON
© Tungsten TRYCON

Pablo Hess und Michael Günther, Entwickler und Portfoliomanager, Tungsten TRYCON

Mit den Zinserhöhungen, die in den USA wohl am Ende und im Euroraum bei einer Herbstpause ankommen, bieten sich im Fixed-Income-Universum attraktive Möglichkeiten. Herausforderung: Anleihen qualifizieren sich aufgrund der derzeit positiven Korrelation mit Aktien (eine Ausnahme im Vergleich zu den letzten 25 Jahren, die uns bei hoher Inflation und hohem Zinsniveau noch länger beschäftigen dürfte) kaum als Gegengewicht, um ein ausreichend diversifiziertes Portfolio zu erreichen. Fondslösungen, die aus einem Basisportfolio mit Staatsanleihen hoher Bonität bestehen, auf das eine weitere Alpha-Komponente (wie im Falle von Tungsten TRYCON die KI-Strategie) aufsetzt, profitieren von dem aktuellen Zins als Rückenwind. Um die Inflation (Euroraum ca. 5,3%, Deutschland ca. 6,2%) auszugleichen und eine positive reale Rendite zu erwirtschaften, halten wir aus Multi-Asset-Sicht zusätzliche marktunabhängige Erträge neben der Anleihenrendite für wichtig sowie Gestaltungsoptionen, um neben der Long- auch die Shortseite zu nutzen.
Silvio Vergallo, Head of Flexible Bond Funds, Eurizon
© Eurizon

Silvio Vergallo, Head of Flexible Bond Funds, Eurizon

Das aktuelle Umfeld bietet "sinnvolle Möglichkeiten" für Investitionen und Diversifizierung. Die Rückkehr der Korrelationen zwischen den Anlageklassen ermöglicht den effizienten Aufbau einer Multi-Asset-Allokation. Unser Team bevorzugt nach wie vor das kurze Ende der Zinsstrukturkurve für Staatsanleihen der Industrieländer, da der Carry-Faktor hoch ist und der Höhepunkt des Straffungszyklus erreicht wurde. Das ermöglicht einen besseren Absicherungsrahmen. Unternehmensanleihen mit höherer Kreditqualität bieten sowohl in Europa als auch in den USA Renditezuwächse und eine Sektor-Diversifizierung, während Märkte mit höheren Renditen aufgrund steigender Ausfallrisiken und enger Spreads weniger attraktiv sind und keinen ausreichenden risikobereinigten Mehrwert für eine Übergewichtung bieten. In den Schwellenländern gibt es eine Gegenläufigkeit zwischen hohen Bonitäten und hohen Renditen, wobei der risikobereinigte Wert bei hoch bewerteten Wertpapieren mit guten ESG-Bewertungen günstig ist.
Matthias Hoppe, Senior Vice President & Portfolio Manager, Franklin Templeton Investment Solutions
© Franklin Templeton Investment Solutions

Matthias Hoppe, Senior Vice President & Portfolio Manager, Franklin Templeton Investment Solutions

Die Anlagethemen, die unserer Meinung nach in den nächsten 6 bis 12 Monaten dominieren werden, sind: Verlangsamung des globalen Wachstums, nachlassender Inflationsdruck, weniger restriktive Notenbanken und ein zunehmend negativer Kreditzyklus. Die Desinflation unterstützt Vermögenswerte mit längerer Laufzeit, und wir bevorzugen hierfür Staatsanleihen. Etwas höhere Rendite gibt es im Vereinigten Königreich, mit dem Potenzial mit Kernmärkten wie der Eurozone aufzuschließen. Wir positionieren uns für Kapitalgewinne in Anleihen mit längerer Laufzeit und erzielen gleichzeitig höhere Anfangsrenditen in Anleihen kürzerer Laufzeit. Bei Unternehmensanleihen bevorzugen wir solche mit Investment-Grade-Rating, da diese eher „anleihenähnlich“ sind als Hochzinsanleihen. Regional konzentrieren wir uns auf Europa, da hier attraktivere Bewertungen vorzufinden sind. Selektiv sind Staatsanleihen in Lokalwährung aus Schwellenländern attraktiv, wo bereits Zinssenkungen stattfinden und die Währungen aufwerten könnten.
Daniel Morris, Chief Market Strategist, BNP Paribas Asset Management
© BNP Paribas Asset Management

