Der älteste in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Fonds ist der Pioneer Fund, welcher auch gleichzeitig der viertälteste Investmentfonds in den USA ist. Im Februar 1928, also noch vor Beginn der Weltwirtschaftskrise, in den USA gegründet, feiert er nächstes Jahr bereits seinen 77. Geburtstag. Der damalige Fondsmanager, John L. Carret, war zum Zeitpunkt der Auflegung gerade einmal 21 Jahre alt. Bis 1985, also immerhin 55 Jahre hindurch, stand er selbst an der Spitze des Fonds. Dann folgte das zweijährige Intermezzo von Paul Mullare.
Seit 1986 managt nun der Historiker John Carey den Fonds. Und wie seine Vorgänger setzt auch er auf amerikanische Value-Titel. Mit Erfolg: Seit 1928 erzielte der Fonds damit 12,4 Prozent Performance pro Jahr, in den letzten 19 Jahren immerhin noch 8,3 Prozent. Übrigens, John Carey war 1986 als er den Fonds übernommen hat 37 Jahre alt. Wollte er die Ära Carrets übertreffen, müsste er bis 2041 arbeiten. Carey wäre dann 92 und der Pioneer Fund 113 Jahre alt.
Robeco: Nach dem Börsenkrach gegründet
Aber auch der Robeco Fonds kann bereits auf ein langes und erfülltes Leben zurückblicken. Der am 1. Dezember 1929, kurz nach dem Börsenkrach, in Holland aufgelegte Investmentfonds legt im Unterschied zu Pioneer weltweit in Aktien an. Robeco, die älteste in Holland noch bestehende Investmentgesellschaft, streute bereits damals global: Neben den Niederlande (33%) investierte der Robeco N.V. bereits in die niederländischen Kolonien (18%) andere europäische Länder (25%), USA (16%) und Südamerika sowie in Afrika (8%). „1969 kam dann das damalige Schwellenland Japan hinzu, wobei sich unser Research hier auf Financial Times Artikel beschränkte“, schildert Fondsmanager Mark Glazener die damalige Pionierrolle Robecos. Heute verfügt der Fonds bereits über ein Volumen von 6,2 Mrd. Euro und erzielte seit 1985 eine durchschnittliche Rendite von 8,1 Prozent. Zum Vergleich: Der 1954 aufgelegte Templeton Growth erzielte mit einem ähnlichen Investmentuniversum 12,1 Prozent und ist sogar 13 Mrd. Euro schwer.
Afrikainvestments im Jahre 1948
Nach einer Pause von immerhin 14 Jahren wurde 1943 dann der nächste Fonds, der UBS (CH) Property Fund – Léman Residental Foncipars, welche nur in Immobilien in der französischen Schweiz investiert. Damit erzielte der Fonds seit 1985 allerdings ausgezeichnete Erträge und liegt bei durchschnittlich 9,4 Prozent pro Jahr. Dass Investments in Afrika vor 60 Jahren beliebter waren als heute, zeigt der UBS (CH) Equity Fund South Africa. Der 1948 aufgelegte Fonds liegt anhand der Performance – Emerging Markets Aktien schnitten in den letzten 15 Jahren sehr gut ab – aber weniger gut und erzielte nur 1,7 Prozent.
Dann folgen zwei Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Schweiz, der Credit Suisse Equity Swiss Blue Chip und der UBS (CH) Equity Fund – Switzerland. Beide wurden im Mai 1949 aufgelegt und erzielten in den letzten 19 Jahren ähnliche Renditen von 9 bzw. 8,8 Prozent p.a.
ADIG startete 1950 in Deutschland
Dass aber auch Deutschland über eine lange Investmenthistorie verfügt, zeigt der Mischfonds ADIG Fondra, der seit Auflegung 1950 durch die Anlage in deutsche Aktien und Anleihen rund 9 Prozent p.a. und seit 1985 immerhin noch 5,7 Prozent Ertrag p.a. erzielen konnte. Trotzdem erscheint dass Volumen mit 123 Mio. Euro relativ mager im Vergleich zu anderen Dinosaurier Fonds. Erfolgreicher war man bei der ADIG da schon mit dem ADIG Fondak, welcher am 30. Oktober 1950 aufgelegt wurde und damit der älteste deutsche Aktienfonds ist. Fondsmanagerin Heidrun Heutzenröder konzentriert sich vor allem auf deutsche Standardwerte mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis und hoher Dividendenrendite. Überhaupt weist die Produktpalette von ADIG eine lange Historie auf: Neben den beiden erwähnten Fonds wurden vor 1960 noch der ADIG Fondis (globale Aktien, Auflage 1955) und der ADIG Adifonds (deutsche Aktien, Auflage 1958) gegründet.
Schweizer Immofonds am Stärksten vertreten
Stark vertreten unter den ältesten Fonds der Welt sind besonders Schweizer Immobilienfonds: Neben dem bereits erwähnten UBS (CH) Property Fund – Léman Residental Foncipars, finden sich noch weitere sieben Immofonds im Ranking (siehe Tabelle). Der UBS (CH) Property Fund – Swiss Mixed Sima (Auflegung 1950) etwa investiert etwa nur in Schweizer Stadtimmobilien und sammelte damit bereits 2,2 Mrd. Euro an Volumen ein. Eine Anlage die in der Vergangenheit aber auch dem Investor Spaß machte: Seit 1985 liegt die durchschnittliche Rendite der acht Schweizer Immofonds zwischen 6,3 Prozent (UBS (CH) Property Fund – Swiss Mixed Sima) und 13 Prozent (La Fonciere).
Österreich: Neun Jahre lang nur eine KAG
Der erste österreichische Fonds datiert aus dem Jahr 1956, als die erste österreichische KAG, die Österreichische Investmentgesellschaft (ÖIG), den heutigen Capital Invest Select Europe Stock auflegte. Erst neun Jahre später wurde die zweite KAG, die SPARINVEST, gegründet, welche noch im gleichen Jahr den SPARINVEST Fonds auflegte. Der Boom erfolgte aber erst viel später: Zwischen 1983 und 1991 stieg die Anzahl der Fondsgesellschaften in Österreich von 4 auf 25, welche insgesamt 295 Fonds verwalteten. Ab damals fand das Wachstum aber vor allem in der Fondsanzahl statt: Denn heute verwalten 23 KAG´s bereits fast 2000 inländische Fonds.
Branchenfonds: Älter als man denkt
Die derzeit nahezu totgesagten Branchenfonds sind übrigens keine neue Erfindung: Der Credit Suisse Equity Global Pharma investiert seit 1959 in globale Healthcare-Aktien aus dem Bereichen Pharma und später auch Biotechnologie. Eine Zukunftsbranche eben, bereits vor 45 Jahren…
Performancedaten per 26.10.2004 in Euro
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