Daniel Morris, Chief Market Strategist, BNP Paribas Asset Management

Bald ist Schluss mit den Zinserhöhungen der Zentralbanken - das ist positiv für Anleihen: Die Renditen von 10-jährigen deutschen Bundesanleihen und US-Staatsanleihen sind auf dem Weg zu den Höchstständen des letzten Jahres. Das US-Niveau ist attraktiv für uns, mittelfristig rechnen wir mit niedrigeren Zinsen, niedrigerer Inflation und weniger Wirtschaftswachstum. Das dürfte in den kommenden Monaten zu niedrigeren nominalen Staatsanleiherenditen führen. Neben US-Staatsanleihen halten wir auch Investment-Grade in der Eurozone für attraktiv, trotz der Konjunkturabkühlung, die wir sehen. Die Spreads im Index liegen über den historischen Durchschnittswerten, was bei US-Investment-Grade oder Hochzinsanleihen in beiden Regionen nicht der Fall ist. Die aktuellen Spreads preisen eine schlechtere wirtschaftliche Entwicklung ein, als wir erwarten. Die Unternehmensgewinne waren gut und die Barmittel sind hoch - für uns kein Grund zur Sorge um die Fähigkeit der Unternehmen, ihre Anleihen zu bedienen.
Supriya Menon, Head of Multi-Asset Strategy – EMEA, Wellington Management
© Wellington Management

Supriya Menon, Head of Multi-Asset Strategy – EMEA, Wellington Management

Unsere Multi-Asset-Einschätzung bleibt etwas defensiv, mit einer Untergewichtung von globalen Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Anlagen. Ebenso bleibt unsere Meinung zu japanischen Staatsanleihen bei "untergewichten". Wir halten auch an unserer Untergewichtung von festverzinslichen Wachstumswerten fest. Die strengeren Kreditvergabestandards beginnen sich in höheren Konkursraten niederzuschlagen, was sich unweigerlich auf riskantere Kredite wie Hochzinsanleihen auswirken wird. Während sich die Fundamentaldaten der Unternehmen auf breiter Front verschlechtern, sind wir bei den globalen Investment-Grade-Krediten zuversichtlicher, da die Fundamentaldaten recht solide sind und die hohen Kassenbestände dazu beigetragen haben, den Finanzierungsbedarf zu vermeiden. Rohstoffe belassen wir moderat übergewichtet, wobei wir angesichts der günstigen Angebots-/Nachfragedynamik den Schwerpunkt auf Kupfer und Gold legen.
Jon Day, Portfoliomanager für globale Anleihen, Newton IM, Teil von BNY Mellon Investment Management
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Jon Day, Portfoliomanager für globale Anleihen, Newton IM, Teil von BNY Mellon Investment Management

Nach über einem Jahrzehnt des Wartens sind Zinspapiere auch für sich allein betrachtet wieder eine attraktive Anlage. Allerdings sind nicht alle Märkte oder Volkswirtschaften gleich, zumal durch die lohnbedingte hartnäckige Inflation das anhaltende Risiko einer Renditeillusion besteht. Dies zeigt sich am besten beim Vergleich der realen Renditen inflationsgebundener Anleihen: Für Papiere mit zehnjähriger Laufzeit gibt es in den USA 1,8 Prozent und in Deutschland 0,1 Prozent – die möglichen Renditen sind also sehr unterschiedlich. Wir bevorzugen die Bereiche des Anleihenmarktes, die Anlegern Renditen oberhalb der Inflation bieten. Dabei stehen inflationsgebundene Anleihen hervor, vor allem aus den USA. Denn deren reale Renditen sind hoch und die Inflationserwartungen eher gering. Zudem bevorzugen wir Länder, deren Zentralbanken durch eine frühzeitige Straffung der Geldpolitik proaktiv gegen die Inflation vorgegangen sind. Viele dieser Länder gehören zu den Emerging Markets.
Onur von Burg, CIIA, Managing Director, Discretionary Portfolio Management, Banque Heritage
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Onur von Burg, CIIA, Managing Director, Discretionary Portfolio Management, Banque Heritage

Angesichts des derzeitigen Zinsniveaus sind festverzinsliche Wertpapiere eine geeignete TARA-Option. Nach fast einem Jahrzehnt mit Negativ- bis Nullzinsen haben Zentralbanken die Zinsen wieder auf ein attraktives Niveau gehoben. Angesichts von Desinflation und erwarteter moderater Geldpolitik favorisieren wir langfristige Staatsanleihen von Industrieländern. Trotz mässig attraktiver Spreads bevorzugen wir weiterhin hochwertige Unternehmensanleihen für ihre Resilienz in Abschwüngen. Unsere Untergewichtung in Schwellenländer-Anleihen wird durch Katastrophenanleihen und erstklassige europäische CLOs ausgeglichen, die Diversifizierung und Dekorrelation gegenüber traditionellen Anleihen bieten.
Marcel Huber, Portfoliomanager, BlackPoint Asset Management
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Marcel Huber, Portfoliomanager, BlackPoint Asset Management

Trotz des Ausnahmejahres 2022: Historisch hat sich die gleichzeitige Allokation in Aktien sowie in Staats- und Unternehmensanleihen bewährt. Aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus können festverzinsliche Wertpapiere aber nicht nur zur Diversifizierung beitragen – sie liefern auch wieder eine vergleichsweise hohe laufende Rendite. Aus unserer Sicht ist derzeit eine längere Duration angemessen. Insgesamt haben wir Anleihen momentan übergewichtet, auch da aufgrund der nach wie vor bestehenden Rezessionsängste die Schwankungen an den Aktienmärkten noch einmal zunehmen dürften. Innerhalb des Anleihesegments halten wir Unternehmensanleihen in der Breite für weniger interessant. Die Spreads liegen im historischen Vergleich eher im Durchschnitt. Das heißt: Anleger werden für die Kreditrisiken nicht übermäßig entlohnt. Chancen sehen wir auf selektiver Basis in den Schwellenländern. Interessant scheinen Osteuropa – Rumänien, Kroatien – oder zum Beispiel auch die Elfenbeinküste und Indonesien.
Felix Herrmann, Chefvolkswirt und Portfoliomanager, ARAMEA Asset Management
© ARAMEA Asset Management

Felix Herrmann, Chefvolkswirt und Portfoliomanager, ARAMEA Asset Management

Die gestiegene Attraktivität von Anleihen im Allgemeinen sorgt in unseren Portfolios – wenig überraschend – für eine tendenziell höhere Anleihenquote. Gerade in den USA sind Aktien im Vergleich zu Anleihen deutlich unattraktiver geworden. Das stagflationäre Konjunkturumfeld beziehungsweise das bisherige Ausbleiben einer stärkeren Rezession hat zuletzt zu einer Outperformance von Emittenten schwächerer Bonität geführt, da sich die Spreads seit Jahresbeginn tendenziell eingeengt haben. Die geringen Spreads sprechen aus unserer Sicht nun jedoch für eine Safety-First-Strategy: Die Übergewichtung bonitätsstarker Emittenten im Portfolio scheint das Gebot der Stunde zu sein. Daneben bevorzugen wir Nachranganleihen gegenüber Hochzinsanleihen. Zwar bieten beide Segmente ähnliche Renditen. Im Bereich nachrangiger Papiere ist das Emittentenrating allerdings deutlich besser als im Hochzinsbereich. Das bietet einen besseren Schutz gegen steigende Ausfallraten bei einer schwächelnden Konjunktur.
Guillermo Felices, Global Investment Strategist, PGIM Fixed Income
© PGIM Fixed Income

Guillermo Felices, Global Investment Strategist, PGIM Fixed Income

Trotz anhaltender Unsicherheiten gehen wir von einer Fortsetzung des Aufwärtstrends an den Anleihenmärkten im zweiten Halbjahr aus. Abhängig von der gewünschten Risikoexposition sind Allokationen in verschiedene festverzinsliche Anlageklassen ratsam. Unsere Empfehlungen gehen in Richtung höherwertiger bzw. konservativer gemanagter Risikoanlagen. Bei verbrieften Krediten sehen wir selektive Anlagechancen in nachrangigen Krediten, die aufgrund des höheren Risikos als bei Senior Debt in der Regel höhere Renditen aufweisen. Hinsichtlich der Bedeutung von Einstiegszeitpunkten bevorzugen wir weiterhin vorrangige Tranchen aufgrund ihres attraktiven risikoadjustierten Renditepotenzials. Spreads der Mezzanine-Tranchen von CLOs haben sich ausgeweitet, spiegeln aber die von uns erwartete Entwicklung der Kreditausfälle nicht vollständig wider. Ein besserer Einstiegszeitpunkt für CLO Mezz und Equity sollte bevorstehen. Am oberen Ende erscheinen AAA- und AA-CLOs in Europa und den USA sehr attraktiv.
Dr. Andreas Zingg, Head of Multi-Asset Solutions Europe, Vanguard
© Vanguard

Dr. Andreas Zingg, Head of Multi-Asset Solutions Europe, Vanguard

Anleihen sind für uns nach wie vor unverzichtbar im Multi-Asset Portfolio, da sie Aktienrisiken ausgleichen. Obwohl kurzfristige Anleihen im Vergleich zu Ende 2021 und 2022 deutlich attraktiver geworden sind - insbesondere im aktuell volatilen Marktumfeld - nehmen wir dahingehend keine Umschichtung vor. Anleihen mit längeren Laufzeiten versprechen zum einen höhere Renditen für langfristig orientierte Anleger. Zum anderen ist Markt-Timing selbst für professionelle Investoren schwierig. Für Privatanleger ist es besonders herausfordernd, rechtzeitig zurück in Anleihen mit längeren Laufzeiten umzuschichten, bevor die Märkte erste Zinssenkungen einpreisen. Eine währungsbesicherte Anleiheallokation sehen wir deshalb weiterhin als verlässliches Instrument für Diversifikation, weshalb Vanguard Multi-Asset-Lösungen in Bezug auf Emittenten, Länder und Laufzeiten in globale, breit diversifizierte Anleihenfonds investieren.
Ariel Bezalel und Harry Richards, Investment Manager für Festverzinsliche Wertpapiere, Jupiter Asset Management
© © Jupiter Asset Management 2023

Ariel Bezalel und Harry Richards, Investment Manager für Festverzinsliche Wertpapiere, Jupiter Asset Management

Investoren haben in der Vergangenheit aus mindestens drei Hauptgründen in Anleihen investiert: Erstens für ein stabiles Einkommen, das Dividendenzahlungen von Aktien unterstützen kann. Nach einer langen Phase niedriger oder sogar negativer Renditen können Investoren nun wieder Gewinne aus festverzinslichen Anlagen erzielen. Zweitens zur Diversifizierung, um eine Einkommensquelle zu finden, die nicht mit Aktien korreliert ist. Im Jahr 2022 wurde diese Annahme durch Verluste sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen herausgefordert. Diese Verluste waren auf den unerwarteten Anstieg der Inflation und die daraus resultierende Notwendigkeit der Zentralbanken zur schnellen Straffung der Geldpolitik zurückzuführen. Drittens bietet die geringere Volatilität von Anleihen im Vergleich zu Aktien Vorteile. Sobald der Straffungszyklus vorbei ist, sollte die Anleihenvolatilität wieder auf niedrigere Niveaus zurückkehren.
Charles Tan, Co-CIO Global Fixed Income, American Century Investments
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Charles Tan, Co-CIO Global Fixed Income, American Century Investments

Weil wir in den USA eine Verlangsamung des Wachstums und eine eventuelle Rezession befürchten, bleiben wir sehr selektiv und konzentrieren uns auf Anleihen höherer Qualität. Eine Verlängerung der Duration bei Staatsanleihen halten wir für sinnvoll. Die Politik der Fed hat die Renditen für kurze und mittlere Laufzeiten auf attraktive Niveaus getrieben. Doch sobald sich die Wirtschaft verlangsamt, die Inflation nachlässt die Fed ihren Kurs ändert, werden diese Niveaus nicht mehr zu halten sein. Bei U.S. Corporates bleiben wir defensiv positioniert und bevorzugen Kreditnehmer mit robusten Margen und Potenzial für eine Spread-Einengung. Wir übergewichten die Branchen Elektroindustrie, Nahrungsmittel und Getränke sowie Konsumgüter. Untergewichtet sind wir in Sektoren mit zyklischem Cashflow. Wir glauben aber, dass fallende Bewertungen in den kommenden Quartalen attraktive Kaufgelegenheiten bieten werden.
David Ennett, Anleihen-Portfoliomanager, Artemis IM
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David Ennett, Anleihen-Portfoliomanager, Artemis IM

Beim Anleihenausverkauf konnten Anleger Renditen mitnehmen, doch Vorsicht: Märkte könnten mit erneuter Niedriginflation rechnen. Bei anhaltender Inflation würden Anleiherenditen vor allem am längeren Ende weiter steigen. Kurzläufer wurden schon vielfach abgestoßen: der Inflationsschock war weithin eingepreist. An den meisten wichtigen Märkten rentieren sie höher als Langläufer–eine seltene Chance auf mehr (Rendite) für weniger (Durationsrisiko). Für Hochzinstitel spricht viel, doch bei der auf eine Wachstumsverlangsamung ausgerichteten Geldpolitik sind wir wählerisch. In Erwartung einer Krise können Risikomärkte überreagieren. Die diesjährige starke Entwicklung bei US-Wohnimmobilien zeigt, was geschieht, wenn die Markteinschätzung von „desaströs“ zu „schwächelnd“ umschlägt. In einigen Sektoren ist die Angst übertrieben, in anderen gerechtfertigt. Nach den letztjährigen Verwerfungen mit Chancen und Fallstricken sind wahllose Beta-Strategien unangebracht. Ein aktiver Ansatz mit kurzer Duration bei globalen Hochanleihen erscheint ideal.
Josefine Urban, Senior Portfolio Manager, Legal & General Investment Management (LGIM)
© LGIM

Josefine Urban, Senior Portfolio Manager, Legal & General Investment Management (LGIM)

Wir bevorzugen derzeit US-TIPS (Treasury Inflation-Protected Securities). Die realen 5-Jahres-Renditen in den USA liegen derzeit bei etwa zwei Prozent und damit über unserer Schätzung der Trendwachstumsrate. Reale Renditen auf oder über dem realen Wachstumsniveau konnten sich in der Vergangenheit selten lange halten. Wir ziehen Gilts Bundesanleihen und Treasuries vor. Gilts haben sich im zweiten Quartal dieses Jahres schlechter entwickelt als andere Staatsanleihen aus den entwickelten Märkten, weil sich die Inflation im Vereinigten Königreich als hartnäckiger erwiesen hat. Viele der Inflationsfaktoren sind allerdings globaler Natur – das Vereinigte Königreich sollte keinen anderen inländischen Inflationsprozess erleben als andere große entwickelte Volkswirtschaften. Spreads im Investment Grade sind eng, so dass wir von Unternehmensanleihen nicht sonderlich angetan sind. Dafür halten wir Schwellenländeranleihen in Hartwährung für attraktiv, insbesondere den Sektor mit kurzer Laufzeit.
Michael Grady, Head of Investment Strategy und Chefökonom, Aviva Investors
© Aviva Investors

Michael Grady, Head of Investment Strategy und Chefökonom, Aviva Investors

Viele Anleger begrüßen das Ende eines von QE und Nullzinsen geprägten Jahrzehnts als willkommene Abwechslung. Die Rendite globaler Staatsanleihen ist mit 3,2 % so hoch wie seit 2008 nicht mehr und liegt über dem Durchschnitt von 1,1 % von 2012-2021. Da die Zentralbanken der G10-Länder das Ende ihrer Zinserhöhungszyklen erreicht haben sollten, sind kurze Laufzeiten attraktiv: Sie sind weniger risikoreich und werfen höhere Renditen ab als langlaufende Anleihen und Dividendenrenditen. In den letzten Jahren erlitten US-amerikanische und britische Staatsanleihen große Verluste, steigende nominale und reale Renditen waren der Hauptgrund für Aktienverluste. Die Korrelationen hatten sich verdreht: Anleihen waren nicht mehr defensiv. Das hat sich erneut umgekehrt und 10- bis 30-jährige Staatsanleihen bieten wieder einen Schutz für risikoreiche Anlagen, was sie trotz negativen Carrys zu einem rentablen Instrument der Vermögensallokation macht.
Reto Baumgartner, Co-Head Multi Asset Solutions, Fisch Asset Management
© Fisch Asset Management

Reto Baumgartner, Co-Head Multi Asset Solutions, Fisch Asset Management

Wir erwarten, dass die straffe Geldpolitik mit Verzögerung ihre bremsende Wirkung zeigen wird und rechnen mit einer kommenden Rezession. Die Marktdaten wie Auftragseingänge, Frühindikatoren, Geldmengenwachstum oder inverse Zinskurve sind allesamt negativ. So halten wir ein klares Untergewicht in High-Yield-Bonds, da die aktuellen Credit Spreads nicht ausreichend für die erwarteten steigenden Ausfallraten entschädigen und sind neutral bei Investment-Grade-Anleihen positioniert. Chancen sehen wir bei Staatsanleihen. Unser Modell, das auf Inflations- und Wachstumszahlen beruht, zeigt deren attraktive Bewertung. Daher haben wir in der ersten Jahreshälfte unser Untergewicht in der Duration reduziert und sind bereit, die höheren Zinsen im zweiten Halbjahr zu nutzen, um über die neutrale Quote hinauszugehen. Weiterhin sind wir auch in Wandelanleihen investiert, da sie durch ihre Konvexitätseigenschaften sowohl Partizipation nach oben wie auch defensive Schutzeigenschaften nach unten bieten.
Matt Bullock, EMEA Head of Portfolio Construction and Strategy, Janus Henderson Investors
© Janus Henderson Investors

Matt Bullock, EMEA Head of Portfolio Construction and Strategy, Janus Henderson Investors

Höhere Zinsen bieten Anlegern wieder attraktive Erträge, das Potenzial für Kapitalzuwachs und den Vorteil der Diversifizierung gegenüber risikoreicheren Anlageklassen. Wir rechnen also mit einer verstärkten Allokation in Anleihen, da die Anleger nach defensiven Strategien für die Abschwungphase suchen. Nach langer Durststrecke bieten Anleihen mit kürzerer Laufzeit nun wieder Renditen im mittleren einstelligen Bereich. Und angesichts der zu erwartenden Verlangsamung der Weltwirtschaft bieten intermediäre Anleihen mit längeren Laufzeiten das Potenzial für Kapitalzuwachs. Im Credit-Bereich dürften widerstandsfähige Investment-Grade-Unternehmen einen Abschwung besser überstehen als zyklischere Emittenten.
Sam Vereecke, CIO Fixed Income, DPAM
© Degroof Petercam

Sam Vereecke, CIO Fixed Income, DPAM

Wir bevorzugen eine neutrale Duration, allerdings mit einer Tendenz zu Long-Positionen. Im Falle einer Zinsschwäche oder einer plötzlichen drastischen Wende im Wirtschaftszyklus könnte eine Verlängerung der Duration angemessen sein. Die EZB wird noch länger restriktiv bleiben müssen, daher werden die Finanzierungsbedingungen und die Finanzmärkte in der Eurozone weiter unter Druck stehen. Anleihen von Unternehmen mit soliden Bilanzen und liquiden Anleihen dürften möglichen Turbulenzen besser trotzen als solche von Firmen, die auf wackligen finanziellen Füßen stehen. Investment-Grade-Anleihen ziehen wir gegenüber Hochzinsanleihen vor. Bis sich die Aussichten aufhellen und sich ein Konsens über die Zielzinssätze abzeichnet, können die aktuellen Renditen einen Puffer gegen Marktschwächen bilden. Anleger sollten auf mögliche Umschichtungen zugunsten von Qualitätsanlagen achten. An den globalen Rentenmärkten zahlt es sich aus, anpassungsfähig und geduldig zu bleiben und auf Chancen zu warten.
Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt, FERI AG
© FERI AG

Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt, FERI AG

Nein, weitere 1-2 Zinsanhebungen sind bis zum Jahresende noch möglich. Wichtiger ist aber: Die Notenbanken werden den erreichten Maximal-Leitzins bis weit in das Jahr 2024 hinein beibehalten, weil sie das Risiko einer zweiten Inflationswelle minimieren wollen und ihre (noch vorhandene) Reputation darauf beruht, das Ziel der Rückführung der Inflation auf das 2%-Ziel zu erreichen. Wir glauben deshalb, dass eine spürbare Rezession der US-Wirtschaft nahezu unvermeidlich ist, wenn auch wahrscheinlich erst im Jahr 2024. Für den Rentenmarkt bedeutet dies: Kurzfristig könnten sich die Renditen auf dem aktuellen relativ hohen Niveau seitwärts bewegen, auf Sicht der nächsten 6 bis 12 Monate werden wir aber mit hoher Wahrscheinlichkeit spürbar sinkende Langfristzinsen sehen. Den Anteil von Renten an einem Multi-Asset-Portfolio aufzustocken ist die logische Konsequenz daraus. Die inverse Zinsstruktur begünstigt derzeit eine kurze Duration, die im Zeitablauf sukzessive verlängert werden sollte.
Nicola Mai, Portfoliomanager und Experte für Staatsanleihen, PIMCO
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Nicola Mai, Portfoliomanager und Experte für Staatsanleihen, PIMCO

Unsere Erwartungen eines niedrigen neutralen Zinssatzes und einer Rückkehr zu einer Inflation in der Nähe des Zielwerts bestärken uns in unseren positiven Aussichten für hochqualitative festverzinsliche Wertpapiere. Wir bevorzugen eine einen widerstandsfähigeren Anlageansatz und bleiben vorsichtig, was konjunkturabhängige Bereiche des Marktes betrifft. Insgesamt scheinen festverzinsliche Wertpapiere aktuell so attraktiv wie seit vielen Jahren nicht mehr. Selbst mit einer defensiven Positionierung in Bezug auf das Zins-, Inflations- und Kreditrisiko ist es möglich, eine sehr attraktive Rendite zu erzielen. Trotz der Ungewissheit über die Politik der Zentralbanken und die Konjunkturaussichten bevorzugen wir derzeit hochwertige Staats- und Unternehmensanleihen. Dennoch sind wir der Meinung, dass sich in den nächsten zwei bis drei Jahren auch im Bereich der Hochzinsanleihen gute Chancen ergeben werden.

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